halloherne.de

lokal, aktuell, online.
„Wald“ mit urtümlichen „Weidetieren“ in der Schwarzkaue.

'Jaja Na Oko Ypsilon Moll' in der Künstlerzeche

Grandiose Installation von Gudrun Kattke

Am Samstag, 15. August 2020, eröffnet die Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 eine Ausstellung mit Werken von Gudrun Kattke, die so bemerkenswert ist wie ihr Titel dadaistisch-rätselhaft: Jaja Na Oko Ypsilon Moll. Coronabedingt wird auf eine formelle Vernissage verzichtet und da allein der Aufbau dieser großartigen „installativen Inszenierung“, so Kurator Peter Buchwald, knapp zwei Wochen in Anspruch genommen hat, ist sie bis einschließlich 13. September 2020 zu erleben.

Anzeige: Glasfaser in Crange

Während in der Schwarzkaue eine nicht minder kleinteilige Installation in einen „Wald“ mit recht urtümlichen „Weidetieren“ führt, betritt der sogleich vom Gesehenen überwältigte Besucher in der Schwarzkaue ein „Seelenhaus“, dem die Künstlerin ein Wort von Emily Dickinson vorangestellt hat: „Man muss kein Zimmer sein, damit es spukt im Innern, auch kein Haus. Das Hirn hat Gänge – die gehen über Gebautes weit hinaus.“

„Hausfrauenglück“, zwei Hometrainer aus Haushaltsgeräten.

Schon von Kindesbeinen an, verrät die 1967 in Recklinghausen geborene Künstlerin, hat sie Gegenstände rund um Haus und Wohnung gesammelt. Das im Internet zu findende siebenminütige You Tube-Video „Kattke und die Dinge“ von Mai 2016 gibt anschaulich Auskunft über ihre Sammlung, die viele Jahre in einem dreistöckigen Dortmunder Hinterhaus aufbewahrt war, bevor sie zusammen mit dem Atelier Gudrun Kattkes nach Lünen umzog.

„In einem Seelenhaus Familien aufgestellt, sind die Dinge wie Geschwister. Wie verliebte und verheiratete Paare, die in einem alltäglichen Moment ihres Lebens erstarrt sind und sich in ihrer Bedeutung manifestiert haben. Sterne im Sternbild. Man spürt ihre Verbundenheit und ihre Beziehung zueinander. Sie bilden Gruppen, die sich zu Zentren verdichten. In der Diele, Stube, Küche, im Keller, im Schlafzimmer, der Dachkammer und im Garten, tuscheln, wispern und flüstern sie, explodieren und schreien“ schreibt die Künstlerin über ihre Installation.

Der Ausstellungsbesucher braucht jedoch nicht ehrfurchtsvoll-museal vor diesem „Haus“ und all‘ seinen „Zimmern“, in denen durchaus auch persönliche Erinnerungsstücke Gudrun Kattkes ihren Platz gefunden haben, erstarren. Sie haben vielmehr die Möglichkeit, sich in der Installation zu bewegen. Man kann einem im Grundriss vorbestimmten Weg folgen oder wie Geister durch die imaginären Mauern schreiten. Stühle laden dazu ein, sich manches Detail näher zu betrachten – oder sich einfach nur auszuruhen.

Gudrun Kattke in der Weißkaue.

Gudrun Kattke: „Die Geschichte erzählt uns unendlich viele Geschichten. Vom Heimkehren und Zuhause-Sein. Vom Ein- und Ausrichten der eigenen Gesinnung und Gefühle.“ Nach einem Studium der visuellen Kommunikation an der Fachhochschule Dortmund, Abschluss 1996 als Dipl. Designerin, gehört die Künstlerin der Dortmunder Gruppe, dem Vestischen und dem Westdeutschen Künstlerbund an. Zahlreiche nationale und internationale Gruppen- und Einzelausstellungen haben sie weit über ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt Ruhrgebiet hinaus bekannt gemacht. In der Tradition von DaDa und Fluxus arbeitet Gudrun Kattke überwiegend in den Bereichen Installation, Performance, Objekt und Malerei. Und was hat es nun mit dem an Kurt Schwitters erinnernden Ausstellungstitel auf sich? „Jaja Na Oko“ ist serbisch und bedeutet „Zwei Spiegeleier“. „Ypsilon“ ist der vorletzte Buchstabe und „Moll“ die Tonart, die zur heute coronabedingt bedrückten Stimmung passt. Davon, dass Gudrun Kattke im Grunde genommen ein Dur-Mensch geblieben ist, zeugt diese unbedingt sehenswerte Ausstellung.

Anzeige: Osterbrief

Auf eine Eröffnungsveranstaltung wird verzichtet. Es dürfen sich höchstens gleichzeitig 15 Besucher in der Weißkaue aufhalten. Der aktuelle Mindestabstand von 1,50 m ist auch in der Schwarzkaue einzuhalten. Innerhalb der Künstlerzeche besteht die Pflicht zur Bedeckung von Nase und Mund. Mit dem Besuch der Ausstellung wird dem Veranstalter die Erlaubnis erteilt, Foto- und Filmaufnahmen zu machen und diese für die Öffentlichkeitsarbeit und die Dokumentation zu benutzen.

Vergangene Termine (1) anzeigen...
  • Samstag, 15. August 2020, um 17 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann