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Heute

Was von der Kohle übrig bleibt

Neu im Kino: 'Vom Ende eines Zeitalters'

Symbol für die Zukunft des Bergbaus in Deutschland: Hydraulikstempel am Weg eines Halden-Wanderwegs.

Grubenfahrt auf eine Tiefe von 1.200 Metern unter die Erde Bottrops, bevor alles „ausgeraubt“ wird. Die Geräuschkulisse unter Tage ist enorm. Auf Prosper V ist bald Schicht im Schacht. Historische Fotos belegen die einstige Blüte Ende des 19. Jahrhunderts – und die harte körperliche Arbeit mit Flottmann-Bohrhämmern aus Herne und Schippen noch bis in die 1980er Jahre hinein. Am Ende stehen eine Messe im Essener Dom und Ansprachen von Norbert Blüm und Norbert Lammert. Mit dem Zechensterben einher ging der Umbruch der einstigen Arbeiterkolonie zur Eigenheimsiedlung, die ihren geschlossenen Charakter ebenso verloren hat wie den geradezu familiären Zusammenhalt der Bewohner. Auch Kneipen, Vereine und Kirchengemeinden sind einem enormen Wandel ausgesetzt: „Erst stirbt die Zeche, dann stirbt die Stadt.“ Christoph Hübner und Gabriele Voss zeigen in ihrem Dokumentarfilm „Vom Ende eines Zeitalters“ aber auch vielversprechende Neuanfänge: die Landmarke auf der Bergehalde Haniel mit dem Amphitheater, die populäre Aussichtsplattform Tetraeder, das Alpincenter für ganzjährigen Wintersport. Und nicht zuletzt die Renaturierung der Emscher mit der Umwandlung des Klärwerks Bottrop zum Industriedenkmal Berne-Park am Emscher-Radweg mit künstlerisch gestalteten und bepflanzten Klärbecken, einem beliebten Restaurant mit großer Sonnenterrasse sowie dem Parkhotel, einer der republikweit ungewöhnlichsten Beherbergungsstätten. Die Geschichte des Ruhrgebiets ist seit 200 Jahren von Migration geprägt. Die alltägliche Beantwortung der Frage, wie man unter wie über Tage zusammenarbeiten und leben kann, war seinerzeit identitätsstiftend. Heute fehlt ein gemeinsamer Arbeitgeber. Auf der Suche nach einer neuen Identität baut die Politik auf Industriedenkmäler, Freizeiteinrichtungen und Kultur-Leuchttürme wie die Ruhrfestspiele und die Ruhrtriennale. Vom einstigen Zusammenhalt zeugen nur noch Festivitäten der Traditionsvereine mit dem unweigerlichen Abschluss des Steigerlieds… „Vom Ende eines Zeitalters“ beschließt ein siebenteiliges, sich über mehr als vier Jahrzehnte erstreckendes Filmprojekt einer Chronik der Bottroper Zeche Prosper/Ebel und ihrer Siedlung, die seit gut 160 Jahren das Leben zahlreicher Generationen prägte. Von 1978 bis zur Schließung 2023, dem gleichzeitigen Ende des Steinkohlen-Bergbaus in Deutschland, haben die beiden Dokumentarfilmer den Prozess des langsamen Sterbens begleitet. Christoph Hübner und Gabriele Voss im Film-Kino-Text-Presseheft: „Die Form des Films reagiert auf die Realitäten vor Ort. Es entstand eine Montage der Brüche, des Nebeneinanders von Altem und Neuem, eine Montage, die Umbrüche verdichtet und dabei Verluste und vage Hoffnungen spürbar werden lässt. Unser Film erzählt seine Geschichten eher fragmentarisch, in kleinen, szenischen Episoden. Vergangenheit und Gegenwart werden nicht linear hintereinander gereiht, sondern reagieren auf unterschiedliche Weise miteinander, überlagern sich in Schichten. Nach und nach wird so in vielen kleinen Details erfahrbar, was der große Titel benennt: das Ende eines Zeitalters.“ Nach der Uraufführung am 2. Dezember 2023 beim Kinofest Lünen kommt der 155-Minüter jetzt zumindest in einige Kinos, durchgängig zu sehen von Donnerstag, 25. April, bis einschließlich Mittwoch, 1. Mai 2024 nur im Essener Filmstudio Glückauf. Beide Filmemacher gehen zudem auf große Kinotour durchs Revier mit folgenden Stationen:

Neu im Kino: 'Es sind die kleinen Dinge'

Wundervolle Dorfgeschichte von Mélanie Auffret

Szene aus "Es sind die kleinen Dinge": Der Bürgermeisterin Alice Le Guennic (Julia Piaton) fließen die Sympathien des ganzen Dorfes zu, als sie es endlich schafft, ihren „Radius“ zu verlassen, und sei es auf zwei Rädern.

„Willkommen in unserem kleinen hübschen Dörfchen Kerguen, in dem es ruhig und friedlich zugeht“: Alice Le Guennic (die großartige Julia Piaton) ist Bürgermeisterin des malerischen Örtchens in der Bretagne, in dem gerade einmal 400 Einwohner leben. Kein Café, kein Friseur, kein Arzt, keine Kneipe. Und auch die Geschäfte des täglichen Bedarfs haben längst dichtgemacht. Weshalb Alice mit allen Mitteln versucht, ihrem Ort neues Leben einzuhauchen. Sie hat mit ihrem Freund Saturnin (Lionel Abelanski) ein Handyvideo gedreht, um einen Nachmieter für die Bäckerei zu finden. Samt Wohnung darüber zu einem Spottpreis. Die junge Alice ist aber nicht nur Verwaltungschefin, die mit der Bürokratie übergeordneter Behörden zu kämpfen hat. Sondern ficht an mehreren Fronten für ihre Bewohner gleichzeitig – als Psychotherapeutin, Sozialarbeiterin und Eheberaterin. Sie muss sich mit Sexproblemen der älteren Bewohner befassen, den Dorfklatsch ertragen und die alte Hypochonderin Jeannine (Marie-Pierre Casey) beruhigen. Wenn es pressiert, auch Schlaglöcher auf der Durchgangsstraße eigenhändig ausbessern. So ganz nebenbei geht Alice auch noch einem Hauptberuf nach - als Lehrerin der Dorfschule, die nur aus einer Klasse besteht: Sitzen in ihr doch lediglich zehn Kinder, von denen das älteste elf Jahre alt ist. Der 65-jährige Émile Menoux (Paraderolle für Michel Blanc), im Ort allgemein als Hitzkopf verschrien, hat einen Autounfall verursacht. Keine große Sache, die aber protokolliert werden muss. Wozu Émile, seitdem sein Bruder gestorben ist, nicht in der Lage ist – als Analphabet. Naturgemäß schämt er sich, weder lesen noch schreiben zu können und anstatt sich Hilfe zu holen, macht er ein Riesenfass auf. Was Alice freilich nicht sonderlich beeindruckt. Sie hat seine Notlage erkannt und hilft ihm auch daheim beim Abbau des gewaltigen Stapels an unerledigter Post – von Rechnungen über Mahnungen bis hin zu Briefen seiner einstigen großen und immer noch heimlichen Liebe Claudine (Marie Bunel). Es hilft nichts, Émile muss die Schulbank drücken. Was nicht nur zu großen Problemen mit den Kindern führt, sondern auch mit deren Eltern. Denn der Senior nimmt auch im wahren Leben kein Blatt vor den Mund, warum sollte er es in der Schulklasse tun. Doch allmählich entsteht ein von gegenseitigem Verständnis geprägtes, geradezu freundschaftliches Verhältnis zu den Kindern, vor allem zu seinem Banknachbarn Eliot (Eliot Bourger Van Goethem). Den schließt Émile ins Herz, weil er in ihm ein Spiegelbild seines eigenen Außenseitertums erkennt. Und Alice beobachtet mit Wohlwollen, wie er dem Jungen zu mehr Selbstbewusstsein verhilft. Die Lage spitzt sich auf mehreren Ebenen zu. Zum einen steht die Schule vor der Schließung, weil die Mindestzahl an Schülern nicht erreicht wird. Und zum anderen ist ihre Schwester Pauline (India Hair) bemüht, Alice über Tinder endlich zu einem adäquaten Mann zu verhelfen. Younes (Romain Brosseau) könnte der Richtige sein, damit Alice dem Rat Émiles folgend endlich ihren „Radius“ verlässt… Mit der zutiefst französisch-leichten Komödie „Les Petites Victoires“, am 19. Januar 1993 beim L’Alpe d’Huez Comedy Film Festival uraufgeführt und am 1. März 2023 in den Kinos des westlichen Nachbarlandes gestartet, eroberte Mélanie Auffret („Roxane“) die Herzen des Publikums im Sturm. Herausragend besetzt mit dem legendären Michel Blanc („Der Aufsteiger“) und der bezaubernden Julia Piaton („Monsieur Claude und seine Töchter“) erzählt „Es sind die kleinen Dinge“, so der deutsche Titel, einfühlsam und mit liebevollem Blick von einem kleinen Dorf in der Bretagne, das sich mit viel Elan zur Wehr setzt, um nicht von der Bürokratie überrollt zu werden. Es sind tatsächlich die kleinen Dinge, die das beherzte Plädoyer für Gemeinschaft und Solidarität so hinreißend machen – ein filmisches Kleinod, das Funken sprüht! Zum Kinostart ist diese wundervolle 92-minütige Dorfgeschichte, die in Le Juch in der Bretagne gedreht wurde, ab Donnerstag, 18. April 2024, bei uns zu sehen im Casablanca Bochum, in den beiden Essener Filmkunsttheatern Eulenspiegel und Rio sowie im Cinema Düsseldorf, ab Donnerstag, 25. April 2024 auch im Roxy Dortmund.

EvK Herne bietet Unterstützung an

Kursus für pflegende Angehörige

Das Evangelische Krankenhaus an der Wiescherstraße in Herne.

Angehörige, die zu Hause einen pflegebedürftigen Menschen zu versorgen haben, sind einem enormen Druck ausgesetzt - sowohl körperlich als auch psychisch. Unterstützung bietet ein Pflegekursus für Angehörige im Evangelischen Krankenhaus Herne. Er läuft im EvK Herne, Wiescherstraße 24, an insgesamt drei Tagen: Von Dienstag bis Donnerstag, 23. bis 25. April 2024, jeweils von 9:30 bis 13 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos, eine vorherige Anmeldung unter Tel 02323.498-92828 oder -2975 ist verpflichtend. Die Pflegeberaterinnen und examinierten Krankenschwestern Andrea Lendermann und Jolanta Cojaniz stellen Grundlegendes zum Thema häusliche Pflege vor. Sie zeigen Kniffe und Tricks, wie man mit einfachen, in jedem Haushalt vorhandenen Hilfsmitteln den Patient*innen Gutes tun und sich als pflegende Angehörige die Versorgung der Kranken erleichtern kann. Darüber hinaus werden auch individuelle Fragestellungen aus dem Alltag der Teilnehmenden bei der Gestaltung des Kurses berücksichtigt.

9:30 Uhr

Experimentenshow für Kinder und Familien

Christoph aus der Sendung mit der Maus

Symbolbild Experimente in der Stadtbibliothek.

Christoph Biemann, der ganzen Generationen aus der Sendung mit der Maus bekannt sein dürfte, kommt nach Herne. Am Donnerstag, 25. April 2024, 16 Uhr, ist er in der Bibliothek Herne-Mitte und hat zahlreiche Experimente im Gepäck, die er dem Publikum zeigen möchte. Denn wer Christoph aus der „Sendung mit der Maus“ kennt, weiß dass er gerne experimentiert. Er erzählt von wichtigen Experimenten der Geschichte und zeigt Versuche zur Kraft des Wassers, der Luft und des Gehirns. Er zaubert ein Ei in eine Milchflasche, lässt eine Brauserakete steigen und testet die Vorstellungskraft mit einem Streifen Papier. Auch die Macht des Lächelns ist für Christoph ein Thema. Diese Veranstaltung ist eine Kooperation der Stadtbibliothek Herne mit dem Förderverein der Stadtbibliothek Herne. Kostenfreie Eintrittskarten bekommen Interessierte in den Bibliotheken der Stadt – in Herne und Wanne.

16 Uhr

Das Angebot wird ausgeweitet

Weitere Stadtterrassen in Herne geplant

Stadtterrassen auf dem Eickeler Markt.

Im vergangenen Jahr hatte die erste Herner Stadtterrasse Premiere auf dem Eickeler Markt. In den warmen Monaten bot sie den Bürger*innen einen neuen Aufenthaltsort. Dieses Jahr werden insgesamt drei Stadtterrassen in Herne aufgestellt. Die wewole hat dafür zwei weitere Holzdecks gebaut. Bei einer Online- Veranstaltung via Zoom am Donnerstag, 25. April 2024, um 17 Uhr können sich Interessierte zu dem Projekt informieren. Die Bezirksvertretungen Sodingen und Eickel haben sich bereits auf die von der Bürgerschaft vorgeschlagenen und auf die Realisierbarkeit geprüften Standorte der temporären Begegnungsorte verständigt. Das Holzdeck in Sodingen wird auf einem Stellplatz vor dem Eingang des Edekas an der Mont-Cenis-Straße 267 platziert. „Wir sind gespannt, wie sich die Bürgerinnen und Bürger dieses Stück Asphalt zurückerobern, welche Nutzung die Terrasse über das Jahr erfährt und welche Ideen die Nachbarschaft hierfür einbringt. Wenn das Projekt ein Erfolg wird, wären natürlich auch mehr Stadtterrassen in unserem Bezirk denkbar – beispielsweise auch in Holthausen oder im Feldherrenviertel“, so der Sodinger Bezirksbürgermeister Mathias Grunert. In Eickel wird die Stadtterrasse vor dem Sud- und Treberhaus gegenüber dem Café Messner auf drei Stellplätzen platziert, die temporär weichen werden. Die Eickeler Grünfinken werden den Standort wieder pflegen und sauber halten. Bezirksbürgermeister Arnold Plickert ist sich sicher: „Für die zweite Runde der Eickeler Stadtterrassen haben wir gemeinsam mit der Bürgerschaft einen besseren Standort als im letzten Jahr gefunden. Mein Dank gilt auch den Eickeler Grünfinken, die wieder die Patenschaft übernommen haben.“ Die Bezirksvertretung Wanne wird sich in der nächsten Sitzung Ende April über den von der Verwaltung vorgeprüften möglichen Standortvorschlag eine Meinung bilden. „Ich freue mich über eine Stadtterrasse im Bezirk Wanne, die ein kleines Stück Straße als gemeinsamen Treffpunkt für unsere Bürgerinnen und Bürger schafft. Wenn dann noch eine Patenschaft für die Pflege übernommen werden kann, wäre es perfekt. Es kann nur etwas Gutes werden“, so Bezirksbürgermeister Uwe Purwin. Die Stadtterrassen werden Ende April aufgestellt und Ende September wieder abgebaut. In diesem Zeitraum können dort unterschiedlichste Veranstaltungen stattfinden. Alle Interessierten sind dazu eingeladen, eigene Aktionen, Veranstaltungen oder Treffen zu planen. Vieles ist denkbar, wie zum Beispiel Mini-Flohmärkte, Tauschbörsen für Pflanzen oder Kinderspielzeug, Spielangebote für Kinder, Lesungen oder Thementage zu nachhaltiger Mobilität oder ähnlichem. Innerhalb der Stadtverwaltung koordiniert die Stabsstelle „Zukunft der Gesellschaft“ den Ideenfindungsprozess für städtische Angebote und organisiert die Öffentlichkeitsarbeit. So werden alle gemeldeten Angebote in den städtischen Veranstaltungskalender aufgenommen und auf der kommunalen Online-Beteiligungsplattform veröffentlicht. Wer Fragen zu dem Projekt hat, kann an einer Online-Veranstaltung am Donnerstag, 25. April 2024, um 17 Uhr teilnehmen. Nach der Anmeldung unter Telefon 023 23 / 16 - 2151oder per E-Mail erhalten Interessierte die Einwahldaten zu der Zoom-Veranstaltung. An gleiche Kontaktdaten können auch konkrete Veranstaltungsideen oder Aktionen gemeldet werden, die dann in den städtischen Veranstaltungskalender aufgenommen werden. Die an die sogenannten „Superblocks“ in Barcelona angelehnte Idee der Stadtterrassen soll Hernern für eine begrenzte Zeit neue Aufenthaltsqualitäten schaffen sowie Begegnungsmöglichkeiten, Orte des Mitmachens und des Dialoges im öffentlichen Raum bieten. Die Stadtgesellschaft kann erproben und erleben, inwiefern der öffentliche Raum anderweitig genutzt werden kann. Die Stadtterrassen laden zur Diskussion über Fragen wie „Wem gehört der öffentliche Raum?“ und „Wie wollen wir in Zukunft in unserer Stadt leben?“ ein.

17 Uhr

'Mit meinem Gott überspringe ich Mauern'

Ökumenischer Gottesdienst in Marien

St. Marien Kirche Eickel.

Das Herner Bündnis gegen Depression lädt am Donnerstag, 25. April 2024, 17 Uhr, zu einem Frühjahrsgottesdienst in die St. Marien Kirche in Eickel ein. Das Thema an diesem Abend lautet: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“. Im Anschluss gibt es bei einem kleinen Imbiss die Gelegenheit zum gedanklichen Austausch.

17 Uhr

Rund um die Schwangerschaft und Geburt

Digitaler Infoabend aus dem St. Anna Hospital

Schwanger Symbolbild.

Am Donnerstag, 25. April 2024, 18 Uhr, lädt das St. Anna Hospital Herne zur einem„Digitalen Informationsabend über Schwangerschaft und Geburt für werdende Eltern“ ein. Der Infoabend findet als Livestream auf dem Instagram-Account @st.elisabethgruppe statt. Die Zuschauer können sowohl vorab, als auch während des Livestreams direkte Fragen an das Team der Geburtshilfe richten. „Wir freuen uns, werdende Eltern digital zu informieren und auf die Geburt vorzubereiten“, so Valentin Menke, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des St. Anna Hospital Herne. „Dabei nutzen wir den Livestream gerne, weil er uns den direkten Austausch mit werdenden Eltern und Interessierten ermöglicht und wir gezielt auf ihre Fragen und mögliche Unsicherheiten eingehen können.“ Die Experten informieren rund um die Themen Schwangerschaft, Geburt, Stillen und dem Wochenbett. Begleitet wird der Infoabend von Chefarzt Valentin Menke, seinem Team der Geburtshilfe sowie Mitarbeitern der Wochenbettstation. Interessierte haben die Möglichkeit, über den Instagram-Account @st.elisabethgruppe, schon im Vorfeld Fragen an das Team der Geburtshilfe zu richten. Auch während des Livestreams ist es Zuschauern möglich, über die Kommentarfunktion, ihre Fragen zu stellen. Die Fragen werden gesammelt und anschließend live von den Experten beantwortet. Infokasten: Der Informationsabend kann von Zuhause aus als Livestream verfolgt werden. Interessierte dazu um 18 Uhr auf das Profil, dort können sie sich über ein Tippen auf das bunt umrandete Profilbild in das Livevideo einschalten. Der Livestream kann über das Smartphone oder Tablet verfolgt werden. Ein eigener Instagram-Account ist notwendig.

18 Uhr

Musik, Literatur und Comedy auf dem Rhein-Herne-Kanal

Kulturschiffe Herne sind zurück

Die Kulturschiffe fahren wieder auf dem Rhein-Herne-Kanal.

Die Kulturschiffe Herne starten die Motoren für das Jahr 2024 mit sechs Programmfahrten an Bord der Santa Monika II. Die Gäste erwartet eine bunte Palette aus Musik, Literatur und Comedy, die den Rhein-Herne-Kanal in eine schwimmende Bühne verwandelt. Den Auftakt macht die Santa Monika II am Donnerstag, 25. April 2024, wenn sie am Anleger der Künstlerzeche Unser Fritz festmacht. Unter dem Motto „Bärenstark – Jukebox oder Spotify?“ nimmt das „Solina Cello Ensemble“ die Passagiere mit auf eine musikalische Zeitreise. Mit Klassikern wie „Hallelujah“, „Smile“ und „Nothing Else Matters“ im Gepäck, bietet der erste Teil des Konzerts ein akustisches Erlebnis der Extraklasse. Im zweiten Teil wird das Publikum zum Dirigenten, indem es aus 20 Titeln seine Favoriten für eine Live-Darbietung wählt Bereits am folgenden Tag, Freitag, 26. April 2024, sticht das Kulturschiff erneut in See. Die „FolkFriends“ präsentieren eine offene Bühne, die Folkmusik-Enthusiasten und Musiker zum gemeinsamen Spiel einlädt. Weitere Fahrten finden am Donnerstag, 23. Mai 2024, mit „Bluesky – Blues im Quintett“, am Donnerstag, 6. Juni 2024, mit „Wortwetterleuchten“ und am Mittwoch, 10. Juli 2024, mit „Nachtschnittchen“ statt. Darüber hinaus fährt am Donnerstag, 11. Juli 2024, das Kulturschiff anlässlich des internationalen Kunstprojekts „Europeficiton“, das Anfang Juli vor den Flottmann- Hallen, Straße-des-Borhammers 5, gastiert. Alle Abfahrten erfolgen vom Anleger Unser Fritz in Herne-Wanne. Einlass ist für alle Fahrten ab 18:30. Los geht es um 19 Uhr. Der Einlass beginnt jeweils 30 Minuten vor Abfahrt. Weitere Infos zu den Programmen und Tickets gibt es unter www.herne.de/kulturschiffe.

19 Uhr

Lesung aus 'Buchstabenzauber'

Christoph aus der Sendung mit der Maus

Christoph Biemann, der Mann aus der Sendung mit der Maus.

In der Stadtbibliothek am Willi-Pohlmann-Platz unterhält Christoph Biemann am Donnerstag, 25. April 2024, ab 19 Uhr, die Erwachsenen. Der Mann, der an jedem Sonntag Generationen unterhalten und ein klein wenig schlauer gemacht hat, der Mann aus Sendung mit der Maus, liest aus seinem Werk „Buchstabenzauber – Wie Sie Ihr Kind fürs Lesen begeistern“. Diese Veranstaltung richtet sich an Eltern, Lehrer und alle, die Interesse daran haben, Kinder für das Lesen zu gewinnen. Für die Lesung am Abend gibt es kostenlose Eintrittskarten in den Bibliotheken Herne-Mitte und Herne-Wanne. Möglich gemacht werden diese beiden Veranstaltungen durch die finanzielle Unterstützung des Fördervereins der Stadtbibliothek Herne e.V. Zudem wird die Mayersche Buchhandlung Herne mit einem Verkaufsstand vertreten sein, an dem das Buch „Buchstabenzauber“ erworben werden kann. Die Stadtbibliothek Herne und der Förderverein der Stadtbibliothek Herne e.V. laden herzlich zur Teilnahme an den Veranstaltungen und zur Berichterstattung darüber ein.

19 Uhr

Theater und Live-Kino-Aufführung im LWL-Museum

'Aufstand der Dinge'

Das LWL Archäologiemuseum in Herne (NW), am Donnerstag (22.04.2021).

Das „Oop!s-Theater“ ist am Donnerstag, 25. April 2024, im LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne zu Gast. Ab 19 Uhr übt die Dortmunder Theatertruppe den "Aufstand der Dinge". In der surrealen (der Realität fernen) Aufführung sollen Gegenständen Leben eingehaucht werden und große Fragen des Seins gestellt werden. Der Eintritt kostet 17 Euro. Ein Stift, ein Sahne-Tetrapack, eine Fernbedienung und eine Gießkanne begeben sich auf eine Reise. Sie suchen nach einem Sehnsuchtsort, nach Gemeinschaft, Sinn und Liebe. Eine Maggiflasche reflektiert ihre Familiengeschichte, eine alte Zange verbreitet Lebensweisheiten, eine eitle Schneiderschere entdeckt die Welt. Wie in jedem Märchen gibt es mächtige Gegner: den Fabrikdirektor, den Ladendetektiv und seltsame Cyborgs (künstlich erweiterte Lebewesen) auf einem geheimnisvollen Bahnhof, wo über das Schicksal der Dinge entschieden wird. Das Theaterstück „Aufstand der Dinge“ erzählt die unwirkliche Geschichte davon, dass alltägliche Gegenstände eine Seele haben. Die Spieler arrangieren und bewegen die Gegenstände auf einer Spielfläche. Kameras nehmen sie dabei auf und projizieren ein großes Bild davon auf eine Leinwand. So sollen die Dinge den Zuschauer näherkommen und das unmittelbare Erleben einer verfremdeten surrealen Dinge-Welt in magischen Bildern ermöglicht werden. Tickets können ab sofort auch online erworben werden.

19 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Freitag, 26. April

Die RVR-Fachtagung diskutiert

Zukunft der EU-Förderpolitik

Zeche Zollverein – hier findet die RVR-Fachtagung statt.

Essen. Der Regionalverband Ruhr (RVR) lädt am Freitag, 26. April 2024, in der Zeit von 9 bis 15 Uhr zu einer Fachtgung an, die die Strukturprogramm der Europäischen Union zum Thema hat. Am Schacht XII, Schalthaus, Halle 2, des Welterbes Zollverein geht es unter anderem um die Sanierung der Revierparks, touristische Entwicklung der Industriekultur oder Umsetzung von Klimamaßnahmen. Bei der Fachtagung stehen mehrere Impulsvorträge auf dem Programm, u. a. zu Perspektiven der EU-Kohäsionspolitik und den Auswirkungen der europäischen Strukturpolitik für die Region. Auch eine Podiumsdiskussion, an der u. a. Peter Berkowitz von der EU-Kommission und RVR-Regionaldirektor Garrelt Duin teilnehmen, dreht sich um diese Themen. Silke Krebs, Staatssekretärin im NRW-Wirtschaftsministerium, sowie Dr. Frank Dudda, Oberbürgermeister der Stadt Herne und Vorsitzender der RVR-Verbandsversammlung, eröffnen die Tagung. Die Fachtagung ist Teil der regionalen Europakampagne des Regionalverbandes Ruhr, die zusammen mit den Städten und Kreisen umgesetzt und von einem breiten gesellschaftspolitischen Bündnis unterstützt wird. Ziel ist, die Menschen im Ruhrgebiet für die Wirkungen Europas zu sensibilisieren und zur Teilnahme an der Europawahl aufzurufen. Hier geht es zur Anmeldung und zum Programm

9 Uhr

Spiel mit! – Im DRK Quartiersbüro

Spielen, Zocken und Schummeln

DRK Quartiersbüro in Wanne-Süd lädt zum Spielen ein.

Die Verantwortlichen im DRK Quartiersbüro suchen für den Freitagstreff am Morgen noch Mitstreiter zum Spielen, Zocken und Schummeln. Das Treffen findet jeden Freitag um 10 Uhr statt. Dabeisein ist alles und ohne Spaß geht gar nichts! Treffpunkt ist das Quartiersbüro des DRK in Wanne-Süd, Hautstraße 166. Eine Auswahl an Spielen ist vorhanden, eigene Lieblingsspiele können gerne mitgebracht werden. Fragen/Anmeldungen bei Petra Urban Tel 02325-969-1526 oder p.urban@drk-herne.de Die nächsten Termine sind am 22. März, 5. 12.,19. und 26. April 2024.

10 Uhr

Vorstellung im Kulturzentrum

'Woozle Goozle – das Woozical'

Im Kulturzentrum wird „Woozle Goozle – das Woozical“ gezeigt.

„Woozle Goozle und die Weltentdecker“ kennen viele Kinder und Eltern als Wissensmagazin, das seit 2013 auf Super RTL gezeigt wird. Die blaue TV-Puppe wird am Freitag, 26. April 2024, um 16 Uhr im Kulturzentrum Herne, Willi-Pohlmann-Platz 1, auf der Bühne zu sehen sein. Das Theater Lichtermeer ist deutschlandweit mit dem Musical für Kinder auf Tour. In Herne gehört das Stück zur Abo-Reihe „Gänseblümchen“. Kinder ab fünf Jahren und ihre Familien können sich auf eine rasante und etwas chaotische Reise durch die Zeit freuen. Woozle lernt bei den Proben zum Finale des großen Erfinderwettbewerbs das Mädchen Leonie kennen. Leonie ist furchtbar traurig, denn ihre Erfindung wurde gerade irreparabel zerstört. Zu gerne würde sie in die Vergangenheit reisen, um eben dies zu verhindern. Glücklicherweise hat Woozle gerade eine Raum-Zeit-Maschine erfunden. Jetzt wollen sie für nur fünf Minuten in der Zeit zurückreisen, um alles in Ordnung zu bringen. Leider funktioniert die Zeitmaschine nicht so wie geplant und die beiden reisen viel, viel weiter zurück. Die Spielzeit beträgt etwa 120 Minuten inklusive Pause. Tickets kosten sechs Euro und sind an der Tageskasse verfügbar. Vorverkaufsstelle ist das Stadtmarketing Herne, Kirchhofstraße 5. Auch über eine Ticket-Hotline 02 31 / 9 17 22 90 oder auf Proticket sind Tickets erhältlich.

16 Uhr

Calligraffiti des Berliners Stohead

'Stop' im Alten Wartesaal

„Papillon“ ist der Titel dieser Arbeit von Stohead, dessen Ausstellung „Stop“ am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr im Alten Wartesaal des Bahnhofs Herne eröffnet wird.

Mit „Stop“, der neuen Ausstellung im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, präsentiert der Herner Verein Pottporus, seit seiner Gründung 2007 der Hip Hop Kultur und den Urban Arts verpflichtet, ab 26. April 2024 Werke des Berliner Künstlers Stohead, einem prominenten Vertreter der Stilrichtung Calligraffiti. Kalligrafie, Graffiti-Writing und Tagging, abstrakte Malerei – Stoheads Werke vereinen Text und Bild zu großformatigen, kontrastreichen Leinwänden. Dabei mag das Auge sich nicht so recht entscheiden, welchen Aspekt es zuerst fokussiert: Möchte es lesen oder betrachten? Die Qualität von Stoheads Arbeiten ergibt sich aus dem Spiel exakt geplanter kompositorischer Entscheidungen und schneller malerischer Gesten, die einen eindrucksvollen Bildrhythmus erzeugen und gleich wieder auflockern. Stohead, geboren als Christoph Häßler in Schwäbisch-Hall, trat in den späten 1980er Jahren erstmals als Graffiti-Künstler in Erscheinung. Tätig u.a. in Hamburg und jetzt in Berlin, entwickelte er seinen technisch komplexen Stil des Calligraffiti immer weiter und gilt heute als wichtiger Vertreter der Gattung Nach der Vernissage am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr ist die Ausstellung „Stop“ noch bis zum 26. Mai 2024 immer von Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 14 und 18 Uhr im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, Konrad-Adenauer-Platz 4, geöffnet. Der Eintritt ist frei.

17 Uhr

Bilder werden in der Haranni Zahnmedizin gezeigt

Kunstausstellung „An der Ruhr“ von Doris Raecke

Die Kunstausstellung „An der Ruhr“ von Doris Raecke wird in der Haranni Clinic gezeigt.

Die Haranni Zahnmedizin freut sich, die bevorstehende Ausstellung "An der Ruhr" von der renommierten Künstlerin Doris Raecke bekannt zu geben. Die Vernissage dieser fesselnden Präsentation findet am 26. April um 18 Uhr statt und markiert den Beginn einer künstlerischen Reise durch die inspirierende Landschaft des Ruhrgebiets. Doris Raecke, eine erfahrene Künstlerin mit internationaler Anerkennung, hat ihre kreative Reise durch renommierte Kunstzentren wie Caracas, New York, und Pittsburgh gemacht. Seit den 1970er Jahren hat sie ihre faszinierenden Werke auf nationalen und internationalen Ausstellungen präsentiert und ist Mitglied verschiedener Urban-Sketchers Organisationen. Nun ist sie im Ruhrgebiet ansässig und fängt die vielfältigen Farbpaletten der Jahreszeiten in ihren Landschaften ein. Die Vernissage, veranstaltet von der Haranni Zahnmedizin in Zusammenarbeit mit dem WERK23, einer Ausstellungsgemeinschaft, die Kunst an Alltagsplätzen präsentiert, verspricht nicht nur eine künstlerische Entdeckungsreise, sondern auch anregende Gespräche bei Getränken und leckeren Snacks. „Die Haranni Zahnmedizin ist stolz darauf, nicht nur eine führende Adresse für zahnmedizinische Versorgung in Herne zu sein, sondern auch eine Plattform für kulturelle Ereignisse wie die Ausstellung „An der Ruhr“ von Doris Raecke. Unser Ärzteteam besteht aus Zahnärzten und Zahnärztinnen mit verschiedenen Fachspezialisierungen, die es uns ermöglichen, unseren Patienten bei jedem zahnmedizinischen Anliegen den passenden Ansprechpartner zu bieten. Dadurch können wir komplexe Behandlungsfälle aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und die bestmögliche Therapie für unsere Patienten entwickeln“, heißt es in einer Mitteilung der Clinic.

18 Uhr

Musik, Literatur und Comedy auf dem Rhein-Herne-Kanal

Kulturschiffe Herne sind zurück

Die Kulturschiffe fahren wieder auf dem Rhein-Herne-Kanal.

Die Kulturschiffe Herne starten die Motoren für das Jahr 2024 mit sechs Programmfahrten an Bord der Santa Monika II. Die Gäste erwartet eine bunte Palette aus Musik, Literatur und Comedy, die den Rhein-Herne-Kanal in eine schwimmende Bühne verwandelt. Den Auftakt macht die Santa Monika II am Donnerstag, 25. April 2024, wenn sie am Anleger der Künstlerzeche Unser Fritz festmacht. Unter dem Motto „Bärenstark – Jukebox oder Spotify?“ nimmt das „Solina Cello Ensemble“ die Passagiere mit auf eine musikalische Zeitreise. Mit Klassikern wie „Hallelujah“, „Smile“ und „Nothing Else Matters“ im Gepäck, bietet der erste Teil des Konzerts ein akustisches Erlebnis der Extraklasse. Im zweiten Teil wird das Publikum zum Dirigenten, indem es aus 20 Titeln seine Favoriten für eine Live-Darbietung wählt Bereits am folgenden Tag, Freitag, 26. April 2024, sticht das Kulturschiff erneut in See. Die „FolkFriends“ präsentieren eine offene Bühne, die Folkmusik-Enthusiasten und Musiker zum gemeinsamen Spiel einlädt. Weitere Fahrten finden am Donnerstag, 23. Mai 2024, mit „Bluesky – Blues im Quintett“, am Donnerstag, 6. Juni 2024, mit „Wortwetterleuchten“ und am Mittwoch, 10. Juli 2024, mit „Nachtschnittchen“ statt. Darüber hinaus fährt am Donnerstag, 11. Juli 2024, das Kulturschiff anlässlich des internationalen Kunstprojekts „Europeficiton“, das Anfang Juli vor den Flottmann- Hallen, Straße-des-Borhammers 5, gastiert. Alle Abfahrten erfolgen vom Anleger Unser Fritz in Herne-Wanne. Einlass ist für alle Fahrten ab 18:30. Los geht es um 19 Uhr. Der Einlass beginnt jeweils 30 Minuten vor Abfahrt. Weitere Infos zu den Programmen und Tickets gibt es unter www.herne.de/kulturschiffe.

19 Uhr

Veranstaltung im Gemeindehaus St. Marien

Weiberkram-Flohmarkt

Die Gemeinde St. Marien veranstaltet einen Weiberkram-Flohmarkt (Archivfoto).

Am Freitag und Samstag, 26./27. April 2024, findet der Weiberkram-Flohmarkt im Gemeindehaus St. Marien, an der Bismarckstraße 74b, statt. Am Freitag geht die Veranstaltung von 19 bis 23 Uhr. Es gibt Musik und Cocktails. Die Veranstaltung am Samstag startet um 10 Uhr mit einem Sektfrühstück und dauert bis 13 Uhr.

19 Uhr

Hip-Hop-Operette begeistert tänzerisch und musikalisch

'MC Messer' im Theater Oberhausen

Maxim Kuznetsov (vorn) und das Urban Arts Ensemble Ruhr mit Shrimp Cake als MC Messer und Bush.ida als Polly Springmann.

„Ich verlange ja keine Oper hier. Aber irgendwas, was nicht bloß in Fressen und Zotenreißen besteht, hättet ihr schließlich auch vorbereiten können“: Was Mackie Messer in der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill, mit der Erich Engel am 31. August 1928 das Berliner Theater am Schiffbauerdamm eröffnete, von seinen Spießgesellen einforderte, hätte ich vom Ko-Autor und Regisseur Neco Çelik auch erwartet. Oder doch zumindest erhofft, ist er doch für seine erste Opern-Regie 2011, der Adaption des Spielfilms „Gegen die Wand“ von Fatih Akin in Stuttgart, mit dem deutschen Bühnen-Oscar „Der Faust“ ausgezeichnet worden. Für „MC Messer“, der zweiten Produktion des Herner Urban Dance-Kollektivs Pottporus am Theater Oberhausen, ist solches nicht zu erwarten. Çelik, der sich mit seinen beiden Koautoren Matthias Faltz und Marc Becker, warum auch immer, auf Brechts Vorlage, John Gays 1728 in London aufgeführte „The Beggar’s Opera“, beruft, hat den Stoff kräftig entschlackt und sich auf das hier fremdenfeindlich interpretierte Duell zwischen Macheath alias Mackie Messer, hier: MC Messer (Shrimp Cake), und Jonathan Peachum, hier: Herr Springmann (Claudio Schulz-Keune), konzentriert. Bei Brecht, dessen fiktionsbrechenden Zwischenüberschriften nun entsprechend abgewandelt werden („Der Rap des Verratenen“, „Der Rap vom angenehmen Leben“), betreibt der Kapitalist ein Geschäft, dessen Clou darin besteht, gesunde Menschen als Krüppel erscheinen zu lassen: Das bringt beim Betteln auf der Straße mehr, weil es die Herzen der zunehmend verstockten Menschen rührt. Als der Weiberheld Mackie Messer seine Tochter Polly verführt und diese mit dem Segen des korrupten Polizeichefs „Tiger“ Brown auch noch ehelicht, gibt es für Peachum kein Halten mehr: Macheath muss der Justiz ans Messer geliefert werden. Schon wird der Galgen gezimmert... Schon bevor die neunzigminütige „Hip-Hop-Operette“ beginnt, werden dem Haifisch sämtliche Zähne gezogen: In einer zum Fremdschämen billigen Klamotte gibt sich die biodeutsche Familie Springmann, Gattin Jennifer Ewert muss mit gepolstertem Hintern herumstolzieren, Tochter Bush.ida als freche Göre aus den 1970er Jahren herumnölen, im Foyer die Ehre, fläzt sich dann in die zweite Parkettreihe und quasselt dauernd dazwischen. Später auf der Bühne wird das Elternpaar Springmann alles dafür tun, ihre Tochter Polly auf den richtigen, also spießig-bürgerlichen Weg zurückzuholen. Wofür auch Papas Spezi, Inspektor Braun (Harun Raşit Çiftçi), eingespannt wird. Da hat sich MC Messer freilich längst selbst als Fremder, als Kanake eingeführt mit Affenlauten und Tarzan-Geschrei. Von Ironie kann da keine Rede sein, von der Behauptung im Programmheft, mit solchen Klischees wurden immer wiederkehrende Narrative gegenüber Migranten etwa als gefährliche Clanmitglieder entlarvt, ganz zu schweigen. Shrimp Cake überzeugt immerhin als Tänzer wie seine Kollegen des in Wanne-Eickel beheimaten Urban Arts Ensembles, doch die anfangs noch begeisternde Choreographie von Eva Pageix versandet bald als inhaltslose Staffage. Dass die bisher aufwändigste Pottporus-Produktion kein völliger Rohrkrepierer ist, liegt an intelligenten, wenn auch nicht klischeefreien Rap-Texten und der immer wieder auf Kurt Weill bezogenen Live-Musik einer fünfköpfigen Band unter der Leitung Michael Lohmanns, der neben kurzen Anspielungen und höchst akzentuierten Arrangements auch zahlreiche eigene Kompositionen beigesteuert hat. Karten gibt es unter theater-oberhausen.de oder an der Theaterkasse unter Tel 0208 – 85 78 184.

19:30 Uhr

'Wir, Kinder der Sonne' im Rottstr5-Theater

Nach Kaltenkirchen statt nach Moskau

Yvonne Forster und Monika Bujinski in „Wir, Kinder der Sonne“ in Bochum.

„Jetzt sollte man aber Tee trinken“: Panflöte und Akkordeon lehnen an Birkenstämmchen, der Samowar steht neben einer Matroschka-Puppe und einem Tastentelefon. Lampions und Fähnchen sorgen für Atmosphäre und wann gab es zuletzt einen Teppich auf dem harten Boden unter den Eisenbahnbögen, der die Tango-Schritte zweier elegant gekleideter Damen dämpft? „Wir sind die Kinder der Sonne, die Licht ins Dunkel der Zweifel bringen“: Alexej Peschkow (1866-1936), der sich 1892 das Pseudonym Maxim Gorki (Der Bittere) zulegte, bezieht sich in seinem Stück „Kinder der Sonne“ auf den Aufstand während der Cholera-Epidemie im gleichen Jahr an der unteren Wolga. Das war aber nur ein der Zensur geschuldetes Ablenkungsmanöver. Denn geschrieben hat Gorki sein Drama Anfang 1905 im Kerker der Peter-und-Paul-Festung, wo er infolge der Russischen Revolution nach dem „Petersburger Blutsonntag“ von Ende Januar bis Ende Februar inhaftiert war: „Kinder der Sonne“, am 25. Oktober desselben Jahres im Petersburger Kommissarshewskaja-Theater uraufgeführt, thematisiert, zwischen den Zeilen gelesen, den moralischen Zusammenbruch der saturierten russischen Intelligenz. Durch die Corona-Pandemie hat „Kinder der Sonne“ in den letzten Jahren eine Renaissance auf unseren Bühnen erlebt und die bisherigen Gorki-Hits wie „Nachtasyl”, „Sommergäste”, „Barbaren” und „Wassa Shelesnowa” in den Schatten gestellt. Ein knappes Jahr vor der höchst bemerkenswerten, da geradezu altmeisterlichen und jeden aktuellen Bezug vermeidenden Inszenierung der slowenischen Regisseurin Mateja Koležnik, die am 7. Oktober 2022 am Schauspielhaus Bochum Premiere feierte, setzte das Rottstr5-Theater ein Ausrufezeichen mit einer eigenen Fassung und unterstrich damit seine Bedeutung als bedeutendste Off-Bühne des Ruhrgebiets. Die am 13. November 2021 herausgebrachte Inszenierung Alexander Ritters, von ihm überraschend konventionell ausgestattet, reduziert das Figurenarsenal Gorkis erheblich auf nur drei Personen: Gastgeberin Jelena (Monika Bujinski), bei Gorki die frustrierte Gattin des (nun dem Rotstift zum Opfer gefallenen) Wissenschaftlers Pawel Protassow, hier eine zwar desillusionierte, aber standesgemäß über den Dingen stehende Akademikerin. Dann ihre jüngere, idealistische, aber auch empfindsame und von den Ereignissen draußen zunehmend dünnhäutigere Cousine Lisa (Yvonne Forster), bei Gorki hoffnungslos geliebt vom Tierarzt Boris. Schließlich die Veterinärmedizinerin Olga (Rott5-Debütantin Hella-Birgit Mascus), welche hier bodenständige Vernunft offenbart und im Original gar nicht vorkommt. Sie verrät aber Züge des bei Gorki eher arroganten, elitären Malers Wagin, dem sich die unglückliche Jelena nähert. Die von Alexander Ritter als Archetypen angelegten Frauen verhandeln die Utopie einer humanen Gesellschaft, die nicht nur soziale Ungleichheiten überwindet, sondern sich den Fake News und der Hetze populistischer Politiker, die den Staat aus politischen und die Ärzteschaft aus finanziellen Gründen für die Pandemie verantwortlich machen, entgegenstellen. Keine Angst vor der künstlichen Intelligenz, sondern nur vor der natürlichen Dummheit: Auf der Suche nach Antworten ist Ritter bei Texten der in Mülheim/Ruhr geborenen Spiegel-, Zeit- und SZ-Journalistin Carolin Emcke und der queeren britischen Rapperin und Lyrikerin Kae Tempest fündig geworden. Nach Moskau? Nein – nach Kaltenkirchen! Karten für die nächste rund 70-minütige Aufführung am Freitag, 26. April 2024, um 19.30 Uhr an der Rottstraße 5 am Rande des Bochumer Bermuda-Dreiecks unter rottstr.de oder Tel. 0163 – 761 50 71.

19:30 Uhr

Pottporus-Premiere 'MC Messer'

Tanz-Transfer von Herne nach Oberhausen

Das ganze MC Messer-Ensemble samt Team vor und hinter den Kulissen, (vordere Reihe, re.) zusammen mit Pottporus-Gründer Zekai Fenerci.

Zekai Fenerci, der 2007 in Herne den Verein Pottporus gründete und damit die Hip-Hop-Kultur im Ruhrgebiet heimisch machte, konnte mit dem Ensemble Renegade Theatre über Jahre große Erfolge auch im Schauspielhaus Bochum feiern – und damit Street Art in die Hochkultur des Reviers einführen. Mit der Intendanz des Niederländers Johan Simons war damit schlagartig Schluss. Doch der gebürtige Türke des Jahrgangs 1972, der als Sohn eines Bergmanns im Ruhrgebiet aufwuchs, brauchte sich nicht lange über diese ignorante Abfuhr zu ärgern. Denn mit Beginn der Intendanz von Kathrin Mädler am Theater Oberhausen wurde erstmals an einem Staats- oder Stadttheater im deutschsprachigen Raum ein Schwerpunktbereich Urban Arts eingerichtet. Gleich zum Auftakt leistete Pottporus Schützenhilfe und gastierte am 10. September 2022 mit gleich drei von fünf Tanzstücken für den öffentlichen Raum, die unter dem Titel „The BIG 5“ als internationales Kooperationsprojekt entstanden waren. Diese hatten seit Mai 2022 sieben Choreografen und zehn Tänzer in Herne und im oberösterreichischen Linz erarbeitet. Mit der Uraufführung der neuen Hiphop-Tanztheaterproduktion „Faster“ des Herner Renegade-Ensembles startete das Theater Oberhausen dann am 24. Februar 2023 den neuen Schwerpunkt Urban Arts. Choreographiert von Jimmy Vairon fragte sie nach den Grenzen der Zeit und unserem Umgang mit ihr. Und danach, was uns ausmacht, als Individuum oder in der Gruppe. Die nächste Pottporus-Produktion, „MC Messer“, basiert auf „The Beggar’s Opera“ von John Gay. Der Dreiakter von 1728 ist schon von Bertolt Brecht für die „Dreigroschenoper“ adaptiert worden. Jetzt haben Neco Çelik, Matthias Faltz und Marc Becker für das Urban Arts Ensemble Ruhr eine ganz eigene Fassung geschrieben, auch die Komposition des musikalischen Leiters Michael Lohmann dürfte mit Kurt Weills eingängigen Songs nichts zu tun haben. MC Messer ist cool und ehrgeizig, kämpft sich ohne Duldung und Arbeitserlaubnis durchs Leben. Sein Charisma ist außergewöhnlich, seine Ansprüche hoch, seine Gang folgt ihm bedingungslos und er hat keine Angst. Bei ihm greifen die Drohungen der Springmanns wenig. Doch Herr und Frau Springmann haben viel Geld aus ihrer gutlaufenden Firma, Macht durch geschaffene Abhängigkeiten und Einfluss durch ihre Kontakte in Politik und Wirtschaft und sie wollen mit allen Mitteln verhindern, dass ihre Tochter Polly sich mit einem wie MC Messer einlässt. Es entwickelt sich ein unerbittlicher Kampf um Macht, Selbstbestimmtheit und Anerkennung… Die zweite Produktion des in Wanne-Eickel beheimateten Urban Arts Ensemble Ruhr von Pottporus ist ein außergewöhnliches Stück über gesellschaftliche Zwänge, Empowerment und Hoffnung. Mit „MC Messer“ führt Regisseur Neco Çelik die Überschreibung inhaltlich in eine Gegenwart mit wiederkehrenden vorurteilsbehafteten Narrativen gegenüber Migranten und eine Welt von Clankriminalität, Machtmissbrauch und absurder Abschiebepolitik. Sie wird zum Spiegel unserer Zeit, der zur Reflexion und Diskussion anregt. Mit dem Wechsel zwischen den Welten von Hochkultur und Urban Art, zwischen Populärmusik und Oper, zwischen Tanztheater und Hip-Hop soll sich eine eigene Form entwickeln. Die gesellschaftliche Relevanz des Stückes, neukomponierte Sounds, die kraftvolle Sprache des Rap, die unkonventionelle Darstellung und die kraftvolle Energie des Urban Art Ensembles Ruhr sollen auch ein Publikum ansprechen, welches im subventionierten Theater selten zu finden ist. Grenzüberschreitungen und Irritationen sind Ziel und Ausgangspunkt der gesamten Arbeit – sie hinterfragen Seh- und Denkgewohnheiten des Publikums, entwickeln Spannungen zwischen den Figuren und legen falsche Mechanismen im Kunstbetrieb offen. Regisseur Neco Çelik inszeniert seit 2006 Schauspiel, Oper und Tanztheater. 2011 wurde seine erste Opern-Regiearbeit für Ludger Vollmers „Gegen die Wand“ nach dem gleichnamigen Film von Fatih Akin an der Jungen Oper Stuttgart mit dem Deutschen Theaterpreis „Faust“ in der Kategorie Musiktheater ausgezeichnet. „MC Messer“ ist nach den drei Renegade-Inszenierungen „Ruhm“ (2015), „Basmala“ (2016) und „RAPsody“ (2017) bereits seine vierte Pottporus-Produktion. Das dreiköpfige Schauspiel-Ensemble wird gebildet aus der Essenerin Jennifer Ewert, die auch schon mehrfach am Theater Kohlenpott in Herne gespielt hat und durch ihren Mann Till Beckmann auch zu den „Herner Spielkindern“ gehört, dem Krefelder Harun Raşit Çiftçi und dem Kölner Claudio Schulz-Keune, die beide im Pottporus-Familienstück „Der Weihnachtsroboter“ unter der Regie von Jennifer Ewert in den Flottmannhallen mitwirkten. Karten gibt es unter theater-oberhausen.de oder an der Theaterkasse unter Tel 0208 – 85 78 184. Die Aufführungen von „MC Messer“ im Theater Oberhausen, Will-Quadflieg-Platz 1:

19:30 Uhr

Michael Lippold begeistert mit Dostojewski-Solo

'Der Großinquisitor' in Bochum

Michael Lippold als Iwan Fjodorowitsch Karamasow in Dostojewskis parabelhafter Binnenerzählung „Der Großinquisitor“ am Schauspielhaus Bochum.

Wie viel Freiheit erträgt der Mensch? In Dostojewskis „Großinquisitor“, angesiedelt im Spanien des 16. Jahrhunderts, stattet Jesus Christus der Stadt Sevilla einen Besuch ab. Erweckt ein im Sarg liegendes siebenjähriges Mädchen zum Leben, kümmert sich unter dem Jubel des Volkes um einen Blinden. Der greise Kardinal-Großinquisitor sieht den Machtanspruch der Katholischen Kirche in Gefahr, die offenbar nicht mehr die des Sohnes Gottes ist. Denn Jesus will – immer noch – den Menschen die Freiheit geben, selbst über Gut und Böse zu entscheiden. Weswegen ihn der Großinquisitor als Ketzer verhaften lässt und mit der Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen droht… Bochums Schauspielhaus-Intendant Johan Simons hat in seiner grandiosen, einem Gesamtkunstwerk gleichkommenden Inszenierung des monumentalen Dostojewski-Spätwerks „Die Brüder Karamasow“, wieder auf dem Spielplan, jeweils am Samstag und Sonntag, 27. und 28. April sowie am 25. und 26. Mai 2024, jeweils von 15 bis 22 Uhr (halloherne berichtete), die parabelhafte Erzählung vom Großinquisitor aus dem fünften Buch ausgelassen. Die aus der Sicht des slawophilen Autors, der von einem russischen Reich träumt, das sich bis nach Lissabon erstreckt nachdem es den ganzen degenerierten Westen eliminiert hat, die blutige Inquisition rechtfertigt, weil der Mensch nicht nach Freiheit dürstet, sondern nach Ordnung. Hätte auch Wladimir Putin nicht besser ausdrücken können. Da trifft es sich gut, dass Michael Lippold (wieder) zum Ensemble gehört. Er bewältigte die Binnenerzählung, eine unglaubliche Konzentrationsleistung, in einem gut einstündigen Solo erstmals am 16. Juli 2011 in der Off-Bühne an der Bochumer Rottstraße 5 in der Regie Hans Drehers. Der heutige Prinz-Regent-Leiter über seine damaligen Intentionen: „Die Setzung ist, dass Michael den Erzähler als einen ostentativen, klischiert-diabolischen Conférencier spielt, der die Dostojewski-Erzählung ohne vierte Wand, theatralisch kommentierend und stark ironisierend nacherzählt. Der Erzähler, barfüßig, im Hawaiihemd und Sonnenbrille tragend, beginnt den Abend am Grill, ein Stück Fleisch bratend - die erste von vielen Anspielungen auf die Hölle, die Sünde und den Teufel.“ Das Bühnenbild bestand seinerzeit unter den Eisenbahnbögen aus einem beeindruckend-mannshohen Haufen Holzstühle, der mit einem lichtdurchlässigen, weißen Tuch abgedeckt war. Das Konglomerat ist im Laufe der Vorstellung vielseitig bespielt und zum Schluss eingerissen worden. Heute ist das Keller-Oval an der Königsallee völlig leergeräumt, wenn Michael Lippold als Iwan Fjodorowitsch Karamasow mit Sonnenbrille, Zigarette im Mundwinkel, Sonnenliege und Grillsachen zu nostalgischer US-Mucke den Raum betritt. Das an Hans Kresniks Berliner Volksbühnen-Spektakel unter Castorf erinnernde olfaktorische Theater beginnt mit einem kleinen Exkurs in Entsprechung zu Iwans literaturhistorischer Einordnung Dantes, Victor Hugos und der russischen Klosterdichtung bei Dostojewski: Martin Luther, seine Kritik an den Ablassbriefen und den katholischen Gottesdiensten in lateinischer Sprache und schließlich seine an die Wittenberger Kirchentür genagelten Thesen hätten einen Weltenbrand ausgelöst. Wenig später ist die sommerliche Stimmung vorbei und Lippold schlüpft in die Mönchskutte des 90-jährigen Greises, der Jesus Christus verhaften lässt… Karten unter schauspielhausbochum.de oder Tel. 0234 – 33 33 55 55. Die nächsten Aufführungen im Oval Office des Schauspielhauses Bochum: Freitag, 26. April 2024, 20 Uhr, sowie Freitag, 24. Mai 2024, 20 Uhr.

