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Fünf neue Schiedsrichter in Herne/Castrop-Rauxel: (v.l.) Alessandro Bussi, Mike Matthias, Jan Eike Pohl, Kassim Azmou und Bente Mats Helling.

Fußballkreis zeigt sich enttäuscht über geringe Resonanz

Fünf neue Schiedsrichter in Herne

Der Fußballkreis Herne begrüßt fünf neue Schiedsrichter. Die Anwärter haben den Herbst-Lehrgang des Kreisschiedsrichterausschusses (KSA) erfolgreich absolviert und werden fortan Begegnungen auf den Sportplätzen in Herne und Castrop-Rauxel leiten, teilte der Kreis am Donnerstag (1.10.2020) mit.

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Am ersten Lehrgangstermin waren zehn Anwärter anwesend. Vier entschieden sich im weiteren Verlauf, den Lehrgang nicht bis zum Ende zu besuchen. Ein weiterer Anwärter schaffte die Prüfung nicht, die aus einem theoretischen Part (30 Regelfragen) sowie einem Lauftest bestand.

Die Zahl der neuen Schiedsrichter ist alles andere als zufriedenstellend. So wird es zwangsläufig dazu kommen, dass immer mehr Spiele ohne einen offiziell angesetzten Schiedsrichter stattfinden. Der KSA befürchtet, dass es bereits im Herbst bei ersten Partien in der Kreisliga B der Fall sein wird. Gemäß den aktuellen Durchführungsbestimmungen müssen sich die beteiligten Vereine dann selbst auf einen Schiedsrichter einigen.

"Wir bräuchten eigentlich 25 neue Unparteiische, haben aber wegen der Hygiene- und Abstandsregeln den Kurs auf 15 Teilnehmer begrenzt. Wir denken dabei auch eher mittel- und langfristig", sagte Leonidas Exuzidis aus dem KSA im Gespräch mit halloherne. "Wir wollen den Vereinen nicht den Schwarzen Peter zuweisen und auch keine Konfrontation mit ihnen. Dennoch sind wir auf sie angewiesen, da sie ihre Schützlinge besser kennen und wissen, wer als Schiedsrichter geeignet sein und Lust darauf haben könnte."

Mehr Teilnehmer erhofft

Daher hatte sich der KSA mehr Anmeldungen erhofft. Auch die Corona-Pandemie könnte natürlich eine Rolle gespielt haben, mutmaßt der Regionalligareferee, der für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. "Wir brauchen einfach mehr Leute und müssen dafür gemeinsam Lösungen finden. Es ist auch in unserem Interesse, möglichst alle Spiele zu besetzen."

„Wir sind maßlos enttäuscht von der Ignoranz der Vereine“, wurde Gregor Werkle, Vorsitzender des KSA, deutlicher. „Wir haben mehrfach auf unseren Anwärterlehrgang hingewiesen und auch im Vorfeld betont, dass wir dringend neue Schiedsrichter auf unseren Plätzen benötigen. Die meisten Vereine scheint dies nicht weiter zu interessieren.“ Werkle ergänzte weiter: „Die Konsequenzen tragen letztlich die Vereine selbst. Doch das ist vielen Verantwortlichen offenbar nicht bewusst.“ Die Strafensätze für die fehlenden Unparteiischen orientieren sich dabei an die Zahl der gemeldeten Teams im Verein, ergänzt Exuzidis.

In der Kreisliga C finden an jedem Spieltag bereits Spiele ohne offiziell angesetzten Schiedsrichter statt. Im Jugendbereich werden aktuell Begegnungen bis zur E-Jugend besetzt. Der KSA hofft, dies auch weiterhin aufrechterhalten zu können. Der Mangel wäre noch deutlich höher, wenn nicht manche Schiedsrichter zwei oder gar drei Partien an einem Tag leiten würden. „Vor diesen Kameraden kann ich nur den Hut ziehen“, sagt Gregor Werkle.

Viele überkreislich unterwegs

Ergänzend kommt hinzu, dass der Kreis Herne in den überkreislichen Ligen sehr gut vertreten ist. So stellen die „Fünfzehner“ beispielsweise zwei Schiedsrichter in der Regionalliga West sowie vier in der Oberliga Westfalen. Diejenigen Schiedsrichter und Assistenten, die überkreislich unterwegs sind, können am Wochenende keine Spiele auf Kreisebene leiten – das erschwert die Besetzung aller angesetzten Partien.

Der KSA kündigt weiterhin an, dass an den Spieltagen, an denen nicht alle Spiele besetzt werden können, insbesondere die Spiele der Vereine nicht (!) mit Schiedsrichtern besetzt werden, die beim Schiedsrichter-Soll im Minusbereich sind. Das ist gegenüber den Vereinen bereits kommuniziert worden.

Aktuell zählt der Fußballkreis 146 aktive Schiedsrichter. Hier muss beachtet werden, dass nicht alle am Wochenende stets verfügbar sind. Außerdem erfasst diese Zahl auch Unparteiische, die nur als Beobachter unterwegs sind. Auch pausieren einige wenige aufgrund der Corona-Pandemie. Aktuell fehlen etwa 25 Referees, um einen reibungslosen Spielbetrieb zu gewährleisten.

Top-Schiedsrichterinnen sind Aushängeschilder

Die fünf neuen Referees gleichen etwa den Verlust aus, der im vergangenen Jahr durch das Ausscheiden anderer Schiedsrichter entstanden ist. Den Anwärterlehrgang im Herbst 2019 hatten nur vier Teilnehmer erfolgreich absolviert. Im vergangenen Frühjahr hatte es aufgrund der Corona-Pandemie keinen Lehrgang gegeben. „Nachdenklich stimmt uns die Entwicklung, dass kein Mädchen und keine Frau nun dabei war. Dabei haben wir gerade in Herne mit Marina Wozniak, die nun zwar aufgehört hat, aber auch mit Nadine Westerhoff, die in der Frauen-Bundesliga pfeift, zwei Aushängeschilder vor Ort, die zeigen, wie gut es funktionieren kann“, resümiert Exuzidis.

Folgende Teilnehmer haben den Lehrgang bestanden: Alessandro Bussi (Verein noch nicht bekannt), Mike Matthias (FC Frohlinde), Jan Eike Pohl (SV Holsterhausen), Kassim Azmou (Firtinaspor Herne) und Bente Mats Helling (Spvgg Horsthausen).

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Den neuen Schiedsrichtern wird in den ersten Partien ein erfahrener Unparteiischer des Kreises zur Seite gestellt. Dieser unterstützt sie bei den ersten Schritten, gibt ein erstes Feedback zur Leistung und hilft außerdem bei den administrativen Aufgaben, etwa bei der Bearbeitung des Spielberichts. Der nächste Anwärterlehrgang für Schiedsrichter findet voraussichtlich im Frühjahr 2021 statt.

| Quelle: Leonidas Exuzidis/ Marcel Gruteser