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TRainer Kist am Cembalo - 41. Tagen Alter Musik

Musikinstrumenten-Messe

Von Pfeifen und Saiten

Tasteninstrument bei den 41. Tagen Alter Musik

Seit 1976 finden die Tage Alter Musik in Herne statt. Ein fester Bestandteil dieses jährlichen Festivals ist die Musikinstrumenten-Messe. So boten auch die 41. Tage Alter Musik, von Freitag bis Sonntag (11.-13.11.2016), neben der Musik, eine Messe für Kenner der Szene. Werkstätten aus Deutschland und Frankreich präsentierten in diesem Jahr Tasteninstrumente der Alten Musik - samt Zubehör.

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Die Messe gab dem Publikum, das sich aus Liebhabern, Instrumentenbauern und Wissenschaftlern zusammensetzte, einen Überblick über den künstlerischen und technischen Stand historischer Instrumente und ihrer Nachbauten. Cembali, Gotische Orgeln, Übungsorgeln oder auch ein Clavicytherium konnten nicht nur genau in Augenschein genommen, sondern auch bespielt werden. Dazu wurde mit den jeweiligen Erbauern gefachsimpelt.

Rainer Kist am Cembalo - 41. Tagen Alter Musik

Der Cembalobauer Rainer Kist aus Bielefeld war zum ersten Mal in Herne dabei. Er stand mit einem Cembalo-Nachbau aus dem 17. Jahrhundert im Foyer des Kulturzentrums. Sein Instrument, eine Auftragsarbeit für eine Kirche, hat er in über 500 Arbeitsstunden aus Vollholz gefertigt. Für die Herner Fach-Messe hat er sich das Instrument von der Kirche ausgeborgt. "Mein Ziel ist es", sagte er, "ein Instrument so nachzubauen, dass es klingt wie in der damaligen Zeit." Dafür geht er in Museen, studiert die dort stehenden historischen Instrumente und fertigt sich danach Pläne an. Dass das Werkzeug ebenfalls historisch sein muss, versteht sich fast von selbst. "Gehobelt wir nur von Hand, da werden keine Maschinen eingesetzt. Und auch der Leim, entspricht der damaligen Zeit: Knochenleim", sagte Kist.

Orgelbaumeister Georg Schloetmann - 41. Tagen Alter Musik

Weiter hinten im Foyer steht Orgelbaumeister Georg Schloetmann mit einer Übungsorgel. Die hat acht Pfeifen und nur ein Register und ist damit reduziert auf das Nötigste. "Die ist ideal, um damit zuhause zu üben", sagte Schloetmann. Große Orgeln werden heute nur noch selten in Auftrag gegeben. Aufträge seiner Traditionswerkstatt -E.Hammer, Hannover - sind heute eher kleinere Nachbauten. Der Großteil der Arbeit bestehe in der Restauration von Instrumenten, zum Beispiel aus der Nachkriegszeit.

Stefan Keppler, Gotik Orgelen - 41. Tagen Alter Musik

Eine ganz andere Art der Instrumente baut der "Wiederholungstäter" Stefan Keppler aus Koetz im Süden Deutschlands. "Ich bin zum 7. Mal in Herne dabei", sagte er. Beim Bau seiner kleinen Gotischen Orgeln hält er sich streng an schriftliche Quellen und ikonografische Darstellungen. "Die sind wirklich detailgetreu." Die Tonumfänge seiner Instrumente orientieren sich an die Bedürfnissse der Literaten des 12.-14. Jahrhunderts. Die kleinen Orgeln baut er zum Teil nach Kundenwunsch. Hilfreich ist dem Orgelbauer seine Erfahrung als Mittelalter-Musikant in seinem Ensemble Wolkenstayn-die Lebensfreude des Mittelalters.

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Besucher der MusikinstrumentenMesse - 41. Tagen Alter Musik

"Das Interesse an der Messe könnte größer sein", sagte alle Aussteller unisono. "Aber wir sind ja auch sehr speziell". Vor den einzelnen Konzerten fülle sich das Foyer jeweils etwas mehr, sagte sie. Zu schaffen machte den empfindlichen Instrumenten allerdings nicht die geringe Besucherzahl, sondern die trockene Luft. So hatte sich das Cembalo von Rainer Kist in den Tagen der Messe schon leicht verzogen und muss sich an seinem eigentlichen Standort, der Kirche, erst wieder akklimatisieren, bevor es nachgestimmt wird. Auch die Orgel von Schloetmann gab "hin und wieder einen kleine Heuler von sich. die Pfeifen bekommen Luft, obwohl wir nichts dazu tun. Das ist halt ein Nebeneffekt der trockenen Luft."

Gotik Orgeln - 41. Tagen Alter Musik
| Autor: Carola Quickels