20 Uhr

Alles in bester Ordnung

Neues von Joachim Król

Joachim Król spielt in „Alles in bester Ordnung“ Marlens charmanten Chef Magnus, Free-TV-Premiere ist am 24. April 2024 um 20.15 Uhr bei Arte.

Vom 16. bis 21. April 2024 fand in Frankfurt am Main das 17. Internationale Filmfest 'Lichter' statt, bei dem sich auch beim parallelen 4. Kongress Zukunft Deutscher Film zahlreiche Branchengrößen trafen. Zu den über einhundert Filmen im Programm gehörte auch eine Produktion mit dem Herner Schauspieler Joachim Król: die zweite Folge des für Paramount Plus entstandenen Vierteilers „Zeit Verbrechen“ mit dem Episodentitel „Der Panther“. Die Serie, die am 22. Februar 2024 auf der „Berlinale“ uraufgeführt wurde, basiert auf Kriminalrecherchen von Sabine Rückert, der stellvertretenden Chefredakteurin der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ und einigen ihrer Reporter-Kollegen sowie auf Rückerts wöchentlichen Podcasts, die durchschnittlich 1,5 Millionen Streams generieren. In „Der Panther“ spielt unter der Regie von Jan Bonny der auch beim Lichter-Festival präsente Lars Eidinger die Hauptrolle des spielsüchtigen Gangsters Johnny, der auch als V-Mann arbeitet und sich dabei bereichert. An seiner Seite unter anderem Anna Bederke, Magdalena Laubisch und Joachim Król. Wann und wo die prominent besetzte Miniserie, so spielen etwa Sandra Hüller und Sophie Rois in der vierten Folge „Love by Proxi“ an der Seite von Jan Hendrik Stahlberg, zu sehen sein wird, steht noch in den Sternen. Im März 2024 beim 20. Deutschen Fernsehkrimi-Festival in Wiesbaden ausgezeichnet in der Kategorie „Krimiserie des Jahres“ soll der Vierteiler offenbar nicht unbedingt zuerst bei Paramount Plus gestreamt werden können. Natja Brunckhorsts Hommage an ihre Mutter, „Alles in bester Ordnung“, ist als Free-TV-Premiere am Mittwoch, 24. April 2024, zur Primetime um 20:15 Uhr bei Arte zu sehen. Marlen DeVert (Corinna Harfouch) meditiert im Flur eines Mehrfamilienhauses. Als ihr eine neue Waschmaschine geliefert wird, lässt sie die Monteure nicht in ihre Wohnung, sondern wuchtet das schwere Gerät eigenhändig durch die Tür. Was nicht weiter verwundert, wenn wir mit der Kamera Niklas Lindschaus einen Blick in die höhlenartig zugestellte, auf den ersten Blick messihaft-zugemüllte Behausung werfen: Hier kann frau sich kaum um die eigene Achse drehen. So erhält auch der junge IT-Spezialist Fynn (Daniel Sträßer) keinen Einlass, der vorübergehend in die Wohnung über Marlen gezogen ist. Die marode Heizungsanlage hat einen Wasserschaden verursacht, weshalb es bei Marlen durch die Decke tropfen müsste, was diese jedoch rundum abstreitet. Er soll in der nahegelegenen Recyclingfirma Winfried Rehbergers (Felix Vörtler) die Flaschensortieranlage reparieren – zur hoffnungsvollen Freude seiner temporären Kollegin Lea (Luise Kinner), die sogleich ein Auge auf ihn geworfen hat. Erst einige Tage später, als Fynn in Ermangelung einer Bleibe für die Nacht, seine Wohnung muss von Grund auf renoviert werden, in der Tiefgarage hockt, erbarmt sich Marlen seiner und gewährt ihm zwischen all‘ ihren „geretteten“ Gegenständen Asyl. „Haben Sie da schon einmal jemanden drin verloren?“ fragt der Nachbar sarkastisch. Der sich mit nur einhundert Dingen belasten will, um flexibel bleiben zu können. „Ordnung ist das halbe Leben!“ lautet daher seine Maxime. Und erhält prompt zur Antwort: „Willkommen in der anderen Hälfte!“ In ihrem Langfilm-Regiedebüt „Alles in bester Ordnung“ richtet die Schauspielerin Nadja Brunckhorst („Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“) einen so warmherzigen wie humorvollen Blick auf unsere Wegwerf-Gesellschaft. In welcher der Dienstleistungssektor der Aufräumer nicht zuletzt dank einige Real-TV-Serien einen ungeheuren Aufschwung genommen hat. Ihre 96-minütige Komödie punktet mit pointiert-wortwitzigen Dialogen einer Klasse-Besetzung, allen voran Corinna Harfouch als zarte, aber auch konsequente und durchaus auch selbstironische Marlen, die am Ende nicht nur die Handwerker, sondern auch ihren empathischen Chef Magnus (Joachim Król) samt ihrer Kolleginnen Andrea (Katharina Schmalenberg) und Bea (Susanne Bredehöft) in ihre vier Wände lässt. Torsten C. Fischers „Blutholz“ ist ein weiterer Film mit dem Herner Schauspieler, den der deutsch-französische Kanal Arte am Freitag, 26. April 2024, um 20:15 Uhr ausstrahlt. Darin rennt ein junger Mann um sein Leben – nackt in einem Waldstück, verfolgt von Menschen in Bärenkostümen und ihren Hunden. Schnitt. Hans Schüssler (Joachim Król) kehrt nach vierzig Jahren nach Siebenbürgen zurück, in seinen Geburtsort Kronstadt, der heute Brasov heißt. Er ist mit dem Flugzeug aus Dortmund gekommen und bittet den Taxifahrer, an einer Biegung der Straße anzuhalten. Dabei geht es ihm auch um den herrlichen Blick über die Karpaten (Kamera: Hannes Hubach), vor allem aber um einen heimlichen Schluck aus dem Flachmann. Schüssler war früher ein gefürchteter Zielfahnder, dann Soldat. Nach einem Einsatz in Somalia ist er abgestürzt, zum Alkoholiker geworden, der sich mit Gelegenheitsjobs herumschlägt. Da kam ihm der Auftrag von Dr. Gerd Sasse (Alexander Beyer), Chef der gleichnamigen deutschen Holzfirma in Brasov, gerade recht: Als privater Ermittler, mit 1.000 Euro Tageshonorar und 50.000 Euro Erfolgsprämie fürstlich honoriert, soll er nach dem seit Tagen spurlos verschwundenen Manager Jens Baumann (Bogdan Ciubuciu) suchen…

20:15 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Samstag, 27. April

Kreativseminar im LWL-Museum für Archäologie und Kultur

Mittelalterliche Buchkunst selbstgemacht

Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Europaplatz.

Beim Workshop „Scriptorium“ am Samstag, 27. April 2024, im LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne können Besucher ab zwölf Jahren einiges über die mittelalterliche Buchkunst erfahren, selbst Farben mischen und ihre eigene Buchseite gestalten. Wie entstanden Bücher vor Erfindung der Druckerpresse und des E-Books? Schon im Mittelalter gab es eine Vielzahl von Schriftstücken - reich verziert und hunderte Seiten lang. Im Mittelalter war die Herstellung von Schriften und Büchern in klösterlicher Hand. Hier entstanden wertvolle Bilderhandschriften, die den Alltag der Menschen beschreiben oder die Schriften des Christentums darstellen. Das Lorscher Evangeliar ist ein solches, reich illustriertes Werk. Im Workshop geht es am Vormittag um das Schreiben selbst: Die Teilnehmenden bereiten die Seiten vor, stellen selbst Tinte her und erlernen das Schreiben in mittelalterlichen Schriftarten sowie den Umgang mit einem Griffel auf Wachstafeln. Am Nachmittag sollen Farben hergestellt und Buchillustrationen gestaltet werden. Die Kosten für das Seminar betragen 45 Euro pro Person, inklusive Material und zuzüglich des Museumseintritts. Eine Anmeldung ist unter Tel.: 02323 94628-0 oder per E-Mail: lwl-archaeologiemuseum-empfang@lwl.org erforderlich.

Online-Kursus

Sanftes Yoga bei der vhs

Yoga.

Madlen Kahl bietet über die vhs Herne einen neuen Online-Yoga-Kursus an, der am Samstag, 27. April 2024, startet. An fünf Terminen, immer samstags, von 9 bis 10:15 Uhr, lernen die Teilnehmer, wie sie einfache Übungen in ihren Alltag integrieren können. Auf dem Programm stehen Atemübungen, Klopftechniken oder Druckpunktmassage. Durch den Schwerpunkt „Nervensystem“ zielen die Yoga-Übungen auf eine Verbesserung der eigenen Körperregulation. Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Die Anmeldungen für den Kursus mit der Nummer 24A8367 können persönlich bei der vhs erfolgen oder telefonisch hier 02323 - 16 1643 oder online direkt hier. Den Link zum Kursusraum erhalten alle Interessierten nach der Anmeldung.

9 Uhr

vhs Kursus

Italienisch rund um den Restaurantbesuch

Leckereien aus Italien.

In der vhs im Kulturzentrum findet am Samstag, 27. April 2024, in der Zeit von 9:30 bis 12 Uhr, ein Kurus statt, der sich mit der Italienischen Sprache rund um den Restaurantbesuch dreht. Die Liebe zu Land und Leuten geht durch den Magen. Besonders viele Italienischlernende lieben die italienische Küche. Die vhs bietet nun ein gezieltes Sprechtraining für die Reise an: Italienisch rund um den Restaurantbesuch. Die Muttersprachlerin Ilaria Manfredi bietet nun Personen mit geringen Vorkenntnissen ab etwa 40 Ustd (1-2 vhs-Kurse), ein Sprachtraining zum Thema. Der Kursus wendet sich an diejenigen, die sich in Italien vorwiegend mündlich verständigen wollen. Es wird in kleinen und einfachen Dialogen geübt, Getränke korrekt zu bestellen, Essensempfehlungen zu erfragen oder bei der Rechnung nachzufragen. Unterschiede zwischen deutschen und italienischen Gepflogenheiten fließen in den Unterricht ein. Lehrmaterial wird im Kurs verteilt und ist bereits im Entgelt von 12 Euro inbegriffen. Anmeldungen zu dem Kursus mit der Nummer 24A5606 können online hier oder per Tel 02323 / 16-2920 oder 02323 / 16-3584 getätigt werden. Die Teilnahmegebühr beträgt 12 Euro, ermäßigt 9 Euro.

9:30 Uhr

Kita Schadeburg lädt ein

Trödelmarkt rund ums Kind

Die Kita Schadeburg veranstaltet einen Trödelmarkt rund ums Kind (Symbolbild).

Am Samstag, 27. April 2024, findet in der Zeit von 10 bis 13 Uhr der jährliche Trödelmarkt der Kita Schadeburg rund ums Kind statt. Die Familien der Kita Schadeburg bieten in den Gemeinderäumen der Ev. Emmaus-Gemeinde Kleidung und Spielsachen der Kinder zum Verkauf an. Die Erziehe der Kita runden den Tag mit Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen ab.

10 Uhr

Veranstaltung im Gemeindehaus St. Marien

Weiberkram-Flohmarkt

Die Gemeinde St. Marien veranstaltet einen Weiberkram-Flohmarkt (Archivfoto).

Am Freitag und Samstag, 26./27. April 2024, findet der Weiberkram-Flohmarkt im Gemeindehaus St. Marien, an der Bismarckstraße 74b, statt. Am Freitag geht die Veranstaltung von 19 bis 23 Uhr. Es gibt Musik und Cocktails. Die Veranstaltung am Samstag startet um 10 Uhr mit einem Sektfrühstück und dauert bis 13 Uhr.

10 Uhr

Die Gruppe „Clean-Up“ lädt ein

Müllsammelaktion in Wanne-Süd

Die Gruppe 'Wanne-Süd gemeinsam - Clean Up' sammelt lädt zur monatlichen Müllsammelaktion ein.

Einmal im Monat lädt die Gruppe „Wanne-Süd gemeinsam - Clean Up“ zu ihrer gemeinschaftlichen Müllsammelaktion ein. Treffpunkt ist wieder um 11 Uhr am ehemaligen Hallenbad – Am Solbad. Circa gegen 13:30 Uhr wird die Aktion an diesem Samstag beendet sein. Zu der Aufräumaktion sind alle Menschen willkommen, die sich gemeinsam für einen sauberen und lebenswerten Stadtteil engagieren möchten. Handschuhe und Müllsäcke werden bereitgestellt. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

11 Uhr

Kita an der Horsthauser Straße

Flohmarkt mit Kindersachen

Der Elternbeirat der Kita an der Horsthauser Straße lädt zu einem Flohmarkt mit Kindersachen ein - für die Kleinsten wird unter anderem Kinderschminken angeboten.

Der Elternbeirat der Kindertageseinrichtung an der Horsthauser Straße lädt am Samstag, 27. April 2024, von 11 bis 15 Uhr zu einem Verkauf von Kindersachen ein. Mehrere Aussteller, von denen es nach Angaben des Veranstalters genug gibt, bieten ihre Sachen an. Diese sollen voraussichtlich in verschiedenen Größen erhältlich sein, mindestens ein Stand hat aber Größen in 116. Zusätzlich wird Spielzeug angeboten. Für die Kinder wird eine Spielecke aufgebaut, zudem können sie sich schminken lassen. Zur Verpflegung gibt es nach Angaben des Elternbeirats Kuchen. Die Einnahmen der Stände kann jeder Aussteller selbst behalten, das Geld aus dem Kuchenverkauf geht an den Elternbeirat des Kindergartens, der dann Anschaffungen für die Kita davon finanziert. Abschließend heißt es vom Veranstalter: „Wir hoffen auf gutes Wetter, damit wir das Ganze draußen veranstalten können.“

11 Uhr

Treffpunkt ist der Rombergpark

Fotoexkursion mit der vhs

vhs-Herne Logo.

Mit der vhs geht es am Samstag, 27. April 2024, von 11 bis 16 Uhr, auf Fotoexkursion in den Rombergpark nach Dortmund. Treffpunkt ist der Parkeingang am Torhaus Rombergpark. Die Teilnahmegebühr beträgt 20 Euro, ermäßigt 14 Euro. Der 1822 als englischer Landschaftspark angelegte botanische Garten im Dortmunder Süden bietet heute auf 65 Hektar Fläche viel Grün, Wasser, exotische Pflanzen und romantische Ausblicke. Darum ist er bei den Dortmundern, aber auch überregional zu allen Jahreszeiten als Ausflugsziel beliebt. Mit vhs-Kursleiter Dr. Tom Fliege lernen Sie während der Exkursion in den Park die grundlegenden Begriffe der Fotografie und werden hinsichtlich der Motivgestaltung beraten. Dazu sollten Sie Ihre Digitale Spiegelreflexkamera (mit oder ohne Spiegel) mit den Kameramodi P, Av/A, Tv/S und M und verschiedene Objektive mitbringen. Alternativ bringen Sie Ihr modernes Smartphone (z.B. von Huawei, Samsung, etc.) mit, dessen Hauptkamera 2, 3 oder mehr eingebaute Objektive hat. Mit der ganz grundsätzlichen Bedienung Ihrer Kamera oder Ihres Smartphones sollten Sie sich auskennen. Anmeldungen zu der Exkursion mit der Nummer 24A6509 können online hier getätigt werden oder telefonisch hier 02323 – 16 1643.

11 Uhr

Große Re-Opening-Party am neuen Standort an der Hauptstraße

Traumfabrik macht Hochzeitsträume wahr

Das Brautmodengeschäft Traumfabrik zieht zur Hauptstraße in Eickel. Chefin ist Britta Boksa (li.), neben ihr Mitarbeiterin Eva Lang.

Wenn man durch die Türen des Brautmodengeschäftes Traumfabrik von Britta Boksa an der Hauptstraße 1 im Stadtteil Eickel schreitet, erwartet die Besucher ein Meer aus Hochzeitskleidern, traumhaften Accessoires und einer Einrichtung mit viel Liebe zum Detail. Bereits vor neun Jahren eröffnete Boksa die Traumfabrik. Jedoch war das Geschäft bis vor kurzer Zeit noch am Hannibal-Center in Bochum zu finden. Die Räume an der Hauptstraße wurden bisher für den Curvy-Brautmodenbereich genutzt. Nun aber zog das Geschäft komplett nach Eickel. Dafür legte das Team auch selbst Hand an. „Von der Renovierung bis zum Umzug, alles wurde handmade von uns gemacht“, berichtet Britta Boksa. Die neuen Räume bieten noch mehr Platz für das große Sortiment des Brautmodengeschäftes. Von Größe 34 bis 52+ ist hier für jede künftige Braut das hoffentlich richtige Kleid dabei, was dann am Tag der Traumhochzeit dem Bräutigam den Atem verschlägt. Die Bräute können aus dem Outletbereich wählen, in dem es die Traumkleider bereits unter 1.000 Euro gibt, aber auch beim großen Sortiment liegt die Preisspanne bei 700 bis 2.500 Euro. Dazu kommt dann noch die Mix & Match-Kollektion, die sich in einer Preisspanne ab 300 Euro befindet. Diese Kollektion wird gerade im Bereich der standesamtlichen Hochzeit immer beliebter. „Ob Spitzenoberteile, Bodies oder auch moderne Hosen, wir haben eine große Auswahl und tolle Kombinationsmöglichkeiten“, sagt Mitarbeiterin Eva Lang, die schon seit zwei Jahren für das Unternehmen tätig ist. Abgerundet wird das Angebot noch durch die Mommy-Brautkleider und die Kleider für Curvy Brides, also kurvige Frauen. „Es gibt gerade in diesem Bereich einige Frauen, die nicht so schöne Erfahrungen bei der Kleidersuche machen mussten, deshalb ist es uns wichtig, auch ihnen ein großes Angebot machen zu können“, erläutert Britta Boksa. „Denn jede Frau verdient es, sich an ihrem Hochzeitstag wunderschön zu fühlen und so auszusehen.“ Mittlerweile arbeiten fünf Beraterinnen in dem Geschäft, um für die Bräute die bestmögliche Beratung bieten zu können. „Deshalb ist eine Voranmeldung auch so wichtig. Wir nehmen uns immer sehr viel Zeit für eine Braut und gehen auf ihre individuellen Wünsche ein. Wir möchten einfach, dass die Braut sich bei uns wohlfühlt und natürlich gut beraten“, verdeutlicht Eva Lang. Dazu setzt das Team auch auf eine offene Atmosphäre und Beratungsplätze. „Es kommt dann auch schon mal vor, dass die Bräute sich gegenseitig Komplimente von den verschiedenen Beratungsplätzen zurufen oder applaudiert wird, wenn eine Braut ihr Traumkleid gefunden hat und die Glocke geläutet wird. Diese herzliche Atmosphäre finden wir sehr schön“, freut sich Inhaberin Britta Boksa. Ferner werden die Bräute auch bei Änderungen und dem finalen Abstecken der Kleider nicht allein gelassen. Das Team der Traumfabrik arbeitet mit zwei Partnerateliers zusammen, die die Änderung vor Ort und in enger Abstimmung mit Braut und dem Team vornehmen. Auch auf verschiedenen Hochzeitsmessen ist das Team der Traumfabrik unterwegs, um so ihr Angebot noch bekannter zu machen. „Wir bieten dort auch immer eine Modenschau an. Dabei laufen bei uns aber keine Profimodels, sondern ganz normale Frauen. Das ist uns immens wichtig, denn die Bräute sollen sich auch in den Kleidern wiedererkennen können“, so Boksa weiter. Viele Bräute werden durch Social Media oder Empfehlungen auf die Traumfabrik aufmerksam. Damit auch bald noch mehr zukünftige Bräute den Weg in die Traumfabrik finden und sich in ihr Traumkleid verlieben können, gibt es am Samstag, 27. April 2024, in der Zeit von 11 bis 17 Uhr die große Re-Opening-Party an der Hauptstraße 1. Die Besucher erwarten neben den Traumkleidern auch Musik, prickelnde Getränke und einige Überraschungen. „Es gibt Goodie Bags mit kleinen Aufmerksamkeiten und Gutscheinen von verschiedenen Hochzeitsdienstleistern. Außerdem ist eine Stylistin aus Herne vor Ort und beim Glücksrad können die Besucherinnen kleine Geschenke und Rabatte gewinnen“, erklärt Eva Lang. Außerdem kann eine Braut bei einem Gewinnspiel als 1. Preis einen 200 Euro-Gutschein, 2. Preis einen Hochzeitscountdown-Kalender und als 3. Preis einen Cleaner for Weddingdresses-Set gewinnen. Wer einen der Goodie Bags ergattern möchte, kann sich auf der Homepage registrieren und so an der großen Party teilnehmen. Mehr Infos zur Traumfabrik NRW gibt es auf der Homepage, Instagram und Facebook. Telefonisch oder über WhatsApp ist das Geschäft natürlich auch zu erreichen unter Tel 02325 9920641 oder 0176 72975269. Die Öffnungszeiten sind von Mittwoch bis Freitag von 11 bis 19 und Samstag von 11 bis 17 Uhr. Es wird um vorherige Anmeldung gebeten.

11 Uhr
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'Die Brüder Karamasow' in Bochum

Siebenstündiger Dostojewski-Marathon

Am Küchentisch im siebenstündigen Dostojewski-Marathon „Die Brüder Karamasow“ am Schauspielhaus Bochum (v.l.): Steven Scharf, Pierre Bokma, Dominik Dos-Reis (hinten) und Oliver Möller.

„Brat'ja Karamazovy“, dieser letzte, 1879/80 erschienene Roman Fjodor M. Dostojewskis (1821 - 1881), ist ein Moloch in zwölf Büchern und einem Epilog, 1.000 Seiten voller ungelöster Menschheitsfragen, Destillat seines „Tagebuchs eines Schriftstellers“ und Spiegel seiner Figuren, ja seiner dichterischen Welt. Ein für eine Theateradaption unbeherrschbarer Brocken, sollte man meinen, eher geeignet für eine der heute so beliebten Streaming-Serien. Schließlich dreht es sich in „Die Brüder Karamasow“ um Väter und Kinder, um Liebe und Hass, um den Glauben an Gott in einer gottlosen Welt – und nicht zuletzt um Mord. Der Roman ist nicht zuletzt auch eine Kriminalgeschichte. In der die drei Brüder Dmitrij (Victor IJdens), Iwan (Steven Scharf) und Aljoscha Karamasow (Dominik Dos-Reis) in ihr Elternhaus zurückkehren und ihrem Vater, einem alten Lebemann, den Tod wünschen. Als Fjodor Pawlowitsch Karamasow (Pierre Bokma) tatsächlich ermordet wird, fällt der Verdacht sogleich auf Dmitrij, den ältesten Sohn, welcher in die gleiche schöne Frau vernarrt ist wie sein Vater. Der wahre Täter ist jedoch ein unter Epilepsie leidender illegitimer Halbbruder, Pawel Fjodorowitsch Smerdjakow (Oliver Möller), der sich aus Lebensüberdruss, nicht aus Schuldgefühl, das Leben nimmt. Alle drei Brüder, der vermeintliche Täter verbüßt seine Strafe in einem sibirischen Arbeitslager, nehmen die moralische Schuld auf sich... „Die Brüder Karamasow“ ist nicht nur das letzte, sondern auch das komplexeste Werk Dostojewskis. Man kann das einem Vermächtnis gleiche Opus Magnum als vierstündiges Destillat auf die Bretter stellen wie es Thorsten Lensing vor zehn Jahren mit einem Allstar-Ensemble befreundeter Schauspieler, darunter Sebastian Blomberg, Andre Jung, Ursina Lardi, Horst Mendroch, Ernst Stötzner und Devid Striesow, in Berlin getan hat – mit überwältigendem Erfolg im ganzen deutschsprachigen Raum. Bochums Intendant Johan Simons, der in einem Interview mit dem Süddeutsche Zeitung Magazin im Juli 2022 Frank Castorf als eines seiner Regie-Vorbilder genannt hat, kommt der Vorlage in seinem einschließlich mehrerer Pausen siebenstündigen Gesamtkunstwerk sehr nahe. Weil er eine kongeniale Bearbeitung der Bochumer Chefdramaturgin Angela Obst inszeniert, die den Mut zum Rotstift, zur Umstellung des Handlungsverlaufs und zur Reduktion des Personals offenbart, ohne den Roman als Steinbruch auszubeuten oder den von vornherein zum Scheitern verurteilten Versuch eines Précis zu unternehmen. Beginn ist stets um 15 Uhr im Schauspielhaus, der erste Teil ist „Im Kloster: Aljoscha“ betitelt. Mit Elsie de Braw als nunmehr weiblicher Starez Sossima (samt Familienhund), einem im ganzen Land als Heiliger verehrter Kloster-Einsiedler. Hier sorgt das einerseits gewaltige, aber andererseits auch kleinteilige, simultan nutzbare Bühnen-Environment Wolfgang Menardis für Erstaunen. Der Österreicher reüssiert gerade auch als Autor und Regisseur am Wiener Volkstheater mit „Heit bin e ned munta wuan“. Dann gehts durch die Katakomben des Bochumer Theaterschiffs in die Kammerspiele zum mit „In der Küche: Iwan und Smerdjakow“ betitelten zweiten Teil, der ganz von intensiven Gesprächen in kompakter Guckkasten-Atmosphäre lebt. Nach dem gemeinsamen Dinner (Borschtsch, Gemüsequiche, Panna Cotta) läuft das Finale „In der Hölle: Dmitrij“ wieder auf der großen Bühne im Schauspielhaus. Sinnvoll die Streichung ganzer Kapitel wie der Gerichtsverhandlung im 12. Buch und die Zusammenlegung von Personen: So vereint Anne Rietmeijers Figur der auch vom Vater Fjodor Karamasow umworbenen jungen Gruschenka auch die „edle“ Katerina Iwanowna, die von Dmitrij nicht loskommt, von Madame Chochlakowa (Jele Brückner) aber bedrängt wird, den „gebildeten“ Iwan zu heiraten, „der sie mehr als alles auf der Welt liebt“. Und nach Europa reisen möchte, sehr weitsichtig als einen Friedhof mit „teuren Toten“ bezeichnet. Solche „quälenden Gespräche in der Stube“ (4. Kapitel im 4. Buch) spielen im Roman freilich eine wesentlich größere Rolle als in der Dramatisierung. Ja, es gibt durch die Kürzungen Verluste, die zu Unverständnis führen. Etwa bei der Figur des Goethes „Faust“ zitierenden Stabskapitäns Snegirjow (Konstantin Bühler), dessen Kind den „frühreifen Menschenfreund“ Aljoscha in den Finger gebissen hat – warum auch immer: der Hintergrund (im 10. Buch des Romans) ist in Bochum gestrichen. Unter dem Strich aber wäre dieser großartige Dostojewski-Abend reif fürs Berliner Theatertreffen, wenn ihn die Juroren denn gewählt hätten. Den Madame Chochlakowas Tochter Lise (Danai Chatzipetrou) im Gespräch mit dem von ihr angehimmelten Aljoscha solchermaßen auf den Punkt bringt: „Es ist furchtbar, was ich rede! Ich rede gar nicht darüber, worüber ich reden sollte. Ach, das Reden kommt von selbst.“ Karten unter schauspielhausbochum.de oder unter Tel. 0234 – 33 33 55 55. Die weiteren Aufführungen bis zum Saisonschluss, Beginn jeweils um 15 Uhr:

15 Uhr

'Boléro' am MiR in Gelsenkirchen

Höchst ansehnliche Kopf-Choreografien

Tanit Cobas und Kira Metzler in „Shadow Waltz“ von Fernando Melo.

Wer den Titel „Boléro“ hört, hat sofort Maurice Ravels Meisterwerk im Ohr. Dieser rund 16 Minuten dauernde orgiastische Taumel, der unentrinnbar auf Ekstase, Eruption, Katastrophe und Zusammenbruch zusteuert, wurde 1928 ursprünglich als Ballettmusik für die russische Schauspielerin und Tänzerin Ida Rubinstein geschrieben. Choreografen ließen sich immer wieder von der enorm konsequenten Struktur des Boléro inspirieren, in dem zwei Themen achtzehn Mal wiederholt werden und dabei nur die Instrumentation variiert. Ravel über sein Werk: „Dies ist ein Tanz mit einer sehr moderaten und durchgängig gleichmäßigen Bewegung, sowohl auf Grund seiner Melodie als auch auf Grund seiner Harmonie und seines Rhythmus. Der Rhythmus wird kontinuierlich von der Trommel vorgegeben. Das Element der Abwechslung kommt durch das Orchester-Crescendo hinzu.“ Ikonisch ist Maurice Béjarts 1961 in Brüssel uraufgeführte Version – naturgemäß zur Musik Ravels. Die erklingt jetzt in Gelsenkirchen freilich erst am Ende eines 90-minütigen Doppelabends mit Musik u.a. von Quasim Naqvi, Christine Ott, Thomas Köner und Yehezkel Raz. Giuseppe Spota, Direktor der MiR Dance Company, hat zwei gänzlich andere „Handschriften“ nach Gelsenkirchen geholt: Fernando Melo und Sita Ostheimer verfolgen aus einem eher verkopft-theoretischen Konzept heraus, welches ausführlich im Programmheft beschrieben wird, ganz unterschiedliche Ansätze. Die am 30. März 2024 als Doppelabend minutenlang umjubelte Premiere im Kleinen Haus am Kennedyplatz feierten. Fernando Melo ist in Gelsenkirchener kein Unbekannter seit seiner scheinbar die Schwerkraft verleugnenden Arbeit für „#findyourmuse“ im Kunstmuseum Gelsenkirchen-Buer. Auch für den Boléro-Abend entwickelt der auch für Bühne und Kostüme verantwortliche Brasilianer eine Choreografie, die mit Täuschungen, optischen Tricks und der Filmblenden-Technik arbeitet. Sein Ausgangsmaterial für „Shadow Waltz“ sind die strukturellen Prinzipien von Ravels Komposition: Wiederholung, Schichtung, Steigerung. In einer trotz der Schwere des Materials höchst variablen Sperrholz-Konstruktion auf einer handbetriebenen Drehbühne mit einem Tisch und zwei Bugholz-Stühlen als einzigen Requisiten wird eine Szene in immer wieder leicht abgewandelter Form wiederholt. In seiner vierzigminütigen Arbeit bewegt der in Rio de Janeiro geborene, in Schweden lebende und global tätige Tänzer, Choreograf und Tanzfilm-Regisseur Fernando Melo also nicht nur die Körper der fünf Tänzer, sondern gleichberechtigt auch die Elemente des Bühnenbilds. So entsteht, etwa durch Spiegelung ohne Sichtkontakt, ein faszinierendes Vexierbild, das die Wahrnehmung des Publikums in jeder Sekunde herausfordert. Kurz: eine auch im wahren Wortsinn gemeinte Kopf-Geburt, die begeistert. Neben Giuseppe Spotas Compagnie-Mitgliedern Tanit Cobas, Dex van ter Meij und Joonatan Zaban sind zwei Gäste in diesem musikalisch kontemplativen Anti- Boléro zu erleben, die Berlinerin Kira Metzler sowie der Kubaner Yordi Yasiel Perez Cardoso vom „Ballet Revolución“. Die Berliner Tänzerin und Choreografin Sita Ostheimer arbeitet in „Hasard & Boléro“ mit der Originalmusik von Maurice Ravel und einem daraus destillierten Klavierstück des Pianisten und (Filmmusik-) Komponisten Yehezkel Raz. Die in der Pause vollständig geräumte Bühne wird an beiden Seiten gerahmt von einer Reihe Leuchtstoffröhren (Licht: Barnaby Lionel Booth), die durch wechselnde Intensität und Farbigkeit Stimmungen erzeugen. Die siebenköpfige Compagnie aus Camilla Bizzi, Marie-Louise Hertog, Hilla Regev Yagorov, Chiara Rontini, Yu-Chi Chen, Pablo Navarro Muñoz und Urvil Shah, von Sita Ostheimer in Alltagskleidung in gedeckten Farben gesteckt, bewegt sich nach einem längeren Warm up auf Socken im diffusen Bühnennebel-Licht zur minimalistischen Musik des israelischen Komponisten. Im ersten Teil begeistern neue, bezüglich der Synchronisation die Tänzer besonders in den Gruppenchoreografien herausfordernde Elemente. Überflüssigerweise wird das um einiges kürzere Stück zäsuriert durch einen warum auch immer auf Englisch gesprochenen Text Maurice Ravels über seinen „Boléro“, der für den Komponisten „ausschließlich aus Struktur, ohne Seele“ besteht: „Die Behandlung ist durchweg schlicht und gradlinig, ohne den geringsten Versuch von Virtuosität.“ Was man von Sita Ostheimers Choreografie zu eben diesem „Klassiker“ nun wirklich nicht sagen kann, in der sich die Tänzer in ihrer jeweiligen Muttersprache gegenseitig anfeuern – und bis an ihre Belastungsgrenzen gehen. Die zugleich thematisiert werden durch einschleichende Fehler bei den Wiederholungen, die analog zur Musik in einen wahren Rausch münden. Karten unter musiktheater-im-rervier.de, an der MiR-Theaterkasse am Kennedyplatz (Montag und Samstag von 10 bis 14 Uhr, Dienstag bis Freitag von 10 bis 18:30 Uhr) sowie unter Tel 0209 – 40 97 200.

19 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Sonntag, 28. April

Ein Tag für den Artenschutz

Wie bedroht ist der Lebensraum der Eisbären.

Gelsenkirchen. Alle Erlebniswelten im Zoom von Gelsenkirchen bieten am Sonntag, 28. April 2024, beim Artenschutztag ihren Besuchern neben Tier-Fütterungen auch Gespräche mit den unterschiedlichsten Tierpflegern. Dabei erfahren sie, welchen Beitrag der Zoo zum Artenschutz leisten kann. Neben zahlreichen bedrohten Tierarten, die in den ZOOM Erlebniswelten leben, geht es thematisch auch darum, bedrohte Tierarten weltweit zu schützen. Spiel- und Bastelangebote sorgen für Spaß bei Groß und Klein. Neben Informations- und Mitmachständen lädt auch die Zooschule zum Tag der offenen Tür ein. Im Herzen des Ruhrgebietes gehen die Besucher der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen 365 Tage im Jahr auf „Weltreise an einem Tag“. Mehr als 900 Tiere in über 100 Arten können sie in den Erlebniswelten Alaska, Afrika und Asien entdecken – auf insgesamt mehr als 30 Hektar Fläche. Die naturnah gestalteten Landschaften mit ihren nahezu unsichtbaren Grenzen ermöglichen spannende Begegnungen zwischen Mensch und Tier. Die ZOOM Erlebniswelt wurde 2023 zum sechsten Mal in Folge beim Parkscout Publikums Award zum beliebtesten Zoo Deutschlands gewählt.

8 Uhr

'Singen befreit'

Gottesdienst im ZDF

Das ZDF überträgt den Sonntag-Gottesdienst.

Das ZDF überträgt am Sonntag, 28. April 2024, ab 9:30 Uhr den Gottesdienst aus der Petri-Kirche in Herford. Pfarrer Bodo Ries leitet den Gottesdienst, der unter dem Motto – Singen befreit – steht. Auf der Arbeit steht eine unangenehme Aufgabe an. In der Beziehung hängt der Streit noch in der Luft. Das Leben zerrt an einem, um alles muss man sich kümmern. Dir ist das Liebste genommen. Und das Alter macht das Leben nicht leichter. Singen ändert doch daran rein gar nichts. Das stimmt nicht, widerspricht Pfarrer Bodo Ries. Manchmal ist Singen die beste Alternative zum Verstummen, davon erzählen er und Menschen aus der Petrigemeinde. Musikalisch gestalten den Gottesdienst der Komponist und Pianist Timo Böcking mit Ben Jost (Schlagzeug), Jan Primke (E-Bass), Anne Dorothea Mutterer (Violine) sowie Katja Zimmermann und Björn Bergs (Gesang).

9:30 Uhr

Gottesdienst im Radio

Der Westdeutsch Rundfunk (WDR 5) überträgt am Sonntag, 28. April 2024, um 10 Uhr, den Sonntagsgottesdienst aus aus der Akademiekirche 'Die Wolfsburg' in Mülheim.

10 Uhr

Der April im LWL-Römermuseum

Saisonstart auf der Römerbaustelle Aliso

LWL-Römermuseum in Haltern.

Haltern (lwl). Das LWL-Römermuseum in Haltern hält im April 2024 wieder ein Programm für alle Besuchenden bereit. In der zweiten Osterferienwoche warten Asterix und Obelix darauf, mit Kindern auf Entdeckungsreise zu gehen und sich vielleicht im selbst gezeichneten „Römer-Comic“ wiederzufinden. Die Legionäre der „Legio XIX“ eröffnen nach der Winterpause die Römerbaustelle Aliso. 125 Jahren Römer-Erforschung in Haltern, Kalle, der Museumsmaulwurf, gibt bei allen Aktionen den Ton an, es werden altersgerechte Führungen angeboten und und und. Am Ostermontag, 1. April 2024, geht es um 14 Uhr für Erwachsene und Kinder ab zehn Jahren mit der Sklavin Fortunata bei einem „Rundgang in römischer Begleitung“ auf die Römerbaustelle Aliso und in die Zeit vor gut 2.000 Jahren. Nach der Schlacht im Teutoburger Wald retten sich die überlebenden Römer in das letzte Militärlager, das von den Germanen noch nicht überrannt ist: Aliso. Hinter der mächtigen Wehrmauer sucht auch Fortunata Schutz. Wird die Mauer den Angriffen standhalten? Reichen die Vorräte? Kommt rechtzeitig Hilfe? In der zweiten Ferienwoche bietet das LWL-Römermuseum am Mittwoch und Freitag, 3., und 5. April 2024, jeweils von 9:30 bis 12 Uhr eine Osterferienaktion für Kinder von acht bis zwölf Jahren an. Alle machen mit Asterix und Obelix eine Entdeckungstour durch das Museum und über die Römerbaustelle Aliso. Was ist echt und was nicht in den berühmten Asterix-Comics? Die Kinder schlüpfen in römische Gewandung und werden selbst Teil der Geschichte. Sie können zusammen mit der Halterner Illustratorin, Katharina Potratz, ihren eigenen Römer-Comic erfinden und selbst zeichnen. Für diese Aktion fallen Kosten von sieben Euro an. Eine Anmeldung ist erforderlich unter: 02364/93760 oder per E-Mail: besucherservice-roemermuseum@lwl.org Die Legionäre und Römerinnen der Legio XIX eröffnen nach der Winterpause am Sonntag, 7. April 2024, die Römerbaustelle Aliso. Sie beleben das 2022 an originaler Stelle wiedererrichtete römische Wachhaus und geben Einblicke in den Legionärsalltag. Kinder können ihre eigenen römischen Feldzeichen basteln. Dafür fallen Materialkosten von vier Euro an. Familien mit Kindern ab sechs Jahren können am Sonntag, 14. April 2024, um 11 Uhr an der Überraschungsführung „Tierisch!“ teilnehmen. Bei dem Rundgang spüren sie den im Römerlager versteckten Tieren nach. Wo es langgeht, entscheiden sowohl der Zufall als auch die Teilnehmer. Danach erfahren Familien mit Kindern ab acht Jahren um 14 Uhr mehr über römische Handwerks- und Vermessungstechniken – "Vor Ort in Aliso". Auf der Römerbaustelle befindet sich die originalgetreue Rekonstruktion des ehemaligen Westtores des Hauptlagers von Haltern samt zugehörigem Wachhaus. Hier erfahren die Besucher:innen, auf welcher archäologischen Grundlage solche Rekonstruktionen entstehen und mit welchen Bautechniken solche Gebäude vor 2.000 Jahren aus dem Boden gestampft wurden. Am Freitag, 19. April 2024, findet von 14 bis 18:30 Uhr in Kooperation mit der LWL-Altertumskunde für Westfalen eine Vortragsreihe zum Jubiläum statt. Ganze fünf Tage dauerten die ersten Ausgrabungen in Haltern: Vor 125 Jahren, am 19. Juni 1899, begann die archäologische Untersuchung der römischen Militäranlagen. Heute gilt der Fundort Haltern als der größte und am besten erforschte Militärstandort des gesamten Römischen Reiches aus der Zeit um Christi Geburt. Hier wurde auch die moderne Ausgrabungstechnik zu international gültigen Standards weiterentwickelt. Kalle, der Museumsmaulwurf, kennt sich bestens aus. Er wundert sich gewaltig, was die Römer vor 2.000 Jahren in Haltern so alles im Boden gelassen haben. Am Sonntag, 21. April 2024, ab 11 Uhr können Familien mit Kindern ab fünf Jahren mit „Kalle auf Wohnungssuche“ gehen. Der Maulwurf hat sich vorzüglich in einem römischen Eimer eingerichtet, bis dieser eines Tages von Archäologen gefunden und ins Museum gebracht wird. Kalle begibt sich auf die Suche nach einer neuen Wohnung. Im Museum erzählt er den Kindern aus dem Alltag der römischen Legionäre. Um 14 Uhr macht sich „Kalle, der Baumeister“ auf, um die Römerbaustelle Aliso zu erkunden. Gemeinsam mit den Gästen entdeckt er dort nicht nur das nachgebaute römische Westtor samt Wachhaus, sondern auch Wissenswertes über die Römer. Von 12 bis 14 Uhr und von 15 bis 17 Uhr können Kinder römische Spiele ausprobieren und ihr eigenes Kalle-Bild ausmalen. Und selbst im Museumskino ist „Kalle, der Museumsmaulwurf“ zu finden. Am Sonntag, 28. April 2024, erkunden Familien mit Kindern ab acht Jahren um 11 Uhr in der Überraschungsführung „Alltagstauglich?“ den Alltag im Römerlager. Dabei bestimmen die Teilnehmenden und der Zufall die Auswahl und Abfolge der römischen Objekte. Die Bandbreite der Funde reicht dabei von Gegenständen der römischen Bewaffnung über luxuriöses Tafelgeschirr bis hin zu Verzierungen von Totenbetten. Um 14 Uhr wandeln Familien mit Kindern ab acht Jahren „Im Schatten der Legion“ durch das LWL-Römermuseum. Eigentlich hatten Frauen und Kinder in einem Römerlager nichts zu suchen, und doch haben sie ihre Spuren im römischen Haltern hinterlassen. Das Programm zeigt die römischen Legionäre von ihrer privaten Seite. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Spielzeug der Kinder. Darum gibt auch ein Würfel vor, welche Aspekte des Kinderalltags genauer unter die Lupe genommen werden. Für alle Veranstaltungen gilt: Zu zahlen ist der Museumseintritt, Kinder und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahre sind kostenfrei, öffentliche Führungen sind inbegriffen. mehr Infos zu den Veranstaltungen gibt es auf der Homepage.

11 Uhr

'Durch den grünen Herner Westen'

Fahrrad-Thementour – Naturschutzgebietete

Naturschutzgebietete werden bei der Fahrrad-Thementour besucht.

Die Biologische Station Östliches Ruhrgebiet bietet am Sonntag, 28. April 2024, in Kooperation mit dem ADFC Herne eine geführte Thementour mit dem Fahrrad an. Start ist um 11 Uhr am Buschmannhof in Wanne-Mitte, das Ende der Tour wird ebenfalls am Buschmannshof sein und ist für 15:30 Uhr geplant. Die Tour führt durch den neuen Quartierspark an der Görresstraße und weiter entlang der Erzbahntrasse zu den Naturschutzgebieten „Bergehalde Pluto-Wilhelm“ und „Resser Wäldchen“. Im Verlauf der Tour sind mehrere Stopps eingeplant, an denen der Leiter der Biologischen Station, Dipl. Biologe Jürgen Heuser, über die Entwicklung der Natur informiert. Nach der Querung des Rhein-Herne-Kanals gibt es eine längere Mittagspause am GleisCafé „Fritzchen“. Die leichte, auch für ungeübte Radler zu bewältigende Tour mit einer Länge von circa 15 Kilometern ist weitgehend flach. Die durchschnittliche Geschwindigkeit beträgt circa 12 km/h. Weitere Infos zu den Naturschutzgebieten sind telefonisch bei der Biologischen Station unter Tel 02323 2296410 zu erfahren. Eine Anmeldung ist erforderlich. Sie muss über das Tourenportal des ADFC erfolgen und ist in wenigen Schritten schnell erledigt. Anmeldeschluss ist Samstag, 27. April 2024, 16 Uhr. Die Teilnahme an der Tour ist kostenlos.

11 Uhr

Veranstaltung im Café Desaster

Frühlingsfest mit Hofflohmarkt

Das Cafe Desaster an der Mont-Cenis-Straße 26.

Die Verantwortlichen des Cafés Desaster laden am Sonntag, 28. April 2024, zum Frühlingsfest mit Hofflohmarkt ein. Es gibt Aktionen, aber auch Leckeres vom Grill. Außerdem können sich die Besucher auf Waffeln, Kaffee und Kuchen freuen. Um Standanmeldung wird unter Tel 01778502865 gebeten.

11 Uhr

Am Gleiscafé Fritzchen

ADFC Herne codiert Fahrräder

Die Codiermaschine kommt am Gleiscafé wieder zum Einsatz.

Der ADFC Herne bietet eine weitere Codieraktion an: Am Sonntag, 28. April 2024, wird die Codiermaschine in der Zeit von 11 bis 17 Uhr, am Gleiscafé Fritzchen ihren Dienst tun. Eine Anmeldung ist erforderlich. Dazu liegen Anmeldelisten am Gleiscafé aus. Die Anmeldung ist ab sofort während der Öffnungszeiten des Gleiscafés – Donnerstag bis Montag 12 bis 17 Uhr – möglich. Radler, die ohne Anmeldung zur Codierung kommen, müssen eventuell mit längeren Wartezeiten rechnen. Codierte Fahrräder sind als Diebesgut schwerer zu verkaufen. Die Codierung ist daher effektiver Diebstahlschutz. Sie zeigt, wer Eigentümer des Fahrrads ist und macht es der Polizei leicht, aufgefundene Fahrräder ihren Besitzer zuzuordnen. Der Code wird am Rahmen des Fahrrads eingraviert, er setzt sich zusammen aus dem Autokennzeichen sowie der Gemeinde- und Straßenkennzahl des Wohnortes und wird ergänzt durch die Hausnummer und den Anfangsbuchstaben der Eigentümer. Zur Codierung des Fahrrads mitzubringen ist: Das eigene Fahrrad, ein Identitätsnachweis (Personalausweis oder Reisepass) und ein Eigentumsnachweis (Kaufvertrag, Rechnung, Quittung) für das Fahrrad. Die Kodierung kostet für ADFC-Mitglieder 10 Euro und für Nicht-Mitglieder 15 Euro.

12 Uhr

Gespräche und Begegnungen

'BankVerbindung'

Das Projekt "BankVerbindung" vom Ambulanten Hospizdienst bietet Gespräche auf den Bänken vor der Trauerhalle am Südfriedhof an. v.li. Karola Rehrmann, Koordinatorin beim Ambulanten Hospizdienst und Seelsorgerin der EvK Palliativstation und die Ehrenamtliche Christa Schodl.

Der Ambulanter Hospizdienst lädt mit seinen ehrenamtlichen Zeitschenkern zu Gesprächen und Begegnungen auf den Südfriedhof an der Wiescherstraße ein. Das Angebot nennt sich BankVerbindung und findet sonntags an der Bank vor der Trauerhalle, in der Zeit von 14:30 bis 16 Uhr statt. (halloherne berichtete) Die Zeitschenker tragen einen roten Schal, bieten warme Getränke an und haben ein offenes Ohr für Trauernde, Spaziergänger und alle weiteren Besucher. Im März ist es noch ein Termin: der erste Sonntag, 3. März 2024. Ab April werden die Bankverbindungen jeweils am ersten und letzten Sonntag im Monat angeboten.

14:30 Uhr

Der Rundgang umfasst die Stadtgeschichte von Herne und Wanne-Eickel

Führung durch das Heimatmuseum Unser Fritz

Heimatmuseum Unser Fritz.

Am vierten Sonntag im Monat bietet das Emschertal-Museum Herne im Heimatmuseum Unser Fritz eine Führung durch das Haus an. Die nächste Führung im Museum an der Unser-Fritz-Straße 108 findet am Sonntag, 28. April 2024, um 15 Uhr statt. Der Rundgang umfasst die Stadtgeschichte von Herne und Wanne-Eickel von etwa 1890 bis 1980 und die soziale Alltagsgeschichte der Menschen, die in den beiden Bergarbeiterstädten gelebt haben und leben. Die Teilnahme an der Führung ist entgeltfrei. Es muss der Eintritt in Höhe von 1,50 Euro entrichtet werden. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

15 Uhr

'Die Brüder Karamasow' in Bochum

Siebenstündiger Dostojewski-Marathon

Am Küchentisch im siebenstündigen Dostojewski-Marathon „Die Brüder Karamasow“ am Schauspielhaus Bochum (v.l.): Steven Scharf, Pierre Bokma, Dominik Dos-Reis (hinten) und Oliver Möller.

„Brat'ja Karamazovy“, dieser letzte, 1879/80 erschienene Roman Fjodor M. Dostojewskis (1821 - 1881), ist ein Moloch in zwölf Büchern und einem Epilog, 1.000 Seiten voller ungelöster Menschheitsfragen, Destillat seines „Tagebuchs eines Schriftstellers“ und Spiegel seiner Figuren, ja seiner dichterischen Welt. Ein für eine Theateradaption unbeherrschbarer Brocken, sollte man meinen, eher geeignet für eine der heute so beliebten Streaming-Serien. Schließlich dreht es sich in „Die Brüder Karamasow“ um Väter und Kinder, um Liebe und Hass, um den Glauben an Gott in einer gottlosen Welt – und nicht zuletzt um Mord. Der Roman ist nicht zuletzt auch eine Kriminalgeschichte. In der die drei Brüder Dmitrij (Victor IJdens), Iwan (Steven Scharf) und Aljoscha Karamasow (Dominik Dos-Reis) in ihr Elternhaus zurückkehren und ihrem Vater, einem alten Lebemann, den Tod wünschen. Als Fjodor Pawlowitsch Karamasow (Pierre Bokma) tatsächlich ermordet wird, fällt der Verdacht sogleich auf Dmitrij, den ältesten Sohn, welcher in die gleiche schöne Frau vernarrt ist wie sein Vater. Der wahre Täter ist jedoch ein unter Epilepsie leidender illegitimer Halbbruder, Pawel Fjodorowitsch Smerdjakow (Oliver Möller), der sich aus Lebensüberdruss, nicht aus Schuldgefühl, das Leben nimmt. Alle drei Brüder, der vermeintliche Täter verbüßt seine Strafe in einem sibirischen Arbeitslager, nehmen die moralische Schuld auf sich... „Die Brüder Karamasow“ ist nicht nur das letzte, sondern auch das komplexeste Werk Dostojewskis. Man kann das einem Vermächtnis gleiche Opus Magnum als vierstündiges Destillat auf die Bretter stellen wie es Thorsten Lensing vor zehn Jahren mit einem Allstar-Ensemble befreundeter Schauspieler, darunter Sebastian Blomberg, Andre Jung, Ursina Lardi, Horst Mendroch, Ernst Stötzner und Devid Striesow, in Berlin getan hat – mit überwältigendem Erfolg im ganzen deutschsprachigen Raum. Bochums Intendant Johan Simons, der in einem Interview mit dem Süddeutsche Zeitung Magazin im Juli 2022 Frank Castorf als eines seiner Regie-Vorbilder genannt hat, kommt der Vorlage in seinem einschließlich mehrerer Pausen siebenstündigen Gesamtkunstwerk sehr nahe. Weil er eine kongeniale Bearbeitung der Bochumer Chefdramaturgin Angela Obst inszeniert, die den Mut zum Rotstift, zur Umstellung des Handlungsverlaufs und zur Reduktion des Personals offenbart, ohne den Roman als Steinbruch auszubeuten oder den von vornherein zum Scheitern verurteilten Versuch eines Précis zu unternehmen. Beginn ist stets um 15 Uhr im Schauspielhaus, der erste Teil ist „Im Kloster: Aljoscha“ betitelt. Mit Elsie de Braw als nunmehr weiblicher Starez Sossima (samt Familienhund), einem im ganzen Land als Heiliger verehrter Kloster-Einsiedler. Hier sorgt das einerseits gewaltige, aber andererseits auch kleinteilige, simultan nutzbare Bühnen-Environment Wolfgang Menardis für Erstaunen. Der Österreicher reüssiert gerade auch als Autor und Regisseur am Wiener Volkstheater mit „Heit bin e ned munta wuan“. Dann gehts durch die Katakomben des Bochumer Theaterschiffs in die Kammerspiele zum mit „In der Küche: Iwan und Smerdjakow“ betitelten zweiten Teil, der ganz von intensiven Gesprächen in kompakter Guckkasten-Atmosphäre lebt. Nach dem gemeinsamen Dinner (Borschtsch, Gemüsequiche, Panna Cotta) läuft das Finale „In der Hölle: Dmitrij“ wieder auf der großen Bühne im Schauspielhaus. Sinnvoll die Streichung ganzer Kapitel wie der Gerichtsverhandlung im 12. Buch und die Zusammenlegung von Personen: So vereint Anne Rietmeijers Figur der auch vom Vater Fjodor Karamasow umworbenen jungen Gruschenka auch die „edle“ Katerina Iwanowna, die von Dmitrij nicht loskommt, von Madame Chochlakowa (Jele Brückner) aber bedrängt wird, den „gebildeten“ Iwan zu heiraten, „der sie mehr als alles auf der Welt liebt“. Und nach Europa reisen möchte, sehr weitsichtig als einen Friedhof mit „teuren Toten“ bezeichnet. Solche „quälenden Gespräche in der Stube“ (4. Kapitel im 4. Buch) spielen im Roman freilich eine wesentlich größere Rolle als in der Dramatisierung. Ja, es gibt durch die Kürzungen Verluste, die zu Unverständnis führen. Etwa bei der Figur des Goethes „Faust“ zitierenden Stabskapitäns Snegirjow (Konstantin Bühler), dessen Kind den „frühreifen Menschenfreund“ Aljoscha in den Finger gebissen hat – warum auch immer: der Hintergrund (im 10. Buch des Romans) ist in Bochum gestrichen. Unter dem Strich aber wäre dieser großartige Dostojewski-Abend reif fürs Berliner Theatertreffen, wenn ihn die Juroren denn gewählt hätten. Den Madame Chochlakowas Tochter Lise (Danai Chatzipetrou) im Gespräch mit dem von ihr angehimmelten Aljoscha solchermaßen auf den Punkt bringt: „Es ist furchtbar, was ich rede! Ich rede gar nicht darüber, worüber ich reden sollte. Ach, das Reden kommt von selbst.“ Karten unter schauspielhausbochum.de oder unter Tel. 0234 – 33 33 55 55. Die weiteren Aufführungen bis zum Saisonschluss, Beginn jeweils um 15 Uhr:

15 Uhr

Jörg Lippmeyer im Sodinger Kunstpunkt

'Stop Look And Listen'

'Stop Look And Listen' – Jörg Lippmeyer stellt im Sodinger Kunstpunkt aus.

