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v.l. Dirk Brieskorn (Vorstand), Cengiz Kaymak (Vorstand), Mike Imminger (Geschäftsführer), Philipp Künne (Rechtsanwalt u. Sanierungsberater), Nico Koning (Vorstand).

FuK geht gestärkt aus dem Insolvenzverfahren

Vor gut einem Jahr meldetet die Familien- und Krankenpflege Herne (FuK) Insolvenz an. Während einer Pressekonferenz am Montag (11.11.2019) verkündete der amtierende Vorstand und die neue Geschäftsführung, die guten Nachrichten: Die Fuk geht gestärkt aus dem Insolvenzverfahren, das im November 2018 vom seinerzeitigen Notvorstand beantragt wurde, hervor. Die weitere gute Nachricht: Die 170 Arbeitsplätze wurden ebenfalls gerettet, dadurch sei auch die Versorgung von mehreren Hundert Patienten gewährleistet.

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„Die Gläubiger des Vereins haben beim Erörterungs- und Abstimmungstermin vor dem Amtsgericht Bochum dem vom Verein vorgelegten Insolvenzplan einstimmig zugestimmt. Damit ist der Weg frei, dass der Verein in wenigen Wochen wieder uneingeschränkt handlungsfähig ist," sagte Dirk Brieskorn, Vorstand des Vereins. Brieskorn weiter: „Es war ein Jahr mit vielen Turbulenzen und Aufgaben jenseits der üblichen Tätigkeiten. Weil aber alle Mitarbeiter mitgezogen haben und auch die Gläubiger wohlwollend an der Rettung und Fortführung des Vereins mitgewirkt haben, gelang es uns, den Verein aus der Insolvenz herauszuführen und für die Zukunft standsicher zu machen.“ Brieskorn war November 2018 vom Gericht zum Notvorstand bestellt worden, weil der Verein handlungsunfähig war. Schon nach wenigen Tagen im Amt wurde ihm klar, dass die Zahlungsunfähigkeit drohte und er holte die Kanzlei Buchalik Brömmekamp aus Düsseldorf an Bord, die auf die Sanierung angeschlagener Unternehmen spezialisiert ist.

Rechtsanwalt Philipp Künne, der Sanierungsberater bei Buchalik Brömmekamp ist, wurde von der Mitgliederversammlung in den Vorstand gewählt, daneben auch noch Nico Koning von der Familien- und Krankenpflege e.V. Herdecke und Wetter. Die drei neuen Vorstände haben zunächst einen Überblick über die Lage des Vereins gewinnen müssen. „Durch die lange faktische Führungslosigkeit war es eine anspruchsvolle Aufgabe, hier auch wirtschaftlich den Überblick zu gewinnen“, berichtet Künne. „Wir konnten uns aber auf die Verwaltungsmitarbeiter voll und ganz verlassen, die alle mitgewirkt haben, Licht ins Dunkel zu bringen.“

Im Laufe der Monate kristallisierte sich dann auch heraus, an welchen Stellen angesetzt werden musste, um die Kostenstruktur in den Griff zu bekommen. Zwei große angemietete Flächen (Glückaufplatz und Bochumer Straße) standen leer, verursachten aber hohe Mietkosten, und wurden abgestoßen. Eine vom Verein betriebene Filiale in Dorsten arbeitete hoch defizitär. Die dort tätigen Patienten wurden an einen anderen Anbieter vermittelt und die von der Schließung des Standorts betroffenen Mitarbeiter sind ebenfalls zu diesem Anbieter gewechselt. Für sie wurde auf dem Verhandlungsweg die Übernahme zu unveränderten Arbeitsbedingungen gewährleistet. Somit hat der Verein zum Ende des Verfahrens kaum weniger Mitarbeiter als zu dessen Beginn.

Da Jahre des Miss-Managements nicht in kurzer Zeit kompensiert werden können, gibt es nach der Beendigung des Verfahrens noch viele dringliche Aufgaben zu bewältigen. Dafür gewann der Vorstand Mike Imminger als neuen Geschäftsführer. Der erst 29-jährige Imminger ist seit seiner Ausbildung vor acht Jahren für den Verein tätig und hat insbesondere in turbulenten Zeiten Ausdauer und Loyalität zum Verein und seinen gemeinnützigen Zwecken bewiesen. „Er hat zudem großen Zuspruch aus den Reihen der Belegschaft. Insofern war es folgerichtig, ihn mit der Wahrnehmung dieser Aufgabe zu beauftragen“, freut sich Dirk Brieskorn.

Imminger selbst begreift die neue Aufgabe als große Chance, aber auch als Verpflichtung. „Es ist etwas Besonderes, wenn mir als jungem Menschen in einem so traditionsreichen Verein die Leitung anvertraut wird“, sagt Imminger. „Aber ich bin mir der Unterstützung der Kollegen der anderen Familien- und Krankenpflegevereine in den umliegenden Ruhrgebietsstädten sicher. Insofern fühle ich mich gerüstet und freue mich auf diese neue Aufgabe.“

In der letzten Mitgliederversammlung Ende Oktober 2019 wurden die Vereinsmitglieder ebenfalls über das Verfahren und die Entwicklungen der letzten Monate informiert. Zudem ist Rechtsanwalt Künne nach erledigter Sanierungsberatung aus dem Vorstand zurückgetreten. Für ihn wurde Cengiz Kaymak von der Versammlung in den Vorstand gewählt. Der Herner Bürokaufmann und Inhaber einer Versicherungsagentur ist dem Verein seit vielen Jahren verbunden und unterstützt nun ehrenamtlich die Geschicke der Familien- und Krankenpflege.

„Ich musste nicht lange überlegen, als ich gefragt wurde, ob ich für dieses Ehrenamt kandidieren wollte“, berichtet Kaymak. „Der Verein ist für seine gute Arbeit und sein Engagement in Herne bekannt, da war es für mich Ehrensache, mich auch persönlich einzubringen – erst recht nach einer so schwierigen Phase.“

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Insgesamt wurde das Sanierungsverfahren in gutem Einvernehmen mit den Gläubigern, den Arbeitnehmervertretern, dem Sachwalter und den anderen Verfahrensbeteiligten abgeschlossen. „Das ist in diesem Fall sicher außergewöhnlich, wie sehr alle Beteiligten an einem Strang gezogen haben“, sagt der Sanierungsexperte Künne.