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Dechant Christian Gröne. (Archivfoto)

Ostergruß von Dechant Christian Gröne

Gut erinnere ich mich, wie sehr ich mich als Dortmunder Junge freute, nachdem ich erstmals mit den Eltern auf dem Florian, dem dortigen Fernsehturm, gewesen war: Seitdem hat es mich immer wieder in den Bann gezogen, wenn ich oben von einem Turm aus weit ins Land hinausschauen kann. Mit Aussicht von oben sieht alles anders aus. Ist nicht Ostern wie ein Aussichtsturm über den Tod hinaus? Hinaus über all das, was ich in dieser Welt oft als einengend erlebe. Wo meine Hoffnung so oft verdeckt wird von Unrecht und Hass, Gewalt und Tod? Die Aussicht, die Ostern schenkt, tut gut. Ich denke an die alte Frau in einem unserer Seniorenhäuser, die ich regelmäßig besuche: Sie hat keine wirkliche Lust mehr zu leben.

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Sie sagt ganz ehrlich, dass Altwerden nicht nur schön ist, dass sie sich immer häufiger nach dem Sterben sehnt in der Hoffnung, der Tod möge wie eine Erlösung sein. Nur – so frage ich dann: Ist der Tod wirklich eine gute Aussicht? Er zerstört doch das Leben und die Beziehungen, die mich tragen. Wichtiger als die Aussicht auf den Tod ist doch die Aussicht auf ein Leben, das über den Tod hinausgeht. Der Apostel Paulus kommt in seinem ersten Korinther-Brief auf die Aussicht zu sprechen, mit der alle, die an Christus glauben, durchs Leben gehen dürfen: "Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als Erster der Entschlafenen. Denn wie durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt durch Jesus die Auferstehung der Toten ..." (1 Kor 15, 20f.)

Wie aber soll das mit der Auferstehung sein? Mir geht es da wie Ihnen, die Sie diese Zeilen lesen: Ich weiß es nicht genau. Von oben, vom Aussichtsturm kann ich nicht alles haargenau erkennen. Entscheidend ist für mich auf dem Aussichtsturm aber, dass ich dort viel weiter sehen kann als von unten, eben: dass ich Aussicht habe. Ostern schenkt mir Aussicht: Dass der Tod nicht das letzte Wort haben wird. Und dass ich am Grab eines lieben Menschen nicht ohne Hoffnung stehen muss. Ostern gibt mir Aussicht auf den Gott, der der Freund des Lebens ist: Wir sterbliche Menschen haben in Gott einen Freund, der uns neu schaffen wird – so, wie wir noch nie zuvor gewesen sind. Der Tod ist für uns zwar das Ende der Wegstrecke hier in dieser Welt – aber zugleich ist er ein völlig neuer Anfang, gemeinsam mit unserem besten Freund, mit Gott.

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Bin ich dann aus der Höhe des Aussichtsturms wieder herabgestiegen, sehe ich die Welt unten anders als zuvor. Jetzt weiß ich, dass es mehr gibt als das Beengte unten, mehr als das, was ich jetzt gerade wahrnehme. Gott ist der Freund des Lebens auch heute schon, auch vor dem Tod, selbst wenn ich das längst nicht immer sofort erfahre. Das macht mir Mut, nach neuen Aussichten zu suchen – für mich selbst und für jeden Menschen, sei er nun im Pflegeheim, sei er auf der Flucht oder sei er ein Opfer der Gewalt beispielsweise in Syrien. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Osterfest.

| Autor: Christian Gröne