„Wir sollten viel öfter etwas tun, das kein Ziel verfolgt, keine Eile hat und sich nicht lohnen muss ...“ lautet das Motto auf seiner Homepage. Für ihn selbst hat es offenbar keine Gültigkeit, denn der 1954 in Wanne-Eickel geborene Jörg Lippmeyer, der sich als „Maler“ versteht, ist unermüdlich in den unterschiedlichsten künstlerischen Genres unterwegs. 1976 in Dortmund zum Grafikdesigner ausgebildet malt er vornehmlich in Acryl und Öl auf Leinwand, in den letzten Jahren vor allem unter dem Label „New Pott Art“ äußerst farbenfroh in der plakativen Pop-Art-Manier des US-Amerikaners Robert Indiana. Aber auch die Farb- und Formexperimente des Bottropers Josef Albers finden sich gespiegelt in ganz unterschiedlichen Werken Lippmeyers, die den Betrachter suggestiv beeinflussen. Wie jetzt im Mittelteil der Ausstellung „Stop Look And Listen“ im Sodinger Kunstpunkt des Herner Künstlerbundes in programmatischer Hängung: rechterhand angelehnt an die variantenreiche Sammlung „Die Kunst der Fuge“ Johann Sebastian Bachs, vis-a-vis an der Säule zwei Bilder, die an die expressiven Gitarrenriffs eines Jimi Hendrix erinnern. Zur enormen Bandbreite seines Œuvres gehören auch Aquarelle, Zeichnungen, Grafiken und Monotypien, Mischtechniken, Filzarbeiten, Objekte und sogenannte Bilduren, Bilder an Skulpturen in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer HaWe Hubert. Seit 2024 gehört Lippmeyer zu einer Künstlergruppe, die unter dem Titel „crikraculum“ Objekte und Installationen im Miniaturformat gestaltet. 2015 begann seine Tätigkeit als Zeichner und „Cool Cats“-Karikaturist bei dem Nachrichtenportal „halloherne“. Seit 2020 schließlich hat er mit dem Videoprojekt „Rettet die schönen Wörter“ bei YouTube für erhebliches Aufsehen gesorgt (halloherne berichtete). Jetzt zeigt Jörg Lippmeyer in der Galerie Kunstpunkt neben dem Hochbunker an der Mont-Cenis-Straße rund 25 aktuelle, in 2024 entstandene Bilder, Acryl auf Leinwand, die man auf den ersten Blick unter „New Pott Art“ subsummieren könnte. Wie etwa die vierteilige ABBA-Serie, von der nur noch drei Arbeiten zu sehen sind, da ein Bild bereits vorab verkauft wurde. Beim zweiten Hinsehen offenbaren sich hintergründige Feinheiten etwa in der Serie „Finde deine Mitte“, wo das opake Quadrat stets die Bildmitte sucht und doch nie findet. Oder eine dreiteilige Serie von quadratischen Bildern, in denen die strenge grafische Ordnung durch Farbexplosionen durchbrochen wird. Im mittleren Bild hat der Wanne-Eickeler in England erworbene Farbpigmente des berühmten, leuchtenden Yves-Klein-Blau verarbeitet. Vier ältere Arbeiten ergänzen die aktuellen Werke: zwei „Wächterbilder“ an beiden Stirnseiten, Öl-Pastell-Kreidezeichnungen wie die Aufforderung „Mach mal Pause“ am Kaffeetisch in der Mitte sowie gleich am Eingang eine weitere Text-Bild-Collage unter dem Titel „Hitchcock trifft Picasso“: Auf dem Hintergrund der weißen Friedenstauben des Spaniers und der düsteren Rabenvögel des englischen Filmemachers der Appell „Stopp den Krieg in der Ukraine. Überall“. Die Ausstellung „Stop Look And Listen“, die vom 21. April bis zum 19. Mai 2024 in der Galerie Kunstpunkt, Mont-Cenis-Straße 296 mittwochs und sonntags jeweils zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet hat, soll nicht nur zum Sehen animieren, sondern geradezu zum Zuhören. Weshalb Jörg Lippmeyer auf begleitende Texte verzichtet hat, bei der Eröffnung und in der Folgezeit aber gern für alle Fragen zur Verfügung steht. Zur vom Gitarristen Norbert Müller musikalisch umrahmten Vernissage am Sonntag, 21. April 2024, um 11.30 Uhr spricht Dr. Volker Eichener, Professor der Soziologie und Politologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Vorsitzender des Kulturvereins Hülsmannbrauerei.

15 Uhr

Werkschau Wim Wenders in Essen

25 Filme von Januar bis Dezember 2024

Die Dokumentation „Wim Wenders, Desperado“ eröffnet am Sonntag, 7. Januar 2024, um 17:30 Uhr im Essener Kino Eulenspiegel eine große Werkschau. Foto:

Nicht nur Cineasten werden in diesem Jahr häufiger nach Essen pilgern, hat Marianne Menze in drei ihrer Filmkunsttheater doch eine Werkschau mit 25 Filmen von Wim Wenders kuratiert, die am 7. Januar 2024 zunächst mit einer Dokumentation von Eric Fiedler und Andreas Fege beginnt: „Wim Wenders – Desperado“. Bis zum Dezember 2024 läuft danach die Retrospektive in den Kinos Eulenspiegel an der Steeler Straße 208 – 212 sowie Lichtburg und Sabu in der Essener City an der Kettwiger Straße 36 zu vier Themenschwerpunkten: „Bilder zum Hören und Sehen“ – Die Künste in den Wenders-Filmen, „Grenzenlos“ – Wim Wenders durch Räume und Zeiten, „Filmgeschichte(n)“ sowie „In Amerika“. Wim Wenders, Düsseldorfer des Jahrgangs 1945, aber im Ruhrgebiet aufgewachsen mit besonderer Affinität zu Oberhausen (Abitur) und Essen (gehört zu den „Rettern“ des seinerzeit vom Abriss bedrohten Lichtburg-Kinos), ist als wichtiger Vertreter des Autorenkinos der 1970er Jahre international bekannt geworden und gilt heute als einer der bedeutendsten Vertreter des Weltkinos. Seine nationalen und internationalen Auszeichnungen als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent sind Legion, aber auch als Fotograf und Buchautor ist der Wahl-Berliner weltweit erfolgreich. Zu den Highlights der Werkschau gehören seine 3-D-Filme, der 287-minütige Director’s Cut „Bis ans Ende der Welt“ und absolute Raritäten wie seine Japan-Filme „Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten“ und „Tokyo-Ga“ sowie die Dokumentation der Berlin-Pankower Filmpioniere Max und Emil Skladanowsky, die am 1. November 1885 im berühmten Berliner Varieté „Wintergarten“ auf ihrem selbstentwickelten „Bioskop“ erstmals bewegte Bilder vorführten. Ein halbes Jahrhundert lang habe Wim Wenders Filme gemacht, „und es ist kein wirklich schlechter dabei“, bekundet der Regie-Kollege und langjährige Freund Werner Herzog gleich zu Beginn der knapp zweistündigen Hommage zu dessen 75. Geburtstag im Jahr 2020. „Er verkörpert unsere Zeit“ setzt Herzog fort: „Ich würde einem 18-jährigen Filmstudenten raten: 'Schau Dir die Wim-Wenders-Filme an, Du Depp!'“ Die Dokumentation stammt vom deutsch-australischen Filmemacher, Autor, Journalisten und Grimme-Preisträger Eric Friedler und einem langjährigen Freund des „Toten Hosen“-Fans Wenders, Andreas Frege alias Campino, der 2008 in „Palermo Shooting“ an der Seite von Dennis Hopper die Hauptrolle spielte. Auch Herzog war in Wenders-Filmen zu sehen, in „Zimmer 666“ und „Tokyo – ga“, bekundet bei einem Besuch 2019 in Los Angeles jedoch, diese selbst nicht gesehen zu haben. Ein ebenso prätentiöser Unsinn wie auch die Replik seines Gegenübers Wenders, den Film „Desperado“ nach Fertigstellung nicht ansehen zu wollen: ihm genüge der morgendliche Blick in den Rasierspiegel. Der Filmtitel greift ein Wort des Schauspielers Patrick Bauchaud („Der Stand der Dinge“, Lisbon Story“, „Every Thing Will Be Fine“) auf: „Wim ist ein Deperado“ gemäß der Fallschirmspringer-Erkenntnis, dass der freie Fall näher ans Ziel führt. Mit diesem freien Fall ist der Super-Gau „Hammett“ gemeint: Nachdem sich Wim Wenders entschlossen hatte, das ihm zu eng gewordene Europa zu verlassen, um in Amerika sein berufliches und nach Heirat der Sängerin Ronee Blakley auch privates Glück zu finden, drehte er 1977 „Der amerikanische Freund“ nach Patricia Highsmith. Der berühmte Produzent Francis Ford Coppola zeigte sich angetan und betraute ihn mit dem Filmprojekt einer Hommage an den legendären Krimiautor Dashiell Hammett („Der Malteser Falke“). Der Autorenfilmer Wenders, aus Deutschland gewohnt, ein Drehbuch nur als Steinbruch eigener Ideen zu nutzen, lieferte zwar die erwartete Liebeserklärung an die Klassiker der „Schwarzen Serie“ Hollywoods, stellte aber nicht die Titelfigur in den Mittelpunkt, sondern seine offenbar nicht sehr talentierte Gattin. Coppola berichtet, noch vierzig Jahre später mit empörtem Unterton, wie entsetzt er über das Resultat gewesen ist: Wenders musste nach einer Unterbrechung von zwei Jahren, in denen er in Lissabon „Der Stand der Dinge“ als arg einseitigen, den Produzenten verletzenden Kommentar zu diesem Geschehen filmte, neunzig Prozent seines „Hammett“-Films noch einmal drehen – ohne Gattin Ronee Blakley. Es ist kein geringes Verdienst von Friedler & Freder, diese für Wenders unrühmliche Causa aus Sicht des nun freilich altersmilden und von der Qualität des eigenwilligen Deutschen inzwischen nachdrücklich überzeugten Coppola zum Bestandteil ihrer Hommage gemacht zu haben. „Desperado“ punktet überdies mit ganz frühen Aufnahmen rauchender Schlote aus dem Ruhrgebiet des Kindes Wim mit der vom Vater geschenkten 8mm-Kamera, mit Fotos des bereits etablierten Regisseurs im Stil Edward Hoppers, um sich Licht und Landschaft anzueignen aus Angst vor der knalligen Kodachrome-Farbigkeit des amerikanischen Kodak-Materials und dem mehrfach geäußerten Bekenntnis, ursprünglich Bildender Künstler werden zu wollen und die Kamera nun als eine andere Art von Leinwand zu nutzen. Für Campino ist Wim Wenders ein Punk: „Erst 'mal machen und dann sehen, was dabei herauskommt.“

17:30 Uhr

Eine Hommage an Anke Sieloff

'Hello, Dolly!' am Musiktheater im Revier

Szene aus "Hello, Dolly" am Musiktheater im Revier (MiR) in Gelsenkirchen. Da mach ich mir ‘nen Schlitz ins Kleid und find‘ es wunderbar: Anke Sieloff als Dolly.

Dolly Gallagher Levi, eine verwitwete Heiratsvermittlerin (forever young: Anke Sieloff), unterstützt Ermengarde (Alina J. Simon), Nichte des schwerreichen Futtermittelhändlers Horace Vandergelder (Dirk Weiler), in ihrem Ziel, den wenig erfolgreichen und daher mittellosen Künstler Ambroise Kemper (Jonathan Guth) zu heiraten. Während Dolly selbst daran denkt, den notorischen Geizkragen für sich zu gewinnen, ist sie von Horace damit beauftragt worden, ihm Kandidatinnen für eine späte Heirat vorzustellen. Er sucht nach einer möglichst attraktiven Frau, die ihm für Repräsentationszwecke zur Verfügung steht, sich aber vor allem als Hausfrau bewährt. Als Horace sich vom Provinzstädtchen Yonkers nach New York aufmacht, um die beiden von Dolly vorgeschlagenen Kandidatinnen, die Hutmacherin Irene Molloy (Julia Heiser) und die vermeintliche Universalerbin Ernestina Money (Alfia Kamalova), im vornehmen Restaurant Harmonia Garden zu treffen, schärft er seinen beiden jungen Angestellten Cornelius Hackl und Barnaby Tucker ein, gut auf das Geschäft aufzupassen. Doch die denken gar nicht daran – und fahren ebenfalls zur Parade der 14. Straße nach Manhattan… Jerry Hermans am 16. Januar 1964 in New York uraufgeführtes Musical „Hello, Dolly!“, das auf den 1955er Broadway-Erfolg „The Matchmaker“ von Thornton Wilder beruht, ist ein Vierteljahrhundert nach Till Stiefs ironischem Stars-and-Stripes-Varieté mit Eva Tamulenas und Joachim G. Maaß zurück am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier. Vor der Skyline Manhattans hat Jürgen Kirner eine sehr wandlungsfähige (Dreh-) Bühne geschaffen: überdimensionale charakteristische Requisiten wie Vandergelders Registrierkasse, Mollys Hutschachtel oder die kunstvoll gefaltete Serviette des Luxusrestaurants markieren die rasch wechselnden Orte des zunehmend turbulenten Geschehens. Beata Kornatowskas bonbonfarbene Kostüme orientieren sich am Stil der 1890er Jahre, in denen die Handlung angesiedelt ist. Sie sparen nicht an Glamour und augenzwinkernden Details: die Ausstattung bildet einen perfekten Rahmen für Carsten Kirchmeiers charmant-nostalgische Inszenierung, die nicht nur beim Titelsong im 2. Akt als Hommage an Anke Sieloff zu verstehen ist, die wie in einer Hollywood-Show vom Schnürboden hinunterschwebt – mit einem überdimensionalen Löffel als Schaukel. Unter der musikalischen Leitung von Peter Kattermann wird offenbar, dass dieser Klassiker eben kein One-Hit-Musical ist, wie immer wieder behauptet wird, sondern das (Gelsenkirchener) Publikum mit unvergesslichen Evergreens wie „It Only Takes a Moment“, „Elegance“, „Before the Parade Passes By“ und „It Takes a Woman“ beglückt. Für gut zweieinhalb Stunden lebt am Kennedyplatz die goldene Zeit des Broadways wieder auf – genau die richtige Herzerwärmung in nicht nur witterungsbedingt kalter Zeit. Anke Sieloff, Stuttgarterin des Jahrgangs 1965 und seit der Spielzeit 1993/94 aus dem MiR-Ensemble nicht mehr hinwegzudenken, hat ihre Wandlungsfähigkeit von der (Mezzo-) Sopranistin mit breitgefächertem Repertoire, das von der Barock- bis zur zeitgenössischen Oper reicht, zur Musical-Allrounderin eindrucksvoll bewiesen u.a. in den Hauptrollen der Publikumserfolge „Evita“, „West Side Story“, „Kiss Me, Kate“, „Crazy for You“, „Anything Goes“ und „The Life“. Sie bringt alles mit, was eine Dolly Levi ausmacht: Charme gepaart mit unbändiger Lebenslust und der Grandezza einer erfahrenen Frau, eine unverkennbare Stimme mit Soul und Jazz und die Fähigkeit, ihren Rollen Tiefe und Komplexität zu verleihen. In der männlichen Hauptrolle steht ihr als Horace Vandergelder der Tänzer, Schauspieler und Sänger Dirk Weiler gegenüber, der sein Handwerk an der Folkwang Universität der Künste in Essen erlernte und in New York an mehreren renommierten Instituten perfektionierte. Zehn Jahre lang bewies er in zahlreichen Rollen in Oper, Musical und Schauspiel in New York, London und Italien sein internationales Niveau. Seit 2009 ist Dirk Weiler wieder in Deutschland und eine feste Größe in kommerziellen Musical-Produktionen, wie auf Festspielen, an Opernhäusern und Theatern. Derzeit ist Dirk Weiler auch am Staatstheater Wiesbaden im Musical „Follies“ als Buddy Plummer zu erleben. Die weiteren Vorstellungen im Großen Haus des MiR: Karten ab 15 Euro an der Theaterkasse im MiR (Montag und Samstag von 10 bis 14 Uhr, Dienstag bis Freitag von 10 bis 18:30 Uhr), im Netz unter musiktheater-im-revier.de sowie unter Tel. 0209 – 40 97 200.

18 Uhr

Orgelkonzert in der St. Piuskirche

Herner Bachjahre werden fortgesetzt

Yvonne Kortmann und Prof. Torsten Laux spielen an Orgel und Cembalo zur Orgelvesper um 6.

Am Sonntag, 28. April 2024 werden die Herner Bachjahre mit der Gesamtaufführung der Orgelmusik von Johann Sebastian Bach (1685-1750) um 18 Uhr in der St. Piuskirche, an der Werftstraße 25, in Verbindung mit dem neu gegründeten Inter-Musik-Verein für religiöse Musik und interkulturelle Veranstaltungen e.V. fortgesetzt. Im Anschluss an die Orgelvesper wird zu einem Bach-Empfang geladen. Die Gesamtaufführung der Orgelmusik von Johann Sebastian Bach (1685-1750) in 36 Orgelvespern mit Prof. Torsten Laux (Düsseldorf) und Yvonne Kortmann (Herne) an der Orgel findet jeweils am 3., 4., oder 5. Sonntag im Monat abwechselnd in St. Marien und St. Pius statt. Als Teil der Gesamtaufführung des Bach`schen Orgelschaffens geben die Orgelzyklus-Abende immer wieder neu Gelegenheit, tief in die Werksammlungen einzutauchen. Die Orgelvespern finden abwechselnd an der Feith/Stockmann/Gibisch Orgel in St. Marien und an der Beckerath Orgel in St. Pius statt. Dazu gibt es in jeder Veranstaltung immer wieder besondere Überraschungen, zeitgenössische Literatur und Dichtung, Bilderausstellungen, Werkeinführungen und Orgelbesichtigungen. Hierbei soll auch das Kulinarische nicht zu kurz kommen, ist doch der Weinkonsum bei der Abnahme der Naumburger Hildebrandt-Orgel durch Bach und Silbermann Legende.

18 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Montag, 29. April

Neue Förderungen und Cargobike Roadshow

Stadt setzt Anreize für mehr Lastenräder

Die Stadt bietet eine neue Förderung für Lastenräder und Fahrradanhänger an: (v.li.) Peter Sternemann, stellv. Leiter Fachbereich Tiefbau und Verkehr, und Lea Gemmecke, Radverkehrsbeauftragte der Stadt, stellten das Förderprogramm vor.

Lastenfahrräder, um Einkäufe oder die Kinder zu transportieren, werden in dicht besiedelten Städten wie Herne immer beliebter - auch aufgrund von einem Mangel an Pkw-Parkplätzen sowie Umwelt- und Klimaschutzaspekten. Doch die relativ hohen Anschaffungskosten schrecken noch viele Bürger ab. An diesem Punkt setzt die Stadt nun einen Anreiz und bietet ein Förderprogramm für Lastenräder sowie Fahrradanhänger an. Die Anträge dafür können ab Montag, 3. Juni 2024, 12 Uhr, gestellt werden. „Diese Lastenrad-Förderung ist ein Wunsch aus der Politik gewesen, die Verwaltung hat nun geliefert“, bilanziert Umweltdezernent Karlheinz Friedrichs bei seiner wohl letzten Pressekonferenz (halloherne berichtete) am Donnerstag (25.4.2024). Durch die neue Förderung soll der Umstieg vom Auto aufs (Lasten-)Rad unterstützt werden. „Da Lastenräder nicht gerade kostengünstig sind, hilft diese finanzielle Unterstützung“, betont Friedrichs. Die Preisspanne liegt meistens zwischen 3.000 und 10.000 Euro, im Schnitt kostet ein E-Lastenrad rund 6.000 Euro. Für das neue Förderprogramm stehen für 2024 im Haushalt Gelder in Höhe von 50.000 Euro bereit. Gefördert werden neue Lastenfahrräder, mit und ohne Elektroantrieb, sowie neue Fahrradhänger. Konventionelle Räder, also ohne elektrische Unterstützung, erhalten eine Förderung mit bis zu 30 Prozent des Anschaffungspreises, maximal bis 500 Euro. E-Lastenräder werden mit 30 Prozent unterstützt, hier liegt die Grenze der finanziellen Unterstützung bei 1.000 Euro. Für Fahrradanhänger gibt es einen Pauschalbetrag von 100 Euro. Antragsberechtigt sind volljährige Bürger mit Erstwohnsitz in Herne. Nutzergemeinschaften, zum Beispiel Wohngemeinschaften oder Nachbarn, können sich zusammentun und einen gemeinsamen Antrag einreichen. Lea Gemmecke, Radverkehrsbeauftragte der Stadt, betont: „Pro Haushalt ist nur ein Antrag zugelassen. Zudem muss ein Angebot aus einem Fachhandel vorliegen, welches eingereicht werden muss. Mit dem Kauf muss man warten, bis der Zuwendungsbescheid erteilt wurde.“ Nach der Bewilligung hat man sechs Monate Zeit, das Lastenrad oder den Anhänger zu kaufen und die Unterlagen einzureichen. Nach dem Kauf darf das neue Lastenrad drei Jahre lang nicht weiterverkauft werden. Die Antragsstellung erfolgt ausschließlich digital über das Serviceportal der Stadt, hierfür ist, falls noch nicht geschehen, eine Anmeldung beim Servicekonto.NRW und dortiger Registrierung mittels Online-Ausweis erforderlich. Wichtig hierbei: Es gilt das Windhund-Prinzip, das heißt, die Anträge werden nach der Reihenfolge des Eingangs bearbeitet. Ist der Topf irgendwann leer, ist das Förderprogramm zu Ende. Der Vorlauf bis zum Antragsstart ist bewusst so gewählt, damit Bürger sich noch informieren und auch ihre Angebote einholen können, erläutert Gemmecke. Für Unternehmen ist das Förderprogramm übrigens nicht gedacht. „Hier gibt es bessere Möglichkeiten über das Land NRW“, informiert die Radverkehrsbeauftragte. Informieren und ausprobieren sind auch die richtigen Stichwörter für ein zum Thema passendes Event. Die Cargobike Roadshow kehrt nach zwei Jahren zurück und macht am Montag, 29. April 2024, Halt in Herne. Von 13 bis bis 18 Uhr können Bürger, aber auch Unternehmer, zwölf verschiedene E-Lastenräder auf dem Europaplatz in der City austesten und Probe fahren. Unter den Bikes sind Neuheiten, als auch Klassiker. „Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein Lastenrad zuzulegen, vielleicht auch im Hinblick auf die Förderung, sollte hier vorbeischauen und es mal ausprobieren“, findet Karlheinz Friedrichs. Ein Team von Experten bietet herstellerneutrale Beratung und Informationen an. Fahrrad Korte (halloherne berichtete) zeigt eigene Lastenräder ebenso wie der Rockers Bikeshop. Der ADFC Herne steht ebenso mit Infos für Interessierte parat. Die Roadshow wendet sich vor allem an Familien, die eine Alternative zum Auto suchen, aber auch an Gewerbetreibende, die ihre Lieferungen umweltfreundlich gestalten möchten. Die Teilnahme ist kostenlos. Interessierte an Testfahrten werden gebeten, einen Lichtbildausweis mitzubringen. Helme sind optional, werden aber empfohlen. Vorerfahrung ist nicht notwendig. Weitere Informationen zu beiden Themen gibt es auf herne.de/lastenrad sowie herne.de/cbrs. Der Link zum Serviceportal lautet: www.servicekonto.nrw.

13 Uhr

Kooperation der Verkehrswacht Wanne-Eickel und der Polizei

Pedelectraining am Gysenberg

Die Verkehrswacht Wanne-Eickel bietet an zwei Terminen im Revierpark Gysenberg ein Pedelec-Training ein - hier ein Bild vom Training an der Jugendverkehrsschule (Archivbild).

Die Verkehrswacht Wanne-Eickel und die Polizei Bochum wollen die Sicherheit auf zwei Rädern, bei der es Unterstützung durch einen Elektromotor gibt, stärken. Daher laden beide gemeinsam zu mehreren Pedelec-Kursen in Herne ein. Am Gysenberg zeigen erfahrene Pedelecfahrer, welche Dinge man beachten muss. An zwei Tagen gibt es jeweils zwei Kurse. Die Teilnahme ist kostenfrei. Der erste Termin ist am Montag, 22. April 2024. Von 14 bis 16 Uhr sowie von 16 bis 18 Uhr ist die Freifläche neben der Eissporthalle der Treffpunkt (Am Revierpark 22). Der zweite Termin findet dann am Montag, 29. April 2024, ebenso von 14 bis 16 und 16 bis 18 Uhr statt. Zwingende Voraussetzungen für eine Teilnahme sind ein eigenes Pedelec sowie ein Fahrradhelm. Die Veranstalter bieten zudem eine professionelle Fahrradhelmberatung an. Für eine Teilnahme ist eine Anmeldung per Mail an ingo.braunschuh@polizei.nrw.de oder per Tel 0234 909 5122 notwendig.

14 Uhr

Bildungsveranstaltung der KPV Herne

Rechtspopulismus, Verschwörungs-Erzählungen

Polzeieinsatz gegen Rechts (Symbolfoto).

Die Kommunalpolitische Vereinigung der CDU in Herne (KPV), mit ihrem Vorsitzenden Sven Rickert, lädt am Montag, 29. April 2024, in der Zeit von 18 bis 19:30 Uhr, zu einer Online-Bildungsveranstaltung ein. Das Thema: Rechtspopulismus, Verschwörungs-Erzählungen, Demokratiezufriedenheit und Institutionenvertrauen in Deutschland. Der Referent an diesem Abend ist Prof. Dr. Frank Brettschneider. Die Veranstaltung findet über diesen Zoom-Kanal statt. Prof. Dr. Frank Brettschneider ist seit 2006 Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim in Stuttgart. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Politische Kommunikation, die Wahl- und Einstellungsforschung, die Kommunikation bei Bau- und Infrastrukturprojekten sowie die Verständlichkeitsforschung. Ein Viertel der Deutschen glaubt, dass Politik in Deutschland von „geheimen Mächten“ gesteuert wird. Ebenfalls ein Viertel meint, die Regierenden „betrügen das Volk“. Das zeigt eine Studie der Universität Hohenheim in Stuttgart. Sie basiert auf einer repräsentativen Umfrage unter 4.024 Bundesbürgern. Knapp ein Fünftel der Befragten hat ein rechtspopulistisches Weltbild. In der AfD-Anhängerschaft beträgt der Anteil sogar 79 Prozent. Menschen mit einem solchen Weltbild sind meist auch mit dem Funktionieren der Demokratie unzufrieden und sie misstrauen demokratischen Institutionen. Mögliche Ansätze zur Stärkung der Demokratie liegen im Bereich der Kommunikation politischer Akteure (verständlich, erklärend, begründend) und im Dialog mit der Bürgerschaft (u. a. durch Formate der Bürgerbeteiligung) Aber auch die Berichterstattung der Massenmedien und die Bildung spielen eine wichtige Rolle.

18 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Dienstag, 30. April

Karten sind noch erhältlich

Sinfoniekonzerte im Musiktheater

Generalmusikdirektor Rasmus Baumann dirigiert das 1. Sinfoniekonzert der Neuen Philharmonie Westfalen am Donnerstag, 14. September 2023, um 19.30 Uhr im Herner Kulturzentrum.

Das erste sonntägliche Klassik-Konzert in der Gelsenkirchener Heilig-Kreuz-Kirche bildete den Auftakt, nun steht das 1. Sinfoniekonzert der Neuen Philharmonie Westfalen (NPW) im Musiktheater am Kennedyplatz an: Unter dem Motto „Fiesta Spagnola!“ dürfen sich die Musikfreunde am Montag, 11. September 2023 um 19:30 Uhr auf feurige Fiesta-Klänge, Kastagnetten und Tamburin, kurz: auf das Temperament spanischer Folklore im großen sinfonischen Gewand freuen. Das Konzert wird am Donnerstag, 14. September 2023, um 19:30 Uhr im Herner Kulturzentrum wiederholt. Karten unter proticket.de oder Tel 02323 - 91 90 514. Karten VVK: MiR-Theaterkasse (Mo/Sa 10 bis 14 und Di-Fr 10 bis 18:30 Uhr), unter www.musiktheater-im-revier.de oder unter Tel 0209 – 4097 200. NPW-Pressesprecher Mark Mefsut: „Die Sehnsucht nach dem sonnigen Süden hat viele Komponisten inspiriert. Aber auch die Kraft der iberischen Volksmusik fiel im Konzertsaal auf fruchtbaren Boden. Eines der schönsten Souvenirs aus Spanien komponierte Nikolai Rimsky-Korsakow. Sein 'Capriccio espagnol‘, das er selbst 'höchst lebhaft und brillant‘ nannte, verarbeitet fünf Tänze in einer glänzenden, mitreißenden Orchesterpartitur. Mit der 'Symphonie espagnole‘ trat Édouard Lalo noch kurz vor Bizets 'Carmen‘ eine regelrechte Spanien-Mode in Frankreich los.“ Mefsut sagt weiter: „Vielleicht waren die Gene schuld an diesem größten Erfolg, den er zu Lebzeiten feiern konnte: Lalos Mutter stammte aus einer spanischen Offiziersfamilie. Das virtuose Werk wurde uraufgeführt von dem legendären Pablo de Sarasate, Violinist aus Pamplona. In diesem Konzert spielt es der Geiger Kirill Troussov, NPW-Stammgast und seit vielen Jahren auf den internationalen Konzertpodien zu Hause, auf seiner Stradivari.“ Der Sprecher führt weiter aus: „Mit Isaac Albéniz lässt sich der Stammvater der spanischen Kunstmusik hören. Seine 'Suite española‘ ist eine Hommage an verschiedene Städte und Regionen seines Heimatlandes von Granada bis Aragón. Ihre stolze Schönheit wird von charaktervollen Tänzen repräsentiert. Albéniz komponierte den Zyklus ursprünglich für Klavier. Der spanische Dirigent Rafael Frühbeck de Burgos schuf eine funkelnde Orchesterfassung – Kastagnetten natürlich inklusive.“ Die Reihe der in dieser Spielzeit 2023/24 neun Sinfoniekonzerte im Großen Haus des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier kommt beim Publikum schon traditionell gut an. Durch die Einführung der neuen MiR-Card-Palette, die für alle Sparten des Hauses am Kennedyplatz gilt, lief schon im Vorverkauf höchst erfreulich. Mit Auswirkungen auf das derzeit noch vorhandene, aber teilweise schon arg zusammengeschrumpfte Kartenangebot populärer Highlights. Wozu naturgemäß die beiden Weihnachtskonzerte am Sonntag, 17. Dezember 2023 um 14 und 18 Uhr und die beiden Neujahrskonzerte unter dem Motto „Tänze aus aller Welt“ am Montag, 1. Januar 2024 um 20 Uhr sowie am Montag, 8. Januar 2024 um 19:30 Uhr gehören. Karten VVK: MiR-Theaterkasse (Mo/Sa 10 bis 14 und Di-Fr 10 bis 18:30 Uhr), unter www.musiktheater-im-revier.de oder unter Tel 0209 – 4097 200. Chefsache sind die beliebten „MiR goes…“-Abende mit Generalmusikdirektor Rasmus Baumann am Pult: „Disco: Boney M. meets Village People“ am Dienstag, 3. Oktober 2023 um 18 Uhr, am Samstag, 4. November 2023 um 19 Uhr und am Dienstag, 30. April 2024 um 19:30 Uhr jeweils im Großen Haus. Dort erklingt Klezmer-Musik mit der Gruppe Kolsimcha (dt.: Stimme der Freude) am Sonntag, 11. Februar 2024 um 18 Uhr sowie am Samstag, 17. Februar 2024 um 19 Uhr. Karten VVK: MiR-Theaterkasse (Mo/Sa 10 bis 14 und Di-Fr 10 bis 18:30 Uhr), unter www.musiktheater-im-revier.de oder unter Tel 0209 – 4097 200.

19:30 Uhr

Vorverkauf startet

Tanz in den Mai im Volkshaus Röhlinghausen

Der Tanz in den Mai findet auch 2024 wieder im Volkshaus Röhlinghausen statt (Archivaufnahmen).

Hauptsache Tanzen, heißt es beim „Tanz in den Mai“ am Dienstag, 30. April 2024, ab 20 Uhr (Einlass: 19 Uhr) im Volkshaus Röhlinghausen. Feierlustige können sich auf Musik aus den 60-ern, 70-ern, 80-ern, aktuelle Hits sowie Evergreens freuen. Die Tickets gibt es ab sofort unter Tel 02325 33970 (AB) oder per Mail. Die Karten kosten 15 Euro.

20 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Mittwoch, 1. Mai

'Tag der Arbeit' hat die Entsorgung frei

Änderung der Abfuhrtermine

Am Tag der Arbeit werden keine Tonnen geleert.

Die Pressestelle der Entsorgung Herne gibt in einer Mitteilung von Mittwoch (24.4.204) bekannt, dass sich durch den 'Tag der Arbeit', 1. Mai 2024, folgende Änderungen bei den Abfuhrterminen für die Restmülltonne, die Biotonne, die Papiertonne und die Wertstofftonne ergeben. Im Abfallkalender sind die korrekten Abfuhrtermine bereits eingetragen.

7 Uhr

Veranstaltung im Schollbrockhaus

Aktion 'Kunst im Koffer'

Das Schollbrockhaus im Strünkeder Park.

Die inzwischen Tradition gewordene Veranstaltung „Kunst im Koffer“ entstand in der Corona-Zeit, als keine Besucher in die Ausstellungsräume durften. Die Künstler stellten ihre Werke hinter den geöffneten Fenstern und vor dem Schollbrockhaus in Koffern aus. So wird auch dieses Jahr am Mittwoch, 1. Mai 2024, von 11 bis 17 Uhr wieder die Vielfalt der Kreativen des Kunstvereins Schollbrockhaus e. V. zu sehen sein. Die Künstlerinnen packen für diesen Tag eine Auswahl in ihre Koffer. Einige werden auch vor Ort kreativ sein. Der Entstehungsprozess kann live bei einer Tasse Kaffee oder Tee beobachtet werden. Die ausgestellte Kunst darf auch in den „Koffern“ (oder Taschen) der Besucher das Schollbrockhaus verlassen.

11 Uhr

Beim 'Mai-Feier-Markt' wird eine Maikönigin gewählt

Sodinger Bergfest startet in die Saison

Der Feierabendmarkt Sodinger Bergfest vor der Akademie Mont-Cenis startet in die Saison 2024. Zusätzlich steht eine Wahl der Maikönigin an (Archivbild).

Der Marktplatz vor der Akademie Mont-Cenis in Sodingen verwandelt sich am Tag der Arbeit, Mittwoch, 1. Mai 2024, von 13 bis 21 Uhr in einen „Mai-Feier-Markt“. Organisator ist, wie bei den Sodinger Bergfesten zuvor, der „Herner Förderturm“. Nachdem viele am Dienstag, 30. April 2024, in den Mai tanzen, ist der Maifeiertag der Tag der Ausflüge, heißt es in einer Mitteilung. Familien und Freunde starten zu Wanderungen, Radtouren oder wollen einfach bei einem Glas Bier oder Wein entspannt in den Frühling starten. Ein fruchtiges Extra stellt die sonnige Maibowle dar, die für Erfrischung sorgen soll. Die Besucher können sich auf eine kulinarische Reise durch die Vielfalt der Geschmäcker und Aromen freuen. Von regionalen Spezialitäten bis hin zu internationalen Delikatessen wird eine Fülle von Gerichten geboten, heißt es in einer Mitteilung. „Ob herzhaft oder süß, deftig oder leicht – für jeden Geschmack ist etwas dabei“, betont der erste Vorsitzende Markus Lülf. Neben dem gastronomischen Angebot und guter Laune, erwartet die Besucher die Wahl zur „Herner Maikönigin 2024“. Herner Frauen im Alter 18 bis 99 Jahren können sich für den Titel bewerben. Nicht Heidi Klum, sondern die Jury des Vereins Förderturm vergibt den Titel. Kriterien, unter denen sich die Bewerberinnen dem Publikum präsentieren können, sind: Aussehen, Kommunikationsfähigkeit und die Präsentation einer „Sozialen Aktion“, die sie bei Titelgewinn durchführen möchten. Als Gewinn erwartet die „Herner Maikönigin 2024“ ein Reisegutschein für zwei Personen. Bewerbungen mit Foto werden noch bis Montag, 29. April 2024, per Mail an info@tgmedien.de angenommen. Als besonderes Extra gibt es für alle Besucher, die am Mittwoch, 1. Mai 2024, Geburtstag haben, einen Gutschein für eine kulinarische Köstlichkeit mit Getränk. „Der Charity-Erlös der Veranstaltung kommt wieder sozialen Einrichtungen zugute, die uns sehr am Herzen liegen“, erläutert Markus Lülf.

13 Uhr

Jörg Lippmeyer im Sodinger Kunstpunkt

'Stop Look And Listen'

'Stop Look And Listen' – Jörg Lippmeyer stellt im Sodinger Kunstpunkt aus.

„Wir sollten viel öfter etwas tun, das kein Ziel verfolgt, keine Eile hat und sich nicht lohnen muss ...“ lautet das Motto auf seiner Homepage. Für ihn selbst hat es offenbar keine Gültigkeit, denn der 1954 in Wanne-Eickel geborene Jörg Lippmeyer, der sich als „Maler“ versteht, ist unermüdlich in den unterschiedlichsten künstlerischen Genres unterwegs. 1976 in Dortmund zum Grafikdesigner ausgebildet malt er vornehmlich in Acryl und Öl auf Leinwand, in den letzten Jahren vor allem unter dem Label „New Pott Art“ äußerst farbenfroh in der plakativen Pop-Art-Manier des US-Amerikaners Robert Indiana. Aber auch die Farb- und Formexperimente des Bottropers Josef Albers finden sich gespiegelt in ganz unterschiedlichen Werken Lippmeyers, die den Betrachter suggestiv beeinflussen. Wie jetzt im Mittelteil der Ausstellung „Stop Look And Listen“ im Sodinger Kunstpunkt des Herner Künstlerbundes in programmatischer Hängung: rechterhand angelehnt an die variantenreiche Sammlung „Die Kunst der Fuge“ Johann Sebastian Bachs, vis-a-vis an der Säule zwei Bilder, die an die expressiven Gitarrenriffs eines Jimi Hendrix erinnern. Zur enormen Bandbreite seines Œuvres gehören auch Aquarelle, Zeichnungen, Grafiken und Monotypien, Mischtechniken, Filzarbeiten, Objekte und sogenannte Bilduren, Bilder an Skulpturen in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer HaWe Hubert. Seit 2024 gehört Lippmeyer zu einer Künstlergruppe, die unter dem Titel „crikraculum“ Objekte und Installationen im Miniaturformat gestaltet. 2015 begann seine Tätigkeit als Zeichner und „Cool Cats“-Karikaturist bei dem Nachrichtenportal „halloherne“. Seit 2020 schließlich hat er mit dem Videoprojekt „Rettet die schönen Wörter“ bei YouTube für erhebliches Aufsehen gesorgt (halloherne berichtete). Jetzt zeigt Jörg Lippmeyer in der Galerie Kunstpunkt neben dem Hochbunker an der Mont-Cenis-Straße rund 25 aktuelle, in 2024 entstandene Bilder, Acryl auf Leinwand, die man auf den ersten Blick unter „New Pott Art“ subsummieren könnte. Wie etwa die vierteilige ABBA-Serie, von der nur noch drei Arbeiten zu sehen sind, da ein Bild bereits vorab verkauft wurde. Beim zweiten Hinsehen offenbaren sich hintergründige Feinheiten etwa in der Serie „Finde deine Mitte“, wo das opake Quadrat stets die Bildmitte sucht und doch nie findet. Oder eine dreiteilige Serie von quadratischen Bildern, in denen die strenge grafische Ordnung durch Farbexplosionen durchbrochen wird. Im mittleren Bild hat der Wanne-Eickeler in England erworbene Farbpigmente des berühmten, leuchtenden Yves-Klein-Blau verarbeitet. Vier ältere Arbeiten ergänzen die aktuellen Werke: zwei „Wächterbilder“ an beiden Stirnseiten, Öl-Pastell-Kreidezeichnungen wie die Aufforderung „Mach mal Pause“ am Kaffeetisch in der Mitte sowie gleich am Eingang eine weitere Text-Bild-Collage unter dem Titel „Hitchcock trifft Picasso“: Auf dem Hintergrund der weißen Friedenstauben des Spaniers und der düsteren Rabenvögel des englischen Filmemachers der Appell „Stopp den Krieg in der Ukraine. Überall“. Die Ausstellung „Stop Look And Listen“, die vom 21. April bis zum 19. Mai 2024 in der Galerie Kunstpunkt, Mont-Cenis-Straße 296 mittwochs und sonntags jeweils zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet hat, soll nicht nur zum Sehen animieren, sondern geradezu zum Zuhören. Weshalb Jörg Lippmeyer auf begleitende Texte verzichtet hat, bei der Eröffnung und in der Folgezeit aber gern für alle Fragen zur Verfügung steht. Zur vom Gitarristen Norbert Müller musikalisch umrahmten Vernissage am Sonntag, 21. April 2024, um 11.30 Uhr spricht Dr. Volker Eichener, Professor der Soziologie und Politologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Vorsitzender des Kulturvereins Hülsmannbrauerei.

15 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Donnerstag, 2. Mai

Calligraffiti des Berliners Stohead

'Stop' im Alten Wartesaal

„Papillon“ ist der Titel dieser Arbeit von Stohead, dessen Ausstellung „Stop“ am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr im Alten Wartesaal des Bahnhofs Herne eröffnet wird.

Mit „Stop“, der neuen Ausstellung im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, präsentiert der Herner Verein Pottporus, seit seiner Gründung 2007 der Hip Hop Kultur und den Urban Arts verpflichtet, ab 26. April 2024 Werke des Berliner Künstlers Stohead, einem prominenten Vertreter der Stilrichtung Calligraffiti. Kalligrafie, Graffiti-Writing und Tagging, abstrakte Malerei – Stoheads Werke vereinen Text und Bild zu großformatigen, kontrastreichen Leinwänden. Dabei mag das Auge sich nicht so recht entscheiden, welchen Aspekt es zuerst fokussiert: Möchte es lesen oder betrachten? Die Qualität von Stoheads Arbeiten ergibt sich aus dem Spiel exakt geplanter kompositorischer Entscheidungen und schneller malerischer Gesten, die einen eindrucksvollen Bildrhythmus erzeugen und gleich wieder auflockern. Stohead, geboren als Christoph Häßler in Schwäbisch-Hall, trat in den späten 1980er Jahren erstmals als Graffiti-Künstler in Erscheinung. Tätig u.a. in Hamburg und jetzt in Berlin, entwickelte er seinen technisch komplexen Stil des Calligraffiti immer weiter und gilt heute als wichtiger Vertreter der Gattung Nach der Vernissage am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr ist die Ausstellung „Stop“ noch bis zum 26. Mai 2024 immer von Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 14 und 18 Uhr im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, Konrad-Adenauer-Platz 4, geöffnet. Der Eintritt ist frei.

14 Uhr

SPD lädt in den Düsseldorfer Landtag ein

Jubiläum: 25 Jahre Berufskollegs in NRW

Die Berufskollegs in NRW, Herne hat mittlerweile zwei, werden 25 Jahre alt: Die SPD lädt daher interessierte Bürger in den Düsseldorfer Landtag zur Diskussionsveranstaltung.

Seit 25 Jahren eine Erfolgsgeschichte – anlässlich des diesjährigen Jubiläums von Berufskollegs lädt die SPD-Landtagsfraktion am Donnerstag, 2. Mai 2024 alle interessierten BBürger zu einer Diskussionsveranstaltung in den Plenarsaal des Düsseldorfer Landtags. Der Schulausschuss des Landtags Nordrhein-Westfalen verabschiedete am 26. Mai 1999 die Ausbildungs- und Prüfungsordnung Berufskolleg NRW. Dies war der Startschuss und nur wenig später – am 1. August 1999 – starteten die Berufskollegs. 2024 steht daher ein besonderes Jubiläum an, erklärt der Herner SPD-Landtagsabgeordnete Alexander Vogt: „25 Jahre Berufskolleg in NRW sind eine einzigartige sozialdemokratische Erfolgsgeschichte mit inzwischen rund 360 Berufskollegs und aktuell etwa 500.000 Schülern in ganz Nordrhein-Westfalen. Mit dem Emschertal Berufskolleg und dem Mulvany Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung bieten wir auch in Herne zahlreiche spannende Bildungsgänge und Zukunftsperspektiven für junge Menschen.“ Doch was sind heutzutage die größten Herausforderungen des Berufskollegs? Wo wünschen sich die jeweiligen Akteure Unterstützung? Und wie gelingt berufliche Bildung in herausfordernden Zeiten? Diese und weitere Fragen wird die SPD-Fraktion im Landtag Nordrhein-Westfalen am 2. Mai 2024 ab 18 Uhr mit Experten von Berufskollegs, Gewerkschaften und Interessenvertretungen sowie mit interessierten Bürgern diskutieren. „Mit der Veranstaltung möchten wir den Dialog fördern und gemeinsam mit Ihnen diskutieren, wie sich Berufskollegs auf zukünftige Bedürfnisse und Veränderungen ausrichten können. Daher laden wir Sie herzlich ein, mit dabei zu sein! Der Eintritt ist frei und wir freuen uns, Sie im Landtag Nordrhein-Westfalen begrüßen zu dürfen“, so Alexander Vogt. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden sich unter www.alexander-vogt.de/termine. Unter www.machen-wir.de/berufskolleg können sich alle Interessierten zur Veranstaltung anmelden.

18 Uhr

Termine des EvK-Chorprojektes stehen fest

Einladung zum gemeinsamen Gesang

Die beiden Initiatorinnen des Chorprojekts "Ungefiltert": Sultan Lunkenheimer (li.) und Steffi Boyke.

Seit einem Jahr treffen sich Menschen unterschiedlichsten Alters, um alle 14 Tage gemeinsam zu singen. Im Durchschnitt sind es mittlerweile 15 bis 20 Frauen und Männer, die Ohrwürmer von Pop und Gospel bis zu Taizée-Gesängen auf dem Liederzettel stehen haben. Das Chorprojekt „Ungefiltert“ am Evangelischen Krankenhaus Herne gibt die nächsten Probentermine bis zur Sommerpause 2024 bekannt. Eingeladen sind Krebsbetroffene, ihre Angehörigen, chronisch Kranke und Interessierte. „Willkommen sind alle, die einfach Freude am gemeinsamen Singen haben“, betonen Steffi Boyke und Sultan Lunkenheimer, die das Chorprojekt leiten. Die beiden Psychoonkologinnen betreuen darüber hinaus auch den Gesprächskreis „Leben mit Krebs – Leben trotz Krebs“ am EvK. Folgende Probentermine stehen bis zu den Sommerferien an: 2. Mai, 23. Mai, 13. Juni und 27. Juni. Treffpunkt ist die Kapelle des EvK. Beginn ist jeweils um 18 Uhr.

18 Uhr

Kammer-Musical begeistert in Gelsenkirchen

The Story of My Life

Der selbstgewisse Schriftsteller Thomas Weaver (Sebastian Schiller, l.) ist sich lange Zeit nicht bewusst, was er seinem Freund Alvin Kelby (Benjamin Lee) zu verdanken hat.

Mit „The Story of My Life“ ist jetzt ein so mitreißendes wie berührendes Zwei-Personen-Musical zu später Stunde am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier zu erleben, die Neuentdeckung einer am 2. Dezember 2006 im kanadischen Toronto uraufgeführten, drei Jahre später am New Yorker Broadway und bei der Deutschsprachigen Erstaufführung 2014 in Wien reüssierenden Spurensuche einer scheinbar unzertrennlichen Freundschaft zweier Jungen, die im Sandkastenalter begann. Thomas „Tom“ Weaver (Gelsenkirchens Musical-Darling Sebastian Schiller) ist ein erfolgreicher und preisgekrönter Autor von Kurzgeschichten. Allzu schwer sollte es ihm also nicht fallen, etwas zu Papier zu bringen, auch wenn es diesmal um ein für ihn ungewohntes Textformat geht: Eine Grabrede. Nicht auf irgendwen, sondern seinen besten Freund Alvin „Al“ Kelby (herausragend: Benjamin Lee), der seinem Leben freiwillig ein Ende setzte – ausgerechnet durch einen Sprung von der Brücke in einen rauschenden Wasserfall, der im bisherigen Leben der beiden Freunde eine große Rolle gespielt hat. Die literaturaffinen Freunde hatten sich einst geschworen, einen Nachruf auf den jeweils anderen, der zuerst stirbt, zu verfassen. Al hätte es wissen können, dass der wenig entschlussfreudige, ja, was das Verhalten seiner Verlobten Ann gegenüber betrifft, beziehungsunfähige Tom dieses Versprechen wohl nicht einlösen wird. Denn schon nach dem Tod seines Vaters, eines Buchhändlers in einer Kleinstadt, hatte sich der damals bereits bekannte Schriftsteller keine Mühe gegeben und außer einer belanglos-freundlichen Allerwelts-Formulierung nichts Eigenes zustande gebracht, sondern die Worte eines berühmten, längst verstorbenen Kollegen bemüht. Jetzt, da Al, den er nach Beginn seines Studiums und des damit verbundenen Umzugs in eine Metropole nur noch einmal im Jahr getroffen hat, gestorben ist, verzweifelt Tom an seiner Schreibblockade. Erst im Zwiegespräch mit der Erinnerung an den toten Freund tastet er sich durch die gemeinsame Zeit zurück bis in Kindertage in der Buchhandlung, die Alvin nach dem Tod seines Vaters übernehmen sollte. Mit jedem Satz, mit jeder gemeinsam erlebten Episode wird das Bild dieser besonderen, letztlich aber gescheiterten Verbindung klarer. „Die Geschichte meines Lebens“, vom MiR-Regieassistenten Vongani Bevula in der deutschen Fassung von Thomas Borchert und Jerry Marwig im Foyer des Großen Hauses inszeniert, ist eine sentimentale, zu Herzen gehende Buddy-Story. Der gebürtige Südafrikaner zeichnet auch für die so einfache wie wirkungsvolle Ausstattung verantwortlich. Hinter der auch farblich zweigeteilten Bühne eine Videowand für illustrierende Fotos und kleine Filme mit sympathischem Lokalkolorit: links im schwarzen Bereich der Schreibtisch des Schriftstellers samt allen Auszeichnungen, rechts im weißen Bereich Toms personifizierte Erinnerungen an Al. Ein neunköpfiges, nah am Publikum positioniertes Kammerorchester der Neuen Philharmonie Westfalen ist unter der Leitung des MiR-Korrepetitors Mateo Peñaloza Cecconi erfolgreich bemüht, die gefällige, melancholisch grundierte Genremusik zu akzentuieren. Und damit auf den emotionalen Höhepunkt der gut einhundertminütigen Aufführung zusteuert, bei dem der ichbezogene Tom endlich entdeckt, wie viel er Al verdankt – im Leben und nicht zuletzt auch für sein Werk: „Scheib, was du weißt!“. Anknüpfend an die großen Erfolge von „Hedwig and the Angry Inch“ und „tick, tick… Boom!“ widmet sich das Musiktheater im Revier mit „The Story of My Life“ von Brian Hill (Buch) und Neil Bartram (Musik und Gesangstexte) erneut einem Musical in kleiner Besetzung - mit stehenden Ovationen gefeiert am Premierenabend des 20. April 2024. Hill und Bartram verbindet eine langjährige, künstlerische Partnerschaft, die 2006 mit „The Story of My Life“ ihren Anfang nahm. Beim Drama Desk Award 2009 erhielten sie für die Broadway-Produktion des Stückes vier Nominierungen. Etliche weitere gemeinsame Arbeiten folgten, darunter „The Adventures of Pinocchio“ (2011), „The Theory of Relativity“ (2014) sowie das Disney-Musical „Bedknobs and Broomsticks“ (2021). Karten sind für 15 (ermäßigt 7,50) Euro erhältlich unter musiktheater-im-revier.de, an der MiR-Theaterkasse am Kennedyplatz (Montag und Samstag von 10 bis 14 Uhr, Dienstag bis Freitag von 10 bis 18.30 Uhr) sowie unter Tel 0209 – 40 97 200.

21 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Freitag, 3. Mai

AWO-Begegnungssttätte

Frühstück im Stadtteil

Frühstück im Stadtteil – der AWO-Kreisverband lädt ein.

Der AWO-Kreisverband Herne lädt zum nächsten Stadtteilfrühstück am Freitag, 3. Mai 2024, in die AWO-Begegnungsstätte ein. In der Zeit von 10 bis 12 Uhr besteht hier die Möglichkeit, mit Menschen aus dem Stadtteil in Kontakt zu kommen oder sich kennenzulernen. Gemeinsam wird geplaudert, die vielfältigen Menschen und Kulturen aus dem Stadtteil können so kennengelernt werden und in gemütlicher Runde wird zusammen gefrühstückt. Zur besseren Planung bitten die Verantwortlichen um Anmeldung unter der Tel 02323/9524-10, es wird ein Teilnahmebeitrag von 3, 50 Euro erhoben.

10 Uhr

Interessierte können sich für Stand anmelden

Kita Zauberland veranstaltet Flohmarkt

Die Kita Zauberland veranstaltet einen Flohmarkt (Symbolbild).

Am Samstag, 3. Mai 2024, von 10 bis 13 Uhr veranstaltet die Kita Zauberland einen Flohmarkt auf ihrem Außengelände an der Ludwigstraße 12. Dazu gibt es Kaffee und Kuchen, der Verkaufserlös kommt dem Förderverein zugute. Wer selbst etwas verkaufen möchte, kann sich unter Tel 02323 163630 anmelden und einen Platz reservieren. Die Standmiete kostet 5 Euro / 3 Meter (Tische und Kleiderstangen müssen selbst mitgebracht werden).

10 Uhr

Zirkustheater tritt unter anderem vor den Flottmann-Hallen auf

Premiere der mobilen 'Lila Laster Ladies'

Die "Lila Laster Ladies", das sind fünf Künstlerinnen, die mit ihrem lila Lkw auf Tour gehen und ein Zirkustheater für den öffentlichen Raum aufführen. In Herne treten sie vor den Flottmann-Hallen auf.

Fünf Frauen, ein lila Lkw, eine ausklappbare Bühne mit einer autarken Solarstromversorgung. Die Reise beginnt. Die „Lila Laster Ladies“ sind auf der Suche nach der richtigen Gangschaltung für das Abenteuer des Lebens. Im Zusammenspiel fünf grundverschiedener Frauen erleben Besucher Abenteuer und Absurdität, Komik und Konflikte – einer der ersten Stopps führt sie nach Herne. Artistik, Tanz und Physical Comedy tragen eine Erzählung über Stärken und Schwächen, Herkunft und Zuhause, heißt es in einer Ankündigung. Vor allem aber geht es in dieser einstündigen Inszenierung des Neuen Zirkus um die Freundschaft und Solidarität von fünf Frauen, mit all ihren Ecken, Kanten und Marotten. Die „Lila Laster Ladies“ bauen sich die Welt in der sie leben möchten einfach selbst. Mit Humor, lila in zahlreichen Facetten und mit 140 PS. „Lila Laster Ladies“ ist eine tourendes Zirkustheater Projekt für den öffentlichen Raum. Die Produktion wird gefördert durch das Programm „Neue Künste Ruhr“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW. Das Projekt wurde von Carmen La Tanik und Deana Ehrich initiiert. Premiere ist am Freitag, 3. Mai 2024, um 19 Uhr in den Flottmann-Hallen. Danach führt die Tour durch sechs weitere Ruhrgebietsstädte, in denen das Ensemble jeweils mit lokalen Institutionen kooperiert. Neben den Ruhrgebietsmetropolen geht es auch an Orte abseits des üblichen Kulturbetriebs, die es für den Neuen Zirkus zu erobern gilt. Die eintrittsfreien Vorstellungen ermöglichen einen Zugang für ein breites Publikum. Namensgeber des Projekts ist Carmen La Taniks lila Lkw mit fest installierter ausklappbarer Bühne. Die Laster Ladies kapern das männlich besetzte Bild von großen Autos mit starken Motoren und nutzen es für eine zirzensische Demonstration des female empowerment. „Die Akteurinnen mit einer Altersspanne von 18 Jahren haben sich eigens für dieses Projekt zusammengefunden und stammen aus verschiedenen performativen Disziplinen: Luftartistik, Handstand Equilibristik, Mime und Physical Comedy und HulaHoop Artistik. Mit der Regisseurin Sabine Rieck gewann das Ensemble eine der renommiertesten Vertreterinnen des zeitgenössischen Zirkustheaters, die europaweit an Produktionen beteiligt war, auch den den Ruhrfestspielen", heißt es von den Veranstaltern.

19 Uhr

Studenten spielen David Gieselmanns Überschreibung

'Die Fledermaus' fast ohne Johann Strauß

Rosalinde (Anna Tabea Stockbrügger) als ungarische Gräfin und ihr Gatte Gabriel von Eisenstein (William Hauf) als Marquis Renard.

Johann Strauß, so geht die Mär, soll seine am 5. April 1874 in Wien uraufgeführte „Königin der Operette“ binnen 43 Tagen in absoluter Zurückgezogenheit und im tranceähnlichen Zustand zu Notenpapier gebracht haben. Sie reüssierte übrigens erst richtig in der Fremde, bei den Piefkes in Hamburg und Berlin. Was auch damit zusammenhängt, dass schon damals der Offenbach-Librettist Richard Genée und Johann Strauß der verlogenen Wiener Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten haben, über den diese alles andere als erfreut war. Und das vor allem mit Extempores, die, Metternichs Zensoren sei gedankt, seit Nestroys Zeiten ganz in der Tradition des Wiener Volkstheaters stehen. Für die queere Inszenierung seines Freundes Maximilian von Mayenburg am Schauspiel Graz hat David Gieselmann aus dem Libretto der „Champagner-Oper“ von Carl Haffner und Richard Genée 2019 eine neue Dialogfassung mit verändertem Finale geformt. Gabriel von Eisenstein (William Hauf) muss ins Gefängnis, weshalb er seinen Anwalt Dr. Blind (hier kein „Stotterbock“: Justus Rosenkranz) übel beschimpft. Als ihn sein Freund, der Notar Dr. Falke (Linet Arndt), mit zum Ball des russischen Prinzen Orlofsky (Sarah Flechtker) nimmt, kann sich Eisensteins Gattin Rosalinde (Anna Tabea Stockbrügger) ihrem Liebhaber Alfred (Camillo Guthmann) widmen. Der vom Gefängnisdirektor Frank (Anton Engelmann) als Eisenstein verhaftet wird. Nun kann auch Rosalinde zum Ball, auf dem sich bereits ihre Bedienstete Adele (Salome Zehnder) mit ihrer Schwester Ida (Lena-Sophie Baer) vergnügt. Verkleidet als ungarische Gräfin erkennt sie in Marquis Renard ihren Gatten und luchst dem notorischen Verführer seine Taschenuhr ab. Falkes Rache der Fledermaus für eine drei Jahre zurückliegende Demütigung beschränkt sich bei Gieselmann freilich nicht auf Eisenstein: Er verkündet, allen Gästen Gift in den Champagner gemischt zu haben… Die Überschreibung des Hamburger Dramatikers bringt den Stoff nicht nur sprachlich näher an unsere Gegenwart, sondern eröffnet besonders den Frauenfiguren neue Perspektiven. Katharina Birch hat dieses Fest einer gelangweilt-gesättigten Gesellschaft, die stets auf der Suche nach dem ultimativen Kick ist, als Stoff gewählt für die jährliche Bochumer Inszenierung mit dem dritten Jahrgang des Studiengangs Schauspiel der Folkwang-Universität. Weil sie, so die Regisseurin (zuletzt in Bochum „Die Schöne und das Biest“ und „Der Struwwelpeter“) gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, im Schauspiel-Bereich nichts Passendes fand, um den elf Studierenden gleichwertige Rollen anbieten zu können. „Schlag nach bei Shakespeare!“ möchte man der gebürtigen Berlinerin mit Cole Porter zurufen, die studentischen Aufführungen an der Königsallee und im Schlossparks Weitmar haben in den vergangenen Jahrzehnten Dutzende Talente hervorgebracht, die den Ruhm der Shakespeare-Stadt Bochum bis heute befeuern. Nun also eine Fledermaus fast ohne Johann Strauß mit einigen entschlackten Ohrwürmern und beim Ball im zweiten Akt Extempores (Herbert Grönemeyer, Leonard Bernstein) vom Band. Dafür mit einer Anleihe an Dieter Roths dadaistisches Monodram „Murmel, Murmel“, das 2018 in Herbert Fritschs Berliner Volksbühnen-Inszenierung an der Bochumer „Kö“ gastierte. Das spielwütig-engagierte Ensemble auf der nur aus einer überdimensionierten Fliege bestehenden Drehbühne, vom Ausstatter-Duo Georg & Paul (Eva Henschkowski und Lolita Hindenberg) in moderne Kostüme unter schrägen Frisuren gesteckt, noch zu nennen Tom Gerhartz als Gefängniswärter Frosch und Paula Julie Pitsch, offenbart durchaus auch musikalische Talente, sängerisch vor allem Salome Zehnder und instrumental Sarah Flechtker mit ihrem Trompetensolo. Nach 80 Minuten ist der turbulente Spaß ohne vierte Wand schon wieder vorbei. Die nächsten Vorstellungen in den Kammerspielen des Schauspielhauses Bochum: Karten unter schauspielhausbochum.de oder an der Theaterkasse unter Tel. 0234 – 33 33 55 55.

19:30 Uhr

Kama Frankl-Groß und Christopher Deutsch

Herner Tanz-Export

Die Oberhausener Urban Arts-Ensemble (v.l.).: Beckley Adeoye, Joseph Louis Sitti, William Hayibor Venous, David Wilfried Mayinga, Laëlle Makazu und Siryel Elina Chtioui.

Tanz-Export aus Herne: Kama Frankl-Groß und Christopher Deutsch bilden die künstlerische Leitung der Solo-Tanztheaterperformance „Ich bin Marc“, die am 3. Mai 2024 im Theaterrevier des Schauspielhauses Bochum herauskommt. Und am 4. Mai 2024 feiert die von Kama Frankl-Groß und Kwame Osei choreographierte Urban-Dance-Stückentwicklung „Multiversum“ Uraufführungs-Premiere im Studio des Theaters Oberhausen. Kama Frankl-Groß ist eine Herner Choreographin, Regisseurin und Tanzpädagogin, die zahlreiche Projekte und Tanztheaterproduktionen im In- und Ausland realisierte. Von 2009 bis 2018 leitete sie das „Junge Pottporus“ und realisierte Projekte für Kinder und Jugendliche, künstlerische Austauschprojekte und das jährlich stattfindende „Urban Street Art Festival“. Seit 2010 leitet sie regelmäßig Tanzstücke am Jungen Schauspielhaus Bochum und nun auch am Theater Oberhausen künstlerisch tätig. Kama Frankl-Groß gründete 2015 gemeinsam mit Christopher Deutsch in unserer Stadt die Tanzcompagnie „Ensample“, die in der Realschule Crange probte und an der Semlerstraße bisher eine Handvoll eigener Choreographien aufführte. Christopher Deutsch, 1990 im Ruhrgebiet geboren, ist freier Videokünstler, Dramaturg, Pädagoge und geschäftsführender Vorstand sowie künstlerische Leitung des Herner Circus Schnick-Schnack e.V. Als Mitgründer von „Ensample“ verfolgt auch er das Ziel, jungen Tänzern eine professionelle Plattform zu bieten. In ständig wechselnden Funktionen ist er so in den unterschiedlichsten Projekten, Theatern und anderen Institutionen in ganz Nordrhein-Westfalen tätig. Im Vordergrund seiner Arbeit steht die Frage nach sozialer Gerechtigkeit und dem Ermöglichen kultureller Teilhabe. Im Rahmen dessen entstanden verschiedenste Konzepte, Projekte und Produktionen, die durch eine nachhaltige Netzwerkarbeit und das Aufbrechen von Barrieren unterschiedlichsten Menschen die Teilhabe ermöglichten. „Ich bin groß, 18 Jahre alt, männlich und liebe das Theater. Mein Gehirn ist chaotisch, geordnet – leer und überfüllt. Ich bin Marc. Das ist meine Bühne. Licht an“: „Ich bin Marc“ lautet der Titel eines inklusiven Projektes von und mit Marc David Delius, einem Menschen, der in seinem Leben viele Hürden überwinden musste, sich aber in der Welt des Theaters zuhause fühlt. Unter der künstlerischen Leitung von Kama Frankl-Groß und Christopher Deutsch ist die Solo-Tanztheaterperformance für alle ab 14 Jahren zweimal im Theaterrevier des Schauspielhauses Bochum neben der „Zeche“ an der Prinz-Regent-Straße zu sehen: Am Freitag, 3. Mai 2024, um 19:30 Uhr sowie am Samstag, 5. Mai 2024, um 19.30 Uhr. Karten unter schaupielhausbochum.de oder Tel 0234 – 3333 5555 „Multiversum“ von Kama Frankl-Groß und Kwame Osei (Choreographie) sowie Christopher Deutsch (Video) versteht sich als eine Feier der zeitgenössischen urbanen Künste, die sich den politisch negativ besetzten Begriff „Parallelwelten“ aneignet und ihn positiv zurückspielt. Offenbart werden soll, wie großartig es ist, in verschiedenen Universen zu leben und trotzdem Überschneidungen, Treffpunkte, Wegkreuzungen und Schnittmengen zu finden. Und welch‘ überbordende Kraft und Energie aus diesen verschiedenen Universen entsteht für den Lebensalltag einer Ruhrgebietsstadt wie Oberhausen (oder Herne). Das Projekt für alle ab 14 Jahren will alle Welten auf einmal betrachten: Die Lebenswelten der Beteiligten – egal, wie sie sich nach Klasse, Herkunft, Stadtviertel, Alter oder Geschlecht scheinbar oder real unterscheiden. Die unterschiedlichen Kunstformen, mit denen der Mensch auf sein Leben reagiert: historische Welten, Fantasiewelten, Gefühlswelten, digitale Welten, Märchenwelten, Traumwelten – alles, was den Menschen geprägt hat, alles, was er sich erschaffen hat, bildet das Multiversum. Die Urban-Dance-Stückentwicklung mit Jugendlichen ab 16 Jahren, die sich interdisziplinär in die Bereiche Musik und Videokunst ausweitet, ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Theater Oberhausen und den Choreographen Kama Frankl-Groß und Kwame Osei. In Zusammenarbeit mit vier Oberhausener Schulen wurden in Kennenlern-Workshops im November 2023 interessierte Jugendliche mit dem Thema, den künstlerischen Ausdrucksformen und dem Leitungsteam vertraut gemacht. Kwame Osei, in der urbanen Tanzszene auch als „Big Wave“ bekannt, wurde 1987 in Ghana geboren und gehörte früh zum Herner „Pottporus“-Ensemble. Er hat seinen tänzerischen Hintergrund im Afro-Dance und spezialisierte sich in den verschiedenen Hip-Hop-Stilen wie Popping, Locking und insbesondere Krumping. Als einer der ersten Krump-Tänzer Europas zählt er zu den Pionieren dieses Tanzstils. Heute ist er ein gefragter Choreograph, Performer und Gründer des „European Buck Session World Championship“. Im Januar 2024 begannen die Proben, Uraufführung ist am Samstag, 4. Mai 2024, um 18 Uhr im Studio des Theaters Oberhausen. Weitere Aufführungen am Sonntag, 5. Mai 2024, um 16 Uhr, am Sonntag, 26. Mai 2024, um 18 Uhr, am Montag, 27. Mai 2024, um 13 Uhr sowie im Juni 2024. Karten unter theater-oberhausen.de oder Tel 0208 – 85 78 184.

19:30 Uhr

Unerwartete Wendungen im Aalto-Musiktheater

'L’amant anonyme' in Essen

Szene aus "L’amant anonyme": Léontine (Lisa Wittig) spricht mit Ophémon (Tobias Greenhalgh), Valcour (George Vîrban) lauscht hinter der Tür.

In Joseph Bolognes heiter-harmloser kammermusikalischer Komödie „L’amant anonyme“, 1780 im Privattheater von Madame de Montesson, der Gattin von Louis Philippe d'Orléans, vor geladenen adligen Gästen in Paris uraufgeführt, ist Valcour (George Vîrban) ratlos. Er kann seiner vor Kurzem verwitweten Freundin Léontine (Lisa Wittig) nur anonyme Briefe, Blumensträuße und Geschenke schicken, ihr aber nicht persönlich seine Liebe gestehen. Diese hat sich von der hektischen Großstadt auf ihr im Essener Aalto-Theater recht düsteres, kaltes Landschloss (Ausstatter Ivan Ivanov nutzt Frank Philipp Schlößmanns Bühne aus der 2021er Mozart-Produktion „La finta giardiniera“) zurückgezogen und weiß zunächst nicht so recht, ob sie sich über die Liebesbeweise eines Unbekannten freuen oder ärgern soll. Nur Valcours Freund Ophémon (Tobias Greenhalgh) kennt dessen wahre Identität und sieht die Chance zur Offenbarung gekommen bei der kurz bevorstehenden Hochzeit von Jeannette (Natalija Radosavljevic alternierend mit Natalia Labourdette) und Colin (Aljoscha Lennert). Denn nach und nach zeigt sich auch Léontine geschmeichelt von der ihr täglich zuteilwerdenden Aufmerksamkeit und sie beauftragt Ophémon, ein Rendez-vous mit ihrem Verehrer zu arrangieren. Am nicht unerwarteten glücklichen Ende feiern zwei Paare die Macht der Liebe… Als der aus Guadeloupe stammende Joseph Bologne (1739 oder 1745-1799) diese zweiaktige Comédie mêlée d'ariettes („Komödie mit kleinen Liedern“) komponierte auf ein Libretto von François-Georges Fouques Deshayes, genannt „Desfontaines“, war der „Chevalier de Saint-Georges“ eine der prominentesten Figuren der Pariser Kulturszene und der Adelsgesellschaft – aufgrund seiner Hautfarbe, aber auch seiner zahlreichen Talente: Geiger, Fechter, Komponist, Dirigent und Offizier. Nach seinem Tod aber verschwand er ebenso in der Versenkung wie seine liebreizende frühklassische Komödie über Versteckspiele, Verwirrungen, vertauschte Identitäten und das hoffnungslose, aber hartnäckige Werben um die Liebe. Trotz schwelgerischer Duette, großer Ensembleszenen und bunter Divertissements unter der musikalischen Leitung von Wolfram-Maria Märtig, 1. Kapellmeister am Aalto-Theater, ist „L’amant anonyme“ nicht abendfüllend, weshalb mit der ungarischen Regisseurin und Lehrbeauftragten an der Berliner Universität der Künste, Zsófia Geréb, eine vielgefragte Spezialistin für Inszenierungen mit „zeitgemäßer Relevanz“ (so Donizettis „Don Paquale“ vor Jahresfrist in Gelsenkirchen) verpflichtet wurde. In die Comédie mêlée ist mit „Unerwartete Wendungen“ ein von Alvaro Schoeck inszeniertes und vom jungen Düsseldorfer Komponisten SJ Hanke musikalisch ergänztes Beteiligungsprojekt („Aalto:StartUp“) integriert worden. Naturgemäß nichts für Opern-Puristen, die am liebsten nur Bekanntes aufgewärmt bekommen wollen. Weshalb selbst die Premierenvorstellung am Samstag (16.3.2024) große Lücken im Parkett aufwies. Aber ‘was für Neugierige und, so die Hoffnung, für junge Neulinge: Die beiden heimischen Poetry Slammer Jule Weber („Nichts berührt, nichts geht vergessen“) und Jan Seglitz alias Jay Nightwind („Darf ich dich vielleicht lieben?“) tragen als „Spoken Word Artists“ eigene Texte vor, die Interessierte auch im oberen Foyer nachlesen oder mit dem Handy fotografieren können. Fünf Urban-Street-Dancer präsentieren den in Rokokokostümen steckenden Hochzeitern Styles wie Breakdance, Krumping und Robot. Schließlich hängen im Foyer und an einer Wand des Landsitzes Léontines auf der stets rotierenden Drehbühne ausdrucksstarke Aufnahmen emotionaler menschlicher Situationen, die im Rahmen eines Workshops zusammen mit Profi-Fotografen entstanden sind. „L’amant anonyme oder Unerwartete Wendungen“ ist ein sicherlich umstrittenes, bei den häufigen Unterbrechungen der Komödienhandlung nicht immer gelungenes Experiment binnen zweier höchst abwechslungsreicher und sehr wohl inspirierender Stunden. Angereichert mit Christina Clark und Rainer Maria Röhr als in das Bühnengeschehen eingreifende Zuschauer, mit einem vielköpfigen Jungen Chor und einem Seniorinnen-Quartett. Und den um die Schlagwerker Patrick Andersson und Oliver Kerstan verstärkten Essener Philharmonikern, die einmal mehr musikalisch nichts zu wünschen übrig lassen. Die weiteren Vorstellungen: Einführung jeweils 45 Minuten der Vorstellung. Montag, 22. April 2024, 19.30 Uhr, Blaue Stunde. Das neue Format fasst kleinformatige, vielgestaltige, besondere Abende außerhalb des Vorstellungsbetriebs auf der großen Bühne zusammen. Jeweils montags werden die großen Musiktheaterpremieren künstlerisch reflektiert. Karten sind erhältlich im Ticket-Center der TUP, II. Hagen 2 in der Essener City, an der Kasse des Aalto-Theaters, Opernplatz 10, online unter theater-essen.de oder unter Tel 0201 - 81 22 200.

19:30 Uhr

Ein „Frosch-Konzert“ mit dem BUND Herne

'Stimmen aus dem Tümpel'

Der Teich im BUND-Garten an der Vinckestraße.

Die vhs Herne bietet am Freitag, 5. Mai 2024, eine Exkursion in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station an. In der Zeit von 20 bis 21:30 Uhr werden die 'Spätaufsteher' unter den Amphibien besucht. Im Naturgarten des BUND laichen jetzt die wärmeliebenden Arten wie Wasserfrösche und Kreuzkröten. Sie bieten uns in den Abendstunden Konzerte, die sich hören lassen können. Und beim Ableuchten der Tümpel werden verschiedene Molcharten zu sehen sein. Mit beginnendem Frühjahr setzt im März die Zeit der Amphibienwanderungen ein. Steigende Temperaturen und Regen locken Kröten, Molche und andere Lurche aus ihren Winterquartieren. Die Tiere streben dann in großer Zahl zu ihren Laichgewässer. Die Veranstaltung eignet sich auch gut für Eltern/Großeltern mit Kindern. Bitte nach Möglichkeit Taschenlampen mitbringen. Kleine Kescher und Aquarien zum Beobachten der Tiere sind vorhanden. Darüber hinaus können auch Tipps zur Anlage eines naturnahen lurchfreundlichen Gartenteichs gegeben werden. Witterungsbedingte Verschiebung des Termins der Veranstaltung möglich. Bitte achten Sie auf die örtlichen Medien oder auf die Homepage des BUNDs. Die Anmeldungen zu der Veranstaltung mit der Nummer 24A3554 können telefonisch hier 02323 / 16-2920 oder 02323 / 16-3584 oder online über die vhs-Homepage getätigt werden. Die beträgt 8 Euro pro Person, ermäßigt 6 Euro.

20 Uhr

Bahnbrücke wird am Kreuz Herne abgerissen

A42: Vollsperrung am ersten Mai-Wochenende

Damit dies neue Bahnbrücke kommen kann, muss die alte erst abgerissen werden (Archivfoto).

Anfang April 2024 hatte die Bahn eine erste neue Bahnbrücke in ihre Position geschoben, nun wird die zweite Brücke abgerissen, damit die 'Neue' kommen kann. Aus diesem Grund sperrt die Autobahn Westfalen die A42 zwischen Herne-Crange und Herne-Baukau von Freitag, 3. Mai, ab 21 Uhr, bis Montag, 6. Mai 2024, 5 Uhr, in beiden Fahrtrichtungen. Der Verkehr wird großräumig über die A2 und die A40 abgeleitet, vor Ort werden die Verkehrsteilnehmer über die innerstädtischen Bedarfsumleitungen geführt. Die Autobahn Westfalen nutzt die Gelegenheit, um ihrerseits Arbeiten im Bereich des Kreuzes Herne durchzuführen.

21 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Calligraffiti des Berliners Stohead

'Stop' im Alten Wartesaal

„Papillon“ ist der Titel dieser Arbeit von Stohead, dessen Ausstellung „Stop“ am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr im Alten Wartesaal des Bahnhofs Herne eröffnet wird.

Mit „Stop“, der neuen Ausstellung im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, präsentiert der Herner Verein Pottporus, seit seiner Gründung 2007 der Hip Hop Kultur und den Urban Arts verpflichtet, ab 26. April 2024 Werke des Berliner Künstlers Stohead, einem prominenten Vertreter der Stilrichtung Calligraffiti. Kalligrafie, Graffiti-Writing und Tagging, abstrakte Malerei – Stoheads Werke vereinen Text und Bild zu großformatigen, kontrastreichen Leinwänden. Dabei mag das Auge sich nicht so recht entscheiden, welchen Aspekt es zuerst fokussiert: Möchte es lesen oder betrachten? Die Qualität von Stoheads Arbeiten ergibt sich aus dem Spiel exakt geplanter kompositorischer Entscheidungen und schneller malerischer Gesten, die einen eindrucksvollen Bildrhythmus erzeugen und gleich wieder auflockern. Stohead, geboren als Christoph Häßler in Schwäbisch-Hall, trat in den späten 1980er Jahren erstmals als Graffiti-Künstler in Erscheinung. Tätig u.a. in Hamburg und jetzt in Berlin, entwickelte er seinen technisch komplexen Stil des Calligraffiti immer weiter und gilt heute als wichtiger Vertreter der Gattung Nach der Vernissage am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr ist die Ausstellung „Stop“ noch bis zum 26. Mai 2024 immer von Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 14 und 18 Uhr im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, Konrad-Adenauer-Platz 4, geöffnet. Der Eintritt ist frei.

seit 2. Mai

Samstag, 4. Mai

Kirchengemeinde St. Joseph

Projekt 'Kinderminichor' an Pfingstmontag

In der Kirchengemeinde St. Joseph soll ein kleiner Kinderchor entstehen.

Für den Familiengottesdienst am Montag, 20. Mai 2024, um 11 Uhr in der Kirchengemeinde St. Joseph soll ein kleiner Kinderchor entstehen, der den Gottesdienst mit einigen Liedern mitgestalten wird. Gemeindereferentin Uta Trosien und Gemeindereferentin Birgit Terfloth i.R. laden Kinder zwischen fünf und zehn Jahren zu einigen Probenterminen im Mai ein. Die Proben finden am 4., 11. und 18. Mai von 10 bis 12 Uhr im Gemeindehaus von St. Joseph, Hauptstrasse 144 statt. Kinder, die mitmachen wollen, können sich bis zum 2. Mai bei Uta Trosien per Mail oder Tel 02325/3728827 anmelden.

10 Uhr

Aktion zum Tag der Städtebauförderung

Stadtteil-Bingo in Wanne-Süd

In Wanne-Süd findet ein Stadtteil-Bingo statt.

Am Samstag, 4. Mai 2024, ist der bundesweite Tag der Städtebauförderung. Alle Städte und Gemeinden, die Fördermittel aus der Städtebauförderung erhalten, sind aufgerufen, an diesem Tag über ihre Strategien und die Ziele der Planungen und Projekte, die durch die Städtebauförderung realisiert werden können, zu informieren und Bürger zur Beteiligung an der Entwicklung ihrer Stadt einzuladen. Die Stadt Herne nimmt in diesem Jahr mit einem Stadtteil-Bingo im Projekt-Gebiet Soziale Stadt Wanne-Süd teil. Das Stadtteilbüro ist an diesem Samstag zwischen 10 und 13 Uhr geöffnet. Dort können sich alle Interessierten eine Stadtteil-Bingo-Karte abholen, damit den Stadtteil erkunden und erfahren, was sich schon alles mithilfe der Städtebauförderung verändert hat.

10 Uhr

'Na und, ist mir doch egal!'

Konzert mit ChorMusikTheater Soli d’Arte

ChorMusikTheater Soli d‘Arte.

Die Gruppe ChorMusikTheater Soli d'Arte ist am Samstag, 4. Mai 2024, um 18 Uhr in den Flottmann-Hallen mit dem Konzert Klein und Fein Nr. 3 zu Gast. Soli d’Arte – das sind rund 25 Sängerinnen und Sänger zwischen 17 und 74 Jahren, die sich dem Musiktheater verschrieben haben. Nach der Pandemie (2022) entwickelten sie die neue Konzertreihe “Klein und Fein”. Jedes ihrer Konzerte widmet sich einem Thema. Klein und Fein Nr. 3 trägt den Titel: “Na und, ist mir doch egal!” Die Konzertbesucher erwarten kuriose Geschichten, erstaunliche Texte, verrücktes Schauspiel und Choreografien. Symptome: Wut, Überforderung, Stürmische Zeiten, Hass, Alles zu viel, Holt mich hier raus, Alles geht dir auf die Nerven und so fort und so fort. Möchte im Auge des Sturms sitzen und denken: Ein nachdenklich-schwungvolles und schwungvoll-nachdenkliches Programm mit Musik unter Anderem von Mozart und Leonard Cohen, Liedern aus LaLaLand und dem König der Löwen, Klaviermusik von Inti Illimani, Philipp Glass, kuriosen Geschichten, erstaunlichen Texten, verrücktem Schauspiel und tänzerischen Choreografien. Nebenwirkungen wie Lachen und/oder Wechselwirkungen mit anderen Zuschauer:innen können nicht ausgeschlossen werden. Künstlerische Leitung / Konzeption: Katharina Höhne Vorleser: Michael van Ahlen Pianistin: Tatjana Eihof. Kartenvorverkauf über die Homepage von Soli d’Arte, eventim und bei Stadtmarketing Herne möglich. Der Kartenpreis beträgt: 19 Euro, ermäßigt 14 Euro. Weitere Konzerte folgen am 13. Mai, 19:30 Uhr im Gymnasium Petrinum in Recklinghausen und am 26. Mai 2024, 11 Uhr im Bürgerhaus Süd, Recklinghausen.

18 Uhr

Kama Frankl-Groß und Christopher Deutsch

Herner Tanz-Export

Die Oberhausener Urban Arts-Ensemble (v.l.).: Beckley Adeoye, Joseph Louis Sitti, William Hayibor Venous, David Wilfried Mayinga, Laëlle Makazu und Siryel Elina Chtioui.

Tanz-Export aus Herne: Kama Frankl-Groß und Christopher Deutsch bilden die künstlerische Leitung der Solo-Tanztheaterperformance „Ich bin Marc“, die am 3. Mai 2024 im Theaterrevier des Schauspielhauses Bochum herauskommt. Und am 4. Mai 2024 feiert die von Kama Frankl-Groß und Kwame Osei choreographierte Urban-Dance-Stückentwicklung „Multiversum“ Uraufführungs-Premiere im Studio des Theaters Oberhausen. Kama Frankl-Groß ist eine Herner Choreographin, Regisseurin und Tanzpädagogin, die zahlreiche Projekte und Tanztheaterproduktionen im In- und Ausland realisierte. Von 2009 bis 2018 leitete sie das „Junge Pottporus“ und realisierte Projekte für Kinder und Jugendliche, künstlerische Austauschprojekte und das jährlich stattfindende „Urban Street Art Festival“. Seit 2010 leitet sie regelmäßig Tanzstücke am Jungen Schauspielhaus Bochum und nun auch am Theater Oberhausen künstlerisch tätig. Kama Frankl-Groß gründete 2015 gemeinsam mit Christopher Deutsch in unserer Stadt die Tanzcompagnie „Ensample“, die in der Realschule Crange probte und an der Semlerstraße bisher eine Handvoll eigener Choreographien aufführte. Christopher Deutsch, 1990 im Ruhrgebiet geboren, ist freier Videokünstler, Dramaturg, Pädagoge und geschäftsführender Vorstand sowie künstlerische Leitung des Herner Circus Schnick-Schnack e.V. Als Mitgründer von „Ensample“ verfolgt auch er das Ziel, jungen Tänzern eine professionelle Plattform zu bieten. In ständig wechselnden Funktionen ist er so in den unterschiedlichsten Projekten, Theatern und anderen Institutionen in ganz Nordrhein-Westfalen tätig. Im Vordergrund seiner Arbeit steht die Frage nach sozialer Gerechtigkeit und dem Ermöglichen kultureller Teilhabe. Im Rahmen dessen entstanden verschiedenste Konzepte, Projekte und Produktionen, die durch eine nachhaltige Netzwerkarbeit und das Aufbrechen von Barrieren unterschiedlichsten Menschen die Teilhabe ermöglichten. „Ich bin groß, 18 Jahre alt, männlich und liebe das Theater. Mein Gehirn ist chaotisch, geordnet – leer und überfüllt. Ich bin Marc. Das ist meine Bühne. Licht an“: „Ich bin Marc“ lautet der Titel eines inklusiven Projektes von und mit Marc David Delius, einem Menschen, der in seinem Leben viele Hürden überwinden musste, sich aber in der Welt des Theaters zuhause fühlt. Unter der künstlerischen Leitung von Kama Frankl-Groß und Christopher Deutsch ist die Solo-Tanztheaterperformance für alle ab 14 Jahren zweimal im Theaterrevier des Schauspielhauses Bochum neben der „Zeche“ an der Prinz-Regent-Straße zu sehen: Am Freitag, 3. Mai 2024, um 19:30 Uhr sowie am Samstag, 5. Mai 2024, um 19.30 Uhr. Karten unter schaupielhausbochum.de oder Tel 0234 – 3333 5555 „Multiversum“ von Kama Frankl-Groß und Kwame Osei (Choreographie) sowie Christopher Deutsch (Video) versteht sich als eine Feier der zeitgenössischen urbanen Künste, die sich den politisch negativ besetzten Begriff „Parallelwelten“ aneignet und ihn positiv zurückspielt. Offenbart werden soll, wie großartig es ist, in verschiedenen Universen zu leben und trotzdem Überschneidungen, Treffpunkte, Wegkreuzungen und Schnittmengen zu finden. Und welch‘ überbordende Kraft und Energie aus diesen verschiedenen Universen entsteht für den Lebensalltag einer Ruhrgebietsstadt wie Oberhausen (oder Herne). Das Projekt für alle ab 14 Jahren will alle Welten auf einmal betrachten: Die Lebenswelten der Beteiligten – egal, wie sie sich nach Klasse, Herkunft, Stadtviertel, Alter oder Geschlecht scheinbar oder real unterscheiden. Die unterschiedlichen Kunstformen, mit denen der Mensch auf sein Leben reagiert: historische Welten, Fantasiewelten, Gefühlswelten, digitale Welten, Märchenwelten, Traumwelten – alles, was den Menschen geprägt hat, alles, was er sich erschaffen hat, bildet das Multiversum. Die Urban-Dance-Stückentwicklung mit Jugendlichen ab 16 Jahren, die sich interdisziplinär in die Bereiche Musik und Videokunst ausweitet, ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Theater Oberhausen und den Choreographen Kama Frankl-Groß und Kwame Osei. In Zusammenarbeit mit vier Oberhausener Schulen wurden in Kennenlern-Workshops im November 2023 interessierte Jugendliche mit dem Thema, den künstlerischen Ausdrucksformen und dem Leitungsteam vertraut gemacht. Kwame Osei, in der urbanen Tanzszene auch als „Big Wave“ bekannt, wurde 1987 in Ghana geboren und gehörte früh zum Herner „Pottporus“-Ensemble. Er hat seinen tänzerischen Hintergrund im Afro-Dance und spezialisierte sich in den verschiedenen Hip-Hop-Stilen wie Popping, Locking und insbesondere Krumping. Als einer der ersten Krump-Tänzer Europas zählt er zu den Pionieren dieses Tanzstils. Heute ist er ein gefragter Choreograph, Performer und Gründer des „European Buck Session World Championship“. Im Januar 2024 begannen die Proben, Uraufführung ist am Samstag, 4. Mai 2024, um 18 Uhr im Studio des Theaters Oberhausen. Weitere Aufführungen am Sonntag, 5. Mai 2024, um 16 Uhr, am Sonntag, 26. Mai 2024, um 18 Uhr, am Montag, 27. Mai 2024, um 13 Uhr sowie im Juni 2024. Karten unter theater-oberhausen.de oder Tel 0208 – 85 78 184.

18 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Calligraffiti des Berliners Stohead

'Stop' im Alten Wartesaal

„Papillon“ ist der Titel dieser Arbeit von Stohead, dessen Ausstellung „Stop“ am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr im Alten Wartesaal des Bahnhofs Herne eröffnet wird.

Mit „Stop“, der neuen Ausstellung im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, präsentiert der Herner Verein Pottporus, seit seiner Gründung 2007 der Hip Hop Kultur und den Urban Arts verpflichtet, ab 26. April 2024 Werke des Berliner Künstlers Stohead, einem prominenten Vertreter der Stilrichtung Calligraffiti. Kalligrafie, Graffiti-Writing und Tagging, abstrakte Malerei – Stoheads Werke vereinen Text und Bild zu großformatigen, kontrastreichen Leinwänden. Dabei mag das Auge sich nicht so recht entscheiden, welchen Aspekt es zuerst fokussiert: Möchte es lesen oder betrachten? Die Qualität von Stoheads Arbeiten ergibt sich aus dem Spiel exakt geplanter kompositorischer Entscheidungen und schneller malerischer Gesten, die einen eindrucksvollen Bildrhythmus erzeugen und gleich wieder auflockern. Stohead, geboren als Christoph Häßler in Schwäbisch-Hall, trat in den späten 1980er Jahren erstmals als Graffiti-Künstler in Erscheinung. Tätig u.a. in Hamburg und jetzt in Berlin, entwickelte er seinen technisch komplexen Stil des Calligraffiti immer weiter und gilt heute als wichtiger Vertreter der Gattung Nach der Vernissage am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr ist die Ausstellung „Stop“ noch bis zum 26. Mai 2024 immer von Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 14 und 18 Uhr im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, Konrad-Adenauer-Platz 4, geöffnet. Der Eintritt ist frei.

seit 2. Mai

Bahnbrücke wird am Kreuz Herne abgerissen

A42: Vollsperrung am ersten Mai-Wochenende

Damit dies neue Bahnbrücke kommen kann, muss die alte erst abgerissen werden (Archivfoto).

Anfang April 2024 hatte die Bahn eine erste neue Bahnbrücke in ihre Position geschoben, nun wird die zweite Brücke abgerissen, damit die 'Neue' kommen kann. Aus diesem Grund sperrt die Autobahn Westfalen die A42 zwischen Herne-Crange und Herne-Baukau von Freitag, 3. Mai, ab 21 Uhr, bis Montag, 6. Mai 2024, 5 Uhr, in beiden Fahrtrichtungen. Der Verkehr wird großräumig über die A2 und die A40 abgeleitet, vor Ort werden die Verkehrsteilnehmer über die innerstädtischen Bedarfsumleitungen geführt. Die Autobahn Westfalen nutzt die Gelegenheit, um ihrerseits Arbeiten im Bereich des Kreuzes Herne durchzuführen.

seit 3. Mai

Sonntag, 5. Mai

'Poor Things'

Das vhs-Filmforum zeigt

Jamie Bell in 'All of us Strangers'.

Am Sonntag 5., Montag 6. und Mittwoch 8. Mai 2024, steht der Film von Andrew Haigh 'All of us Strangers' dem Programm – erzählt wird von zwei Männern, die sich in einem anonymen Hochhaus in London kennen und lieben lernen. Das Filmforum der vhs Herne zeigt seit 1979 Filme, die in erster Linie keine Mainstream-Filmesind, das heißt, es stehen solche Filme im Vordergrund, die einen besonderen Anspruch erfüllen. Filme, die im „normalen“ Kinoprogramm gar nicht oder nur kurz gezeigt würden, kommen so nach Herne in die Filmwelt. Die Vorführungstermine können je nach Filmlänge variieren, sind in der Regel jedoch sonntags 12:30 Uhr, montags 20:15 Uhr und mittwochs 17:30 Uhr. Regie: Andrew Haigh; Mit Andrew Scott; Paul Mescal; Jamie Bell; Claire Foy. GB/USA 2023, 105 Min. FSK 12 Adam, ein Mann in den Vierzigern, steckt in einer Krise. Als Drehbuchautor fehlen ihm die Ideen für sein nächstes Projekt, einen Fernsehfilm über seine eigene Jugend. Adam ist seit dem zwölften Lebensjahr Vollwaise, seine Eltern starben bei einem Verkehrsunfall. Jetzt, in der Schaffenskrise, hat die Einsamkeit wieder Besitz von ihm ergriffen. Zäh und ziellos dehnen sich die Tage in der gläsernen Hochhauswohnung, von der aus Adam über London blickt. Gegen die Einsamkeit gäbe es ein Mittel: Der um einige Jahre jüngere Harry, ein Nachbar in der Anonymität der stilvollen Wohnanlage, steht eines abends mit einer Flasche Whisky vor der Tür. Doch der Schlüssel zu Adams Verschlossenheit sitzt tief. Auf der Suche nach Inspiration für sein Buch fährt Adam schließlich zu dem Reihenhaus in Südlondon, in dem er seine Kindheit verbracht hat. Dort scheint die Zeit still zu stehen. An der Haustür begrüßt ihn ein Paar, jünger als er selbst, wie einen verlorenen Sohn: Adams Eltern. Aufmerksam und verständnisvoll lassen sie sich auf die Persönlichkeit ihres erwachsen gewordenen Sohnes ein. Der Eintrittspreis beim Filmforum beträgt 6 Euro (zuzüglich Online-Buchungsgebühren und Aufschlag bei Überlänge). mehr Info auf der vhs-Homepage oder der Filmwelt-Homepage.

12:30 Uhr

Ensemble „Halber Apfel“ zu Gast im Volkshaus Röhlinghausen

'Almanya ich liebe dich'

Im Volkshaus Röhlinghausen findet die Veranstaltung statt.

Das Ensemble „Halber Apfel“ präsentiert am Sonntag, 5. Mai 2024, ab 13 Uhr (Einlass: 12:30 Uhr) im Volkshaus Röhlinghausen eine humorvolle Komödie über das Aufeinandertreffen von zwei Kulturen unter dem Titel „Almanya, ich liebe dich". Organisiert wird die Veranstaltung von der Islamischen Gemeinde in Röhlinghausen und Partnerschaft für Demokratie Herne. Ursprünglich auf türkischsprachige Produktionen spezialisiert, hat sich das Ensemble seit 2009 zu einem deutsch-türkischen Gastspiel-Ensemble entwickelt. Ihr Leitmotiv lautet: "Wenn der Vorhang aufgeht, treffen sich zwei Kulturen.“ Die Vorstellung ist für Zuschauer jeden Alters geeignet, jedoch ab einem Mindestalter von 10 Jahren. Der reguläre Eintritt beträgt 8 Euro pro Person und beinhaltet Tee und erfrischende Getränke. Ermäßigungen in Höhe von 3 Euro gelten für Jugendorganisationen, Sozialleistungsempfänger, Rentner und Flüchtlinge. Besondere Konditionen für bestimmte Gruppen sind verfügbar. Karten gibt es bei Elena Franz unter 0152 545 189 06, bei Ahmet Budur unter Tel 0176 24 127 321 oder Tuncy Nazik unter Tel 0170 267 98 98.

13 Uhr

Gespräche und Begegnungen

'BankVerbindung'

Das Projekt "BankVerbindung" vom Ambulanten Hospizdienst bietet Gespräche auf den Bänken vor der Trauerhalle am Südfriedhof an. v.li. Karola Rehrmann, Koordinatorin beim Ambulanten Hospizdienst und Seelsorgerin der EvK Palliativstation und die Ehrenamtliche Christa Schodl.

Der Ambulanter Hospizdienst lädt mit seinen ehrenamtlichen Zeitschenkern zu Gesprächen und Begegnungen auf den Südfriedhof an der Wiescherstraße ein. Das Angebot nennt sich BankVerbindung und findet sonntags an der Bank vor der Trauerhalle, in der Zeit von 14:30 bis 16 Uhr statt. (halloherne berichtete) Die Zeitschenker tragen einen roten Schal, bieten warme Getränke an und haben ein offenes Ohr für Trauernde, Spaziergänger und alle weiteren Besucher. Im März ist es noch ein Termin: der erste Sonntag, 3. März 2024. Ab April werden die Bankverbindungen jeweils am ersten und letzten Sonntag im Monat angeboten.

14:30 Uhr

Jörg Lippmeyer im Sodinger Kunstpunkt

'Stop Look And Listen'

'Stop Look And Listen' – Jörg Lippmeyer stellt im Sodinger Kunstpunkt aus.

„Wir sollten viel öfter etwas tun, das kein Ziel verfolgt, keine Eile hat und sich nicht lohnen muss ...“ lautet das Motto auf seiner Homepage. Für ihn selbst hat es offenbar keine Gültigkeit, denn der 1954 in Wanne-Eickel geborene Jörg Lippmeyer, der sich als „Maler“ versteht, ist unermüdlich in den unterschiedlichsten künstlerischen Genres unterwegs. 1976 in Dortmund zum Grafikdesigner ausgebildet malt er vornehmlich in Acryl und Öl auf Leinwand, in den letzten Jahren vor allem unter dem Label „New Pott Art“ äußerst farbenfroh in der plakativen Pop-Art-Manier des US-Amerikaners Robert Indiana. Aber auch die Farb- und Formexperimente des Bottropers Josef Albers finden sich gespiegelt in ganz unterschiedlichen Werken Lippmeyers, die den Betrachter suggestiv beeinflussen. Wie jetzt im Mittelteil der Ausstellung „Stop Look And Listen“ im Sodinger Kunstpunkt des Herner Künstlerbundes in programmatischer Hängung: rechterhand angelehnt an die variantenreiche Sammlung „Die Kunst der Fuge“ Johann Sebastian Bachs, vis-a-vis an der Säule zwei Bilder, die an die expressiven Gitarrenriffs eines Jimi Hendrix erinnern. Zur enormen Bandbreite seines Œuvres gehören auch Aquarelle, Zeichnungen, Grafiken und Monotypien, Mischtechniken, Filzarbeiten, Objekte und sogenannte Bilduren, Bilder an Skulpturen in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer HaWe Hubert. Seit 2024 gehört Lippmeyer zu einer Künstlergruppe, die unter dem Titel „crikraculum“ Objekte und Installationen im Miniaturformat gestaltet. 2015 begann seine Tätigkeit als Zeichner und „Cool Cats“-Karikaturist bei dem Nachrichtenportal „halloherne“. Seit 2020 schließlich hat er mit dem Videoprojekt „Rettet die schönen Wörter“ bei YouTube für erhebliches Aufsehen gesorgt (halloherne berichtete). Jetzt zeigt Jörg Lippmeyer in der Galerie Kunstpunkt neben dem Hochbunker an der Mont-Cenis-Straße rund 25 aktuelle, in 2024 entstandene Bilder, Acryl auf Leinwand, die man auf den ersten Blick unter „New Pott Art“ subsummieren könnte. Wie etwa die vierteilige ABBA-Serie, von der nur noch drei Arbeiten zu sehen sind, da ein Bild bereits vorab verkauft wurde. Beim zweiten Hinsehen offenbaren sich hintergründige Feinheiten etwa in der Serie „Finde deine Mitte“, wo das opake Quadrat stets die Bildmitte sucht und doch nie findet. Oder eine dreiteilige Serie von quadratischen Bildern, in denen die strenge grafische Ordnung durch Farbexplosionen durchbrochen wird. Im mittleren Bild hat der Wanne-Eickeler in England erworbene Farbpigmente des berühmten, leuchtenden Yves-Klein-Blau verarbeitet. Vier ältere Arbeiten ergänzen die aktuellen Werke: zwei „Wächterbilder“ an beiden Stirnseiten, Öl-Pastell-Kreidezeichnungen wie die Aufforderung „Mach mal Pause“ am Kaffeetisch in der Mitte sowie gleich am Eingang eine weitere Text-Bild-Collage unter dem Titel „Hitchcock trifft Picasso“: Auf dem Hintergrund der weißen Friedenstauben des Spaniers und der düsteren Rabenvögel des englischen Filmemachers der Appell „Stopp den Krieg in der Ukraine. Überall“. Die Ausstellung „Stop Look And Listen“, die vom 21. April bis zum 19. Mai 2024 in der Galerie Kunstpunkt, Mont-Cenis-Straße 296 mittwochs und sonntags jeweils zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet hat, soll nicht nur zum Sehen animieren, sondern geradezu zum Zuhören. Weshalb Jörg Lippmeyer auf begleitende Texte verzichtet hat, bei der Eröffnung und in der Folgezeit aber gern für alle Fragen zur Verfügung steht. Zur vom Gitarristen Norbert Müller musikalisch umrahmten Vernissage am Sonntag, 21. April 2024, um 11.30 Uhr spricht Dr. Volker Eichener, Professor der Soziologie und Politologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Vorsitzender des Kulturvereins Hülsmannbrauerei.

15 Uhr

Kama Frankl-Groß und Christopher Deutsch

Herner Tanz-Export

Die Oberhausener Urban Arts-Ensemble (v.l.).: Beckley Adeoye, Joseph Louis Sitti, William Hayibor Venous, David Wilfried Mayinga, Laëlle Makazu und Siryel Elina Chtioui.

Tanz-Export aus Herne: Kama Frankl-Groß und Christopher Deutsch bilden die künstlerische Leitung der Solo-Tanztheaterperformance „Ich bin Marc“, die am 3. Mai 2024 im Theaterrevier des Schauspielhauses Bochum herauskommt. Und am 4. Mai 2024 feiert die von Kama Frankl-Groß und Kwame Osei choreographierte Urban-Dance-Stückentwicklung „Multiversum“ Uraufführungs-Premiere im Studio des Theaters Oberhausen. Kama Frankl-Groß ist eine Herner Choreographin, Regisseurin und Tanzpädagogin, die zahlreiche Projekte und Tanztheaterproduktionen im In- und Ausland realisierte. Von 2009 bis 2018 leitete sie das „Junge Pottporus“ und realisierte Projekte für Kinder und Jugendliche, künstlerische Austauschprojekte und das jährlich stattfindende „Urban Street Art Festival“. Seit 2010 leitet sie regelmäßig Tanzstücke am Jungen Schauspielhaus Bochum und nun auch am Theater Oberhausen künstlerisch tätig. Kama Frankl-Groß gründete 2015 gemeinsam mit Christopher Deutsch in unserer Stadt die Tanzcompagnie „Ensample“, die in der Realschule Crange probte und an der Semlerstraße bisher eine Handvoll eigener Choreographien aufführte. Christopher Deutsch, 1990 im Ruhrgebiet geboren, ist freier Videokünstler, Dramaturg, Pädagoge und geschäftsführender Vorstand sowie künstlerische Leitung des Herner Circus Schnick-Schnack e.V. Als Mitgründer von „Ensample“ verfolgt auch er das Ziel, jungen Tänzern eine professionelle Plattform zu bieten. In ständig wechselnden Funktionen ist er so in den unterschiedlichsten Projekten, Theatern und anderen Institutionen in ganz Nordrhein-Westfalen tätig. Im Vordergrund seiner Arbeit steht die Frage nach sozialer Gerechtigkeit und dem Ermöglichen kultureller Teilhabe. Im Rahmen dessen entstanden verschiedenste Konzepte, Projekte und Produktionen, die durch eine nachhaltige Netzwerkarbeit und das Aufbrechen von Barrieren unterschiedlichsten Menschen die Teilhabe ermöglichten. „Ich bin groß, 18 Jahre alt, männlich und liebe das Theater. Mein Gehirn ist chaotisch, geordnet – leer und überfüllt. Ich bin Marc. Das ist meine Bühne. Licht an“: „Ich bin Marc“ lautet der Titel eines inklusiven Projektes von und mit Marc David Delius, einem Menschen, der in seinem Leben viele Hürden überwinden musste, sich aber in der Welt des Theaters zuhause fühlt. Unter der künstlerischen Leitung von Kama Frankl-Groß und Christopher Deutsch ist die Solo-Tanztheaterperformance für alle ab 14 Jahren zweimal im Theaterrevier des Schauspielhauses Bochum neben der „Zeche“ an der Prinz-Regent-Straße zu sehen: Am Freitag, 3. Mai 2024, um 19:30 Uhr sowie am Samstag, 5. Mai 2024, um 19.30 Uhr. Karten unter schaupielhausbochum.de oder Tel 0234 – 3333 5555 „Multiversum“ von Kama Frankl-Groß und Kwame Osei (Choreographie) sowie Christopher Deutsch (Video) versteht sich als eine Feier der zeitgenössischen urbanen Künste, die sich den politisch negativ besetzten Begriff „Parallelwelten“ aneignet und ihn positiv zurückspielt. Offenbart werden soll, wie großartig es ist, in verschiedenen Universen zu leben und trotzdem Überschneidungen, Treffpunkte, Wegkreuzungen und Schnittmengen zu finden. Und welch‘ überbordende Kraft und Energie aus diesen verschiedenen Universen entsteht für den Lebensalltag einer Ruhrgebietsstadt wie Oberhausen (oder Herne). Das Projekt für alle ab 14 Jahren will alle Welten auf einmal betrachten: Die Lebenswelten der Beteiligten – egal, wie sie sich nach Klasse, Herkunft, Stadtviertel, Alter oder Geschlecht scheinbar oder real unterscheiden. Die unterschiedlichen Kunstformen, mit denen der Mensch auf sein Leben reagiert: historische Welten, Fantasiewelten, Gefühlswelten, digitale Welten, Märchenwelten, Traumwelten – alles, was den Menschen geprägt hat, alles, was er sich erschaffen hat, bildet das Multiversum. Die Urban-Dance-Stückentwicklung mit Jugendlichen ab 16 Jahren, die sich interdisziplinär in die Bereiche Musik und Videokunst ausweitet, ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Theater Oberhausen und den Choreographen Kama Frankl-Groß und Kwame Osei. In Zusammenarbeit mit vier Oberhausener Schulen wurden in Kennenlern-Workshops im November 2023 interessierte Jugendliche mit dem Thema, den künstlerischen Ausdrucksformen und dem Leitungsteam vertraut gemacht. Kwame Osei, in der urbanen Tanzszene auch als „Big Wave“ bekannt, wurde 1987 in Ghana geboren und gehörte früh zum Herner „Pottporus“-Ensemble. Er hat seinen tänzerischen Hintergrund im Afro-Dance und spezialisierte sich in den verschiedenen Hip-Hop-Stilen wie Popping, Locking und insbesondere Krumping. Als einer der ersten Krump-Tänzer Europas zählt er zu den Pionieren dieses Tanzstils. Heute ist er ein gefragter Choreograph, Performer und Gründer des „European Buck Session World Championship“. Im Januar 2024 begannen die Proben, Uraufführung ist am Samstag, 4. Mai 2024, um 18 Uhr im Studio des Theaters Oberhausen. Weitere Aufführungen am Sonntag, 5. Mai 2024, um 16 Uhr, am Sonntag, 26. Mai 2024, um 18 Uhr, am Montag, 27. Mai 2024, um 13 Uhr sowie im Juni 2024. Karten unter theater-oberhausen.de oder Tel 0208 – 85 78 184.

16 Uhr

Eine Hommage an Anke Sieloff

'Hello, Dolly!' am Musiktheater im Revier

Szene aus "Hello, Dolly" am Musiktheater im Revier (MiR) in Gelsenkirchen. Da mach ich mir ‘nen Schlitz ins Kleid und find‘ es wunderbar: Anke Sieloff als Dolly.

Dolly Gallagher Levi, eine verwitwete Heiratsvermittlerin (forever young: Anke Sieloff), unterstützt Ermengarde (Alina J. Simon), Nichte des schwerreichen Futtermittelhändlers Horace Vandergelder (Dirk Weiler), in ihrem Ziel, den wenig erfolgreichen und daher mittellosen Künstler Ambroise Kemper (Jonathan Guth) zu heiraten. Während Dolly selbst daran denkt, den notorischen Geizkragen für sich zu gewinnen, ist sie von Horace damit beauftragt worden, ihm Kandidatinnen für eine späte Heirat vorzustellen. Er sucht nach einer möglichst attraktiven Frau, die ihm für Repräsentationszwecke zur Verfügung steht, sich aber vor allem als Hausfrau bewährt. Als Horace sich vom Provinzstädtchen Yonkers nach New York aufmacht, um die beiden von Dolly vorgeschlagenen Kandidatinnen, die Hutmacherin Irene Molloy (Julia Heiser) und die vermeintliche Universalerbin Ernestina Money (Alfia Kamalova), im vornehmen Restaurant Harmonia Garden zu treffen, schärft er seinen beiden jungen Angestellten Cornelius Hackl und Barnaby Tucker ein, gut auf das Geschäft aufzupassen. Doch die denken gar nicht daran – und fahren ebenfalls zur Parade der 14. Straße nach Manhattan… Jerry Hermans am 16. Januar 1964 in New York uraufgeführtes Musical „Hello, Dolly!“, das auf den 1955er Broadway-Erfolg „The Matchmaker“ von Thornton Wilder beruht, ist ein Vierteljahrhundert nach Till Stiefs ironischem Stars-and-Stripes-Varieté mit Eva Tamulenas und Joachim G. Maaß zurück am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier. Vor der Skyline Manhattans hat Jürgen Kirner eine sehr wandlungsfähige (Dreh-) Bühne geschaffen: überdimensionale charakteristische Requisiten wie Vandergelders Registrierkasse, Mollys Hutschachtel oder die kunstvoll gefaltete Serviette des Luxusrestaurants markieren die rasch wechselnden Orte des zunehmend turbulenten Geschehens. Beata Kornatowskas bonbonfarbene Kostüme orientieren sich am Stil der 1890er Jahre, in denen die Handlung angesiedelt ist. Sie sparen nicht an Glamour und augenzwinkernden Details: die Ausstattung bildet einen perfekten Rahmen für Carsten Kirchmeiers charmant-nostalgische Inszenierung, die nicht nur beim Titelsong im 2. Akt als Hommage an Anke Sieloff zu verstehen ist, die wie in einer Hollywood-Show vom Schnürboden hinunterschwebt – mit einem überdimensionalen Löffel als Schaukel. Unter der musikalischen Leitung von Peter Kattermann wird offenbar, dass dieser Klassiker eben kein One-Hit-Musical ist, wie immer wieder behauptet wird, sondern das (Gelsenkirchener) Publikum mit unvergesslichen Evergreens wie „It Only Takes a Moment“, „Elegance“, „Before the Parade Passes By“ und „It Takes a Woman“ beglückt. Für gut zweieinhalb Stunden lebt am Kennedyplatz die goldene Zeit des Broadways wieder auf – genau die richtige Herzerwärmung in nicht nur witterungsbedingt kalter Zeit. Anke Sieloff, Stuttgarterin des Jahrgangs 1965 und seit der Spielzeit 1993/94 aus dem MiR-Ensemble nicht mehr hinwegzudenken, hat ihre Wandlungsfähigkeit von der (Mezzo-) Sopranistin mit breitgefächertem Repertoire, das von der Barock- bis zur zeitgenössischen Oper reicht, zur Musical-Allrounderin eindrucksvoll bewiesen u.a. in den Hauptrollen der Publikumserfolge „Evita“, „West Side Story“, „Kiss Me, Kate“, „Crazy for You“, „Anything Goes“ und „The Life“. Sie bringt alles mit, was eine Dolly Levi ausmacht: Charme gepaart mit unbändiger Lebenslust und der Grandezza einer erfahrenen Frau, eine unverkennbare Stimme mit Soul und Jazz und die Fähigkeit, ihren Rollen Tiefe und Komplexität zu verleihen. In der männlichen Hauptrolle steht ihr als Horace Vandergelder der Tänzer, Schauspieler und Sänger Dirk Weiler gegenüber, der sein Handwerk an der Folkwang Universität der Künste in Essen erlernte und in New York an mehreren renommierten Instituten perfektionierte. Zehn Jahre lang bewies er in zahlreichen Rollen in Oper, Musical und Schauspiel in New York, London und Italien sein internationales Niveau. Seit 2009 ist Dirk Weiler wieder in Deutschland und eine feste Größe in kommerziellen Musical-Produktionen, wie auf Festspielen, an Opernhäusern und Theatern. Derzeit ist Dirk Weiler auch am Staatstheater Wiesbaden im Musical „Follies“ als Buddy Plummer zu erleben. Die weiteren Vorstellungen im Großen Haus des MiR: Karten ab 15 Euro an der Theaterkasse im MiR (Montag und Samstag von 10 bis 14 Uhr, Dienstag bis Freitag von 10 bis 18:30 Uhr), im Netz unter musiktheater-im-revier.de sowie unter Tel. 0209 – 40 97 200.

18 Uhr

Fünf Abende mit musikalischem Hochgenuss, Vorteilspreis möglich

Klassische Konzerte im Kulturzentrum

Foto: Pedro MalinowskiDie Neue Philharmonie Westfalen wird zum Auftakt mit der Fiesta Española die fünf klassischen Konzerte im Kulturzentrum einläuten (Archivbild).

Die Konzert-Saison 2023/2024 im Kulturzentrum hat fünf Abende voll musikalischem Hochgenuss auf Lager. Dazu bietet das Kulturbüro der Stadt Herne wieder einen Vorteilspreis im Abonnement an. Start ist im September 2023. Die Konzertreihen im Kulturzentrum sind bekannt für Abwechslungsreichtum und Mut zum Außergewöhnlichen. Die kommende Saison bildet dabei keine Ausnahme. So erwarten unter anderem Bottesinis Konzert für Kontrabass und Orchester sowie Ferdinand Davids Concertino Es-Dur für Posaune und Orchester das Publikum. Erfahrene Hörer können sich bei jedem der Konzerte sicher sein, mit frischen Eindrücken nach Hause zu gehen, und auch Klassik-Neulinge finden etwa mit Beethovens 8. Sinfonie – der „kleinen F-Dur“, wie er sie selbst nannte – Schostakowitschs 10. Sinfonie oder Tschaikowskis „Schicksalssymphonie“ Anschluss an bekannte Melodien. Am günstigsten lassen sich die Abende mit dem Abonnement genießen. Gegenüber der Abendkasse gibt es hier einen Preisnachlass. Zusätzlich erhalten Abonnenten eine Ticketgarantie – auch bei ausverkauften Veranstaltungen. Weitere Vorteile des Abos sind unter anderem der persönliche Sitzplatz im Saal, Übertragbarkeit auf andere Personen und ein Preisnachlass bei Sonderveranstaltungen. Mit einem Preis von 60,80 Euro (45,50 ermäßigt) bietet das Abonnement gute 30 Prozent Nachlass gegenüber der Abendkasse. Das Abonnement kann nur noch bis zum 31. August direkt beim Kulturbüro der Stadt Herne abgeschlossen werden. Ab September startet der freie Vorverkauf über ProTicket. Fiesta Española (Neue Philharmonie Westfalen) Der temperamentvolle Start der Saison fällt in den September. Mit der „Fiesta Española“ bringt Dirigent Rasmus Baumann eine Auswahl von gefühlvollen Kompositionen auf die Bühne, die erkennbar von der großen spanischen Folklore, dem Flamenco und landestypischen Klängen inspiriert wurden. Große Vorfreude gilt dabei dem virtuosen Spiel des international gefragten Solisten Kirill Troussov bei Édouard Lalos „Symphonie espagnole für Violine und Orchester“. Olé! Chaos oder Musik? (Philharmonie Südwestfalen) Das zweite große Landesorchester NRW ist ebenfalls mit einem Virtuosen unterwegs: Frank Dupree ist als Klavier-Solist gefragter denn je – kein Wunder bei über 60 nationalen, aber auch internationalen Preisen. In Herne wird er das Klavierkonzert in G-Dur von Maurice Ravel spielen, das stark von Jazz- und Bluesmusik inspiriert wurde. Dmitri Schostakowitsch (10. Sinfonie) und Camille Saint-Saëns („La princess jaune op. 30“) stehen ebenso auf dem Programm. Wenn das Gewölbe richtig widerschallt (Deutsches Kammerorchester Berlin) „Wenn das Gewölbe richtig widerschallt, erkennt man erst des Basses Grundgewalt“, wusste schon Goethes Faust. Kontrabassist Ödon Racz tritt an diesem Abend den Beweis an, dass man das größte Streichinstrument des Orchesters so virtuos wie eine Geige spielen kann. Den passenden Rahmen dafür gibt die Musik von Giovanni Bottesini, Edward Elgar und Nino Rota. Unanswered Questions (Französische Kammerphilharmonie) Fragen über Fragen. Das Ungeklärte, Rätselhafte, verbindet die Werke dieses Konzertabends miteinander. Charles Ives, Robert Schumann und Ludwig van Beethoven erklingen im Kulturzentrum. Über allem steht dabei die Viola von Solistin Emma Wernig, die Robert Schumanns „Konzert für Violoncello und Orchester in a-moll op. 129“ in einer Version für Viola zum Besten geben wird. Konzert zum Europatag – Ott ist am Zug (Herner Symphoniker) Das klassisch-romantische Solorepertoire für die Posaune ist bedauerlich klein. Umso erfreulicher, dass der Solist Olaf Ott dieses Instrument mit dem „Concertino für Posaune und Orchester“ von Ferdinand David in Herne brillieren lässt. Eingeleitet wird der Auftritt des Meisters mit der Ouvertüre zur Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner, der Abend schließt mit Pjotr Tschaikowskis „Schicksalssymphonie“. Der Veranstaltungsort der fünf Abende ist das Kulturzentrum. Der Preis im Abo liegt bei 60,80 Euro, ermäßigt bei 45,40 Euro ermäßigt. Die Einzelkarte kostet im Vorverkauf: 17 Euro, ermäßigt 12,60 Euro. Die Einzelkarte an der Abendkasse kostet 18 Euro, ermäßigt 14 Euro. Abonnements sind ab sofort beim Kulturbüro der Stadt Herne erhältlich. Ansprechpartner Maurice Margraf nimmt Anmeldungen unter Tel 02323 / 16 - 21 45 oder per Mail maurice.margraf@herne.de entgegen. Einzelne Karten gibt es beim Stadtmarketing Herne, Kirchhofstraße 5, Tel 02323 / 9 19 05 14, über eine Ticket-Hotline 0231 / 9 17 22 90 oder auf www.proticket.de.

19:30 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Calligraffiti des Berliners Stohead

'Stop' im Alten Wartesaal

„Papillon“ ist der Titel dieser Arbeit von Stohead, dessen Ausstellung „Stop“ am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr im Alten Wartesaal des Bahnhofs Herne eröffnet wird.

Mit „Stop“, der neuen Ausstellung im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, präsentiert der Herner Verein Pottporus, seit seiner Gründung 2007 der Hip Hop Kultur und den Urban Arts verpflichtet, ab 26. April 2024 Werke des Berliner Künstlers Stohead, einem prominenten Vertreter der Stilrichtung Calligraffiti. Kalligrafie, Graffiti-Writing und Tagging, abstrakte Malerei – Stoheads Werke vereinen Text und Bild zu großformatigen, kontrastreichen Leinwänden. Dabei mag das Auge sich nicht so recht entscheiden, welchen Aspekt es zuerst fokussiert: Möchte es lesen oder betrachten? Die Qualität von Stoheads Arbeiten ergibt sich aus dem Spiel exakt geplanter kompositorischer Entscheidungen und schneller malerischer Gesten, die einen eindrucksvollen Bildrhythmus erzeugen und gleich wieder auflockern. Stohead, geboren als Christoph Häßler in Schwäbisch-Hall, trat in den späten 1980er Jahren erstmals als Graffiti-Künstler in Erscheinung. Tätig u.a. in Hamburg und jetzt in Berlin, entwickelte er seinen technisch komplexen Stil des Calligraffiti immer weiter und gilt heute als wichtiger Vertreter der Gattung Nach der Vernissage am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr ist die Ausstellung „Stop“ noch bis zum 26. Mai 2024 immer von Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 14 und 18 Uhr im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, Konrad-Adenauer-Platz 4, geöffnet. Der Eintritt ist frei.

seit 2. Mai

Bahnbrücke wird am Kreuz Herne abgerissen

A42: Vollsperrung am ersten Mai-Wochenende

Damit dies neue Bahnbrücke kommen kann, muss die alte erst abgerissen werden (Archivfoto).

Anfang April 2024 hatte die Bahn eine erste neue Bahnbrücke in ihre Position geschoben, nun wird die zweite Brücke abgerissen, damit die 'Neue' kommen kann. Aus diesem Grund sperrt die Autobahn Westfalen die A42 zwischen Herne-Crange und Herne-Baukau von Freitag, 3. Mai, ab 21 Uhr, bis Montag, 6. Mai 2024, 5 Uhr, in beiden Fahrtrichtungen. Der Verkehr wird großräumig über die A2 und die A40 abgeleitet, vor Ort werden die Verkehrsteilnehmer über die innerstädtischen Bedarfsumleitungen geführt. Die Autobahn Westfalen nutzt die Gelegenheit, um ihrerseits Arbeiten im Bereich des Kreuzes Herne durchzuführen.

seit 3. Mai

Montag, 6. Mai

Bebilderter vhs-Vortrag

Südtirol: Alpine und mediterrane Faszination

Die Dolomiten in Südtirol.

Dr. Stefan Roggenbuck präsentiert in seinem Lichtbildvortrag am Montag, 6. Mai 2024, ab 19 Uhr in der vhs Herne im Kulturzentrum Bozen, Meran und Brixen, die berühmte Seiser Alm und folgt den Spuren dereinstigen Reisekaiserin Sissi. Doch der Tourismus-Boom hat nicht nur Wohlstand gebracht, sondern auch Schattenseiten, wie sie im Touriseum und den Messner-Mountain-Museen thematisiert werden. Seit jeher ziehen die Alpen und besonders Südtirol Reisende an. Die grünen Täler glänzen mit mildem Klima und mediterraner Vegetation. Kirchen, Burgen und Schlösser zeugen von einer reichen Kulturgeschichte. Mit ihrer Multikulturalität und politischen Autonomie hat die Region Maßstäbe gesetzt. Das Entgelt vür den Vortrag mit der Nummer 24A2152 beträgt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Anmeldungen nehmen die Geschäftsstellen der vhs Herne Tel 02323/16-2920 und 02323/16-3584 entgegen oder online hier.

19 Uhr

'Poor Things'

Das vhs-Filmforum zeigt

Jamie Bell in 'All of us Strangers'.

Am Sonntag 5., Montag 6. und Mittwoch 8. Mai 2024, steht der Film von Andrew Haigh 'All of us Strangers' dem Programm – erzählt wird von zwei Männern, die sich in einem anonymen Hochhaus in London kennen und lieben lernen. Das Filmforum der vhs Herne zeigt seit 1979 Filme, die in erster Linie keine Mainstream-Filmesind, das heißt, es stehen solche Filme im Vordergrund, die einen besonderen Anspruch erfüllen. Filme, die im „normalen“ Kinoprogramm gar nicht oder nur kurz gezeigt würden, kommen so nach Herne in die Filmwelt. Die Vorführungstermine können je nach Filmlänge variieren, sind in der Regel jedoch sonntags 12:30 Uhr, montags 20:15 Uhr und mittwochs 17:30 Uhr. Regie: Andrew Haigh; Mit Andrew Scott; Paul Mescal; Jamie Bell; Claire Foy. GB/USA 2023, 105 Min. FSK 12 Adam, ein Mann in den Vierzigern, steckt in einer Krise. Als Drehbuchautor fehlen ihm die Ideen für sein nächstes Projekt, einen Fernsehfilm über seine eigene Jugend. Adam ist seit dem zwölften Lebensjahr Vollwaise, seine Eltern starben bei einem Verkehrsunfall. Jetzt, in der Schaffenskrise, hat die Einsamkeit wieder Besitz von ihm ergriffen. Zäh und ziellos dehnen sich die Tage in der gläsernen Hochhauswohnung, von der aus Adam über London blickt. Gegen die Einsamkeit gäbe es ein Mittel: Der um einige Jahre jüngere Harry, ein Nachbar in der Anonymität der stilvollen Wohnanlage, steht eines abends mit einer Flasche Whisky vor der Tür. Doch der Schlüssel zu Adams Verschlossenheit sitzt tief. Auf der Suche nach Inspiration für sein Buch fährt Adam schließlich zu dem Reihenhaus in Südlondon, in dem er seine Kindheit verbracht hat. Dort scheint die Zeit still zu stehen. An der Haustür begrüßt ihn ein Paar, jünger als er selbst, wie einen verlorenen Sohn: Adams Eltern. Aufmerksam und verständnisvoll lassen sie sich auf die Persönlichkeit ihres erwachsen gewordenen Sohnes ein. Der Eintrittspreis beim Filmforum beträgt 6 Euro (zuzüglich Online-Buchungsgebühren und Aufschlag bei Überlänge). mehr Info auf der vhs-Homepage oder der Filmwelt-Homepage.

20:15 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Dienstag, 7. Mai

Workshop für Lehrkräfte zur Vermittlung kritischer Medienkompetenz

Fake News in Social Media

Fake News sind ein vielschichtiges Thema.

Münster (lwl). Für junge Menschen sind längst „Soziale Medien“ Hauptquelle für Informationen. Dabei gesicherte Fakten von Fake News zu unterscheiden, erfordert eine hohe Medienkompetenz. Die Schule ist nicht der einzige, aber einer der wichtigsten Orte, an denen diese Kompetenz vermittelt wird. Um die Schulen zu unterstützen, veranstaltet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Kooperation mit der Landesanstalt für Medien NRW amDonnerstag, 7. Mai 2024, 14 bis 17 Uhr, für Lehrkräfte weiterführender Schulen den Online-Workshop "Recherchiere richtig: Gib Fake News keine Chance". Aktuelle Hintergrundinformationen zum Thema, Arbeitsblätter und ein Stundenkonzept zeigen, wie das Thema im Unterricht mit Schülern behandelt werden kann. Der Workshop bildet den Auftakt für das zweijährige Projekt „Demokratie on demand. Informationskompetenz in Social Media“ des LWL-Medienzentrums für Westfalen. Das Projekt möchte Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte dabei unterstützen, Kindern und Jugendlichen einen reflektierten Umgang mit Informationen aus den sozialen Medien zu vermitteln. In Kooperation mit den Kommunalen Medienzentren in Westfalen entsteht eine Qualifizierungsreihe, die Lehrkräften Impulse zur unterrichtlichen Auseinandersetzung mit dem Themenfeld „Demokratische Informationskompetenz in Social Media“ liefern soll. Junge Menschen informieren sich in den „Sozialen Medien“ nicht nur, sie bilden dort auch ihre politische Haltung aus. Demokratiefeindlichen Kräften ist dies bewusst, sie haben Social Media längst zum Hauptschauplatz ihrer demagogischen Kampagnen gemacht. In Deutschland stehen 2024 die Wahl des EU-Parlaments, drei Landtagswahlen und in acht Bundesländern auch Kommunalwahlen an. Zum Teil dürfen auch schon 16-Jährige wählen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, wie sich Erstwähler:innen durch die sozialen Medien bewegen. Welchen Einfluss nehmen Algorithmen und Fake News auf die politische Willensbildung? Wo liegen die Grenzen der freien Meinungsäußerung und welche Auswirkungen haben Social Bots? Auch diesen Fragen widmet sich das Projekt "Demokratie on demand". „Ich finde es gut und wichtig, dass wir mit diesem Projekt einen Beitrag zur Stärkung unserer Demokratie in der digitalen Welt leisten“, sagt Prof. Dr. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen. „Wir wollen dazu beitragen, Jugendliche bei ihrer politischen Meinungsbildung in den sozialen Medien zu begleiten. Dafür brauchen wir gut geschulte Lehrkräfte“, ergänzt Dr. Andrea Dahms vom LWL-Medienzentrum, die das Projekt verantwortlich konzipiert hat. Koordiniert wird das Projekt von Maximilian Gröllich, wissenschaftlicher Volontär im LWL-Medienzentrum für Westfalen. Weitere Informationen zum Workshop und zur Anmeldung finden sich hier im Internet.

14 Uhr

Uraufführung in den Flottmannhallen

Figurentheater der Nationen auch in Herne

Ariel Doron präsentiert am Samstag, 11. Mai 2024, um 20 Uhr in den Flottmannhallen die Uraufführung des Stücks „Mitzis Mensch“ für Erwachsene.

Vom 7. bis 12. Mai 2024 findet das Fidena-Festival in Bochum, Dortmund, Herne und Recklinghausen statt. 71 Künstler und, zu einem Symposium, 40 Festivalleiter aus Asien, Afrika, Nord-, Mittel- und Südamerika sowie aus ganz Europa reisen ins Ruhrgebiet zur 1958 gegründeten „Fidena“, einem der ältesten und bedeutendsten Figurentheaterfestivals der Welt. Mit dabei auch wieder die Herner Flottmannhallen – und das sogar mit einer Uraufführung. Ariel Doron, seit vielen Jahren mit seinen Stücken auf der Fidena vertreten, präsentiert am Samstag, 11. Mai 2024, um 20 Uhr in den Flottmannhallen die Uraufführung des Stücks „Mitzis Mensch“ für Erwachsene. Titelheld dieser „bösen Show über Realität, Wissenschaft, Gewalt und Macht“ ist eine eigenartige Kreatur, die – in englischer Sprache – von berühmten Tieren aus der Wissenschaft erzählt wie der Weltraumhündin Laika, dem Klon-Schaf Dolly und Schrödingers Katze. Besonders letztere hat es ihm angetan. Doch während sie das berühmte Gedankenexperiment der Quantenphysik erklärt, wird deutlich, dass mit ihr irgendetwas nicht stimmt. Daran kann nur der Puppenspieler schuld sein, findet Mitzi und folgert: Er muss bestraft werden! Zum diesjährigen Festivalthema „Change“ sind über 200 Stücke gesichtet und davon 22 außergewöhnliche Produktionen aus zehn Ländern eingeladen, darunter zwei Koproduktionen, drei Uraufführungen und fünf deutsche Erstaufführungen. Abgerundet wird das Hauptprogramm durch Publikumsgespräche, Late Night-Veranstaltungen, Partys, vegane Küche, Yoga und Meditation. Auch organisatorisch steht ein Wechsel an: Nach 25 Jahren ist es die letzte Festivalausgabe unter der künstlerischen Leitung von Annette Dabs. Mit „The Storyville Mosquito“ von Star-DJ Kid Koala zur Festival-Eröffnung am 7. Mai 2024 um 19:30 Uhr in den Bochumer Kammerspielen setzt Fidena die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Bochum und den Ruhrfestspielen Recklinghausen fort. 15 virtuose Akteure erwecken die Geschichte eines musizierenden Moskitos mit zwanzig Miniatur-Filmsets, acht Kameras und 75 Puppen zum Leben. Live vor den Augen des Publikums entsteht ein Hollywood-kompatibler Animationsfilm – begleitet von mitreißender Musik und Kid Koala an den Turntables! Vor der Vorstellung zieht die Fidena am Eröffnungstag ab 17 Uhr mit einer bunten Parade durchs Bermuda-Dreieck vom Anneliese Brost-Musikforum zum Schauspielhaus – mit übergroßen Insekten, Fledermäusen, Vögeln und eigenartigen Lebewesen als Statement gegen das Artensterben. Alle sind herzlich eingeladen, eigene Puppen mitzubringen und mit den Festivalmachern die Biodiversität und das Figurentheater zu feiern. Zum ersten Mal kooperiert die Fidena mit dem Schauspiel Dortmund und zeigt am 11. Mai 2024um 20 Uhr die biografische Materialperformance „Fünf Exponate“ vom KMZ Kollektiv. Auf innovative Weise erzählt die Arbeit mit Kartoffeln, Gips und persönlichen Geschichten von Raubkunst und Restitution. Dabei wirft sie ein besonderes Licht auf Alexander von Humboldt und seine Rolle als „Entdecker“. Wer mehr vom preisgekrönten KMZ Kollektiv erleben möchte, kann außerdem am 8. und 9. Mai 2024 die Uraufführung von „Kakau mit Zucker. Der köstliche Unterschied“ erleben, ein Theaterparcours in der Bochumer Turbinenhalle, der mit sinnlichen Mitteln hinter die glänzende Verpackungswelt der Schokoladenindustrie schaut. Allseits beliebt und aufgrund einer großen Fangemeinde immer schnell ausverkauft: Die Stücke der Berliner Gruppe Theater Zitadelle. Für die ganze Familie wird am 9. Mai 2024 die gewitzte Märchenumschreibung „Die gestiefelte Katze“ im Theaterrevier des Schauspielhauses Bochum gezeigt. Am 10. Mai 2024 gibt’s in der Turbinenhalle Bochum „Grand Hotel Grimm“. Die Produktion richtet sich an ein erwachsenes Publikum und schreibt die Geschichte der gealterten Berliner (!) Stadtusikanten auf urkomische Weise fort. Mehr Informationen im Netz unter fidena.de, dort kann auch das Programmheft heruntergeladen werden. Der Kartenverkauf für alle Produktionen des Festivals ist bereits gestartet. Tickets gibt es auf der Homepage oder unter Tel 0234 – 47720 (Mo - Fr von 9:30 bis 16:30 Uhr). Karten für „The Storyville Mosquito“ im Schauspielhaus Bochum gibt es unter schauspielhausbochum.de und an der Theaterkasse unter Tel 0234 - 3333 5555. Karten für die Vorstellungen im Schauspiel Dortmund gibt es unter theaterdo.de und an der Theaterkasse Dortmund unter Tel. 0231 – 5027222.

17 Uhr

Eine Nacht in Venedig

Johann Strauß in Gelsenkirchen

Karneval in Venedig: Beim Nobelitaliener geht die Post ab.

Mehr als ein Vierteljahrhundert ist es her, als die am 3. Oktober 1883 im Neuen Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater Berlin uraufgeführten Operette „Eine Nacht in Venedig“ zuletzt in Gelsenkirchen auf dem Spielplan stand. Da firmierte das MiR noch unter „Schillertheater NRW“ und die Walzerklänge von Johann Strauß ertönten auf Nordstern am Rhein-Herne-Kanal: die neuerbaute Freilichtbühne zur Bundesgartenschau wurde u.a. mit Hans-Hermann Ehrich als Guido, Herzog von Urbino, Anja Harteros als Fischermädchen Annina und dem 70-jährigen gebürtigen Herner Waldemar Mauelshagen als intriganter und nur scheinbar schwerhöriger Senator Testaccio eingeweiht. Beim aktuellen Intendanten des Musiktheaters im Revier, Michael Schulz, bleiben die gepuderten Perücken im Fundus. Er verlegt die turbulente Verwechslungskomödie in unsere Zeit und hat daher die Dialoge der Librettisten Camillo Walzel (Pseudonym Friedrich Zell) und Richard Genée grundlegend überarbeitet. Bei ihm geht die Liebe durch den Magen, weshalb sich die immer noch für fein haltende Gesellschaft zur Karnevalsparty beim Edelitaliener versammelt. Dabei geht es nur vordergründig um erstklassige mediterrane Küche, verspricht sich doch jeder eine ganz individuelle Beköstigung, deren Speisenfolge nicht auf der Menükarte steht. Nach solcher „Leibspeise“ verlangt es Guido, Herzog von Urbino und allseits berüchtigter Schürzenjäger (Adam Temple-Smith) nicht weniger als die Senatorengattin Barbara Delacqua (Lina Hoffmann) mit heimlicher Romanze, den eifersüchtigen herzoglichen Leibbarbier Caramello (Benjamin Lee), dessen liebeshungrige Freundin, die Fischhändlderin Annina (Margot Genet) oder den genießerischen Makkaronikoch Pappacoda (Martin Homrich) samt seiner temperamentvollen Freundin, Delaquas Zofe Ciboletta (Bele Kumberger). Sie alle stürzen sich in eine besondere venezianische Nacht mit eigenen Zielen, die spätestens dann hinfällig werden, wenn keiner mehr weiß, wer eigentlich unter welcher Maske steckt. Während sich die Männer in diesem Treiben viel zu lange sicher fühlen, nutzen Barbara, Ciboletta und Annina längst deren Überheblichkeit aus, um am Ende des Abends nicht nur in der Liebe das Ziel ihrer Träume zu erreichen... Für die sich überschlagenden Liebeswirren hat Beata Kornatowska eine Bühne gebaut, die mit mehreren Ebenen, Séparées und den für eine rasante Komödie fast unerlässlichen Türen dem Trubel in jeder Hinsicht Raum gibt. Renée Listerdal kostet in ihren Kostümen die Möglichkeiten der Verkleidung und des Wechsels von Identitäten und Geschlechtern lustvoll aus. Für den süffigen Sound Wiens gewürzt mit temperamentvoller Italianità sorgt der musikalische Leiter Giulano Betta: „Eine Nacht in Venedig“ verbindet leichtfüßige Walzer, schmachtende Serenaden und lebhafte Chöre zu einem Meisterwerk des vielfach auf die leichte Schulter genommenen Genre Operette. Die Partie der Annina übernimmt mit der französischen Sopranistin Margot Genet ein neues Ensemblemitglied, das als bisheriges Mitglied des Opernstudio NRW aber schon dreimal in Gelsenkirchen zu erleben war, so als Eurydike in „Orpheus in der Unterwelt“, Norina in „Don Pasquale“ und Amelia in „Bernarda Albas Haus“. Ab 8. Juni 2024 gibt sie die Despina in „Cosi fan tutte“ am Kennedyplatz. Karten unter musiktheater-im-revier.de oder unter Tel 0209 – 40 97 200 (Montag und Samstag von 10 bis 14 Uhr, Dienstag bis Freitag von 10 bis 18:30 Uhr).

18 Uhr

Neuer Kursus des Ev. Johanneswerk startet, Infoabend vorab

Als Wegbegleiter im Hospiz ausbilden lassen

Wegbegleiter sind in den Altenpflegeinrichtungen des Ev. Johanneswerks Ehrenamtliche, die Bewohner auf der letzten Strecke ihres Lebensweges begleiten. Deshalb bietet das Ev. Johanneswerk nun einen neuen Qualifizierungskursus als Wegbegleiter für die Hospizarbeit an (Symbolbild).

Wegbegleiter sind in den Altenpflegeinrichtungen des Ev. Johanneswerks Ehrenamtliche, die Bewohner auf der letzten Strecke ihres Lebensweges begleiten. Deshalb bietet das Ev. Johanneswerk nun einen neuen Qualifizierungskursus als Wegbegleiter für die Hospizarbeit an. Dieter Berndt (77) ist Wegbegleiter im Ludwig-Steil-Haus in Herne. Er sei in diese Arbeit reingerutscht – durch einen gelesenen Artikel und die Begleitung einer Bewohnerin in einem Altenheim. In der Qualifizierung zum Wegbegleiter habe er viel über Begleitungen gelernt, aber sich auch intensiv mit dem eigenen Lebensende beschäftigt. Im Kontakt mit den Bewohnern erlebt er tiefe Begegnungen. Mit seiner Stärke, ein guter Zuhörer zu sein, bringt er sich in die Begleitungen ein. Oft sei es aber auch wichtig, einfach nur „da zu sein“ und die Stille auszuhalten. Lu Schölch (51) ist auch eine von ihnen und sie bringt sich mit ihrer Zeit und Kraft in Begleitungen im Karl-Pawlowski-Altenzentrum in Recklinghausen-Ost ein. Nach den Erfahrungen in der Sterbebegleitung im privaten Umfeld wollte sie diese Erfahrungen weiter nutzen. Sie hat sich dazu als Wegbegleiterin (Hospizbegleiterin) qualifiziert. Wenn sie ihre Arbeit reflektiert sagt sie, dass sie in ihren Begleitungen für und mit den Menschen etwas bewegen kann. Sie möchte dazu beitragen, dass die Begleiteten noch mal Anlässe zum Lächeln haben. Auch am Ende des Lebens entsteht so auch noch Freude. „Es bieten sich Chancen, das Leben zu feiern, als gäbe es kein Morgen“, so sagt sie. Am Freitag, 24. Mai 2024 soll ein neuer Qualifizierungskurs für dieses Ehrenamt beginnen. Interessenten können sich bei Christoph Mihm (Hospizkoordinator, Tel: 0170 7941375) informieren. Ein unverbindlicher Infoabend findet am Dienstag, 7. Mai 2024, ab 18 Uhr im Ludwig-Steil-Haus (Hirtenstr. 5-7, 44652 Herne) statt.

18 Uhr

Pottporus-Premiere 'MC Messer'

Tanz-Transfer von Herne nach Oberhausen

Das ganze MC Messer-Ensemble samt Team vor und hinter den Kulissen, (vordere Reihe, re.) zusammen mit Pottporus-Gründer Zekai Fenerci.

Zekai Fenerci, der 2007 in Herne den Verein Pottporus gründete und damit die Hip-Hop-Kultur im Ruhrgebiet heimisch machte, konnte mit dem Ensemble Renegade Theatre über Jahre große Erfolge auch im Schauspielhaus Bochum feiern – und damit Street Art in die Hochkultur des Reviers einführen. Mit der Intendanz des Niederländers Johan Simons war damit schlagartig Schluss. Doch der gebürtige Türke des Jahrgangs 1972, der als Sohn eines Bergmanns im Ruhrgebiet aufwuchs, brauchte sich nicht lange über diese ignorante Abfuhr zu ärgern. Denn mit Beginn der Intendanz von Kathrin Mädler am Theater Oberhausen wurde erstmals an einem Staats- oder Stadttheater im deutschsprachigen Raum ein Schwerpunktbereich Urban Arts eingerichtet. Gleich zum Auftakt leistete Pottporus Schützenhilfe und gastierte am 10. September 2022 mit gleich drei von fünf Tanzstücken für den öffentlichen Raum, die unter dem Titel „The BIG 5“ als internationales Kooperationsprojekt entstanden waren. Diese hatten seit Mai 2022 sieben Choreografen und zehn Tänzer in Herne und im oberösterreichischen Linz erarbeitet. Mit der Uraufführung der neuen Hiphop-Tanztheaterproduktion „Faster“ des Herner Renegade-Ensembles startete das Theater Oberhausen dann am 24. Februar 2023 den neuen Schwerpunkt Urban Arts. Choreographiert von Jimmy Vairon fragte sie nach den Grenzen der Zeit und unserem Umgang mit ihr. Und danach, was uns ausmacht, als Individuum oder in der Gruppe. Die nächste Pottporus-Produktion, „MC Messer“, basiert auf „The Beggar’s Opera“ von John Gay. Der Dreiakter von 1728 ist schon von Bertolt Brecht für die „Dreigroschenoper“ adaptiert worden. Jetzt haben Neco Çelik, Matthias Faltz und Marc Becker für das Urban Arts Ensemble Ruhr eine ganz eigene Fassung geschrieben, auch die Komposition des musikalischen Leiters Michael Lohmann dürfte mit Kurt Weills eingängigen Songs nichts zu tun haben. MC Messer ist cool und ehrgeizig, kämpft sich ohne Duldung und Arbeitserlaubnis durchs Leben. Sein Charisma ist außergewöhnlich, seine Ansprüche hoch, seine Gang folgt ihm bedingungslos und er hat keine Angst. Bei ihm greifen die Drohungen der Springmanns wenig. Doch Herr und Frau Springmann haben viel Geld aus ihrer gutlaufenden Firma, Macht durch geschaffene Abhängigkeiten und Einfluss durch ihre Kontakte in Politik und Wirtschaft und sie wollen mit allen Mitteln verhindern, dass ihre Tochter Polly sich mit einem wie MC Messer einlässt. Es entwickelt sich ein unerbittlicher Kampf um Macht, Selbstbestimmtheit und Anerkennung… Die zweite Produktion des in Wanne-Eickel beheimateten Urban Arts Ensemble Ruhr von Pottporus ist ein außergewöhnliches Stück über gesellschaftliche Zwänge, Empowerment und Hoffnung. Mit „MC Messer“ führt Regisseur Neco Çelik die Überschreibung inhaltlich in eine Gegenwart mit wiederkehrenden vorurteilsbehafteten Narrativen gegenüber Migranten und eine Welt von Clankriminalität, Machtmissbrauch und absurder Abschiebepolitik. Sie wird zum Spiegel unserer Zeit, der zur Reflexion und Diskussion anregt. Mit dem Wechsel zwischen den Welten von Hochkultur und Urban Art, zwischen Populärmusik und Oper, zwischen Tanztheater und Hip-Hop soll sich eine eigene Form entwickeln. Die gesellschaftliche Relevanz des Stückes, neukomponierte Sounds, die kraftvolle Sprache des Rap, die unkonventionelle Darstellung und die kraftvolle Energie des Urban Art Ensembles Ruhr sollen auch ein Publikum ansprechen, welches im subventionierten Theater selten zu finden ist. Grenzüberschreitungen und Irritationen sind Ziel und Ausgangspunkt der gesamten Arbeit – sie hinterfragen Seh- und Denkgewohnheiten des Publikums, entwickeln Spannungen zwischen den Figuren und legen falsche Mechanismen im Kunstbetrieb offen. Regisseur Neco Çelik inszeniert seit 2006 Schauspiel, Oper und Tanztheater. 2011 wurde seine erste Opern-Regiearbeit für Ludger Vollmers „Gegen die Wand“ nach dem gleichnamigen Film von Fatih Akin an der Jungen Oper Stuttgart mit dem Deutschen Theaterpreis „Faust“ in der Kategorie Musiktheater ausgezeichnet. „MC Messer“ ist nach den drei Renegade-Inszenierungen „Ruhm“ (2015), „Basmala“ (2016) und „RAPsody“ (2017) bereits seine vierte Pottporus-Produktion. Das dreiköpfige Schauspiel-Ensemble wird gebildet aus der Essenerin Jennifer Ewert, die auch schon mehrfach am Theater Kohlenpott in Herne gespielt hat und durch ihren Mann Till Beckmann auch zu den „Herner Spielkindern“ gehört, dem Krefelder Harun Raşit Çiftçi und dem Kölner Claudio Schulz-Keune, die beide im Pottporus-Familienstück „Der Weihnachtsroboter“ unter der Regie von Jennifer Ewert in den Flottmannhallen mitwirkten. Karten gibt es unter theater-oberhausen.de oder an der Theaterkasse unter Tel 0208 – 85 78 184. Die Aufführungen von „MC Messer“ im Theater Oberhausen, Will-Quadflieg-Platz 1:

19:30 Uhr

Hip-Hop-Operette begeistert tänzerisch und musikalisch

'MC Messer' im Theater Oberhausen

Maxim Kuznetsov (vorn) und das Urban Arts Ensemble Ruhr mit Shrimp Cake als MC Messer und Bush.ida als Polly Springmann.

„Ich verlange ja keine Oper hier. Aber irgendwas, was nicht bloß in Fressen und Zotenreißen besteht, hättet ihr schließlich auch vorbereiten können“: Was Mackie Messer in der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill, mit der Erich Engel am 31. August 1928 das Berliner Theater am Schiffbauerdamm eröffnete, von seinen Spießgesellen einforderte, hätte ich vom Ko-Autor und Regisseur Neco Çelik auch erwartet. Oder doch zumindest erhofft, ist er doch für seine erste Opern-Regie 2011, der Adaption des Spielfilms „Gegen die Wand“ von Fatih Akin in Stuttgart, mit dem deutschen Bühnen-Oscar „Der Faust“ ausgezeichnet worden. Für „MC Messer“, der zweiten Produktion des Herner Urban Dance-Kollektivs Pottporus am Theater Oberhausen, ist solches nicht zu erwarten. Çelik, der sich mit seinen beiden Koautoren Matthias Faltz und Marc Becker, warum auch immer, auf Brechts Vorlage, John Gays 1728 in London aufgeführte „The Beggar’s Opera“, beruft, hat den Stoff kräftig entschlackt und sich auf das hier fremdenfeindlich interpretierte Duell zwischen Macheath alias Mackie Messer, hier: MC Messer (Shrimp Cake), und Jonathan Peachum, hier: Herr Springmann (Claudio Schulz-Keune), konzentriert. Bei Brecht, dessen fiktionsbrechenden Zwischenüberschriften nun entsprechend abgewandelt werden („Der Rap des Verratenen“, „Der Rap vom angenehmen Leben“), betreibt der Kapitalist ein Geschäft, dessen Clou darin besteht, gesunde Menschen als Krüppel erscheinen zu lassen: Das bringt beim Betteln auf der Straße mehr, weil es die Herzen der zunehmend verstockten Menschen rührt. Als der Weiberheld Mackie Messer seine Tochter Polly verführt und diese mit dem Segen des korrupten Polizeichefs „Tiger“ Brown auch noch ehelicht, gibt es für Peachum kein Halten mehr: Macheath muss der Justiz ans Messer geliefert werden. Schon wird der Galgen gezimmert... Schon bevor die neunzigminütige „Hip-Hop-Operette“ beginnt, werden dem Haifisch sämtliche Zähne gezogen: In einer zum Fremdschämen billigen Klamotte gibt sich die biodeutsche Familie Springmann, Gattin Jennifer Ewert muss mit gepolstertem Hintern herumstolzieren, Tochter Bush.ida als freche Göre aus den 1970er Jahren herumnölen, im Foyer die Ehre, fläzt sich dann in die zweite Parkettreihe und quasselt dauernd dazwischen. Später auf der Bühne wird das Elternpaar Springmann alles dafür tun, ihre Tochter Polly auf den richtigen, also spießig-bürgerlichen Weg zurückzuholen. Wofür auch Papas Spezi, Inspektor Braun (Harun Raşit Çiftçi), eingespannt wird. Da hat sich MC Messer freilich längst selbst als Fremder, als Kanake eingeführt mit Affenlauten und Tarzan-Geschrei. Von Ironie kann da keine Rede sein, von der Behauptung im Programmheft, mit solchen Klischees wurden immer wiederkehrende Narrative gegenüber Migranten etwa als gefährliche Clanmitglieder entlarvt, ganz zu schweigen. Shrimp Cake überzeugt immerhin als Tänzer wie seine Kollegen des in Wanne-Eickel beheimaten Urban Arts Ensembles, doch die anfangs noch begeisternde Choreographie von Eva Pageix versandet bald als inhaltslose Staffage. Dass die bisher aufwändigste Pottporus-Produktion kein völliger Rohrkrepierer ist, liegt an intelligenten, wenn auch nicht klischeefreien Rap-Texten und der immer wieder auf Kurt Weill bezogenen Live-Musik einer fünfköpfigen Band unter der Leitung Michael Lohmanns, der neben kurzen Anspielungen und höchst akzentuierten Arrangements auch zahlreiche eigene Kompositionen beigesteuert hat. Karten gibt es unter theater-oberhausen.de oder an der Theaterkasse unter Tel 0208 – 85 78 184.

19:30 Uhr

Hernerin spielt in einer eigenen Liga

„Laios“ mit Lina Beckmann

Lina Beckmann ist mit ihrem fulminanten neunzigminütigen Solo „Laios“ nach dem Berliner Theatertreffen nun auch zu den Mülheimer Theatertagen „Stücke 2024“ eingeladen. Für die Aufführung am 7. Mai 2024 hat der Vorverkauf bereits begonnen.

Nach der Einladung zum Berliner Theatertreffen mit den zehn bemerkenswertesten Inszenierungen der Saison, das vom 2. bis 20. Mai 2024 zum Spitzentreffen des deutschsprachigen Theaters in die Hauptstadt einlädt (der Spielplan erscheint am 5. April 2024, der Kartenverkauf beginnt am 19. April 2024 um 14 Uhr) ist die Herner Schauspielerin Lina Beckmann mit ihrem fulminanten neunzigminütigen Solo „Laios“ auch für den Mülheimer Theaterpreis nominiert worden. Die am 29. September 2023 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg uraufgeführte Antiken-Überschreibung Roland Schimmelpfennigs, zweiter Teil seines fünfteiligen „Anthropolis“-Projektes, wird am Dienstag, 7. Mai 2024, um 19:30 Uhr in der Mülheimer Stadthalle im Rahmen der 49. Mülheimer Theatertage „Stücke 2024“ zu erleben sein. Und die weitere gute Nachricht: Wer Lina Beckmann in der Inszenierung Karin Beiers live erleben will, braucht weder nach Hamburg noch nach Berlin zu fahren, sondern kann sich schon heute Karten für Mülheim sichern unter stuecke.de. Christine Wahl von der Mülheimer Auswahljury: „Ödipus, der antike König, der ahnungslos zum Vatermörder wird und seine eigene Mutter ehelicht, ist uns allen bekannt – und das nach ihm benannte Muster, der Freud`sche Ödipus-Komplex, längst fester Bestandteil jedweder Küchenpsychologie. Was aber wissen wir eigentlich über das Mordopfer, Ödipus’ Vater Laios? Roland Schimmelpfennig schließt mit seinem gleichnamigen Stück, das als Teil eines großen Antikenzyklus in der Regie von Karin Beier am Hamburger Schauspielhaus entstand, freilich weit mehr als eine schlichte Wissenslücke. Er schickt eine Erzählstimme in die Spur, die Hypothesen durchspielt und verwirft, Gedanken wieder und wieder überschreibt und mit ihrem bestechenden Arsenal fiktionaler Mittel aus der Antike heraus en passant eine ganze Weltgeschichte skizziert. Ohne Pathos und Zeigefinger treten mit Laios` Geschichte die großen Menschheitsfragen auf den Plan: Macht und Schuld, Demokratie und Verantwortung, Schicksal und Aufklärung.“ In der Jurybegründung heißt es weiter: „Wann hat die Geschichte eigentlich angefangen? Schon hier vermeidet die Erzählstimme jedwede Festlegung: ‚Es ist noch früh am Tag‘ beginnt Schimmelpfennigs Text, ‚vielleicht ist es / erst kurz nach Sonnenaufgang, // vielleicht ist es / aber auch schon Mittag, // oder es ist schon spät am Nachmittag (…)‘ Dieser Einstieg benennt gleichzeitig das Gestaltungsprinzip des Textes – der so die Freiheit gewinnt, die Knackpunkte der Geschichte mit immer neuen Möglichkeiten zu umkreisen: Haben Laios und Iokaste überhaupt tatsächlich einen Sohn bekommen – oder war es vielleicht eine Tochter? Lässig wird vor- und zurückgespult in der Story, werden jene Momente, die sich später als richtungsweisend für ganze Weltläufe herausstellen sollen, wieder und wieder anders durchgespielt. Selbst die historischen Zeiten können hier mit einem Zungenschlag wechseln: Gerade noch stabil in der Antike verankert, sitzt Laios im nächsten Satz schon „unten am Bahndamm“, um sich herum die jugendliche Clique aus Kreon, Teiresias und Co., neben sich „Badesachen, Zigaretten, Bier“. Oder der alte Ochsenkarren ist einen Halbsatz später schon ein Auto – und auf Insta flattern die Haare im Wind. Nicht zuletzt schafft Roland Schimmelpfennig hier auch eine ganz eigene Form der Antiken-Überschreibung, die zurzeit ja Konjunktur hat in der Gegenwartsdramatik.“ Schließlich zur Herner Schauspielerin Lina Beckmann: „In der kongenialen Solo-Performance der Ausnahme-Schauspielerin Lina Beckmann wird aus ‚Laios‘ ein furioser Abend über das Erzählen selbst, der neben den Mülheimer Theatertagen auch zum diesjährigen Theatertreffen nach Berlin eingeladen wurde. Denn wie Beckmann hier die hellste Freude an konkurrierenden Plots entfacht und auf offener Bühne die immense Verführungskraft einer guten Story zeigt, das ist nicht nur atemberaubend, sondern spielt schlichtweg in einer ganz eigenen Liga.“ Wer die stets spannende Jurydebatte zum Mülheimer Dramatikerpreis live verfolgen möchte, sollte sich am Samstag, 25. Mai 2024, um 21 Uhr in der Mülheimer Stadthalle einfinden, der Eintritt ist frei.

19:30 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Mittwoch, 8. Mai

Zwei Tage – Chancengleichheit und Vielfalt

Online Impuls: 'Diversity Management'

Zweitägiger Online Impuls zum Thema „Diversity Management“.

In zwei aufeinander aufbauenden Online-Impulsen der Netzwerkstelle 'Unternehmen Vielfalt' werden Unternehmen die Grundsätze von Diversity Management, Handlungsfelder und Maßnahmen zur Umsetzung vermittelt. Sie erfahren dabei, wie eine Diversity-Vision entwickelt wird und welche Aktivitäten sich bereits mit wenigen Ressourcen umsetzen lassen. Warum sollten sich Unternehmen mit dem Thema Diversity auseinandersetzen und dabei einen besonderen Fokus auf das Thema LSBTIQ* richten? Welchen Vorteil haben Betriebe, die sich aktiv mit Vielfalt auseinandersetzen? Wie gelingt die Umsetzung? Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Anmeldungen sind bis Montag, 6. Mai 2024 hier möglich: info@unternehmen-vielfalt.nrw. Im Zuge der Allianz für Vielfalt und Chancengerechtigkeit unterstützt das Land NRW Beratungsangebote rund um das Thema Diversity und LSBTIQ* in KMU und richtete zur Umsetzung der Maßnahmen die Netzwerkstelle UNTERNEHMEN VIELFALT ein. mehr Info

Seniorenberatung der Caritas

Offene Sprechstunde

Caritas bietet währen der Offenen Sprechstunde Seniorenberatung an.

Viele Menschen wünschen sich, so lange wie möglich zu Hause zu bleiben, haben aber durchaus viele Fragen dazu. Der Caritasverband Castrop-Rauxel, der im Dekanat Emschertal beheimatet ist, bietet dazu eine offene Sprechstunde für Senioren und Angehörige. Die Räumlichkeiten sind barrierefrei zugänglich. Zu diesem kostenfreien Angebot ist keine vorherige Anmeldung erforderlich. Fragen beantwortet: Jana Luhmann, Seniorenberatung Tele02305 -9235535 oder E-Mail: j.luhmann@caritas-castrop-rauxel.de

10 Uhr

Jörg Lippmeyer im Sodinger Kunstpunkt

'Stop Look And Listen'

'Stop Look And Listen' – Jörg Lippmeyer stellt im Sodinger Kunstpunkt aus.

„Wir sollten viel öfter etwas tun, das kein Ziel verfolgt, keine Eile hat und sich nicht lohnen muss ...“ lautet das Motto auf seiner Homepage. Für ihn selbst hat es offenbar keine Gültigkeit, denn der 1954 in Wanne-Eickel geborene Jörg Lippmeyer, der sich als „Maler“ versteht, ist unermüdlich in den unterschiedlichsten künstlerischen Genres unterwegs. 1976 in Dortmund zum Grafikdesigner ausgebildet malt er vornehmlich in Acryl und Öl auf Leinwand, in den letzten Jahren vor allem unter dem Label „New Pott Art“ äußerst farbenfroh in der plakativen Pop-Art-Manier des US-Amerikaners Robert Indiana. Aber auch die Farb- und Formexperimente des Bottropers Josef Albers finden sich gespiegelt in ganz unterschiedlichen Werken Lippmeyers, die den Betrachter suggestiv beeinflussen. Wie jetzt im Mittelteil der Ausstellung „Stop Look And Listen“ im Sodinger Kunstpunkt des Herner Künstlerbundes in programmatischer Hängung: rechterhand angelehnt an die variantenreiche Sammlung „Die Kunst der Fuge“ Johann Sebastian Bachs, vis-a-vis an der Säule zwei Bilder, die an die expressiven Gitarrenriffs eines Jimi Hendrix erinnern. Zur enormen Bandbreite seines Œuvres gehören auch Aquarelle, Zeichnungen, Grafiken und Monotypien, Mischtechniken, Filzarbeiten, Objekte und sogenannte Bilduren, Bilder an Skulpturen in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer HaWe Hubert. Seit 2024 gehört Lippmeyer zu einer Künstlergruppe, die unter dem Titel „crikraculum“ Objekte und Installationen im Miniaturformat gestaltet. 2015 begann seine Tätigkeit als Zeichner und „Cool Cats“-Karikaturist bei dem Nachrichtenportal „halloherne“. Seit 2020 schließlich hat er mit dem Videoprojekt „Rettet die schönen Wörter“ bei YouTube für erhebliches Aufsehen gesorgt (halloherne berichtete). Jetzt zeigt Jörg Lippmeyer in der Galerie Kunstpunkt neben dem Hochbunker an der Mont-Cenis-Straße rund 25 aktuelle, in 2024 entstandene Bilder, Acryl auf Leinwand, die man auf den ersten Blick unter „New Pott Art“ subsummieren könnte. Wie etwa die vierteilige ABBA-Serie, von der nur noch drei Arbeiten zu sehen sind, da ein Bild bereits vorab verkauft wurde. Beim zweiten Hinsehen offenbaren sich hintergründige Feinheiten etwa in der Serie „Finde deine Mitte“, wo das opake Quadrat stets die Bildmitte sucht und doch nie findet. Oder eine dreiteilige Serie von quadratischen Bildern, in denen die strenge grafische Ordnung durch Farbexplosionen durchbrochen wird. Im mittleren Bild hat der Wanne-Eickeler in England erworbene Farbpigmente des berühmten, leuchtenden Yves-Klein-Blau verarbeitet. Vier ältere Arbeiten ergänzen die aktuellen Werke: zwei „Wächterbilder“ an beiden Stirnseiten, Öl-Pastell-Kreidezeichnungen wie die Aufforderung „Mach mal Pause“ am Kaffeetisch in der Mitte sowie gleich am Eingang eine weitere Text-Bild-Collage unter dem Titel „Hitchcock trifft Picasso“: Auf dem Hintergrund der weißen Friedenstauben des Spaniers und der düsteren Rabenvögel des englischen Filmemachers der Appell „Stopp den Krieg in der Ukraine. Überall“. Die Ausstellung „Stop Look And Listen“, die vom 21. April bis zum 19. Mai 2024 in der Galerie Kunstpunkt, Mont-Cenis-Straße 296 mittwochs und sonntags jeweils zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet hat, soll nicht nur zum Sehen animieren, sondern geradezu zum Zuhören. Weshalb Jörg Lippmeyer auf begleitende Texte verzichtet hat, bei der Eröffnung und in der Folgezeit aber gern für alle Fragen zur Verfügung steht. Zur vom Gitarristen Norbert Müller musikalisch umrahmten Vernissage am Sonntag, 21. April 2024, um 11.30 Uhr spricht Dr. Volker Eichener, Professor der Soziologie und Politologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Vorsitzender des Kulturvereins Hülsmannbrauerei.

15 Uhr

'Poor Things'

Das vhs-Filmforum zeigt

Jamie Bell in 'All of us Strangers'.

Am Sonntag 5., Montag 6. und Mittwoch 8. Mai 2024, steht der Film von Andrew Haigh 'All of us Strangers' dem Programm – erzählt wird von zwei Männern, die sich in einem anonymen Hochhaus in London kennen und lieben lernen. Das Filmforum der vhs Herne zeigt seit 1979 Filme, die in erster Linie keine Mainstream-Filmesind, das heißt, es stehen solche Filme im Vordergrund, die einen besonderen Anspruch erfüllen. Filme, die im „normalen“ Kinoprogramm gar nicht oder nur kurz gezeigt würden, kommen so nach Herne in die Filmwelt. Die Vorführungstermine können je nach Filmlänge variieren, sind in der Regel jedoch sonntags 12:30 Uhr, montags 20:15 Uhr und mittwochs 17:30 Uhr. Regie: Andrew Haigh; Mit Andrew Scott; Paul Mescal; Jamie Bell; Claire Foy. GB/USA 2023, 105 Min. FSK 12 Adam, ein Mann in den Vierzigern, steckt in einer Krise. Als Drehbuchautor fehlen ihm die Ideen für sein nächstes Projekt, einen Fernsehfilm über seine eigene Jugend. Adam ist seit dem zwölften Lebensjahr Vollwaise, seine Eltern starben bei einem Verkehrsunfall. Jetzt, in der Schaffenskrise, hat die Einsamkeit wieder Besitz von ihm ergriffen. Zäh und ziellos dehnen sich die Tage in der gläsernen Hochhauswohnung, von der aus Adam über London blickt. Gegen die Einsamkeit gäbe es ein Mittel: Der um einige Jahre jüngere Harry, ein Nachbar in der Anonymität der stilvollen Wohnanlage, steht eines abends mit einer Flasche Whisky vor der Tür. Doch der Schlüssel zu Adams Verschlossenheit sitzt tief. Auf der Suche nach Inspiration für sein Buch fährt Adam schließlich zu dem Reihenhaus in Südlondon, in dem er seine Kindheit verbracht hat. Dort scheint die Zeit still zu stehen. An der Haustür begrüßt ihn ein Paar, jünger als er selbst, wie einen verlorenen Sohn: Adams Eltern. Aufmerksam und verständnisvoll lassen sie sich auf die Persönlichkeit ihres erwachsen gewordenen Sohnes ein. Der Eintrittspreis beim Filmforum beträgt 6 Euro (zuzüglich Online-Buchungsgebühren und Aufschlag bei Überlänge). mehr Info auf der vhs-Homepage oder der Filmwelt-Homepage.

17:30 Uhr

vhs Herne

Vortrag zum Thema Nachbarschaftsrecht

Die vhs Herne im Haus am Grünen Ring.

Die vhs Herne bietet am Mittwoch, 8. Mai 2024, ab 18 Uhr einen Vortrag zum Nachbarschaftsrecht NRW im Haus am Grünen Ring an. Zur Veranstaltung heißt es: „Wie oft darf der Nachbar grillen, wie laut und wie lange darf gefeiert werden? Wer muss die Kosten des gemeinsamen Grenzzauns tragen und wie nah darf an der Nachbargrenze gepflanzt oder gebaut werden? Diese und weitere Themen wird Lars Wörmann besprechen, wenn er am Mittwoch, dem 8. Mai von 18 bis 21: 15 Uhr in der vhs Herne im Haus am Grünen Ring, an der Wilhelmstraße 37 das Nachbarrecht in NRW anhand von Praxisbeispielen erläutert.“ Die Teilnehmenden erhalten eine Broschüre zum Thema, die in der Kursgebühr von 23 Euro inbegriffen ist. Zur Anmeldung geht es auf der Homepage.

18 Uhr

vhs Vortrag

Streitigkeiten an der Grundstücksgrenze

vhs-Herne Logo.

Im Haus am Grünen Ring geht es am Mittwoch, 8. Mai 2024, in der Zeit von 18 bis 21:15 Uhr, in einem Vortrag um die Rechte und Pflichten am Gartenzaun. Wie oft darf der Nachbar grillen, wie laut und wie lange darf gefeiert werden? Wer muss die Kosten des gemeinsamen Grenzzauns tragen und wie nah darf an der Nachbargrenze gepflanzt oder gebaut werden? Diese und weitere Themen wird Lars Wörmann besprechen und das Nachbarrecht in NRW anhand von Praxisbeispielen erläutert. Die Teilnehmer erhalten eine Broschüre zum Thema, die in der Kursgebühr von 23 Euro i(ermäßigt 18 Euro) nbegriffen ist. Anmeldungen zu dem Vortrag mit der Nummer 24A2204 nehmen die Geschäftsstellen der vhs Herne unter Tel 02323/16-2920 und 02323/16-3584 oder online hier entgegen.

18 Uhr

Pottporus-Premiere 'MC Messer'

Tanz-Transfer von Herne nach Oberhausen

Das ganze MC Messer-Ensemble samt Team vor und hinter den Kulissen, (vordere Reihe, re.) zusammen mit Pottporus-Gründer Zekai Fenerci.

Zekai Fenerci, der 2007 in Herne den Verein Pottporus gründete und damit die Hip-Hop-Kultur im Ruhrgebiet heimisch machte, konnte mit dem Ensemble Renegade Theatre über Jahre große Erfolge auch im Schauspielhaus Bochum feiern – und damit Street Art in die Hochkultur des Reviers einführen. Mit der Intendanz des Niederländers Johan Simons war damit schlagartig Schluss. Doch der gebürtige Türke des Jahrgangs 1972, der als Sohn eines Bergmanns im Ruhrgebiet aufwuchs, brauchte sich nicht lange über diese ignorante Abfuhr zu ärgern. Denn mit Beginn der Intendanz von Kathrin Mädler am Theater Oberhausen wurde erstmals an einem Staats- oder Stadttheater im deutschsprachigen Raum ein Schwerpunktbereich Urban Arts eingerichtet. Gleich zum Auftakt leistete Pottporus Schützenhilfe und gastierte am 10. September 2022 mit gleich drei von fünf Tanzstücken für den öffentlichen Raum, die unter dem Titel „The BIG 5“ als internationales Kooperationsprojekt entstanden waren. Diese hatten seit Mai 2022 sieben Choreografen und zehn Tänzer in Herne und im oberösterreichischen Linz erarbeitet. Mit der Uraufführung der neuen Hiphop-Tanztheaterproduktion „Faster“ des Herner Renegade-Ensembles startete das Theater Oberhausen dann am 24. Februar 2023 den neuen Schwerpunkt Urban Arts. Choreographiert von Jimmy Vairon fragte sie nach den Grenzen der Zeit und unserem Umgang mit ihr. Und danach, was uns ausmacht, als Individuum oder in der Gruppe. Die nächste Pottporus-Produktion, „MC Messer“, basiert auf „The Beggar’s Opera“ von John Gay. Der Dreiakter von 1728 ist schon von Bertolt Brecht für die „Dreigroschenoper“ adaptiert worden. Jetzt haben Neco Çelik, Matthias Faltz und Marc Becker für das Urban Arts Ensemble Ruhr eine ganz eigene Fassung geschrieben, auch die Komposition des musikalischen Leiters Michael Lohmann dürfte mit Kurt Weills eingängigen Songs nichts zu tun haben. MC Messer ist cool und ehrgeizig, kämpft sich ohne Duldung und Arbeitserlaubnis durchs Leben. Sein Charisma ist außergewöhnlich, seine Ansprüche hoch, seine Gang folgt ihm bedingungslos und er hat keine Angst. Bei ihm greifen die Drohungen der Springmanns wenig. Doch Herr und Frau Springmann haben viel Geld aus ihrer gutlaufenden Firma, Macht durch geschaffene Abhängigkeiten und Einfluss durch ihre Kontakte in Politik und Wirtschaft und sie wollen mit allen Mitteln verhindern, dass ihre Tochter Polly sich mit einem wie MC Messer einlässt. Es entwickelt sich ein unerbittlicher Kampf um Macht, Selbstbestimmtheit und Anerkennung… Die zweite Produktion des in Wanne-Eickel beheimateten Urban Arts Ensemble Ruhr von Pottporus ist ein außergewöhnliches Stück über gesellschaftliche Zwänge, Empowerment und Hoffnung. Mit „MC Messer“ führt Regisseur Neco Çelik die Überschreibung inhaltlich in eine Gegenwart mit wiederkehrenden vorurteilsbehafteten Narrativen gegenüber Migranten und eine Welt von Clankriminalität, Machtmissbrauch und absurder Abschiebepolitik. Sie wird zum Spiegel unserer Zeit, der zur Reflexion und Diskussion anregt. Mit dem Wechsel zwischen den Welten von Hochkultur und Urban Art, zwischen Populärmusik und Oper, zwischen Tanztheater und Hip-Hop soll sich eine eigene Form entwickeln. Die gesellschaftliche Relevanz des Stückes, neukomponierte Sounds, die kraftvolle Sprache des Rap, die unkonventionelle Darstellung und die kraftvolle Energie des Urban Art Ensembles Ruhr sollen auch ein Publikum ansprechen, welches im subventionierten Theater selten zu finden ist. Grenzüberschreitungen und Irritationen sind Ziel und Ausgangspunkt der gesamten Arbeit – sie hinterfragen Seh- und Denkgewohnheiten des Publikums, entwickeln Spannungen zwischen den Figuren und legen falsche Mechanismen im Kunstbetrieb offen. Regisseur Neco Çelik inszeniert seit 2006 Schauspiel, Oper und Tanztheater. 2011 wurde seine erste Opern-Regiearbeit für Ludger Vollmers „Gegen die Wand“ nach dem gleichnamigen Film von Fatih Akin an der Jungen Oper Stuttgart mit dem Deutschen Theaterpreis „Faust“ in der Kategorie Musiktheater ausgezeichnet. „MC Messer“ ist nach den drei Renegade-Inszenierungen „Ruhm“ (2015), „Basmala“ (2016) und „RAPsody“ (2017) bereits seine vierte Pottporus-Produktion. Das dreiköpfige Schauspiel-Ensemble wird gebildet aus der Essenerin Jennifer Ewert, die auch schon mehrfach am Theater Kohlenpott in Herne gespielt hat und durch ihren Mann Till Beckmann auch zu den „Herner Spielkindern“ gehört, dem Krefelder Harun Raşit Çiftçi und dem Kölner Claudio Schulz-Keune, die beide im Pottporus-Familienstück „Der Weihnachtsroboter“ unter der Regie von Jennifer Ewert in den Flottmannhallen mitwirkten. Karten gibt es unter theater-oberhausen.de oder an der Theaterkasse unter Tel 0208 – 85 78 184. Die Aufführungen von „MC Messer“ im Theater Oberhausen, Will-Quadflieg-Platz 1:

19:30 Uhr

Hip-Hop-Operette begeistert tänzerisch und musikalisch

'MC Messer' im Theater Oberhausen

Maxim Kuznetsov (vorn) und das Urban Arts Ensemble Ruhr mit Shrimp Cake als MC Messer und Bush.ida als Polly Springmann.

„Ich verlange ja keine Oper hier. Aber irgendwas, was nicht bloß in Fressen und Zotenreißen besteht, hättet ihr schließlich auch vorbereiten können“: Was Mackie Messer in der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill, mit der Erich Engel am 31. August 1928 das Berliner Theater am Schiffbauerdamm eröffnete, von seinen Spießgesellen einforderte, hätte ich vom Ko-Autor und Regisseur Neco Çelik auch erwartet. Oder doch zumindest erhofft, ist er doch für seine erste Opern-Regie 2011, der Adaption des Spielfilms „Gegen die Wand“ von Fatih Akin in Stuttgart, mit dem deutschen Bühnen-Oscar „Der Faust“ ausgezeichnet worden. Für „MC Messer“, der zweiten Produktion des Herner Urban Dance-Kollektivs Pottporus am Theater Oberhausen, ist solches nicht zu erwarten. Çelik, der sich mit seinen beiden Koautoren Matthias Faltz und Marc Becker, warum auch immer, auf Brechts Vorlage, John Gays 1728 in London aufgeführte „The Beggar’s Opera“, beruft, hat den Stoff kräftig entschlackt und sich auf das hier fremdenfeindlich interpretierte Duell zwischen Macheath alias Mackie Messer, hier: MC Messer (Shrimp Cake), und Jonathan Peachum, hier: Herr Springmann (Claudio Schulz-Keune), konzentriert. Bei Brecht, dessen fiktionsbrechenden Zwischenüberschriften nun entsprechend abgewandelt werden („Der Rap des Verratenen“, „Der Rap vom angenehmen Leben“), betreibt der Kapitalist ein Geschäft, dessen Clou darin besteht, gesunde Menschen als Krüppel erscheinen zu lassen: Das bringt beim Betteln auf der Straße mehr, weil es die Herzen der zunehmend verstockten Menschen rührt. Als der Weiberheld Mackie Messer seine Tochter Polly verführt und diese mit dem Segen des korrupten Polizeichefs „Tiger“ Brown auch noch ehelicht, gibt es für Peachum kein Halten mehr: Macheath muss der Justiz ans Messer geliefert werden. Schon wird der Galgen gezimmert... Schon bevor die neunzigminütige „Hip-Hop-Operette“ beginnt, werden dem Haifisch sämtliche Zähne gezogen: In einer zum Fremdschämen billigen Klamotte gibt sich die biodeutsche Familie Springmann, Gattin Jennifer Ewert muss mit gepolstertem Hintern herumstolzieren, Tochter Bush.ida als freche Göre aus den 1970er Jahren herumnölen, im Foyer die Ehre, fläzt sich dann in die zweite Parkettreihe und quasselt dauernd dazwischen. Später auf der Bühne wird das Elternpaar Springmann alles dafür tun, ihre Tochter Polly auf den richtigen, also spießig-bürgerlichen Weg zurückzuholen. Wofür auch Papas Spezi, Inspektor Braun (Harun Raşit Çiftçi), eingespannt wird. Da hat sich MC Messer freilich längst selbst als Fremder, als Kanake eingeführt mit Affenlauten und Tarzan-Geschrei. Von Ironie kann da keine Rede sein, von der Behauptung im Programmheft, mit solchen Klischees wurden immer wiederkehrende Narrative gegenüber Migranten etwa als gefährliche Clanmitglieder entlarvt, ganz zu schweigen. Shrimp Cake überzeugt immerhin als Tänzer wie seine Kollegen des in Wanne-Eickel beheimaten Urban Arts Ensembles, doch die anfangs noch begeisternde Choreographie von Eva Pageix versandet bald als inhaltslose Staffage. Dass die bisher aufwändigste Pottporus-Produktion kein völliger Rohrkrepierer ist, liegt an intelligenten, wenn auch nicht klischeefreien Rap-Texten und der immer wieder auf Kurt Weill bezogenen Live-Musik einer fünfköpfigen Band unter der Leitung Michael Lohmanns, der neben kurzen Anspielungen und höchst akzentuierten Arrangements auch zahlreiche eigene Kompositionen beigesteuert hat. Karten gibt es unter theater-oberhausen.de oder an der Theaterkasse unter Tel 0208 – 85 78 184.

19:30 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Uraufführung in den Flottmannhallen

Figurentheater der Nationen auch in Herne

Ariel Doron präsentiert am Samstag, 11. Mai 2024, um 20 Uhr in den Flottmannhallen die Uraufführung des Stücks „Mitzis Mensch“ für Erwachsene.

Vom 7. bis 12. Mai 2024 findet das Fidena-Festival in Bochum, Dortmund, Herne und Recklinghausen statt. 71 Künstler und, zu einem Symposium, 40 Festivalleiter aus Asien, Afrika, Nord-, Mittel- und Südamerika sowie aus ganz Europa reisen ins Ruhrgebiet zur 1958 gegründeten „Fidena“, einem der ältesten und bedeutendsten Figurentheaterfestivals der Welt. Mit dabei auch wieder die Herner Flottmannhallen – und das sogar mit einer Uraufführung. Ariel Doron, seit vielen Jahren mit seinen Stücken auf der Fidena vertreten, präsentiert am Samstag, 11. Mai 2024, um 20 Uhr in den Flottmannhallen die Uraufführung des Stücks „Mitzis Mensch“ für Erwachsene. Titelheld dieser „bösen Show über Realität, Wissenschaft, Gewalt und Macht“ ist eine eigenartige Kreatur, die – in englischer Sprache – von berühmten Tieren aus der Wissenschaft erzählt wie der Weltraumhündin Laika, dem Klon-Schaf Dolly und Schrödingers Katze. Besonders letztere hat es ihm angetan. Doch während sie das berühmte Gedankenexperiment der Quantenphysik erklärt, wird deutlich, dass mit ihr irgendetwas nicht stimmt. Daran kann nur der Puppenspieler schuld sein, findet Mitzi und folgert: Er muss bestraft werden! Zum diesjährigen Festivalthema „Change“ sind über 200 Stücke gesichtet und davon 22 außergewöhnliche Produktionen aus zehn Ländern eingeladen, darunter zwei Koproduktionen, drei Uraufführungen und fünf deutsche Erstaufführungen. Abgerundet wird das Hauptprogramm durch Publikumsgespräche, Late Night-Veranstaltungen, Partys, vegane Küche, Yoga und Meditation. Auch organisatorisch steht ein Wechsel an: Nach 25 Jahren ist es die letzte Festivalausgabe unter der künstlerischen Leitung von Annette Dabs. Mit „The Storyville Mosquito“ von Star-DJ Kid Koala zur Festival-Eröffnung am 7. Mai 2024 um 19:30 Uhr in den Bochumer Kammerspielen setzt Fidena die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Bochum und den Ruhrfestspielen Recklinghausen fort. 15 virtuose Akteure erwecken die Geschichte eines musizierenden Moskitos mit zwanzig Miniatur-Filmsets, acht Kameras und 75 Puppen zum Leben. Live vor den Augen des Publikums entsteht ein Hollywood-kompatibler Animationsfilm – begleitet von mitreißender Musik und Kid Koala an den Turntables! Vor der Vorstellung zieht die Fidena am Eröffnungstag ab 17 Uhr mit einer bunten Parade durchs Bermuda-Dreieck vom Anneliese Brost-Musikforum zum Schauspielhaus – mit übergroßen Insekten, Fledermäusen, Vögeln und eigenartigen Lebewesen als Statement gegen das Artensterben. Alle sind herzlich eingeladen, eigene Puppen mitzubringen und mit den Festivalmachern die Biodiversität und das Figurentheater zu feiern. Zum ersten Mal kooperiert die Fidena mit dem Schauspiel Dortmund und zeigt am 11. Mai 2024um 20 Uhr die biografische Materialperformance „Fünf Exponate“ vom KMZ Kollektiv. Auf innovative Weise erzählt die Arbeit mit Kartoffeln, Gips und persönlichen Geschichten von Raubkunst und Restitution. Dabei wirft sie ein besonderes Licht auf Alexander von Humboldt und seine Rolle als „Entdecker“. Wer mehr vom preisgekrönten KMZ Kollektiv erleben möchte, kann außerdem am 8. und 9. Mai 2024 die Uraufführung von „Kakau mit Zucker. Der köstliche Unterschied“ erleben, ein Theaterparcours in der Bochumer Turbinenhalle, der mit sinnlichen Mitteln hinter die glänzende Verpackungswelt der Schokoladenindustrie schaut. Allseits beliebt und aufgrund einer großen Fangemeinde immer schnell ausverkauft: Die Stücke der Berliner Gruppe Theater Zitadelle. Für die ganze Familie wird am 9. Mai 2024 die gewitzte Märchenumschreibung „Die gestiefelte Katze“ im Theaterrevier des Schauspielhauses Bochum gezeigt. Am 10. Mai 2024 gibt’s in der Turbinenhalle Bochum „Grand Hotel Grimm“. Die Produktion richtet sich an ein erwachsenes Publikum und schreibt die Geschichte der gealterten Berliner (!) Stadtusikanten auf urkomische Weise fort. Mehr Informationen im Netz unter fidena.de, dort kann auch das Programmheft heruntergeladen werden. Der Kartenverkauf für alle Produktionen des Festivals ist bereits gestartet. Tickets gibt es auf der Homepage oder unter Tel 0234 – 47720 (Mo - Fr von 9:30 bis 16:30 Uhr). Karten für „The Storyville Mosquito“ im Schauspielhaus Bochum gibt es unter schauspielhausbochum.de und an der Theaterkasse unter Tel 0234 - 3333 5555. Karten für die Vorstellungen im Schauspiel Dortmund gibt es unter theaterdo.de und an der Theaterkasse Dortmund unter Tel. 0231 – 5027222.

seit 7. Mai

Donnerstag, 9. Mai

Calligraffiti des Berliners Stohead

'Stop' im Alten Wartesaal

„Papillon“ ist der Titel dieser Arbeit von Stohead, dessen Ausstellung „Stop“ am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr im Alten Wartesaal des Bahnhofs Herne eröffnet wird.

Mit „Stop“, der neuen Ausstellung im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, präsentiert der Herner Verein Pottporus, seit seiner Gründung 2007 der Hip Hop Kultur und den Urban Arts verpflichtet, ab 26. April 2024 Werke des Berliner Künstlers Stohead, einem prominenten Vertreter der Stilrichtung Calligraffiti. Kalligrafie, Graffiti-Writing und Tagging, abstrakte Malerei – Stoheads Werke vereinen Text und Bild zu großformatigen, kontrastreichen Leinwänden. Dabei mag das Auge sich nicht so recht entscheiden, welchen Aspekt es zuerst fokussiert: Möchte es lesen oder betrachten? Die Qualität von Stoheads Arbeiten ergibt sich aus dem Spiel exakt geplanter kompositorischer Entscheidungen und schneller malerischer Gesten, die einen eindrucksvollen Bildrhythmus erzeugen und gleich wieder auflockern. Stohead, geboren als Christoph Häßler in Schwäbisch-Hall, trat in den späten 1980er Jahren erstmals als Graffiti-Künstler in Erscheinung. Tätig u.a. in Hamburg und jetzt in Berlin, entwickelte er seinen technisch komplexen Stil des Calligraffiti immer weiter und gilt heute als wichtiger Vertreter der Gattung Nach der Vernissage am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr ist die Ausstellung „Stop“ noch bis zum 26. Mai 2024 immer von Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 14 und 18 Uhr im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, Konrad-Adenauer-Platz 4, geöffnet. Der Eintritt ist frei.

14 Uhr

Kammer-Musical begeistert in Gelsenkirchen

The Story of My Life

Der selbstgewisse Schriftsteller Thomas Weaver (Sebastian Schiller, l.) ist sich lange Zeit nicht bewusst, was er seinem Freund Alvin Kelby (Benjamin Lee) zu verdanken hat.

Mit „The Story of My Life“ ist jetzt ein so mitreißendes wie berührendes Zwei-Personen-Musical zu später Stunde am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier zu erleben, die Neuentdeckung einer am 2. Dezember 2006 im kanadischen Toronto uraufgeführten, drei Jahre später am New Yorker Broadway und bei der Deutschsprachigen Erstaufführung 2014 in Wien reüssierenden Spurensuche einer scheinbar unzertrennlichen Freundschaft zweier Jungen, die im Sandkastenalter begann. Thomas „Tom“ Weaver (Gelsenkirchens Musical-Darling Sebastian Schiller) ist ein erfolgreicher und preisgekrönter Autor von Kurzgeschichten. Allzu schwer sollte es ihm also nicht fallen, etwas zu Papier zu bringen, auch wenn es diesmal um ein für ihn ungewohntes Textformat geht: Eine Grabrede. Nicht auf irgendwen, sondern seinen besten Freund Alvin „Al“ Kelby (herausragend: Benjamin Lee), der seinem Leben freiwillig ein Ende setzte – ausgerechnet durch einen Sprung von der Brücke in einen rauschenden Wasserfall, der im bisherigen Leben der beiden Freunde eine große Rolle gespielt hat. Die literaturaffinen Freunde hatten sich einst geschworen, einen Nachruf auf den jeweils anderen, der zuerst stirbt, zu verfassen. Al hätte es wissen können, dass der wenig entschlussfreudige, ja, was das Verhalten seiner Verlobten Ann gegenüber betrifft, beziehungsunfähige Tom dieses Versprechen wohl nicht einlösen wird. Denn schon nach dem Tod seines Vaters, eines Buchhändlers in einer Kleinstadt, hatte sich der damals bereits bekannte Schriftsteller keine Mühe gegeben und außer einer belanglos-freundlichen Allerwelts-Formulierung nichts Eigenes zustande gebracht, sondern die Worte eines berühmten, längst verstorbenen Kollegen bemüht. Jetzt, da Al, den er nach Beginn seines Studiums und des damit verbundenen Umzugs in eine Metropole nur noch einmal im Jahr getroffen hat, gestorben ist, verzweifelt Tom an seiner Schreibblockade. Erst im Zwiegespräch mit der Erinnerung an den toten Freund tastet er sich durch die gemeinsame Zeit zurück bis in Kindertage in der Buchhandlung, die Alvin nach dem Tod seines Vaters übernehmen sollte. Mit jedem Satz, mit jeder gemeinsam erlebten Episode wird das Bild dieser besonderen, letztlich aber gescheiterten Verbindung klarer. „Die Geschichte meines Lebens“, vom MiR-Regieassistenten Vongani Bevula in der deutschen Fassung von Thomas Borchert und Jerry Marwig im Foyer des Großen Hauses inszeniert, ist eine sentimentale, zu Herzen gehende Buddy-Story. Der gebürtige Südafrikaner zeichnet auch für die so einfache wie wirkungsvolle Ausstattung verantwortlich. Hinter der auch farblich zweigeteilten Bühne eine Videowand für illustrierende Fotos und kleine Filme mit sympathischem Lokalkolorit: links im schwarzen Bereich der Schreibtisch des Schriftstellers samt allen Auszeichnungen, rechts im weißen Bereich Toms personifizierte Erinnerungen an Al. Ein neunköpfiges, nah am Publikum positioniertes Kammerorchester der Neuen Philharmonie Westfalen ist unter der Leitung des MiR-Korrepetitors Mateo Peñaloza Cecconi erfolgreich bemüht, die gefällige, melancholisch grundierte Genremusik zu akzentuieren. Und damit auf den emotionalen Höhepunkt der gut einhundertminütigen Aufführung zusteuert, bei dem der ichbezogene Tom endlich entdeckt, wie viel er Al verdankt – im Leben und nicht zuletzt auch für sein Werk: „Scheib, was du weißt!“. Anknüpfend an die großen Erfolge von „Hedwig and the Angry Inch“ und „tick, tick… Boom!“ widmet sich das Musiktheater im Revier mit „The Story of My Life“ von Brian Hill (Buch) und Neil Bartram (Musik und Gesangstexte) erneut einem Musical in kleiner Besetzung - mit stehenden Ovationen gefeiert am Premierenabend des 20. April 2024. Hill und Bartram verbindet eine langjährige, künstlerische Partnerschaft, die 2006 mit „The Story of My Life“ ihren Anfang nahm. Beim Drama Desk Award 2009 erhielten sie für die Broadway-Produktion des Stückes vier Nominierungen. Etliche weitere gemeinsame Arbeiten folgten, darunter „The Adventures of Pinocchio“ (2011), „The Theory of Relativity“ (2014) sowie das Disney-Musical „Bedknobs and Broomsticks“ (2021). Karten sind für 15 (ermäßigt 7,50) Euro erhältlich unter musiktheater-im-revier.de, an der MiR-Theaterkasse am Kennedyplatz (Montag und Samstag von 10 bis 14 Uhr, Dienstag bis Freitag von 10 bis 18.30 Uhr) sowie unter Tel 0209 – 40 97 200.

21 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Uraufführung in den Flottmannhallen

Figurentheater der Nationen auch in Herne

Ariel Doron präsentiert am Samstag, 11. Mai 2024, um 20 Uhr in den Flottmannhallen die Uraufführung des Stücks „Mitzis Mensch“ für Erwachsene.

Vom 7. bis 12. Mai 2024 findet das Fidena-Festival in Bochum, Dortmund, Herne und Recklinghausen statt. 71 Künstler und, zu einem Symposium, 40 Festivalleiter aus Asien, Afrika, Nord-, Mittel- und Südamerika sowie aus ganz Europa reisen ins Ruhrgebiet zur 1958 gegründeten „Fidena“, einem der ältesten und bedeutendsten Figurentheaterfestivals der Welt. Mit dabei auch wieder die Herner Flottmannhallen – und das sogar mit einer Uraufführung. Ariel Doron, seit vielen Jahren mit seinen Stücken auf der Fidena vertreten, präsentiert am Samstag, 11. Mai 2024, um 20 Uhr in den Flottmannhallen die Uraufführung des Stücks „Mitzis Mensch“ für Erwachsene. Titelheld dieser „bösen Show über Realität, Wissenschaft, Gewalt und Macht“ ist eine eigenartige Kreatur, die – in englischer Sprache – von berühmten Tieren aus der Wissenschaft erzählt wie der Weltraumhündin Laika, dem Klon-Schaf Dolly und Schrödingers Katze. Besonders letztere hat es ihm angetan. Doch während sie das berühmte Gedankenexperiment der Quantenphysik erklärt, wird deutlich, dass mit ihr irgendetwas nicht stimmt. Daran kann nur der Puppenspieler schuld sein, findet Mitzi und folgert: Er muss bestraft werden! Zum diesjährigen Festivalthema „Change“ sind über 200 Stücke gesichtet und davon 22 außergewöhnliche Produktionen aus zehn Ländern eingeladen, darunter zwei Koproduktionen, drei Uraufführungen und fünf deutsche Erstaufführungen. Abgerundet wird das Hauptprogramm durch Publikumsgespräche, Late Night-Veranstaltungen, Partys, vegane Küche, Yoga und Meditation. Auch organisatorisch steht ein Wechsel an: Nach 25 Jahren ist es die letzte Festivalausgabe unter der künstlerischen Leitung von Annette Dabs. Mit „The Storyville Mosquito“ von Star-DJ Kid Koala zur Festival-Eröffnung am 7. Mai 2024 um 19:30 Uhr in den Bochumer Kammerspielen setzt Fidena die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Bochum und den Ruhrfestspielen Recklinghausen fort. 15 virtuose Akteure erwecken die Geschichte eines musizierenden Moskitos mit zwanzig Miniatur-Filmsets, acht Kameras und 75 Puppen zum Leben. Live vor den Augen des Publikums entsteht ein Hollywood-kompatibler Animationsfilm – begleitet von mitreißender Musik und Kid Koala an den Turntables! Vor der Vorstellung zieht die Fidena am Eröffnungstag ab 17 Uhr mit einer bunten Parade durchs Bermuda-Dreieck vom Anneliese Brost-Musikforum zum Schauspielhaus – mit übergroßen Insekten, Fledermäusen, Vögeln und eigenartigen Lebewesen als Statement gegen das Artensterben. Alle sind herzlich eingeladen, eigene Puppen mitzubringen und mit den Festivalmachern die Biodiversität und das Figurentheater zu feiern. Zum ersten Mal kooperiert die Fidena mit dem Schauspiel Dortmund und zeigt am 11. Mai 2024um 20 Uhr die biografische Materialperformance „Fünf Exponate“ vom KMZ Kollektiv. Auf innovative Weise erzählt die Arbeit mit Kartoffeln, Gips und persönlichen Geschichten von Raubkunst und Restitution. Dabei wirft sie ein besonderes Licht auf Alexander von Humboldt und seine Rolle als „Entdecker“. Wer mehr vom preisgekrönten KMZ Kollektiv erleben möchte, kann außerdem am 8. und 9. Mai 2024 die Uraufführung von „Kakau mit Zucker. Der köstliche Unterschied“ erleben, ein Theaterparcours in der Bochumer Turbinenhalle, der mit sinnlichen Mitteln hinter die glänzende Verpackungswelt der Schokoladenindustrie schaut. Allseits beliebt und aufgrund einer großen Fangemeinde immer schnell ausverkauft: Die Stücke der Berliner Gruppe Theater Zitadelle. Für die ganze Familie wird am 9. Mai 2024 die gewitzte Märchenumschreibung „Die gestiefelte Katze“ im Theaterrevier des Schauspielhauses Bochum gezeigt. Am 10. Mai 2024 gibt’s in der Turbinenhalle Bochum „Grand Hotel Grimm“. Die Produktion richtet sich an ein erwachsenes Publikum und schreibt die Geschichte der gealterten Berliner (!) Stadtusikanten auf urkomische Weise fort. Mehr Informationen im Netz unter fidena.de, dort kann auch das Programmheft heruntergeladen werden. Der Kartenverkauf für alle Produktionen des Festivals ist bereits gestartet. Tickets gibt es auf der Homepage oder unter Tel 0234 – 47720 (Mo - Fr von 9:30 bis 16:30 Uhr). Karten für „The Storyville Mosquito“ im Schauspielhaus Bochum gibt es unter schauspielhausbochum.de und an der Theaterkasse unter Tel 0234 - 3333 5555. Karten für die Vorstellungen im Schauspiel Dortmund gibt es unter theaterdo.de und an der Theaterkasse Dortmund unter Tel. 0231 – 5027222.

seit 7. Mai

Freitag, 10. Mai

„Kleine Auszeit für Angehörige“ in der AWO-Begegnungsstätte

Bundesweiter Aktionstag gegen den Schlaganfall

Ehrenamtliche Schlaganfallhelfer stehen zur Betreuung in der AWO-Tagespflege bereit.

Der AWO-Kreisverband Herne lädt Angehörige der AWO-Begegnungsstätte an der Breddestraße am Freitag, 10. Mai 2024, in der Zeit von 10 bis 15 Uhr, zu einer „Kleinen Auszeit“ ein. Passend zum diesjährigen Aktionstag gegen den Schlaganfall steht ihnen unter dem Motto „Ein Schlaganfall trifft nie einen Menschen allein“ für ein paar Stunden eine Auszeit zu, in der sie sich in einer Wohlfühlatmosphäre treiben lassen können. An dem Tag begegnen sich Achtsamkeit und Inspiration mit Kreativität, Musik, Kraftquellen und Gesprächen: Die Seele baumeln lassen, auftanken und neue Kraft schöpfen. Der Tag beginnt um 10 Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück und endet um 15 Uhr. Als Referentin führt Freia Brix-Bögge durch den Tag. Die Schlaganfallbetroffenen werden über die ehrenamtlichen Schlaganfallhelfer in der AWO-Tagespflege betreut. Um Anmeldung wird gebeten, insbesondere wenn die Versorgung durch die AWO-Tagespflege in Anspruch genommen wird, unter Tel 02323- 9524-10 oder per E-Mail herne@awo-ruhr-mitte.de.

10 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Uraufführung in den Flottmannhallen

Figurentheater der Nationen auch in Herne

Ariel Doron präsentiert am Samstag, 11. Mai 2024, um 20 Uhr in den Flottmannhallen die Uraufführung des Stücks „Mitzis Mensch“ für Erwachsene.

Vom 7. bis 12. Mai 2024 findet das Fidena-Festival in Bochum, Dortmund, Herne und Recklinghausen statt. 71 Künstler und, zu einem Symposium, 40 Festivalleiter aus Asien, Afrika, Nord-, Mittel- und Südamerika sowie aus ganz Europa reisen ins Ruhrgebiet zur 1958 gegründeten „Fidena“, einem der ältesten und bedeutendsten Figurentheaterfestivals der Welt. Mit dabei auch wieder die Herner Flottmannhallen – und das sogar mit einer Uraufführung. Ariel Doron, seit vielen Jahren mit seinen Stücken auf der Fidena vertreten, präsentiert am Samstag, 11. Mai 2024, um 20 Uhr in den Flottmannhallen die Uraufführung des Stücks „Mitzis Mensch“ für Erwachsene. Titelheld dieser „bösen Show über Realität, Wissenschaft, Gewalt und Macht“ ist eine eigenartige Kreatur, die – in englischer Sprache – von berühmten Tieren aus der Wissenschaft erzählt wie der Weltraumhündin Laika, dem Klon-Schaf Dolly und Schrödingers Katze. Besonders letztere hat es ihm angetan. Doch während sie das berühmte Gedankenexperiment der Quantenphysik erklärt, wird deutlich, dass mit ihr irgendetwas nicht stimmt. Daran kann nur der Puppenspieler schuld sein, findet Mitzi und folgert: Er muss bestraft werden! Zum diesjährigen Festivalthema „Change“ sind über 200 Stücke gesichtet und davon 22 außergewöhnliche Produktionen aus zehn Ländern eingeladen, darunter zwei Koproduktionen, drei Uraufführungen und fünf deutsche Erstaufführungen. Abgerundet wird das Hauptprogramm durch Publikumsgespräche, Late Night-Veranstaltungen, Partys, vegane Küche, Yoga und Meditation. Auch organisatorisch steht ein Wechsel an: Nach 25 Jahren ist es die letzte Festivalausgabe unter der künstlerischen Leitung von Annette Dabs. Mit „The Storyville Mosquito“ von Star-DJ Kid Koala zur Festival-Eröffnung am 7. Mai 2024 um 19:30 Uhr in den Bochumer Kammerspielen setzt Fidena die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Bochum und den Ruhrfestspielen Recklinghausen fort. 15 virtuose Akteure erwecken die Geschichte eines musizierenden Moskitos mit zwanzig Miniatur-Filmsets, acht Kameras und 75 Puppen zum Leben. Live vor den Augen des Publikums entsteht ein Hollywood-kompatibler Animationsfilm – begleitet von mitreißender Musik und Kid Koala an den Turntables! Vor der Vorstellung zieht die Fidena am Eröffnungstag ab 17 Uhr mit einer bunten Parade durchs Bermuda-Dreieck vom Anneliese Brost-Musikforum zum Schauspielhaus – mit übergroßen Insekten, Fledermäusen, Vögeln und eigenartigen Lebewesen als Statement gegen das Artensterben. Alle sind herzlich eingeladen, eigene Puppen mitzubringen und mit den Festivalmachern die Biodiversität und das Figurentheater zu feiern. Zum ersten Mal kooperiert die Fidena mit dem Schauspiel Dortmund und zeigt am 11. Mai 2024um 20 Uhr die biografische Materialperformance „Fünf Exponate“ vom KMZ Kollektiv. Auf innovative Weise erzählt die Arbeit mit Kartoffeln, Gips und persönlichen Geschichten von Raubkunst und Restitution. Dabei wirft sie ein besonderes Licht auf Alexander von Humboldt und seine Rolle als „Entdecker“. Wer mehr vom preisgekrönten KMZ Kollektiv erleben möchte, kann außerdem am 8. und 9. Mai 2024 die Uraufführung von „Kakau mit Zucker. Der köstliche Unterschied“ erleben, ein Theaterparcours in der Bochumer Turbinenhalle, der mit sinnlichen Mitteln hinter die glänzende Verpackungswelt der Schokoladenindustrie schaut. Allseits beliebt und aufgrund einer großen Fangemeinde immer schnell ausverkauft: Die Stücke der Berliner Gruppe Theater Zitadelle. Für die ganze Familie wird am 9. Mai 2024 die gewitzte Märchenumschreibung „Die gestiefelte Katze“ im Theaterrevier des Schauspielhauses Bochum gezeigt. Am 10. Mai 2024 gibt’s in der Turbinenhalle Bochum „Grand Hotel Grimm“. Die Produktion richtet sich an ein erwachsenes Publikum und schreibt die Geschichte der gealterten Berliner (!) Stadtusikanten auf urkomische Weise fort. Mehr Informationen im Netz unter fidena.de, dort kann auch das Programmheft heruntergeladen werden. Der Kartenverkauf für alle Produktionen des Festivals ist bereits gestartet. Tickets gibt es auf der Homepage oder unter Tel 0234 – 47720 (Mo - Fr von 9:30 bis 16:30 Uhr). Karten für „The Storyville Mosquito“ im Schauspielhaus Bochum gibt es unter schauspielhausbochum.de und an der Theaterkasse unter Tel 0234 - 3333 5555. Karten für die Vorstellungen im Schauspiel Dortmund gibt es unter theaterdo.de und an der Theaterkasse Dortmund unter Tel. 0231 – 5027222.

seit 7. Mai

Calligraffiti des Berliners Stohead

'Stop' im Alten Wartesaal

„Papillon“ ist der Titel dieser Arbeit von Stohead, dessen Ausstellung „Stop“ am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr im Alten Wartesaal des Bahnhofs Herne eröffnet wird.

Mit „Stop“, der neuen Ausstellung im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, präsentiert der Herner Verein Pottporus, seit seiner Gründung 2007 der Hip Hop Kultur und den Urban Arts verpflichtet, ab 26. April 2024 Werke des Berliner Künstlers Stohead, einem prominenten Vertreter der Stilrichtung Calligraffiti. Kalligrafie, Graffiti-Writing und Tagging, abstrakte Malerei – Stoheads Werke vereinen Text und Bild zu großformatigen, kontrastreichen Leinwänden. Dabei mag das Auge sich nicht so recht entscheiden, welchen Aspekt es zuerst fokussiert: Möchte es lesen oder betrachten? Die Qualität von Stoheads Arbeiten ergibt sich aus dem Spiel exakt geplanter kompositorischer Entscheidungen und schneller malerischer Gesten, die einen eindrucksvollen Bildrhythmus erzeugen und gleich wieder auflockern. Stohead, geboren als Christoph Häßler in Schwäbisch-Hall, trat in den späten 1980er Jahren erstmals als Graffiti-Künstler in Erscheinung. Tätig u.a. in Hamburg und jetzt in Berlin, entwickelte er seinen technisch komplexen Stil des Calligraffiti immer weiter und gilt heute als wichtiger Vertreter der Gattung Nach der Vernissage am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr ist die Ausstellung „Stop“ noch bis zum 26. Mai 2024 immer von Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 14 und 18 Uhr im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, Konrad-Adenauer-Platz 4, geöffnet. Der Eintritt ist frei.

seit 9. Mai

Samstag, 11. Mai

Kirchengemeinde St. Joseph

Projekt 'Kinderminichor' an Pfingstmontag

In der Kirchengemeinde St. Joseph soll ein kleiner Kinderchor entstehen.

Für den Familiengottesdienst am Montag, 20. Mai 2024, um 11 Uhr in der Kirchengemeinde St. Joseph soll ein kleiner Kinderchor entstehen, der den Gottesdienst mit einigen Liedern mitgestalten wird. Gemeindereferentin Uta Trosien und Gemeindereferentin Birgit Terfloth i.R. laden Kinder zwischen fünf und zehn Jahren zu einigen Probenterminen im Mai ein. Die Proben finden am 4., 11. und 18. Mai von 10 bis 12 Uhr im Gemeindehaus von St. Joseph, Hauptstrasse 144 statt. Kinder, die mitmachen wollen, können sich bis zum 2. Mai bei Uta Trosien per Mail oder Tel 02325/3728827 anmelden.

10 Uhr

Louise Bertins 'Fausto' in Essen

Vergebliche Jagd nach ewiger Jugend

Anbahnung im Schatten eines Baumes: Fausto (Mirko Roschkowski), der eigentlich überflüssige Einflüsterer Mefistofele (Almas Svilpa) und die gar nicht abgeneigte Margarita (Jessica Muirhead, ab der zweiten Vorstellung).

Als ein nicht nur musikalisch wahres Feuerwerk entpuppt sich eine Ausgrabung als Deutsche Erstaufführung, die jetzt im Essener Aalto-Musiktheater völlig zu Recht stehend gefeiert worden ist und das Zeug zu einem neuen Repertoire-Renner auch an anderen großen Häusern hat: Louise Bertins „Fausto“. Die musikalische Leitung der ersten szenischen Produktion seit der Uraufführung vor 193 Jahren obliegt Andreas Spering, dem Chefdirigenten der Brandenburger Symphoniker, der als einer der führenden Spezialisten für historisch informierte Aufführungspraxis in Deutschland gilt. Inszeniert hat Tatjana Gürbaca, die am Premierenabend auch auf der Bühne glänzte. Als sich nach der zwar langen, aber facettenreichen, die Spannung und Vorfreude auf die folgenden gut zwei Stunden befeuernden Ouvertüre der Vorhang hebt, befinden wir uns in einer Klinik. Marc Weegers aseptisch weißer Bühne fehlt nur noch ein Braunscher Schneewittchensarg: Tatjana Gürbaca und Dramaturgin Patricia Knebel verlegen die Gretchen-Tragödie aus „Faust I“ in die 1950er Jahre vor Einführung der Anti-Baby-Pille, die am 18. August 1960 in den USA herauskam und ein Jahr später auch in Deutschland erhältlich war. Gerade hat Dottore Heinrich Fausto (Mirko Roschkowski als Gast) einer Leiche innere Organe entnommen, und das im weißen Hemd mit Krawatte (Kostüme: Silke Willrett), als er „mit einem Schluck den großen Schritt“ machen will, ermüdet vom Beruf und seinem sinnentleerten Leben. Doch christliche Musik und Chorgesang „bremsen seine Hand und rühren sein Herz“. Mit der lebensfroh-koketten Margarita, die ihn darum bittet, ihre Freundin Catarina (Nataliia Kukhar) zu behandeln, tritt eine junge Frau in sein Leben, die alle trüben Gedanken verscheucht. Fausto ruft Satan herbei: Mit Mefistofeles Hilfe (ein wahres Springteufelchen: Bass-Bariton Almas Svilpa) will Fausto wieder zum jungen Mann werden… „Fausto“, die Opera semiseria in vier Akten, war die erste Vertonung von Goethes Tragödie aus dem Jahr 1808 für die französische Opernbühne. Sie stammt aus der Feder der erst 26-jährigen Louise Bertin, einer jungen, durch eine Polioerkrankung querschnittsgelähmten Komponistin, die am 15. Januar 1805 in Les Roches bei Paris in eine wohlhabende, intellektuelle Familie geboren wurde und am 26. April 1877 im Alter von 72 Jahren in Paris starb. Da sie, als Frau, am Pariser Konservatorium nur einführende Kurse belegen durfte, nahm Louise Bertin in den Kompositionsfächern Privatunterricht beim renommierten Komponisten Anton Reicha. Die Uraufführung ihrer „halbernsten“ Oper „Fausto“ erfolgte am 7. März 1831 im Pariser Théâtre-Italien in Anwesenheit der Mitglieder der Königsfamilie. Bis Spielzeitende kamen aber nur zwei weitere Aufführungen hinzu. Danach verschwand „Fausto“ von der Bildfläche. Das verlorengeglaubtes Notenmaterial wurde erst vor wenigen Jahren in der Bibliothèque nationale de France in Paris wiederentdeckt. Die elektrisierende Essener Produktion ist die erste szenische Aufführung seit 1831, gesungen wird die Tenor-Fassung der Uraufführung in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Krankheitsbedingt konnte die Sopranistin Jessica Muirhead aus dem Aalto-Ensemble die Partie der Margarita am Premierenabend vom Samstag (27.1.2024) nicht singen. Für sie sprang die in Israel geborene und in Aachen aufgewachsene Netta Or ein – am Bühnenrand. Szenisch schlüpfte dagegen Tatjana Gürbaca in die Rolle – und hatte sich den Sonderapplaus redlich verdient! Die Regisseurin mit Hang zu drastisch-bacchantischen Szenen fand den Gedanken der weiblichen Perspektive auf den Stoff schon deshalb spannend, weil die Theatergeschichte vor allem „Faust“-Versionen männlicher Komponisten wie Hector Berlioz, Charles Gounod oder Arrigo Boito kennt. Anders als in Goethes Drama lernen sich Margarethe und Faust bei Louise Bertin direkt zu Beginn kennen und finden gegenseitig Gefallen aneinander, noch bevor magische Kräfte walten, die Faust selbst herbeibeschwört. Tatjana Gürbaca: „Bei Bertin geben die Menschen selbst den Impuls für das eigene Unglück.“ Die weiteren Aufführungen im Aalto Musiktheater Essen: Karten unter www.theater-essen.de oder über die Hotline Tel. 0201 – 81 22 200.

18 Uhr

Uraufführung in den Flottmannhallen

Figurentheater der Nationen auch in Herne

Ariel Doron präsentiert am Samstag, 11. Mai 2024, um 20 Uhr in den Flottmannhallen die Uraufführung des Stücks „Mitzis Mensch“ für Erwachsene.

Vom 7. bis 12. Mai 2024 findet das Fidena-Festival in Bochum, Dortmund, Herne und Recklinghausen statt. 71 Künstler und, zu einem Symposium, 40 Festivalleiter aus Asien, Afrika, Nord-, Mittel- und Südamerika sowie aus ganz Europa reisen ins Ruhrgebiet zur 1958 gegründeten „Fidena“, einem der ältesten und bedeutendsten Figurentheaterfestivals der Welt. Mit dabei auch wieder die Herner Flottmannhallen – und das sogar mit einer Uraufführung. Ariel Doron, seit vielen Jahren mit seinen Stücken auf der Fidena vertreten, präsentiert am Samstag, 11. Mai 2024, um 20 Uhr in den Flottmannhallen die Uraufführung des Stücks „Mitzis Mensch“ für Erwachsene. Titelheld dieser „bösen Show über Realität, Wissenschaft, Gewalt und Macht“ ist eine eigenartige Kreatur, die – in englischer Sprache – von berühmten Tieren aus der Wissenschaft erzählt wie der Weltraumhündin Laika, dem Klon-Schaf Dolly und Schrödingers Katze. Besonders letztere hat es ihm angetan. Doch während sie das berühmte Gedankenexperiment der Quantenphysik erklärt, wird deutlich, dass mit ihr irgendetwas nicht stimmt. Daran kann nur der Puppenspieler schuld sein, findet Mitzi und folgert: Er muss bestraft werden! Zum diesjährigen Festivalthema „Change“ sind über 200 Stücke gesichtet und davon 22 außergewöhnliche Produktionen aus zehn Ländern eingeladen, darunter zwei Koproduktionen, drei Uraufführungen und fünf deutsche Erstaufführungen. Abgerundet wird das Hauptprogramm durch Publikumsgespräche, Late Night-Veranstaltungen, Partys, vegane Küche, Yoga und Meditation. Auch organisatorisch steht ein Wechsel an: Nach 25 Jahren ist es die letzte Festivalausgabe unter der künstlerischen Leitung von Annette Dabs. Mit „The Storyville Mosquito“ von Star-DJ Kid Koala zur Festival-Eröffnung am 7. Mai 2024 um 19:30 Uhr in den Bochumer Kammerspielen setzt Fidena die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Bochum und den Ruhrfestspielen Recklinghausen fort. 15 virtuose Akteure erwecken die Geschichte eines musizierenden Moskitos mit zwanzig Miniatur-Filmsets, acht Kameras und 75 Puppen zum Leben. Live vor den Augen des Publikums entsteht ein Hollywood-kompatibler Animationsfilm – begleitet von mitreißender Musik und Kid Koala an den Turntables! Vor der Vorstellung zieht die Fidena am Eröffnungstag ab 17 Uhr mit einer bunten Parade durchs Bermuda-Dreieck vom Anneliese Brost-Musikforum zum Schauspielhaus – mit übergroßen Insekten, Fledermäusen, Vögeln und eigenartigen Lebewesen als Statement gegen das Artensterben. Alle sind herzlich eingeladen, eigene Puppen mitzubringen und mit den Festivalmachern die Biodiversität und das Figurentheater zu feiern. Zum ersten Mal kooperiert die Fidena mit dem Schauspiel Dortmund und zeigt am 11. Mai 2024um 20 Uhr die biografische Materialperformance „Fünf Exponate“ vom KMZ Kollektiv. Auf innovative Weise erzählt die Arbeit mit Kartoffeln, Gips und persönlichen Geschichten von Raubkunst und Restitution. Dabei wirft sie ein besonderes Licht auf Alexander von Humboldt und seine Rolle als „Entdecker“. Wer mehr vom preisgekrönten KMZ Kollektiv erleben möchte, kann außerdem am 8. und 9. Mai 2024 die Uraufführung von „Kakau mit Zucker. Der köstliche Unterschied“ erleben, ein Theaterparcours in der Bochumer Turbinenhalle, der mit sinnlichen Mitteln hinter die glänzende Verpackungswelt der Schokoladenindustrie schaut. Allseits beliebt und aufgrund einer großen Fangemeinde immer schnell ausverkauft: Die Stücke der Berliner Gruppe Theater Zitadelle. Für die ganze Familie wird am 9. Mai 2024 die gewitzte Märchenumschreibung „Die gestiefelte Katze“ im Theaterrevier des Schauspielhauses Bochum gezeigt. Am 10. Mai 2024 gibt’s in der Turbinenhalle Bochum „Grand Hotel Grimm“. Die Produktion richtet sich an ein erwachsenes Publikum und schreibt die Geschichte der gealterten Berliner (!) Stadtusikanten auf urkomische Weise fort. Mehr Informationen im Netz unter fidena.de, dort kann auch das Programmheft heruntergeladen werden. Der Kartenverkauf für alle Produktionen des Festivals ist bereits gestartet. Tickets gibt es auf der Homepage oder unter Tel 0234 – 47720 (Mo - Fr von 9:30 bis 16:30 Uhr). Karten für „The Storyville Mosquito“ im Schauspielhaus Bochum gibt es unter schauspielhausbochum.de und an der Theaterkasse unter Tel 0234 - 3333 5555. Karten für die Vorstellungen im Schauspiel Dortmund gibt es unter theaterdo.de und an der Theaterkasse Dortmund unter Tel. 0231 – 5027222.

20 Uhr

Neuer Seifert-Knüller am Kleinen Theater Herne

Der Schlüppa is weg!

Die erste Leseprobe für Jürgen Seiferts neues Lustspiel „Der Schlüppa is weg!“ auf der Bühne des Kleinen Theaters Herne.

Für das dreiaktige Lustspiel „Der Schlüppa is weg!“ von Jürgen Seifert haben am Kleinen Theater Herne die Leseproben mit dem achtköpfigen Ensemble, dem auch wie gewohnt der Autor angehört, und die erste Besprechung für das Bühnenbild mit Bernd Averbeck und Christoph Drassner, stattgefunden. Im Fitnessstudio „Zur zarten Rose“ kommt es immer wieder zu seltsamen Vorfällen. Aus dem Umkleideräumen verschwinden immer wieder Schlüpfer. Zunächst kommt die Putzfrau Gilla Feger (Gudrun Rosenke) in Verdacht. Als dann aber der Schlüpfer von Stammgast Opa Otto (Jürgen Seifert) verschwindet, wird ein Privatdetektiv engagiert - Klaus Nase (David Becker alternierend mit Erik Hebing). Die Besitzerin des Fitnessstudios, Frau Elke Zumba (Monika Sprenger), will die Polizei vorerst ‘raushalten. Dem Kursleiter Bernd Schönmann (Jens Pelny) und auch Opa Otto traut man auch nicht so ganz. Die beiden Kundinnen, Frau Silke Kronsbein (Heike Hebing) und Frau Agnes Hübsch (Laura Gottschlich), beklagen schon den Verlust von je zwei knappen Slips. Zwischen dem Kursleiter Schönmann und der Kundin Frau Kronsbein scheint sich etwas anzubahnen. Der Privatdetektiv Nase hat ein Auge auf Frau Hübsch geworfen. Den Haushund Fips setzt man auch zum Schnüffeln ein. Ob er etwas findet? Es kommt zu vielen Verwicklungen, aber am Ende klärt sich alles auf - oder? Regie führt der Autor zusammen mit KTH-Chef Andreas Zigan, der zusammen mit Bernd Averbeck auch das Bühnenbild gestaltet. Die Uraufführungs-Premiere ist für den Spätsommer 2024 an der Neustraße 67 geplant. Wer im Netz unter theater-herne.de auf den Spielplan des Kleinen Theaters blickt, wird zahlreiche bereits ausverkaufte Vorstellungen finden. So gibt’s für Jürgen Seiferts Dauerbrenner „Paarvermittlung im Mondschein“ noch die eine oder andere Einzelkarte, wer sich den Spaß mit Freunden gönnen will, kann erst wieder Vorstellungen ab Freitag, 1. März 2024 buchen. Noch kritischer ist die Ticket-Lage beim Live-Erlebnis „Theater Escape – Das ewige Licht“: hier gibt’s Karten erst wieder für Mittwoch, 24. April und Samstag, 11. Mai 2024. Auch sonst lohnt ein Blick auf die Homepage des Kleinen Theaters: Der Vorverkauf für das 10. Herner Magic Weekend von Donnerstag bis Samstag, 7. bis 9. März 2024 hat bereits begonnen. Näheres auch unter Tel. 02323 – 91 11 91.

20 Uhr

Kammer-Musical begeistert in Gelsenkirchen

The Story of My Life

Der selbstgewisse Schriftsteller Thomas Weaver (Sebastian Schiller, l.) ist sich lange Zeit nicht bewusst, was er seinem Freund Alvin Kelby (Benjamin Lee) zu verdanken hat.

Mit „The Story of My Life“ ist jetzt ein so mitreißendes wie berührendes Zwei-Personen-Musical zu später Stunde am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier zu erleben, die Neuentdeckung einer am 2. Dezember 2006 im kanadischen Toronto uraufgeführten, drei Jahre später am New Yorker Broadway und bei der Deutschsprachigen Erstaufführung 2014 in Wien reüssierenden Spurensuche einer scheinbar unzertrennlichen Freundschaft zweier Jungen, die im Sandkastenalter begann. Thomas „Tom“ Weaver (Gelsenkirchens Musical-Darling Sebastian Schiller) ist ein erfolgreicher und preisgekrönter Autor von Kurzgeschichten. Allzu schwer sollte es ihm also nicht fallen, etwas zu Papier zu bringen, auch wenn es diesmal um ein für ihn ungewohntes Textformat geht: Eine Grabrede. Nicht auf irgendwen, sondern seinen besten Freund Alvin „Al“ Kelby (herausragend: Benjamin Lee), der seinem Leben freiwillig ein Ende setzte – ausgerechnet durch einen Sprung von der Brücke in einen rauschenden Wasserfall, der im bisherigen Leben der beiden Freunde eine große Rolle gespielt hat. Die literaturaffinen Freunde hatten sich einst geschworen, einen Nachruf auf den jeweils anderen, der zuerst stirbt, zu verfassen. Al hätte es wissen können, dass der wenig entschlussfreudige, ja, was das Verhalten seiner Verlobten Ann gegenüber betrifft, beziehungsunfähige Tom dieses Versprechen wohl nicht einlösen wird. Denn schon nach dem Tod seines Vaters, eines Buchhändlers in einer Kleinstadt, hatte sich der damals bereits bekannte Schriftsteller keine Mühe gegeben und außer einer belanglos-freundlichen Allerwelts-Formulierung nichts Eigenes zustande gebracht, sondern die Worte eines berühmten, längst verstorbenen Kollegen bemüht. Jetzt, da Al, den er nach Beginn seines Studiums und des damit verbundenen Umzugs in eine Metropole nur noch einmal im Jahr getroffen hat, gestorben ist, verzweifelt Tom an seiner Schreibblockade. Erst im Zwiegespräch mit der Erinnerung an den toten Freund tastet er sich durch die gemeinsame Zeit zurück bis in Kindertage in der Buchhandlung, die Alvin nach dem Tod seines Vaters übernehmen sollte. Mit jedem Satz, mit jeder gemeinsam erlebten Episode wird das Bild dieser besonderen, letztlich aber gescheiterten Verbindung klarer. „Die Geschichte meines Lebens“, vom MiR-Regieassistenten Vongani Bevula in der deutschen Fassung von Thomas Borchert und Jerry Marwig im Foyer des Großen Hauses inszeniert, ist eine sentimentale, zu Herzen gehende Buddy-Story. Der gebürtige Südafrikaner zeichnet auch für die so einfache wie wirkungsvolle Ausstattung verantwortlich. Hinter der auch farblich zweigeteilten Bühne eine Videowand für illustrierende Fotos und kleine Filme mit sympathischem Lokalkolorit: links im schwarzen Bereich der Schreibtisch des Schriftstellers samt allen Auszeichnungen, rechts im weißen Bereich Toms personifizierte Erinnerungen an Al. Ein neunköpfiges, nah am Publikum positioniertes Kammerorchester der Neuen Philharmonie Westfalen ist unter der Leitung des MiR-Korrepetitors Mateo Peñaloza Cecconi erfolgreich bemüht, die gefällige, melancholisch grundierte Genremusik zu akzentuieren. Und damit auf den emotionalen Höhepunkt der gut einhundertminütigen Aufführung zusteuert, bei dem der ichbezogene Tom endlich entdeckt, wie viel er Al verdankt – im Leben und nicht zuletzt auch für sein Werk: „Scheib, was du weißt!“. Anknüpfend an die großen Erfolge von „Hedwig and the Angry Inch“ und „tick, tick… Boom!“ widmet sich das Musiktheater im Revier mit „The Story of My Life“ von Brian Hill (Buch) und Neil Bartram (Musik und Gesangstexte) erneut einem Musical in kleiner Besetzung - mit stehenden Ovationen gefeiert am Premierenabend des 20. April 2024. Hill und Bartram verbindet eine langjährige, künstlerische Partnerschaft, die 2006 mit „The Story of My Life“ ihren Anfang nahm. Beim Drama Desk Award 2009 erhielten sie für die Broadway-Produktion des Stückes vier Nominierungen. Etliche weitere gemeinsame Arbeiten folgten, darunter „The Adventures of Pinocchio“ (2011), „The Theory of Relativity“ (2014) sowie das Disney-Musical „Bedknobs and Broomsticks“ (2021). Karten sind für 15 (ermäßigt 7,50) Euro erhältlich unter musiktheater-im-revier.de, an der MiR-Theaterkasse am Kennedyplatz (Montag und Samstag von 10 bis 14 Uhr, Dienstag bis Freitag von 10 bis 18.30 Uhr) sowie unter Tel 0209 – 40 97 200.

21 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Calligraffiti des Berliners Stohead

'Stop' im Alten Wartesaal

„Papillon“ ist der Titel dieser Arbeit von Stohead, dessen Ausstellung „Stop“ am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr im Alten Wartesaal des Bahnhofs Herne eröffnet wird.

Mit „Stop“, der neuen Ausstellung im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, präsentiert der Herner Verein Pottporus, seit seiner Gründung 2007 der Hip Hop Kultur und den Urban Arts verpflichtet, ab 26. April 2024 Werke des Berliner Künstlers Stohead, einem prominenten Vertreter der Stilrichtung Calligraffiti. Kalligrafie, Graffiti-Writing und Tagging, abstrakte Malerei – Stoheads Werke vereinen Text und Bild zu großformatigen, kontrastreichen Leinwänden. Dabei mag das Auge sich nicht so recht entscheiden, welchen Aspekt es zuerst fokussiert: Möchte es lesen oder betrachten? Die Qualität von Stoheads Arbeiten ergibt sich aus dem Spiel exakt geplanter kompositorischer Entscheidungen und schneller malerischer Gesten, die einen eindrucksvollen Bildrhythmus erzeugen und gleich wieder auflockern. Stohead, geboren als Christoph Häßler in Schwäbisch-Hall, trat in den späten 1980er Jahren erstmals als Graffiti-Künstler in Erscheinung. Tätig u.a. in Hamburg und jetzt in Berlin, entwickelte er seinen technisch komplexen Stil des Calligraffiti immer weiter und gilt heute als wichtiger Vertreter der Gattung Nach der Vernissage am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr ist die Ausstellung „Stop“ noch bis zum 26. Mai 2024 immer von Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 14 und 18 Uhr im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, Konrad-Adenauer-Platz 4, geöffnet. Der Eintritt ist frei.

seit 9. Mai

Sonntag, 12. Mai

'The Zone of Interest'

Das vhs-Filmforum zeigt

Der schöne Paradiesgarten” von Hedwig Höß. Kinofilm: The Zone Of Interest.

Am Sonntag 12., Montag 13. und Mittwoch 15. Mai 2024, steht der Film von Jonathan Glazer „The Zone of Interest“ auf dem Programm. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Familie von Rudolf Höß, von Mai 1940 bis November 1943 Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz. Die Hauptrollen übernahmen Christian Friedel und Sandra Hüller. Das Filmforum der vhs Herne zeigt seit 1979 Filme, die in erster Linie keine Mainstream-Filmesind, das heißt, es stehen solche Filme im Vordergrund, die einen besonderen Anspruch erfüllen. Filme, die im „normalen“ Kinoprogramm gar nicht oder nur kurz gezeigt würden, kommen so nach Herne in die Filmwelt. Die Vorführungstermine können je nach Filmlänge variieren, sind in der Regel jedoch sonntags 12:30 Uhr, montags 20:15 Uhr und mittwochs 17:30 Uhr. Regie: Jonathan Glazer Mit Sandra Hüller, Christian Friedel, Medusa Knopf, Max Beck, Daniel Holzberg, Sascha Maaz, USA/GB/PL 2023, 106 Min. Es ist schön im “Paradiesgarten” von Hedwig Höß. Eine wahre Idylle. Mit Blumenbeeten, Gewächshäusern, Liegestühlen auf dem Rasen und sogar einem kleinen Badebecken mit Rutsche. Hedwig hat den Garten selbst angelegt, mit Hilfe günstiger Arbeitskräfte. Sie ist sehr stolz darauf und zeigt ihn gerne ihren Gästen. Mit ihren fünf Kindern und mit Freunden genießt Hedwig die Zeit im Garten und die entspannten Stunden am nahen Flussufer. Ihr Mann Rudolf kann ihr Haushaltshilfen vermitteln. Manchmal bringt er ihr auch einen Pelzmantel von der Arbeit mit. Sein Arbeitsplatz ist gleich hinter der langen, hohen Gartenmauer. Was dahinter vor sich geht, mindert Hedwigs Genuss an der Blütenpracht nicht im Geringsten – egal wie hell die Feuer der Öfen glühen, wie dicht die Rauchwolken aufsteigen, wie laut die Schreie der Verzweiflung und die Gewehrschüsse auch ertönen. Scherzhaft nennt Rudolf seine Frau „die Königin von Auschwitz“. Ausgezeichnet mit dem Großen Preis der Jury in Cannes und dem Oscar als bester ausländischer Film. Der Eintrittspreis beim Filmforum beträgt 6 Euro (zuzüglich Online-Buchungsgebühren und Aufschlag bei Überlänge). mehr Info auf der vhs-Homepage oder der Filmwelt-Homepage.

12:30 Uhr

Jörg Lippmeyer im Sodinger Kunstpunkt

'Stop Look And Listen'

'Stop Look And Listen' – Jörg Lippmeyer stellt im Sodinger Kunstpunkt aus.

„Wir sollten viel öfter etwas tun, das kein Ziel verfolgt, keine Eile hat und sich nicht lohnen muss ...“ lautet das Motto auf seiner Homepage. Für ihn selbst hat es offenbar keine Gültigkeit, denn der 1954 in Wanne-Eickel geborene Jörg Lippmeyer, der sich als „Maler“ versteht, ist unermüdlich in den unterschiedlichsten künstlerischen Genres unterwegs. 1976 in Dortmund zum Grafikdesigner ausgebildet malt er vornehmlich in Acryl und Öl auf Leinwand, in den letzten Jahren vor allem unter dem Label „New Pott Art“ äußerst farbenfroh in der plakativen Pop-Art-Manier des US-Amerikaners Robert Indiana. Aber auch die Farb- und Formexperimente des Bottropers Josef Albers finden sich gespiegelt in ganz unterschiedlichen Werken Lippmeyers, die den Betrachter suggestiv beeinflussen. Wie jetzt im Mittelteil der Ausstellung „Stop Look And Listen“ im Sodinger Kunstpunkt des Herner Künstlerbundes in programmatischer Hängung: rechterhand angelehnt an die variantenreiche Sammlung „Die Kunst der Fuge“ Johann Sebastian Bachs, vis-a-vis an der Säule zwei Bilder, die an die expressiven Gitarrenriffs eines Jimi Hendrix erinnern. Zur enormen Bandbreite seines Œuvres gehören auch Aquarelle, Zeichnungen, Grafiken und Monotypien, Mischtechniken, Filzarbeiten, Objekte und sogenannte Bilduren, Bilder an Skulpturen in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer HaWe Hubert. Seit 2024 gehört Lippmeyer zu einer Künstlergruppe, die unter dem Titel „crikraculum“ Objekte und Installationen im Miniaturformat gestaltet. 2015 begann seine Tätigkeit als Zeichner und „Cool Cats“-Karikaturist bei dem Nachrichtenportal „halloherne“. Seit 2020 schließlich hat er mit dem Videoprojekt „Rettet die schönen Wörter“ bei YouTube für erhebliches Aufsehen gesorgt (halloherne berichtete). Jetzt zeigt Jörg Lippmeyer in der Galerie Kunstpunkt neben dem Hochbunker an der Mont-Cenis-Straße rund 25 aktuelle, in 2024 entstandene Bilder, Acryl auf Leinwand, die man auf den ersten Blick unter „New Pott Art“ subsummieren könnte. Wie etwa die vierteilige ABBA-Serie, von der nur noch drei Arbeiten zu sehen sind, da ein Bild bereits vorab verkauft wurde. Beim zweiten Hinsehen offenbaren sich hintergründige Feinheiten etwa in der Serie „Finde deine Mitte“, wo das opake Quadrat stets die Bildmitte sucht und doch nie findet. Oder eine dreiteilige Serie von quadratischen Bildern, in denen die strenge grafische Ordnung durch Farbexplosionen durchbrochen wird. Im mittleren Bild hat der Wanne-Eickeler in England erworbene Farbpigmente des berühmten, leuchtenden Yves-Klein-Blau verarbeitet. Vier ältere Arbeiten ergänzen die aktuellen Werke: zwei „Wächterbilder“ an beiden Stirnseiten, Öl-Pastell-Kreidezeichnungen wie die Aufforderung „Mach mal Pause“ am Kaffeetisch in der Mitte sowie gleich am Eingang eine weitere Text-Bild-Collage unter dem Titel „Hitchcock trifft Picasso“: Auf dem Hintergrund der weißen Friedenstauben des Spaniers und der düsteren Rabenvögel des englischen Filmemachers der Appell „Stopp den Krieg in der Ukraine. Überall“. Die Ausstellung „Stop Look And Listen“, die vom 21. April bis zum 19. Mai 2024 in der Galerie Kunstpunkt, Mont-Cenis-Straße 296 mittwochs und sonntags jeweils zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet hat, soll nicht nur zum Sehen animieren, sondern geradezu zum Zuhören. Weshalb Jörg Lippmeyer auf begleitende Texte verzichtet hat, bei der Eröffnung und in der Folgezeit aber gern für alle Fragen zur Verfügung steht. Zur vom Gitarristen Norbert Müller musikalisch umrahmten Vernissage am Sonntag, 21. April 2024, um 11.30 Uhr spricht Dr. Volker Eichener, Professor der Soziologie und Politologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Vorsitzender des Kulturvereins Hülsmannbrauerei.

15 Uhr

Werkschau Wim Wenders in Essen

25 Filme von Januar bis Dezember 2024

Die Dokumentation „Wim Wenders, Desperado“ eröffnet am Sonntag, 7. Januar 2024, um 17:30 Uhr im Essener Kino Eulenspiegel eine große Werkschau. Foto:

Nicht nur Cineasten werden in diesem Jahr häufiger nach Essen pilgern, hat Marianne Menze in drei ihrer Filmkunsttheater doch eine Werkschau mit 25 Filmen von Wim Wenders kuratiert, die am 7. Januar 2024 zunächst mit einer Dokumentation von Eric Fiedler und Andreas Fege beginnt: „Wim Wenders – Desperado“. Bis zum Dezember 2024 läuft danach die Retrospektive in den Kinos Eulenspiegel an der Steeler Straße 208 – 212 sowie Lichtburg und Sabu in der Essener City an der Kettwiger Straße 36 zu vier Themenschwerpunkten: „Bilder zum Hören und Sehen“ – Die Künste in den Wenders-Filmen, „Grenzenlos“ – Wim Wenders durch Räume und Zeiten, „Filmgeschichte(n)“ sowie „In Amerika“. Wim Wenders, Düsseldorfer des Jahrgangs 1945, aber im Ruhrgebiet aufgewachsen mit besonderer Affinität zu Oberhausen (Abitur) und Essen (gehört zu den „Rettern“ des seinerzeit vom Abriss bedrohten Lichtburg-Kinos), ist als wichtiger Vertreter des Autorenkinos der 1970er Jahre international bekannt geworden und gilt heute als einer der bedeutendsten Vertreter des Weltkinos. Seine nationalen und internationalen Auszeichnungen als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent sind Legion, aber auch als Fotograf und Buchautor ist der Wahl-Berliner weltweit erfolgreich. Zu den Highlights der Werkschau gehören seine 3-D-Filme, der 287-minütige Director’s Cut „Bis ans Ende der Welt“ und absolute Raritäten wie seine Japan-Filme „Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten“ und „Tokyo-Ga“ sowie die Dokumentation der Berlin-Pankower Filmpioniere Max und Emil Skladanowsky, die am 1. November 1885 im berühmten Berliner Varieté „Wintergarten“ auf ihrem selbstentwickelten „Bioskop“ erstmals bewegte Bilder vorführten. Ein halbes Jahrhundert lang habe Wim Wenders Filme gemacht, „und es ist kein wirklich schlechter dabei“, bekundet der Regie-Kollege und langjährige Freund Werner Herzog gleich zu Beginn der knapp zweistündigen Hommage zu dessen 75. Geburtstag im Jahr 2020. „Er verkörpert unsere Zeit“ setzt Herzog fort: „Ich würde einem 18-jährigen Filmstudenten raten: 'Schau Dir die Wim-Wenders-Filme an, Du Depp!'“ Die Dokumentation stammt vom deutsch-australischen Filmemacher, Autor, Journalisten und Grimme-Preisträger Eric Friedler und einem langjährigen Freund des „Toten Hosen“-Fans Wenders, Andreas Frege alias Campino, der 2008 in „Palermo Shooting“ an der Seite von Dennis Hopper die Hauptrolle spielte. Auch Herzog war in Wenders-Filmen zu sehen, in „Zimmer 666“ und „Tokyo – ga“, bekundet bei einem Besuch 2019 in Los Angeles jedoch, diese selbst nicht gesehen zu haben. Ein ebenso prätentiöser Unsinn wie auch die Replik seines Gegenübers Wenders, den Film „Desperado“ nach Fertigstellung nicht ansehen zu wollen: ihm genüge der morgendliche Blick in den Rasierspiegel. Der Filmtitel greift ein Wort des Schauspielers Patrick Bauchaud („Der Stand der Dinge“, Lisbon Story“, „Every Thing Will Be Fine“) auf: „Wim ist ein Deperado“ gemäß der Fallschirmspringer-Erkenntnis, dass der freie Fall näher ans Ziel führt. Mit diesem freien Fall ist der Super-Gau „Hammett“ gemeint: Nachdem sich Wim Wenders entschlossen hatte, das ihm zu eng gewordene Europa zu verlassen, um in Amerika sein berufliches und nach Heirat der Sängerin Ronee Blakley auch privates Glück zu finden, drehte er 1977 „Der amerikanische Freund“ nach Patricia Highsmith. Der berühmte Produzent Francis Ford Coppola zeigte sich angetan und betraute ihn mit dem Filmprojekt einer Hommage an den legendären Krimiautor Dashiell Hammett („Der Malteser Falke“). Der Autorenfilmer Wenders, aus Deutschland gewohnt, ein Drehbuch nur als Steinbruch eigener Ideen zu nutzen, lieferte zwar die erwartete Liebeserklärung an die Klassiker der „Schwarzen Serie“ Hollywoods, stellte aber nicht die Titelfigur in den Mittelpunkt, sondern seine offenbar nicht sehr talentierte Gattin. Coppola berichtet, noch vierzig Jahre später mit empörtem Unterton, wie entsetzt er über das Resultat gewesen ist: Wenders musste nach einer Unterbrechung von zwei Jahren, in denen er in Lissabon „Der Stand der Dinge“ als arg einseitigen, den Produzenten verletzenden Kommentar zu diesem Geschehen filmte, neunzig Prozent seines „Hammett“-Films noch einmal drehen – ohne Gattin Ronee Blakley. Es ist kein geringes Verdienst von Friedler & Freder, diese für Wenders unrühmliche Causa aus Sicht des nun freilich altersmilden und von der Qualität des eigenwilligen Deutschen inzwischen nachdrücklich überzeugten Coppola zum Bestandteil ihrer Hommage gemacht zu haben. „Desperado“ punktet überdies mit ganz frühen Aufnahmen rauchender Schlote aus dem Ruhrgebiet des Kindes Wim mit der vom Vater geschenkten 8mm-Kamera, mit Fotos des bereits etablierten Regisseurs im Stil Edward Hoppers, um sich Licht und Landschaft anzueignen aus Angst vor der knalligen Kodachrome-Farbigkeit des amerikanischen Kodak-Materials und dem mehrfach geäußerten Bekenntnis, ursprünglich Bildender Künstler werden zu wollen und die Kamera nun als eine andere Art von Leinwand zu nutzen. Für Campino ist Wim Wenders ein Punk: „Erst 'mal machen und dann sehen, was dabei herauskommt.“

16:30 Uhr

Studenten spielen David Gieselmanns Überschreibung

'Die Fledermaus' fast ohne Johann Strauß

Rosalinde (Anna Tabea Stockbrügger) als ungarische Gräfin und ihr Gatte Gabriel von Eisenstein (William Hauf) als Marquis Renard.

Johann Strauß, so geht die Mär, soll seine am 5. April 1874 in Wien uraufgeführte „Königin der Operette“ binnen 43 Tagen in absoluter Zurückgezogenheit und im tranceähnlichen Zustand zu Notenpapier gebracht haben. Sie reüssierte übrigens erst richtig in der Fremde, bei den Piefkes in Hamburg und Berlin. Was auch damit zusammenhängt, dass schon damals der Offenbach-Librettist Richard Genée und Johann Strauß der verlogenen Wiener Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten haben, über den diese alles andere als erfreut war. Und das vor allem mit Extempores, die, Metternichs Zensoren sei gedankt, seit Nestroys Zeiten ganz in der Tradition des Wiener Volkstheaters stehen. Für die queere Inszenierung seines Freundes Maximilian von Mayenburg am Schauspiel Graz hat David Gieselmann aus dem Libretto der „Champagner-Oper“ von Carl Haffner und Richard Genée 2019 eine neue Dialogfassung mit verändertem Finale geformt. Gabriel von Eisenstein (William Hauf) muss ins Gefängnis, weshalb er seinen Anwalt Dr. Blind (hier kein „Stotterbock“: Justus Rosenkranz) übel beschimpft. Als ihn sein Freund, der Notar Dr. Falke (Linet Arndt), mit zum Ball des russischen Prinzen Orlofsky (Sarah Flechtker) nimmt, kann sich Eisensteins Gattin Rosalinde (Anna Tabea Stockbrügger) ihrem Liebhaber Alfred (Camillo Guthmann) widmen. Der vom Gefängnisdirektor Frank (Anton Engelmann) als Eisenstein verhaftet wird. Nun kann auch Rosalinde zum Ball, auf dem sich bereits ihre Bedienstete Adele (Salome Zehnder) mit ihrer Schwester Ida (Lena-Sophie Baer) vergnügt. Verkleidet als ungarische Gräfin erkennt sie in Marquis Renard ihren Gatten und luchst dem notorischen Verführer seine Taschenuhr ab. Falkes Rache der Fledermaus für eine drei Jahre zurückliegende Demütigung beschränkt sich bei Gieselmann freilich nicht auf Eisenstein: Er verkündet, allen Gästen Gift in den Champagner gemischt zu haben… Die Überschreibung des Hamburger Dramatikers bringt den Stoff nicht nur sprachlich näher an unsere Gegenwart, sondern eröffnet besonders den Frauenfiguren neue Perspektiven. Katharina Birch hat dieses Fest einer gelangweilt-gesättigten Gesellschaft, die stets auf der Suche nach dem ultimativen Kick ist, als Stoff gewählt für die jährliche Bochumer Inszenierung mit dem dritten Jahrgang des Studiengangs Schauspiel der Folkwang-Universität. Weil sie, so die Regisseurin (zuletzt in Bochum „Die Schöne und das Biest“ und „Der Struwwelpeter“) gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, im Schauspiel-Bereich nichts Passendes fand, um den elf Studierenden gleichwertige Rollen anbieten zu können. „Schlag nach bei Shakespeare!“ möchte man der gebürtigen Berlinerin mit Cole Porter zurufen, die studentischen Aufführungen an der Königsallee und im Schlossparks Weitmar haben in den vergangenen Jahrzehnten Dutzende Talente hervorgebracht, die den Ruhm der Shakespeare-Stadt Bochum bis heute befeuern. Nun also eine Fledermaus fast ohne Johann Strauß mit einigen entschlackten Ohrwürmern und beim Ball im zweiten Akt Extempores (Herbert Grönemeyer, Leonard Bernstein) vom Band. Dafür mit einer Anleihe an Dieter Roths dadaistisches Monodram „Murmel, Murmel“, das 2018 in Herbert Fritschs Berliner Volksbühnen-Inszenierung an der Bochumer „Kö“ gastierte. Das spielwütig-engagierte Ensemble auf der nur aus einer überdimensionierten Fliege bestehenden Drehbühne, vom Ausstatter-Duo Georg & Paul (Eva Henschkowski und Lolita Hindenberg) in moderne Kostüme unter schrägen Frisuren gesteckt, noch zu nennen Tom Gerhartz als Gefängniswärter Frosch und Paula Julie Pitsch, offenbart durchaus auch musikalische Talente, sängerisch vor allem Salome Zehnder und instrumental Sarah Flechtker mit ihrem Trompetensolo. Nach 80 Minuten ist der turbulente Spaß ohne vierte Wand schon wieder vorbei. Die nächsten Vorstellungen in den Kammerspielen des Schauspielhauses Bochum: Karten unter schauspielhausbochum.de oder an der Theaterkasse unter Tel. 0234 – 33 33 55 55.

19 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Uraufführung in den Flottmannhallen

Figurentheater der Nationen auch in Herne

Ariel Doron präsentiert am Samstag, 11. Mai 2024, um 20 Uhr in den Flottmannhallen die Uraufführung des Stücks „Mitzis Mensch“ für Erwachsene.

Vom 7. bis 12. Mai 2024 findet das Fidena-Festival in Bochum, Dortmund, Herne und Recklinghausen statt. 71 Künstler und, zu einem Symposium, 40 Festivalleiter aus Asien, Afrika, Nord-, Mittel- und Südamerika sowie aus ganz Europa reisen ins Ruhrgebiet zur 1958 gegründeten „Fidena“, einem der ältesten und bedeutendsten Figurentheaterfestivals der Welt. Mit dabei auch wieder die Herner Flottmannhallen – und das sogar mit einer Uraufführung. Ariel Doron, seit vielen Jahren mit seinen Stücken auf der Fidena vertreten, präsentiert am Samstag, 11. Mai 2024, um 20 Uhr in den Flottmannhallen die Uraufführung des Stücks „Mitzis Mensch“ für Erwachsene. Titelheld dieser „bösen Show über Realität, Wissenschaft, Gewalt und Macht“ ist eine eigenartige Kreatur, die – in englischer Sprache – von berühmten Tieren aus der Wissenschaft erzählt wie der Weltraumhündin Laika, dem Klon-Schaf Dolly und Schrödingers Katze. Besonders letztere hat es ihm angetan. Doch während sie das berühmte Gedankenexperiment der Quantenphysik erklärt, wird deutlich, dass mit ihr irgendetwas nicht stimmt. Daran kann nur der Puppenspieler schuld sein, findet Mitzi und folgert: Er muss bestraft werden! Zum diesjährigen Festivalthema „Change“ sind über 200 Stücke gesichtet und davon 22 außergewöhnliche Produktionen aus zehn Ländern eingeladen, darunter zwei Koproduktionen, drei Uraufführungen und fünf deutsche Erstaufführungen. Abgerundet wird das Hauptprogramm durch Publikumsgespräche, Late Night-Veranstaltungen, Partys, vegane Küche, Yoga und Meditation. Auch organisatorisch steht ein Wechsel an: Nach 25 Jahren ist es die letzte Festivalausgabe unter der künstlerischen Leitung von Annette Dabs. Mit „The Storyville Mosquito“ von Star-DJ Kid Koala zur Festival-Eröffnung am 7. Mai 2024 um 19:30 Uhr in den Bochumer Kammerspielen setzt Fidena die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Bochum und den Ruhrfestspielen Recklinghausen fort. 15 virtuose Akteure erwecken die Geschichte eines musizierenden Moskitos mit zwanzig Miniatur-Filmsets, acht Kameras und 75 Puppen zum Leben. Live vor den Augen des Publikums entsteht ein Hollywood-kompatibler Animationsfilm – begleitet von mitreißender Musik und Kid Koala an den Turntables! Vor der Vorstellung zieht die Fidena am Eröffnungstag ab 17 Uhr mit einer bunten Parade durchs Bermuda-Dreieck vom Anneliese Brost-Musikforum zum Schauspielhaus – mit übergroßen Insekten, Fledermäusen, Vögeln und eigenartigen Lebewesen als Statement gegen das Artensterben. Alle sind herzlich eingeladen, eigene Puppen mitzubringen und mit den Festivalmachern die Biodiversität und das Figurentheater zu feiern. Zum ersten Mal kooperiert die Fidena mit dem Schauspiel Dortmund und zeigt am 11. Mai 2024um 20 Uhr die biografische Materialperformance „Fünf Exponate“ vom KMZ Kollektiv. Auf innovative Weise erzählt die Arbeit mit Kartoffeln, Gips und persönlichen Geschichten von Raubkunst und Restitution. Dabei wirft sie ein besonderes Licht auf Alexander von Humboldt und seine Rolle als „Entdecker“. Wer mehr vom preisgekrönten KMZ Kollektiv erleben möchte, kann außerdem am 8. und 9. Mai 2024 die Uraufführung von „Kakau mit Zucker. Der köstliche Unterschied“ erleben, ein Theaterparcours in der Bochumer Turbinenhalle, der mit sinnlichen Mitteln hinter die glänzende Verpackungswelt der Schokoladenindustrie schaut. Allseits beliebt und aufgrund einer großen Fangemeinde immer schnell ausverkauft: Die Stücke der Berliner Gruppe Theater Zitadelle. Für die ganze Familie wird am 9. Mai 2024 die gewitzte Märchenumschreibung „Die gestiefelte Katze“ im Theaterrevier des Schauspielhauses Bochum gezeigt. Am 10. Mai 2024 gibt’s in der Turbinenhalle Bochum „Grand Hotel Grimm“. Die Produktion richtet sich an ein erwachsenes Publikum und schreibt die Geschichte der gealterten Berliner (!) Stadtusikanten auf urkomische Weise fort. Mehr Informationen im Netz unter fidena.de, dort kann auch das Programmheft heruntergeladen werden. Der Kartenverkauf für alle Produktionen des Festivals ist bereits gestartet. Tickets gibt es auf der Homepage oder unter Tel 0234 – 47720 (Mo - Fr von 9:30 bis 16:30 Uhr). Karten für „The Storyville Mosquito“ im Schauspielhaus Bochum gibt es unter schauspielhausbochum.de und an der Theaterkasse unter Tel 0234 - 3333 5555. Karten für die Vorstellungen im Schauspiel Dortmund gibt es unter theaterdo.de und an der Theaterkasse Dortmund unter Tel. 0231 – 5027222.

seit 7. Mai

Calligraffiti des Berliners Stohead

'Stop' im Alten Wartesaal

„Papillon“ ist der Titel dieser Arbeit von Stohead, dessen Ausstellung „Stop“ am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr im Alten Wartesaal des Bahnhofs Herne eröffnet wird.

Mit „Stop“, der neuen Ausstellung im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, präsentiert der Herner Verein Pottporus, seit seiner Gründung 2007 der Hip Hop Kultur und den Urban Arts verpflichtet, ab 26. April 2024 Werke des Berliner Künstlers Stohead, einem prominenten Vertreter der Stilrichtung Calligraffiti. Kalligrafie, Graffiti-Writing und Tagging, abstrakte Malerei – Stoheads Werke vereinen Text und Bild zu großformatigen, kontrastreichen Leinwänden. Dabei mag das Auge sich nicht so recht entscheiden, welchen Aspekt es zuerst fokussiert: Möchte es lesen oder betrachten? Die Qualität von Stoheads Arbeiten ergibt sich aus dem Spiel exakt geplanter kompositorischer Entscheidungen und schneller malerischer Gesten, die einen eindrucksvollen Bildrhythmus erzeugen und gleich wieder auflockern. Stohead, geboren als Christoph Häßler in Schwäbisch-Hall, trat in den späten 1980er Jahren erstmals als Graffiti-Künstler in Erscheinung. Tätig u.a. in Hamburg und jetzt in Berlin, entwickelte er seinen technisch komplexen Stil des Calligraffiti immer weiter und gilt heute als wichtiger Vertreter der Gattung Nach der Vernissage am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr ist die Ausstellung „Stop“ noch bis zum 26. Mai 2024 immer von Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 14 und 18 Uhr im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, Konrad-Adenauer-Platz 4, geöffnet. Der Eintritt ist frei.

seit 9. Mai

Montag, 13. Mai

Fortbildungsreihe Vielfalt, Partizipation & Kinderrechte

'Haltung macht zusammen'

Veranstaltungsort ist das Stadtteilzentrum Pluto.

Die Partnerschaft für Demokratie in Herne setzt sich als Teil des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ seit vielen Jahren aktiv für mehr Demokratie, Vielfalt- und Extremismusprävention in Herne ein. Demokratie und Vielfalt beginnt bereits von Kindheitsbeinen an. So hat „Demokratie leben!“ Herne in Zusammenarbeit mit der Kindheitspädagogin Rahel Steffen eine Fortbildungsreihe zu den Themen Vielfalt, Partizipation und Kinderrechte in der frühkindlichen Bildung zusammengestellt. Innerhalb der Fortbildungen wird zunächst ein inhaltlicher Impuls gesetzt und anschließend ein Blick auf die Praxis geworfen. Pädagogische Fachkräfte erhalten hier die Möglichkeit Wissen zu erweitern, die eigene Position und Haltungen zu reflektieren und mit praktischen Ideen in die Praxis zurückzukehren. Die Fortbildungen können einzeln besucht werden und sind kostenfrei. Alle interessierten Menschen können sich ab jetzt bei Elena Franz melden . Veranstaltungsort Stadtteilzentrum Pluto, Wilhelmstr. 89a, Herne

9 Uhr

Herzensangelegenheit Demenz

Herzensangelegenheit Demenz – Gesprächsgruppe.

Der Ambulante Hospizdienst lädt einmal im Monat montags zu der offenen Gesprächsgruppe – Herzensangelegenheit Demenz – für Angehörige von Menschen mit Demenz ein. In der Zeit von 10:30 bis 12 Uhr können sich die Menschen austauschen über ihre Sorgen und Nöte, aber auch Kraft tanken im Gespräch mit anderen Menschen.

10:30 Uhr

Konzert in den Flottmann-Hallen

ChorMusikTheater Soli d’Arte kommt nach Herne

Das Konzert mit Chor-MusikTheater Soli d’Arte findet in den Flottis statt.

Als Teil der Konzertreihe „Klein und Fein“ feiert Soli d’Arte am Samstag, 4. Mai 2024, um 18 Uhr in den Flottmann-Hallen, Herne Premiere. Weitere Konzerte folgen am 13. Mai 2024 im Gymnasium Petrinum, Recklinghausen und am 26. Mai 2024 im Bürgerhaus Süd, Recklinghausen. Der Titel des neuen Programms lautet „Na und, ist mir doch Egal!“ So heißt es in einer Mitteilung: „Symptome: Wut, Überforderung, Stürmische Zeiten, Hass, Alles zu viel, Holt mich hier raus, Alles geht dir auf die Nerven und so fort und so fort. Möchte im Auge des Sturms sitzen und denken: „Na und, ist mir doch egal!“ Der Titel der neuen Konzertreihe. Die Zuschauer erwartet ein schwungvolles, neues Programm von Soli d’Arte mit Musik unter Anderem von Mozart und Leonard Cohen, Liedern aus LaLaLand und dem König der Löwen, Klaviermusik von Inti Illimani, Philipp Glass, kuriosen Geschichten, erstaunlichen Texten, verrücktem Schauspiel und tänzerischen Choreografien. Nebenwirkungen wie Lachen und/oder Wechselwirkungen mit anderen Zuschauer können nicht ausgeschlossen werden." Die künstlerische Leitung und Konzeption hat Katharina Höhne inne. Michael van Ahlen ist der Vorleser und die musikalische Begleitung erfolgt durch Pianistin Tatjana Eihof. Der Kartenvorverkauf erfolgt über die Homepage von Soli d’Arte, eventim und bei Stadtmarketing Herne, an der Kirchhoffstraße 5, Herne. Der Eintritt kostet 19 Euro (ermäßigt 14 Euro).

18 Uhr

'The Zone of Interest'

Das vhs-Filmforum zeigt

Der schöne Paradiesgarten” von Hedwig Höß. Kinofilm: The Zone Of Interest.

Am Sonntag 12., Montag 13. und Mittwoch 15. Mai 2024, steht der Film von Jonathan Glazer „The Zone of Interest“ auf dem Programm. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Familie von Rudolf Höß, von Mai 1940 bis November 1943 Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz. Die Hauptrollen übernahmen Christian Friedel und Sandra Hüller. Das Filmforum der vhs Herne zeigt seit 1979 Filme, die in erster Linie keine Mainstream-Filmesind, das heißt, es stehen solche Filme im Vordergrund, die einen besonderen Anspruch erfüllen. Filme, die im „normalen“ Kinoprogramm gar nicht oder nur kurz gezeigt würden, kommen so nach Herne in die Filmwelt. Die Vorführungstermine können je nach Filmlänge variieren, sind in der Regel jedoch sonntags 12:30 Uhr, montags 20:15 Uhr und mittwochs 17:30 Uhr. Regie: Jonathan Glazer Mit Sandra Hüller, Christian Friedel, Medusa Knopf, Max Beck, Daniel Holzberg, Sascha Maaz, USA/GB/PL 2023, 106 Min. Es ist schön im “Paradiesgarten” von Hedwig Höß. Eine wahre Idylle. Mit Blumenbeeten, Gewächshäusern, Liegestühlen auf dem Rasen und sogar einem kleinen Badebecken mit Rutsche. Hedwig hat den Garten selbst angelegt, mit Hilfe günstiger Arbeitskräfte. Sie ist sehr stolz darauf und zeigt ihn gerne ihren Gästen. Mit ihren fünf Kindern und mit Freunden genießt Hedwig die Zeit im Garten und die entspannten Stunden am nahen Flussufer. Ihr Mann Rudolf kann ihr Haushaltshilfen vermitteln. Manchmal bringt er ihr auch einen Pelzmantel von der Arbeit mit. Sein Arbeitsplatz ist gleich hinter der langen, hohen Gartenmauer. Was dahinter vor sich geht, mindert Hedwigs Genuss an der Blütenpracht nicht im Geringsten – egal wie hell die Feuer der Öfen glühen, wie dicht die Rauchwolken aufsteigen, wie laut die Schreie der Verzweiflung und die Gewehrschüsse auch ertönen. Scherzhaft nennt Rudolf seine Frau „die Königin von Auschwitz“. Ausgezeichnet mit dem Großen Preis der Jury in Cannes und dem Oscar als bester ausländischer Film. Der Eintrittspreis beim Filmforum beträgt 6 Euro (zuzüglich Online-Buchungsgebühren und Aufschlag bei Überlänge). mehr Info auf der vhs-Homepage oder der Filmwelt-Homepage.

20:15 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Dienstag, 14. Mai

Kostenlose Veranstaltungen für Interessierte

Neuer 'Treffpunkt Stadtbibliothek'

Die Stadtbibliotheken zahlreiche kostenfrei Veranstaltungen unter dem Motto "Treffpunkt Stadtbibliothek": Diese haben nicht nur mit Büchern zu tun.

Die Stadtbibliothek Herne bietet mit „Treffpunkt Stadtbibliothek“ eine neue Veranstaltungsreihe für Erwachsene an, teilte die Stadt am Freitag (12.4.2024) mit. Hierbei finden während des laufenden Betriebs in den Bibliotheken Herne-Mitte und Herne-Wanne kostenlose Veranstaltungen statt, wie (Informations-)Vorträge zu aktuellen Themen, Workshops, Vorleseaktionen oder Lesungen. Zum Auftakt informiert Alexander Ottmann, Teamleitung Betreuung und Vormundschaften bei der Stadt Herne, „rund um die Vorsorgevollmacht“, am Dienstag, 16. April 2024, um 17 Uhr in der Bibliothek Herne-Mitte, Willi-Pohlmann-Platz 1. Er erklärt, was zu beachten ist, damit eine Vorsorgevollmacht im Ernstfall gültig ist und anerkannt wird. Der Notfall sollte, auch in rechtlicher Hinsicht, niemanden unvorbereitet treffen. Eine plötzliche oder altersbedingte Krankheit oder ein Unfall können nicht nur zu wesentlichen Veränderungen in der allgemeinen persönlichen Lebensgestaltung führen, sondern auch, dass man seine persönlichen Dinge (rechtlich) nicht mehr selbst regeln kann und auf die Mitwirkung anderer angewiesen ist. Mit einer rechtzeitig und ausreichend erteilten Vorsorgevollmacht kann man festlegen, wer die persönlichen Angelegenheiten regeln soll und vermeidet so, dass das Betreuungsgericht eine Betreuung anordnen muss. Unter dem Motto „Riegel vor! Sicher ist sicherer.“ ist die Polizei am Dienstag, 14. Mai 2024, um 16:30 Uhr in der Bibliothek Herne-Wanne, Wanner Straße 21, zu Gast und stellt passend zur Reisezeit Präventionsmaßnahmen zum Thema Wohnungseinbruch vor. Zum Thema „Reparieren, stopfen, upcycling“ bietet Chiara Cremon in der Bibliothek Herne-Mitte zwei Näh-Workshops an. Am Dienstag, 28. Mai 2024, um 17 Uhr zeigt sie, wie man Jeanshosen kürzt. Interessierte dürfen zu diesem Workshop gerne eine eigene Jeanshose mitbringen, die gekürzt werden muss. Beim zweiten Workshop am Dienstag, 8. Oktober 2024, um 17 Uhr dreht sich alles rund um Hilfsmittel zum Nähen aus Alltagsgegenständen. Vorlesepatin Jutta Wiemers liest am Dienstag, 2. Juli 2024, um 17 Uhr in der Bibliothek Herne-Mitte aus spannend-schaurigen Kurzkrimis vor. Im Mittelpunkt der Kurzkrimis stehen jene scheinbar alltäglichen Momente, in denen sich unerwartet alles verändert. Ob im Büro, in der Ehe oder im Urlaub, vor keinem Gräuel ist man gefeit und es kann ganz schnell vorbei sein. Diese Vorleseaktion richtet sich an Erwachsene. Auch in der Bibliothek Herne-Wanne ist Jutta Wiemers zu Gast. Sie liest am Dienstag, 24. September 2024, um 17 Uhr Kurzgeschichten aus verschiedenen Bereichen der Literatur vor – vom Krimi über eine kurze Liebesgeschichte bis zu einer Short-Story zum Lachen kann alles dabei sein. In der Bibliothek Herne-Wanne geht es am Dienstag, 23. Juli 2024, um 16 Uhr sportlich zu: Wai-Ying Fan-Keuchel bietet zwischen den Bücherregalen eine Yoga-Session, die sich vor allem an Yoga-Interessierte ohne besondere Vorkenntnisse richtet. Die Übungen finden vornehmlich im Stehen oder im Sitzen statt. Mitzubringen sind bequeme Kleidung, eine Matte, ein Handtuch, Neugier und Spaß. Das Programm dauert etwa 45 Minuten. Nathalie Bonk-Kleinschmidt, Inhaberin des Yoga-Studios „Studio AKASHA“, bietet am Montag, 4. November 2024, um 17 Uhr in der Bibliothek Herne-Mitte ein Gruppen-Coaching-Workshop zum Thema „Repariere, was dein Nervensystem stresst!“. Hier geht es darum, zu erforschen und loszulassen, was das eigene Nervensystem stresst, um mit mehr Gelassenheit und Ruhe die Dinge im Alltag und Job anzugehen. Weitere Termine sind derzeit in Planung, heißt es am Freitag (12.4.2024). Die Teilnahme an den Veranstaltungen der Reihe „Treffpunkt Stadtbibliothek“ ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, jedoch sind die Plätze begrenzt.

16:30 Uhr

„Außer Kontrolle“ am WLT

Never change an winning team

'Außer Kontrolle' am WLT: Der Staatsminister (Mike Kühne) und der Mann im Schrank (Marvin Moers) - zum Entsetzen von Jane (Friederike Baldin) und George (Mario Thomanek).

Richard Willey (Mike Kühne), Staatsminister in der britischen Regierung, hat für die „Nachtsitzung“ des House of Commons vis-a-vis im Westminster Hotel eine luxuriöse Suite im 6. Stock gebucht. Um diese bei Austern und Champagner mit der attraktiven Jane Worthington (Ensemble-Neuzugang Friederike Baldin), Sekretärin ausgerechnet des Oppositionsführers, zu verbringen. Störung durch seinen Assistenten George Pigden (Mario Thomanek) nur, wenn es brenzlig werden sollte für den Premier in der Unterhaus-Debatte. Gehen Richard schon der distinguierte, aber auffallend misstrauische Hotelmanager (Burghard Braun) und der nicht weniger neugierige, jede Gelegenheit zum Einstreichen von Trinkgeld nutzende Harald Cromwell (Guido Thurk) vom Zimmer-Service auf die Nerven, so ist es mit der Aussicht auf ein amouröses Abenteuer endgültig vorbei, als mit Jack Baker (Regieassistent Marvin Moers) ein vom herabfallenden Schiebefenster offenbar erschlagener Privatdetektiv entsorgt werden muss. Das Chaos kommt richtig in Schwung, als erst der höllisch eifersüchtige Ehemann der Geliebten, Ronnie Worthington (Tobias Schwieger), dann Richards so elegante wie selbstbewusste Gattin Pamela Willey (Tine Scheibe) und zu allem Überfluss auch noch die mannstolle Gladys Foster (Kathrin Marén Enders als Gast), Krankenschwester der Mutter George Pigdens, im altehrwürdigen Sterne-Hotel auftauchen… Ray Cooney ist einer der erfolgreichsten Komödienautoren weltweit. Weil der gebürtige Londoner des Jahrgangs 1932 selbst auf der Bühne stand, inszenierte und zweitweise Theaterdirektor war: Seine Farcen entspringen eigenen Erfahrungen. Mit geradezu mathematischer Exaktheit konstruiert Cooney die absurdesten Katastrophen, die mit einer zwingenden Logik seine Figuren zu immer neuen Notlügen verführen. Und dabei im atemberaubenden Tempo die Nerven aller Beteiligter auf der Bühne und im Parkett bis zum Zerreißen strapazieren. Never change an winning team: Ray Cooneys Farcen „Taxi Taxi – Doppelt leben hält besser“ (2019) und „Lügen haben junge Beine“ (2021), von Markus Kopf inszeniert und von Manfred Kaderk ausgestattet, waren auf den Punkt getimte absolute Publikumsrenner am Westfälischen Landestheater. Beim dritten Klassiker „Außer Kontrolle“, am 9. Oktober 1990 im Londoner Shaftesbury Theatre uraufgeführt und von René Heinersdorff am 6. Februar 1992 in der Münchner Komödie im Bayerischen Hof erstmals auf Deutsch inszeniert, hat nun WLT-Intendant Ralf Ebel selbst Regie geführt in der Ausstattung von Jeremias H. Vondrlik, Premiere war am 2. Dezember 2023 in der Castrop-Rauxeler Stadthalle. Sie haben mit dem einmal mehr über sich hinauswachsenden Mike „Rastelli“ Kühne, dem knochentrockenen Burghard Braun und dem frechen Bakschisch-Hamster Guido Thurk drei „Korsettstangen“ eingezogen, die auch in den beiden Vorläufern glänzten. Und ihnen mit dem scheinbar stillen Wasser Mario Thomanek und dem tollkühnen Tobias Schwieger zwei weitere Ensemblemitglieder mit Cooney-Erfahrung („Lügen…“) an die Seite gestellt. Doch all‘ das hat nichts genutzt: der Stücktitel „Außer Kontrolle“ gilt auch für die ausufernde, einschließlich Pause mit über zweieinhalb Stunden entschieden zu lange Inszenierung. Statt einer sich immer schnelleren Umdrehung der Spirale des nackten Wahnsinns eine lähmende Wiederholung des Immergleichen, die durch Reduktion beim Figurenarsenal (Pamela Willey, Gladys Foster) und Straffung des Textes hätte vermieden werden können.

19:30 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Mittwoch, 15. Mai

Jörg Lippmeyer im Sodinger Kunstpunkt

'Stop Look And Listen'

'Stop Look And Listen' – Jörg Lippmeyer stellt im Sodinger Kunstpunkt aus.

„Wir sollten viel öfter etwas tun, das kein Ziel verfolgt, keine Eile hat und sich nicht lohnen muss ...“ lautet das Motto auf seiner Homepage. Für ihn selbst hat es offenbar keine Gültigkeit, denn der 1954 in Wanne-Eickel geborene Jörg Lippmeyer, der sich als „Maler“ versteht, ist unermüdlich in den unterschiedlichsten künstlerischen Genres unterwegs. 1976 in Dortmund zum Grafikdesigner ausgebildet malt er vornehmlich in Acryl und Öl auf Leinwand, in den letzten Jahren vor allem unter dem Label „New Pott Art“ äußerst farbenfroh in der plakativen Pop-Art-Manier des US-Amerikaners Robert Indiana. Aber auch die Farb- und Formexperimente des Bottropers Josef Albers finden sich gespiegelt in ganz unterschiedlichen Werken Lippmeyers, die den Betrachter suggestiv beeinflussen. Wie jetzt im Mittelteil der Ausstellung „Stop Look And Listen“ im Sodinger Kunstpunkt des Herner Künstlerbundes in programmatischer Hängung: rechterhand angelehnt an die variantenreiche Sammlung „Die Kunst der Fuge“ Johann Sebastian Bachs, vis-a-vis an der Säule zwei Bilder, die an die expressiven Gitarrenriffs eines Jimi Hendrix erinnern. Zur enormen Bandbreite seines Œuvres gehören auch Aquarelle, Zeichnungen, Grafiken und Monotypien, Mischtechniken, Filzarbeiten, Objekte und sogenannte Bilduren, Bilder an Skulpturen in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer HaWe Hubert. Seit 2024 gehört Lippmeyer zu einer Künstlergruppe, die unter dem Titel „crikraculum“ Objekte und Installationen im Miniaturformat gestaltet. 2015 begann seine Tätigkeit als Zeichner und „Cool Cats“-Karikaturist bei dem Nachrichtenportal „halloherne“. Seit 2020 schließlich hat er mit dem Videoprojekt „Rettet die schönen Wörter“ bei YouTube für erhebliches Aufsehen gesorgt (halloherne berichtete). Jetzt zeigt Jörg Lippmeyer in der Galerie Kunstpunkt neben dem Hochbunker an der Mont-Cenis-Straße rund 25 aktuelle, in 2024 entstandene Bilder, Acryl auf Leinwand, die man auf den ersten Blick unter „New Pott Art“ subsummieren könnte. Wie etwa die vierteilige ABBA-Serie, von der nur noch drei Arbeiten zu sehen sind, da ein Bild bereits vorab verkauft wurde. Beim zweiten Hinsehen offenbaren sich hintergründige Feinheiten etwa in der Serie „Finde deine Mitte“, wo das opake Quadrat stets die Bildmitte sucht und doch nie findet. Oder eine dreiteilige Serie von quadratischen Bildern, in denen die strenge grafische Ordnung durch Farbexplosionen durchbrochen wird. Im mittleren Bild hat der Wanne-Eickeler in England erworbene Farbpigmente des berühmten, leuchtenden Yves-Klein-Blau verarbeitet. Vier ältere Arbeiten ergänzen die aktuellen Werke: zwei „Wächterbilder“ an beiden Stirnseiten, Öl-Pastell-Kreidezeichnungen wie die Aufforderung „Mach mal Pause“ am Kaffeetisch in der Mitte sowie gleich am Eingang eine weitere Text-Bild-Collage unter dem Titel „Hitchcock trifft Picasso“: Auf dem Hintergrund der weißen Friedenstauben des Spaniers und der düsteren Rabenvögel des englischen Filmemachers der Appell „Stopp den Krieg in der Ukraine. Überall“. Die Ausstellung „Stop Look And Listen“, die vom 21. April bis zum 19. Mai 2024 in der Galerie Kunstpunkt, Mont-Cenis-Straße 296 mittwochs und sonntags jeweils zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet hat, soll nicht nur zum Sehen animieren, sondern geradezu zum Zuhören. Weshalb Jörg Lippmeyer auf begleitende Texte verzichtet hat, bei der Eröffnung und in der Folgezeit aber gern für alle Fragen zur Verfügung steht. Zur vom Gitarristen Norbert Müller musikalisch umrahmten Vernissage am Sonntag, 21. April 2024, um 11.30 Uhr spricht Dr. Volker Eichener, Professor der Soziologie und Politologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Vorsitzender des Kulturvereins Hülsmannbrauerei.

15 Uhr

'The Zone of Interest'

Das vhs-Filmforum zeigt

Der schöne Paradiesgarten” von Hedwig Höß. Kinofilm: The Zone Of Interest.

Am Sonntag 12., Montag 13. und Mittwoch 15. Mai 2024, steht der Film von Jonathan Glazer „The Zone of Interest“ auf dem Programm. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Familie von Rudolf Höß, von Mai 1940 bis November 1943 Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz. Die Hauptrollen übernahmen Christian Friedel und Sandra Hüller. Das Filmforum der vhs Herne zeigt seit 1979 Filme, die in erster Linie keine Mainstream-Filmesind, das heißt, es stehen solche Filme im Vordergrund, die einen besonderen Anspruch erfüllen. Filme, die im „normalen“ Kinoprogramm gar nicht oder nur kurz gezeigt würden, kommen so nach Herne in die Filmwelt. Die Vorführungstermine können je nach Filmlänge variieren, sind in der Regel jedoch sonntags 12:30 Uhr, montags 20:15 Uhr und mittwochs 17:30 Uhr. Regie: Jonathan Glazer Mit Sandra Hüller, Christian Friedel, Medusa Knopf, Max Beck, Daniel Holzberg, Sascha Maaz, USA/GB/PL 2023, 106 Min. Es ist schön im “Paradiesgarten” von Hedwig Höß. Eine wahre Idylle. Mit Blumenbeeten, Gewächshäusern, Liegestühlen auf dem Rasen und sogar einem kleinen Badebecken mit Rutsche. Hedwig hat den Garten selbst angelegt, mit Hilfe günstiger Arbeitskräfte. Sie ist sehr stolz darauf und zeigt ihn gerne ihren Gästen. Mit ihren fünf Kindern und mit Freunden genießt Hedwig die Zeit im Garten und die entspannten Stunden am nahen Flussufer. Ihr Mann Rudolf kann ihr Haushaltshilfen vermitteln. Manchmal bringt er ihr auch einen Pelzmantel von der Arbeit mit. Sein Arbeitsplatz ist gleich hinter der langen, hohen Gartenmauer. Was dahinter vor sich geht, mindert Hedwigs Genuss an der Blütenpracht nicht im Geringsten – egal wie hell die Feuer der Öfen glühen, wie dicht die Rauchwolken aufsteigen, wie laut die Schreie der Verzweiflung und die Gewehrschüsse auch ertönen. Scherzhaft nennt Rudolf seine Frau „die Königin von Auschwitz“. Ausgezeichnet mit dem Großen Preis der Jury in Cannes und dem Oscar als bester ausländischer Film. Der Eintrittspreis beim Filmforum beträgt 6 Euro (zuzüglich Online-Buchungsgebühren und Aufschlag bei Überlänge). mehr Info auf der vhs-Homepage oder der Filmwelt-Homepage.

17:30 Uhr

Unerwartete Wendungen im Aalto-Musiktheater

'L’amant anonyme' in Essen

Szene aus "L’amant anonyme": Léontine (Lisa Wittig) spricht mit Ophémon (Tobias Greenhalgh), Valcour (George Vîrban) lauscht hinter der Tür.

In Joseph Bolognes heiter-harmloser kammermusikalischer Komödie „L’amant anonyme“, 1780 im Privattheater von Madame de Montesson, der Gattin von Louis Philippe d'Orléans, vor geladenen adligen Gästen in Paris uraufgeführt, ist Valcour (George Vîrban) ratlos. Er kann seiner vor Kurzem verwitweten Freundin Léontine (Lisa Wittig) nur anonyme Briefe, Blumensträuße und Geschenke schicken, ihr aber nicht persönlich seine Liebe gestehen. Diese hat sich von der hektischen Großstadt auf ihr im Essener Aalto-Theater recht düsteres, kaltes Landschloss (Ausstatter Ivan Ivanov nutzt Frank Philipp Schlößmanns Bühne aus der 2021er Mozart-Produktion „La finta giardiniera“) zurückgezogen und weiß zunächst nicht so recht, ob sie sich über die Liebesbeweise eines Unbekannten freuen oder ärgern soll. Nur Valcours Freund Ophémon (Tobias Greenhalgh) kennt dessen wahre Identität und sieht die Chance zur Offenbarung gekommen bei der kurz bevorstehenden Hochzeit von Jeannette (Natalija Radosavljevic alternierend mit Natalia Labourdette) und Colin (Aljoscha Lennert). Denn nach und nach zeigt sich auch Léontine geschmeichelt von der ihr täglich zuteilwerdenden Aufmerksamkeit und sie beauftragt Ophémon, ein Rendez-vous mit ihrem Verehrer zu arrangieren. Am nicht unerwarteten glücklichen Ende feiern zwei Paare die Macht der Liebe… Als der aus Guadeloupe stammende Joseph Bologne (1739 oder 1745-1799) diese zweiaktige Comédie mêlée d'ariettes („Komödie mit kleinen Liedern“) komponierte auf ein Libretto von François-Georges Fouques Deshayes, genannt „Desfontaines“, war der „Chevalier de Saint-Georges“ eine der prominentesten Figuren der Pariser Kulturszene und der Adelsgesellschaft – aufgrund seiner Hautfarbe, aber auch seiner zahlreichen Talente: Geiger, Fechter, Komponist, Dirigent und Offizier. Nach seinem Tod aber verschwand er ebenso in der Versenkung wie seine liebreizende frühklassische Komödie über Versteckspiele, Verwirrungen, vertauschte Identitäten und das hoffnungslose, aber hartnäckige Werben um die Liebe. Trotz schwelgerischer Duette, großer Ensembleszenen und bunter Divertissements unter der musikalischen Leitung von Wolfram-Maria Märtig, 1. Kapellmeister am Aalto-Theater, ist „L’amant anonyme“ nicht abendfüllend, weshalb mit der ungarischen Regisseurin und Lehrbeauftragten an der Berliner Universität der Künste, Zsófia Geréb, eine vielgefragte Spezialistin für Inszenierungen mit „zeitgemäßer Relevanz“ (so Donizettis „Don Paquale“ vor Jahresfrist in Gelsenkirchen) verpflichtet wurde. In die Comédie mêlée ist mit „Unerwartete Wendungen“ ein von Alvaro Schoeck inszeniertes und vom jungen Düsseldorfer Komponisten SJ Hanke musikalisch ergänztes Beteiligungsprojekt („Aalto:StartUp“) integriert worden. Naturgemäß nichts für Opern-Puristen, die am liebsten nur Bekanntes aufgewärmt bekommen wollen. Weshalb selbst die Premierenvorstellung am Samstag (16.3.2024) große Lücken im Parkett aufwies. Aber ‘was für Neugierige und, so die Hoffnung, für junge Neulinge: Die beiden heimischen Poetry Slammer Jule Weber („Nichts berührt, nichts geht vergessen“) und Jan Seglitz alias Jay Nightwind („Darf ich dich vielleicht lieben?“) tragen als „Spoken Word Artists“ eigene Texte vor, die Interessierte auch im oberen Foyer nachlesen oder mit dem Handy fotografieren können. Fünf Urban-Street-Dancer präsentieren den in Rokokokostümen steckenden Hochzeitern Styles wie Breakdance, Krumping und Robot. Schließlich hängen im Foyer und an einer Wand des Landsitzes Léontines auf der stets rotierenden Drehbühne ausdrucksstarke Aufnahmen emotionaler menschlicher Situationen, die im Rahmen eines Workshops zusammen mit Profi-Fotografen entstanden sind. „L’amant anonyme oder Unerwartete Wendungen“ ist ein sicherlich umstrittenes, bei den häufigen Unterbrechungen der Komödienhandlung nicht immer gelungenes Experiment binnen zweier höchst abwechslungsreicher und sehr wohl inspirierender Stunden. Angereichert mit Christina Clark und Rainer Maria Röhr als in das Bühnengeschehen eingreifende Zuschauer, mit einem vielköpfigen Jungen Chor und einem Seniorinnen-Quartett. Und den um die Schlagwerker Patrick Andersson und Oliver Kerstan verstärkten Essener Philharmonikern, die einmal mehr musikalisch nichts zu wünschen übrig lassen. Die weiteren Vorstellungen: Einführung jeweils 45 Minuten der Vorstellung. Montag, 22. April 2024, 19.30 Uhr, Blaue Stunde. Das neue Format fasst kleinformatige, vielgestaltige, besondere Abende außerhalb des Vorstellungsbetriebs auf der großen Bühne zusammen. Jeweils montags werden die großen Musiktheaterpremieren künstlerisch reflektiert. Karten sind erhältlich im Ticket-Center der TUP, II. Hagen 2 in der Essener City, an der Kasse des Aalto-Theaters, Opernplatz 10, online unter theater-essen.de oder unter Tel 0201 - 81 22 200.

19:30 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Donnerstag, 16. Mai

Zwei Tage – Chancengleichheit und Vielfalt

Online Impuls: 'Diversity Management'

Zweitägiger Online Impuls zum Thema „Diversity Management“.

In zwei aufeinander aufbauenden Online-Impulsen der Netzwerkstelle 'Unternehmen Vielfalt' werden Unternehmen die Grundsätze von Diversity Management, Handlungsfelder und Maßnahmen zur Umsetzung vermittelt. Sie erfahren dabei, wie eine Diversity-Vision entwickelt wird und welche Aktivitäten sich bereits mit wenigen Ressourcen umsetzen lassen. Warum sollten sich Unternehmen mit dem Thema Diversity auseinandersetzen und dabei einen besonderen Fokus auf das Thema LSBTIQ* richten? Welchen Vorteil haben Betriebe, die sich aktiv mit Vielfalt auseinandersetzen? Wie gelingt die Umsetzung? Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Anmeldungen sind bis Montag, 6. Mai 2024 hier möglich: info@unternehmen-vielfalt.nrw. Im Zuge der Allianz für Vielfalt und Chancengerechtigkeit unterstützt das Land NRW Beratungsangebote rund um das Thema Diversity und LSBTIQ* in KMU und richtete zur Umsetzung der Maßnahmen die Netzwerkstelle UNTERNEHMEN VIELFALT ein. mehr Info

BNE-Fortbildungsangebot für Erzieher und Umweltbildner

Nachhaltigkeitswissen spielerisch vermitteln

Bei einer Veranstaltung stellte Kinderbuchautor und Flusspoet Thorsten Trelenberg den Kindern das Kamishibai vor.

Castrop-Rauxel. Abstrakte Nachhaltigkeitsziele wie Klimaschutz, Artenvielfalt und sauberes Wasser kindgerecht aufbereiten – im Rahmen der Kampagne „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) bieten Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) genau das in einem kostenfreien Fortbildungsangebot für pädagogische Mitarbeiter von Kitas, Lehrkräfte von Grundschulen, Mitarbeiter der BNE-Regionalzentren und Umweltbildner an: Am Donnerstag, 16. Mai 2024, lernen Interessierte das japanische Erzähltheater „Kamishibai“ kennen, mit dem sich Nachhaltigkeitswissen spielerisch vermitteln lässt. Die eintägige BNE-Veranstaltung findet in Kooperation mit dem BNE-Regionalzentrum Biologisches Zentrum Kreis Coesfeld am Hof Emscher-Auen in Castrop-Rauxel statt. Anmeldungen sind noch bis zum 3. Mai möglich. Das Geschichtenerzählen mit dem japanischen Papiertheater „Kamishibai“ eignet sich sehr gut, um schon kleine Kinder zum Nachdenken über Themen im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung anzuregen. Eine Erzählerin oder ein Erzähler wechselt Bilder in einem Rahmen aus und lässt so eine Geschichte – unter aktiver Beteiligung des Publikums – lebendig werden. So lassen sich abstrakte Nachhaltigkeitsziele spielerisch vermitteln. Die kostenfreie Veranstaltung startet um 8.30 Uhr am Hof Emscher-Auen, Horststraße 60, in 44577 Castrop-Rauxel. Bis 17 Uhr lernen die Teilnehmer den didaktischen Aufbau und Erzählempfehlungen von BNE-Kamishibai kennen und können auch selbst mit Kamishibai für ihren eigenen Arbeitsalltag experimentieren. Interessierte können sich per E-Mail oder telefonisch bis zum 3. Mai bei Kerstin Stuhr –stuhr.kerstin@eglv.de, 0201 104-2386 – anmelden. Weitere Informationen zur BNE-Fortbildung gibt es unter eglv.de/bildungsengagement. Wichtig: Für Institutionen, die im Landesprogramm Schule der Zukunft angemeldet sind, wird die Fortbildung als BNE-Modul voll angerechnet.

8:30 Uhr

Calligraffiti des Berliners Stohead

'Stop' im Alten Wartesaal

„Papillon“ ist der Titel dieser Arbeit von Stohead, dessen Ausstellung „Stop“ am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr im Alten Wartesaal des Bahnhofs Herne eröffnet wird.

Mit „Stop“, der neuen Ausstellung im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, präsentiert der Herner Verein Pottporus, seit seiner Gründung 2007 der Hip Hop Kultur und den Urban Arts verpflichtet, ab 26. April 2024 Werke des Berliner Künstlers Stohead, einem prominenten Vertreter der Stilrichtung Calligraffiti. Kalligrafie, Graffiti-Writing und Tagging, abstrakte Malerei – Stoheads Werke vereinen Text und Bild zu großformatigen, kontrastreichen Leinwänden. Dabei mag das Auge sich nicht so recht entscheiden, welchen Aspekt es zuerst fokussiert: Möchte es lesen oder betrachten? Die Qualität von Stoheads Arbeiten ergibt sich aus dem Spiel exakt geplanter kompositorischer Entscheidungen und schneller malerischer Gesten, die einen eindrucksvollen Bildrhythmus erzeugen und gleich wieder auflockern. Stohead, geboren als Christoph Häßler in Schwäbisch-Hall, trat in den späten 1980er Jahren erstmals als Graffiti-Künstler in Erscheinung. Tätig u.a. in Hamburg und jetzt in Berlin, entwickelte er seinen technisch komplexen Stil des Calligraffiti immer weiter und gilt heute als wichtiger Vertreter der Gattung Nach der Vernissage am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr ist die Ausstellung „Stop“ noch bis zum 26. Mai 2024 immer von Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 14 und 18 Uhr im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, Konrad-Adenauer-Platz 4, geöffnet. Der Eintritt ist frei.

14 Uhr

Stadtwerke laden zur interaktiven Veranstaltungsreihe ein

'Heizen mit Köpfchen'

Die Stadtwerke Herne laden zu einer interaktiven Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Heizen mit Köpfchen" ein (Symbolbild).

Zum dritten Mal laden die Stadtwerke zu ihrer neuen interaktiven Veranstaltungsreihe „Stadtwerke hautnah“ ein. „Heizen mit Köpfchen“ heißt es am Donnerstag, 16. Mai 2024, um 17 Uhr im Stadt Forum auf der Bahnhofstraße. Gemeinsam mit Fachpartnern – die auch einige Geräte mit dabei haben - geben die Heizungsexperten der Stadtwerke einen Überblick über die unterschiedlichen Heizungsmöglichkeiten. Im Fokus stehen Altbauten, wo individuelle Lösungen gefragt sind. Welche System funktioniert wo am besten? Und wie wird Heizen in Bestandsgebäuden besonders effizient? Die Veranstaltung ist kostenlos. Eine Anmeldung unter www.stadtwerke-herne.de/stadtwerkehautnah ist allerdings erforderlich. Man muss aber schnell sein: Die beiden ersten Veranstaltungen waren in kürzester Zeit ausgebucht.

17 Uhr

Verantwortliche der Martin-Opitz-Bibliothek laden ein

Vortrag über Paul Schiemann

Der Eingang zur Martin-Opitz-Bibliothek.

Am Donnerstag, 16. Mai 2024. findet um 19 Uhr in der Martin-Opitz-Bibliothek ein Vortrag über Die publizistische Tätigkeit Paul Schiemanns in der Zwischenkriegszeit (1919-1939) statt. Der Eintritt ist frei. Keine Voranmeldung erforderlich. So heißt es über Paul Schiermann: „Der Journalist und Politiker Paul Schiemann (1876-1944) war in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg Anführer der deutsch-baltischen Parteien im lettischen Parlament sowie Mitherausgeber und Chefredakteur der „Rigaschen Rundschau“, deren Strahlkraft weit übers Baltikum hinausreichte. Darüber hinaus beteiligte er sich intensiv an der Entstehung einer europäischen Minderheitenbewegung, die in der Gründung des „Europäischen Nationalitätenkongresses“ 1925 gipfelte. Ab 1933 warnte er die die deutschen Minderheiten aus seinem österreichischen Exil vor den Gefahren des Nationalsozialismus. Der Vortrag beleuchtet Schiemanns Wirken in der Zwischenkriegszeit auf der Grundlage seiner journalistischen Wortmeldungen.“ Thomas Geuchen studierte Geschichtswissenschaft und Philosophie an der Universität Tübingen sowie der Fernuniversität in Hagen. Eine Teilnahme am „Paul-Schiemann-Seminar“ des Deutsch-Baltischen Jugendwerks brachte ihn in Berührung mit seinem historischen Protagonisten. 2023 erlangte er mit einer Arbeit über das Vortragsthema den Master-Abschluss.

19 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Freitag, 17. Mai

Studenten spielen David Gieselmanns Überschreibung

'Die Fledermaus' fast ohne Johann Strauß

Rosalinde (Anna Tabea Stockbrügger) als ungarische Gräfin und ihr Gatte Gabriel von Eisenstein (William Hauf) als Marquis Renard.

Johann Strauß, so geht die Mär, soll seine am 5. April 1874 in Wien uraufgeführte „Königin der Operette“ binnen 43 Tagen in absoluter Zurückgezogenheit und im tranceähnlichen Zustand zu Notenpapier gebracht haben. Sie reüssierte übrigens erst richtig in der Fremde, bei den Piefkes in Hamburg und Berlin. Was auch damit zusammenhängt, dass schon damals der Offenbach-Librettist Richard Genée und Johann Strauß der verlogenen Wiener Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten haben, über den diese alles andere als erfreut war. Und das vor allem mit Extempores, die, Metternichs Zensoren sei gedankt, seit Nestroys Zeiten ganz in der Tradition des Wiener Volkstheaters stehen. Für die queere Inszenierung seines Freundes Maximilian von Mayenburg am Schauspiel Graz hat David Gieselmann aus dem Libretto der „Champagner-Oper“ von Carl Haffner und Richard Genée 2019 eine neue Dialogfassung mit verändertem Finale geformt. Gabriel von Eisenstein (William Hauf) muss ins Gefängnis, weshalb er seinen Anwalt Dr. Blind (hier kein „Stotterbock“: Justus Rosenkranz) übel beschimpft. Als ihn sein Freund, der Notar Dr. Falke (Linet Arndt), mit zum Ball des russischen Prinzen Orlofsky (Sarah Flechtker) nimmt, kann sich Eisensteins Gattin Rosalinde (Anna Tabea Stockbrügger) ihrem Liebhaber Alfred (Camillo Guthmann) widmen. Der vom Gefängnisdirektor Frank (Anton Engelmann) als Eisenstein verhaftet wird. Nun kann auch Rosalinde zum Ball, auf dem sich bereits ihre Bedienstete Adele (Salome Zehnder) mit ihrer Schwester Ida (Lena-Sophie Baer) vergnügt. Verkleidet als ungarische Gräfin erkennt sie in Marquis Renard ihren Gatten und luchst dem notorischen Verführer seine Taschenuhr ab. Falkes Rache der Fledermaus für eine drei Jahre zurückliegende Demütigung beschränkt sich bei Gieselmann freilich nicht auf Eisenstein: Er verkündet, allen Gästen Gift in den Champagner gemischt zu haben… Die Überschreibung des Hamburger Dramatikers bringt den Stoff nicht nur sprachlich näher an unsere Gegenwart, sondern eröffnet besonders den Frauenfiguren neue Perspektiven. Katharina Birch hat dieses Fest einer gelangweilt-gesättigten Gesellschaft, die stets auf der Suche nach dem ultimativen Kick ist, als Stoff gewählt für die jährliche Bochumer Inszenierung mit dem dritten Jahrgang des Studiengangs Schauspiel der Folkwang-Universität. Weil sie, so die Regisseurin (zuletzt in Bochum „Die Schöne und das Biest“ und „Der Struwwelpeter“) gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, im Schauspiel-Bereich nichts Passendes fand, um den elf Studierenden gleichwertige Rollen anbieten zu können. „Schlag nach bei Shakespeare!“ möchte man der gebürtigen Berlinerin mit Cole Porter zurufen, die studentischen Aufführungen an der Königsallee und im Schlossparks Weitmar haben in den vergangenen Jahrzehnten Dutzende Talente hervorgebracht, die den Ruhm der Shakespeare-Stadt Bochum bis heute befeuern. Nun also eine Fledermaus fast ohne Johann Strauß mit einigen entschlackten Ohrwürmern und beim Ball im zweiten Akt Extempores (Herbert Grönemeyer, Leonard Bernstein) vom Band. Dafür mit einer Anleihe an Dieter Roths dadaistisches Monodram „Murmel, Murmel“, das 2018 in Herbert Fritschs Berliner Volksbühnen-Inszenierung an der Bochumer „Kö“ gastierte. Das spielwütig-engagierte Ensemble auf der nur aus einer überdimensionierten Fliege bestehenden Drehbühne, vom Ausstatter-Duo Georg & Paul (Eva Henschkowski und Lolita Hindenberg) in moderne Kostüme unter schrägen Frisuren gesteckt, noch zu nennen Tom Gerhartz als Gefängniswärter Frosch und Paula Julie Pitsch, offenbart durchaus auch musikalische Talente, sängerisch vor allem Salome Zehnder und instrumental Sarah Flechtker mit ihrem Trompetensolo. Nach 80 Minuten ist der turbulente Spaß ohne vierte Wand schon wieder vorbei. Die nächsten Vorstellungen in den Kammerspielen des Schauspielhauses Bochum: Karten unter schauspielhausbochum.de oder an der Theaterkasse unter Tel. 0234 – 33 33 55 55.

19:30 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Calligraffiti des Berliners Stohead

'Stop' im Alten Wartesaal

„Papillon“ ist der Titel dieser Arbeit von Stohead, dessen Ausstellung „Stop“ am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr im Alten Wartesaal des Bahnhofs Herne eröffnet wird.

Mit „Stop“, der neuen Ausstellung im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, präsentiert der Herner Verein Pottporus, seit seiner Gründung 2007 der Hip Hop Kultur und den Urban Arts verpflichtet, ab 26. April 2024 Werke des Berliner Künstlers Stohead, einem prominenten Vertreter der Stilrichtung Calligraffiti. Kalligrafie, Graffiti-Writing und Tagging, abstrakte Malerei – Stoheads Werke vereinen Text und Bild zu großformatigen, kontrastreichen Leinwänden. Dabei mag das Auge sich nicht so recht entscheiden, welchen Aspekt es zuerst fokussiert: Möchte es lesen oder betrachten? Die Qualität von Stoheads Arbeiten ergibt sich aus dem Spiel exakt geplanter kompositorischer Entscheidungen und schneller malerischer Gesten, die einen eindrucksvollen Bildrhythmus erzeugen und gleich wieder auflockern. Stohead, geboren als Christoph Häßler in Schwäbisch-Hall, trat in den späten 1980er Jahren erstmals als Graffiti-Künstler in Erscheinung. Tätig u.a. in Hamburg und jetzt in Berlin, entwickelte er seinen technisch komplexen Stil des Calligraffiti immer weiter und gilt heute als wichtiger Vertreter der Gattung Nach der Vernissage am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr ist die Ausstellung „Stop“ noch bis zum 26. Mai 2024 immer von Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 14 und 18 Uhr im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, Konrad-Adenauer-Platz 4, geöffnet. Der Eintritt ist frei.

seit 16. Mai

Samstag, 18. Mai

Kirchengemeinde St. Joseph

Projekt 'Kinderminichor' an Pfingstmontag

In der Kirchengemeinde St. Joseph soll ein kleiner Kinderchor entstehen.

Für den Familiengottesdienst am Montag, 20. Mai 2024, um 11 Uhr in der Kirchengemeinde St. Joseph soll ein kleiner Kinderchor entstehen, der den Gottesdienst mit einigen Liedern mitgestalten wird. Gemeindereferentin Uta Trosien und Gemeindereferentin Birgit Terfloth i.R. laden Kinder zwischen fünf und zehn Jahren zu einigen Probenterminen im Mai ein. Die Proben finden am 4., 11. und 18. Mai von 10 bis 12 Uhr im Gemeindehaus von St. Joseph, Hauptstrasse 144 statt. Kinder, die mitmachen wollen, können sich bis zum 2. Mai bei Uta Trosien per Mail oder Tel 02325/3728827 anmelden.

10 Uhr

Kammer-Musical begeistert in Gelsenkirchen

The Story of My Life

Der selbstgewisse Schriftsteller Thomas Weaver (Sebastian Schiller, l.) ist sich lange Zeit nicht bewusst, was er seinem Freund Alvin Kelby (Benjamin Lee) zu verdanken hat.

Mit „The Story of My Life“ ist jetzt ein so mitreißendes wie berührendes Zwei-Personen-Musical zu später Stunde am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier zu erleben, die Neuentdeckung einer am 2. Dezember 2006 im kanadischen Toronto uraufgeführten, drei Jahre später am New Yorker Broadway und bei der Deutschsprachigen Erstaufführung 2014 in Wien reüssierenden Spurensuche einer scheinbar unzertrennlichen Freundschaft zweier Jungen, die im Sandkastenalter begann. Thomas „Tom“ Weaver (Gelsenkirchens Musical-Darling Sebastian Schiller) ist ein erfolgreicher und preisgekrönter Autor von Kurzgeschichten. Allzu schwer sollte es ihm also nicht fallen, etwas zu Papier zu bringen, auch wenn es diesmal um ein für ihn ungewohntes Textformat geht: Eine Grabrede. Nicht auf irgendwen, sondern seinen besten Freund Alvin „Al“ Kelby (herausragend: Benjamin Lee), der seinem Leben freiwillig ein Ende setzte – ausgerechnet durch einen Sprung von der Brücke in einen rauschenden Wasserfall, der im bisherigen Leben der beiden Freunde eine große Rolle gespielt hat. Die literaturaffinen Freunde hatten sich einst geschworen, einen Nachruf auf den jeweils anderen, der zuerst stirbt, zu verfassen. Al hätte es wissen können, dass der wenig entschlussfreudige, ja, was das Verhalten seiner Verlobten Ann gegenüber betrifft, beziehungsunfähige Tom dieses Versprechen wohl nicht einlösen wird. Denn schon nach dem Tod seines Vaters, eines Buchhändlers in einer Kleinstadt, hatte sich der damals bereits bekannte Schriftsteller keine Mühe gegeben und außer einer belanglos-freundlichen Allerwelts-Formulierung nichts Eigenes zustande gebracht, sondern die Worte eines berühmten, längst verstorbenen Kollegen bemüht. Jetzt, da Al, den er nach Beginn seines Studiums und des damit verbundenen Umzugs in eine Metropole nur noch einmal im Jahr getroffen hat, gestorben ist, verzweifelt Tom an seiner Schreibblockade. Erst im Zwiegespräch mit der Erinnerung an den toten Freund tastet er sich durch die gemeinsame Zeit zurück bis in Kindertage in der Buchhandlung, die Alvin nach dem Tod seines Vaters übernehmen sollte. Mit jedem Satz, mit jeder gemeinsam erlebten Episode wird das Bild dieser besonderen, letztlich aber gescheiterten Verbindung klarer. „Die Geschichte meines Lebens“, vom MiR-Regieassistenten Vongani Bevula in der deutschen Fassung von Thomas Borchert und Jerry Marwig im Foyer des Großen Hauses inszeniert, ist eine sentimentale, zu Herzen gehende Buddy-Story. Der gebürtige Südafrikaner zeichnet auch für die so einfache wie wirkungsvolle Ausstattung verantwortlich. Hinter der auch farblich zweigeteilten Bühne eine Videowand für illustrierende Fotos und kleine Filme mit sympathischem Lokalkolorit: links im schwarzen Bereich der Schreibtisch des Schriftstellers samt allen Auszeichnungen, rechts im weißen Bereich Toms personifizierte Erinnerungen an Al. Ein neunköpfiges, nah am Publikum positioniertes Kammerorchester der Neuen Philharmonie Westfalen ist unter der Leitung des MiR-Korrepetitors Mateo Peñaloza Cecconi erfolgreich bemüht, die gefällige, melancholisch grundierte Genremusik zu akzentuieren. Und damit auf den emotionalen Höhepunkt der gut einhundertminütigen Aufführung zusteuert, bei dem der ichbezogene Tom endlich entdeckt, wie viel er Al verdankt – im Leben und nicht zuletzt auch für sein Werk: „Scheib, was du weißt!“. Anknüpfend an die großen Erfolge von „Hedwig and the Angry Inch“ und „tick, tick… Boom!“ widmet sich das Musiktheater im Revier mit „The Story of My Life“ von Brian Hill (Buch) und Neil Bartram (Musik und Gesangstexte) erneut einem Musical in kleiner Besetzung - mit stehenden Ovationen gefeiert am Premierenabend des 20. April 2024. Hill und Bartram verbindet eine langjährige, künstlerische Partnerschaft, die 2006 mit „The Story of My Life“ ihren Anfang nahm. Beim Drama Desk Award 2009 erhielten sie für die Broadway-Produktion des Stückes vier Nominierungen. Etliche weitere gemeinsame Arbeiten folgten, darunter „The Adventures of Pinocchio“ (2011), „The Theory of Relativity“ (2014) sowie das Disney-Musical „Bedknobs and Broomsticks“ (2021). Karten sind für 15 (ermäßigt 7,50) Euro erhältlich unter musiktheater-im-revier.de, an der MiR-Theaterkasse am Kennedyplatz (Montag und Samstag von 10 bis 14 Uhr, Dienstag bis Freitag von 10 bis 18.30 Uhr) sowie unter Tel 0209 – 40 97 200.

21 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Calligraffiti des Berliners Stohead

'Stop' im Alten Wartesaal

„Papillon“ ist der Titel dieser Arbeit von Stohead, dessen Ausstellung „Stop“ am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr im Alten Wartesaal des Bahnhofs Herne eröffnet wird.

Mit „Stop“, der neuen Ausstellung im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, präsentiert der Herner Verein Pottporus, seit seiner Gründung 2007 der Hip Hop Kultur und den Urban Arts verpflichtet, ab 26. April 2024 Werke des Berliner Künstlers Stohead, einem prominenten Vertreter der Stilrichtung Calligraffiti. Kalligrafie, Graffiti-Writing und Tagging, abstrakte Malerei – Stoheads Werke vereinen Text und Bild zu großformatigen, kontrastreichen Leinwänden. Dabei mag das Auge sich nicht so recht entscheiden, welchen Aspekt es zuerst fokussiert: Möchte es lesen oder betrachten? Die Qualität von Stoheads Arbeiten ergibt sich aus dem Spiel exakt geplanter kompositorischer Entscheidungen und schneller malerischer Gesten, die einen eindrucksvollen Bildrhythmus erzeugen und gleich wieder auflockern. Stohead, geboren als Christoph Häßler in Schwäbisch-Hall, trat in den späten 1980er Jahren erstmals als Graffiti-Künstler in Erscheinung. Tätig u.a. in Hamburg und jetzt in Berlin, entwickelte er seinen technisch komplexen Stil des Calligraffiti immer weiter und gilt heute als wichtiger Vertreter der Gattung Nach der Vernissage am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr ist die Ausstellung „Stop“ noch bis zum 26. Mai 2024 immer von Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 14 und 18 Uhr im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, Konrad-Adenauer-Platz 4, geöffnet. Der Eintritt ist frei.

seit 16. Mai

Sonntag, 19. Mai

Cover Art und Photo Design in Oberhausen

Aubrey Powell & Storm Thorgerson

Cover zum 10cc-Album „Look Hear?“

In der Ludwig-Galerie Schloss Oberhausen, Konrad-Adenauer-Allee 46, wird am Samstag, 20. Januar 2024, um 19 Uhr die Ausstellung „Hipgnosis.Breathe“ eröffnet. Kuratiert vom Studio-Gründer Aubrey Powell sowie John Colton von der Berliner Browse Gallery zeigt die Schau anlässlich des Jubiläums von „The Dark Side oft he Moon“ noch bis zum 20. Mai 2024 Album Cover Art und Photo Design des legendären britischen Fotodesign-Studios. Hipgnosis, gegründet von Aubrey Powell und Storm Thorgerson, gestaltete zwischen 1967 und 1984 mehr als 400 Plattencover für internationale Bands und Musiker. Zahlreiche Motive gehören zu den Ikonen der Musikgeschichte und haben heute Kultstatus. Neben Entwürfen für Pink Floyd, mit deren Bandmitgliedern die beiden Designer eng befreundet sind – „The Dark Side of the Moon“ feiert gerade seinen unglaublichen 50. Geburtstag – erlangten auch Gestaltungen zu „Houses of the Holy“ und „Presence“ von Led Zeppelin, „Elegy“ von The Nice und „Deceptive Bends“ von 10cc sowie viele weitere Designs Weltruhm. Powell und Thorgerson benannten ihr Atelier nach einem Schriftzug, den Syd Barrett von Pink Floyd über ihre Studiotür gesprüht haben soll. Die widersprüchliche, ironische Vereinigung der Bedeutung von Hip – neu, cool, trendy – und Gnosis – altgriechisch für Wissen – passten zu ihren neugedachten Ansätzen. Ähnlich paradox und humorvoll waren ihre Designideen. Im Gegensatz zu anderen Büros arbeiteten sie nur selten mit Porträtaufnahmen der Musiker. Eine Ausnahme bilden die Alben Peter Gabriel I–III, die heute besser bekannt sind unter den Namen ihrer Gestaltung: Car, Scratch und Melt. Viele LP-Hüllen sind deutlich inspiriert von surrealistischen Kunstwerken, in denen sich rätselhafte Momente finden. Einige Motive entstehen durch Experimente mit der Technik der Polaroid-Fotografie, andere durch Assoziationen mit den Albumtiteln. Hinter den endgültigen Aufnahmen verbergen sich häufig ganze Geschichten und ungewöhnliche Begebenheiten. Die Oberhausener Ausstellung geht diesen nach, indem sie die wichtigsten Designs des Duos vereint und in beeindruckender Weise auf über 120 großformatigen limitierten Fine Art Prints und Fotografien präsentiert. Zum Teil handelt es sich dabei um Entwürfe, die nicht realisiert worden sind. Außerdem sind mehr als 20 originale Plattenhüllen zu sehen. Ergänzt werden diese Exponate durch den neuen Dokumentarfilm „Eclipse“ von Aubrey Powell für Pink Floyd anlässlich des 50. Jubiläums von „The Dark Side of the Moon“ sowie durch einen Soundwalk, der die Musik vor den Designs erlebbar macht. Ausführliche Informationen zum Begleitprogramm der Ausstellung sowie zu den museumspädagogischen Angeboten gibt’s im Netz unter ludwiggalerie.de. Die Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr; feiertags sowie Pfingstmontag geöffnet, montags geschlossen. Öffentliche Führungen beginnen an jedem jeden Sonn- und Feiertag jeweils um 11:30 Uhr, sonntägliche Kuratorinnenführungen mit Dr. Sarah Hülsewig beginnen jeweils um 15 Uhr am 4. Februar 2024, 17. März 2024, 14. April 2024 und 19. Mai 2024. Zur Ausstellung ist ein 16-seitiges Booklet mit einem Text von Dr. Sarah Hülsewig erschienen, das für fünf Euro an der Museumskasse erhältlich ist. Der Eintritt kostet acht, ermäßigt vier Euro, Familien (zwei Erwachsene plus Kinder) zahlen zwölf Euro. Ab 15. März 2024 ist zur Ausstellung „Planet Ozean“ ein Kombiticket mit dem Gasometer Oberhausen für 17 Euro erhältlich.

11:30 Uhr

Jörg Lippmeyer im Sodinger Kunstpunkt

'Stop Look And Listen'

'Stop Look And Listen' – Jörg Lippmeyer stellt im Sodinger Kunstpunkt aus.

„Wir sollten viel öfter etwas tun, das kein Ziel verfolgt, keine Eile hat und sich nicht lohnen muss ...“ lautet das Motto auf seiner Homepage. Für ihn selbst hat es offenbar keine Gültigkeit, denn der 1954 in Wanne-Eickel geborene Jörg Lippmeyer, der sich als „Maler“ versteht, ist unermüdlich in den unterschiedlichsten künstlerischen Genres unterwegs. 1976 in Dortmund zum Grafikdesigner ausgebildet malt er vornehmlich in Acryl und Öl auf Leinwand, in den letzten Jahren vor allem unter dem Label „New Pott Art“ äußerst farbenfroh in der plakativen Pop-Art-Manier des US-Amerikaners Robert Indiana. Aber auch die Farb- und Formexperimente des Bottropers Josef Albers finden sich gespiegelt in ganz unterschiedlichen Werken Lippmeyers, die den Betrachter suggestiv beeinflussen. Wie jetzt im Mittelteil der Ausstellung „Stop Look And Listen“ im Sodinger Kunstpunkt des Herner Künstlerbundes in programmatischer Hängung: rechterhand angelehnt an die variantenreiche Sammlung „Die Kunst der Fuge“ Johann Sebastian Bachs, vis-a-vis an der Säule zwei Bilder, die an die expressiven Gitarrenriffs eines Jimi Hendrix erinnern. Zur enormen Bandbreite seines Œuvres gehören auch Aquarelle, Zeichnungen, Grafiken und Monotypien, Mischtechniken, Filzarbeiten, Objekte und sogenannte Bilduren, Bilder an Skulpturen in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer HaWe Hubert. Seit 2024 gehört Lippmeyer zu einer Künstlergruppe, die unter dem Titel „crikraculum“ Objekte und Installationen im Miniaturformat gestaltet. 2015 begann seine Tätigkeit als Zeichner und „Cool Cats“-Karikaturist bei dem Nachrichtenportal „halloherne“. Seit 2020 schließlich hat er mit dem Videoprojekt „Rettet die schönen Wörter“ bei YouTube für erhebliches Aufsehen gesorgt (halloherne berichtete). Jetzt zeigt Jörg Lippmeyer in der Galerie Kunstpunkt neben dem Hochbunker an der Mont-Cenis-Straße rund 25 aktuelle, in 2024 entstandene Bilder, Acryl auf Leinwand, die man auf den ersten Blick unter „New Pott Art“ subsummieren könnte. Wie etwa die vierteilige ABBA-Serie, von der nur noch drei Arbeiten zu sehen sind, da ein Bild bereits vorab verkauft wurde. Beim zweiten Hinsehen offenbaren sich hintergründige Feinheiten etwa in der Serie „Finde deine Mitte“, wo das opake Quadrat stets die Bildmitte sucht und doch nie findet. Oder eine dreiteilige Serie von quadratischen Bildern, in denen die strenge grafische Ordnung durch Farbexplosionen durchbrochen wird. Im mittleren Bild hat der Wanne-Eickeler in England erworbene Farbpigmente des berühmten, leuchtenden Yves-Klein-Blau verarbeitet. Vier ältere Arbeiten ergänzen die aktuellen Werke: zwei „Wächterbilder“ an beiden Stirnseiten, Öl-Pastell-Kreidezeichnungen wie die Aufforderung „Mach mal Pause“ am Kaffeetisch in der Mitte sowie gleich am Eingang eine weitere Text-Bild-Collage unter dem Titel „Hitchcock trifft Picasso“: Auf dem Hintergrund der weißen Friedenstauben des Spaniers und der düsteren Rabenvögel des englischen Filmemachers der Appell „Stopp den Krieg in der Ukraine. Überall“. Die Ausstellung „Stop Look And Listen“, die vom 21. April bis zum 19. Mai 2024 in der Galerie Kunstpunkt, Mont-Cenis-Straße 296 mittwochs und sonntags jeweils zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet hat, soll nicht nur zum Sehen animieren, sondern geradezu zum Zuhören. Weshalb Jörg Lippmeyer auf begleitende Texte verzichtet hat, bei der Eröffnung und in der Folgezeit aber gern für alle Fragen zur Verfügung steht. Zur vom Gitarristen Norbert Müller musikalisch umrahmten Vernissage am Sonntag, 21. April 2024, um 11.30 Uhr spricht Dr. Volker Eichener, Professor der Soziologie und Politologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Vorsitzender des Kulturvereins Hülsmannbrauerei.

15 Uhr

Künstlerin Judith Fait zeigt Werke

Ausstellung 'Eisenblau'

Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“.

Im Schloss Strünkede zeigt Künstlerin Judith Fait ihre Ausstellung „EISENBLAU“. Ab Donnerstag, 14. März 2024, um 18:30 Uhr sind die Motive der Bergbauindustrie und der auf den Zechenhalden wachsenden Pflanzenwelt, zu sehen. Bei einem Pressegespräch am Dienstag (12.3.2024) stellte die Künstlerin zusammen mit Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beilmann vom Emschertal-Museum ihre Ausstellung vor. Der Name „EISENBLAU“ lässt sich auf die handwerkliche Technik zurückführen, mit welcher die Bilder entstanden sind. „Es ist ein eisenbasierter Farbstoff, der an sich gar nicht blau ist. Es sind zwei verschiedene Eisenverbindungen, die man löst und im Dunkeln im richtigen Mischverhältnis zusammenkippt“, erklärte Judith Fait. Das Papier müsse anschließend beschichtet und getrocknet werden. Erst dann könne das Negativ eines Fotos oder eine Pflanze aufgepresst werden. Durch UV-Licht verfärben sich so alle sichtbaren Stellen blau. Die Stärke der Verfärbung hängt von der Intensität der UV-Strahlung und der Dauer des Lichteinfalls ab. Die Ausstellung umfasst Bilder von Fördertürmen, diversen Bergbaugebäuden und verschiedenen Blumen. Durch die gleiche Farbe aller Werke entsteht eine Gesamtharmonie – trotz der stark unterschiedlichen Intensität der Blautöne. Zu sehen ist beispielsweise der sogenannte „Tomson-Bock“, ein dreibeiniges Gerüst in Dortmund. Während die Bauwerke hauptsächlich in Blau auf hellem Hintergrund dargestellt sind, stechen die Blumen in Weiß auf Dunkelblau hervor. „Ich habe vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren angefangen mich mit meiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen“, beschrieb Judith Fait. Ein Teil ihrer Familie sei in Oberbayern im Bergbau tätig gewesen. Aus diesem Grund begann sie sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber nicht nur die Bauwerke haben es der Fotografin angetan, sondern auch die Pflanzenwelt, die sich auf alten Bergbauhalden verbreitet. Diese Motive zeigt sie nun in ihrer Ausstellung. „Wir haben hier eine gute Zusammenstellung“, so Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Es seien viele Motive aus dem Harz, aber auch aus dem Ruhrgebiet abgebildet. Für Kinder und Jugendliche bietet das Emschertal-Museum unter dem Motto „Wir machen blau“ ein Kreativprogramm zur Ausstellung an. Dieses kostet für Kitas und Schulen 30 Euro pro Gruppe oder Klasse. Außerdem gibt es zwei kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche am Samstagnachmittag, 18. Mai 2024, und Donnerstagnachmittag, 23. Mai 2024. Mit Spezialpapier, Licht und Fantasie werden eigene eisenblaue Kunstwerke erstellt. Fragen beantwortet Andrea Prislan unter Tel 02323 / 16 - 23 88 oder per E-Mail. Die Ausstellung kann bis Sonntag, 26. Mai 2024, im Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, besucht werden.

seit 14. März

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren. „Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war. Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“ Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang. „Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben. Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“ „Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“ Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei. Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

seit 16. März

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum

Eröffnung und Vortrag: 'Überleben!'

Das LWL Archäologiemuseum.

Von Donnerstag bis Sonntag, 4. April bis zum 26. Mai 2024, zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben". Als Teil der aktuellen Sonderausstellung "Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“ Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung 'Modern Times' nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen. „Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“ Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“ Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Stalag 326 ("Stammlager") war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art ("Russenlager") im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

seit 4. April

Calligraffiti des Berliners Stohead

'Stop' im Alten Wartesaal

„Papillon“ ist der Titel dieser Arbeit von Stohead, dessen Ausstellung „Stop“ am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr im Alten Wartesaal des Bahnhofs Herne eröffnet wird.

Mit „Stop“, der neuen Ausstellung im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, präsentiert der Herner Verein Pottporus, seit seiner Gründung 2007 der Hip Hop Kultur und den Urban Arts verpflichtet, ab 26. April 2024 Werke des Berliner Künstlers Stohead, einem prominenten Vertreter der Stilrichtung Calligraffiti. Kalligrafie, Graffiti-Writing und Tagging, abstrakte Malerei – Stoheads Werke vereinen Text und Bild zu großformatigen, kontrastreichen Leinwänden. Dabei mag das Auge sich nicht so recht entscheiden, welchen Aspekt es zuerst fokussiert: Möchte es lesen oder betrachten? Die Qualität von Stoheads Arbeiten ergibt sich aus dem Spiel exakt geplanter kompositorischer Entscheidungen und schneller malerischer Gesten, die einen eindrucksvollen Bildrhythmus erzeugen und gleich wieder auflockern. Stohead, geboren als Christoph Häßler in Schwäbisch-Hall, trat in den späten 1980er Jahren erstmals als Graffiti-Künstler in Erscheinung. Tätig u.a. in Hamburg und jetzt in Berlin, entwickelte er seinen technisch komplexen Stil des Calligraffiti immer weiter und gilt heute als wichtiger Vertreter der Gattung Nach der Vernissage am Freitag, 26. April 2024, von 17 bis 21 Uhr ist die Ausstellung „Stop“ noch bis zum 26. Mai 2024 immer von Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 14 und 18 Uhr im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne, Konrad-Adenauer-Platz 4, geöffnet. Der Eintritt ist frei.

seit 16. Mai