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Innenminister Ralf Jäger (l.) mit Straftatenliste.

Hilfsprogramm wurde ausgeweitet

Intensivtäter in Herne sollen Kurve Kriegen

NRW Innenminister Ralf Jäger stellte am Mittwoch (17.8.2016) das Hilfsprogramm Kurve Kriegen für jugendliche Intensivtäter im Bochumer Polizeipräsidium vor. Kurve Kriegen gibt es seit 2011. Hierbei geht es darum, jugendliche Intensivtäter mit Hilfe von Sozialarbeitern wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Bis jetzt haben acht Kommunen an dem Projekt teilgenommen. Jetzt wurde es ausgeweitet: Herne nimmt neben Bochum und Witten ebenfalls teil.

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Frank Dudda.

"Wir sind seit über 15 Jahren mit einem Präventionskonzept in diesem Bereich unterwegs", sagte Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda zu halloherne. "Wir haben aber jetzt festgestellt: kriminelle Karrieren beginnen immer früher. Wir haben sechs Familien für dieses Projekt gewinnen können. Da sind die Kinder neun bis 13 Jahre alt. Das zeigt, dass hier eine wichtige Lücke geschlossen werden konnte", so Dudda.

Bochums Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier, Ralf Jäger.

Innenminister Jäger veranschaulichte die kriminelle Karriere eines jugendlichen Intensivtäters, indem er einen Computerausdruck ausrollte, auf dem die Taten des Jugendlichen aufgelistet waren. "Der Junge ist 1997 geboren, er hat bereits über 100 Menschen etwas angetan", so Jäger. Der Jugendliche ist nicht im Programm Kurve Kriegen. "Der Staat muss vermutlich 1,7 Millionen Euro für den jungen Mann aufbringen, in Form von Haft und Resozialisierungen", sagte der Innenminister. "Die jugendlichen Intensivtäter zwischen acht und 20 Jahren machen nur sechs Prozent der Tatverdächtigen aus, sind aber für 40 Prozent der Taten verantwortlich", sagte Jäger. Die Täter werden pädagogisch betreut und bekommen unter anderem Anti-Aggressions-Trainings.

Mit jugendlichen Intensivtätern meint der Minister nicht Kinder, die immer wieder klauen, sondern junge Menschen, die "immer wieder prügeln, rauben und erpressen. Das sind Mädchen, aber vor allem Jungen, die am Scheideweg stehen. Sie versinken entweder in dem Strudel von Straftaten oder kriegen in der Tat die Kurve", so Jäger.

Für das Projekt Kurve Kriegen arbeiten pädagogische Fachkräfte. "Sie sind in die Arbeit im Polizeipräsidium hier in Bochum eingebunden", sagte Ralf Jäger. Diese Konstellation sei bundesweit einmalig, so der Innenminister: "Sie kümmern sich um Intensivtäter im Alter von acht bis 13 Jahren, die strafunmündig sind."

Joachim Wiegold.

Joachim Wiegold ist Polizeibeamter in Bochum und zuständig für die Tätergruppe: "Unser Team sucht die Jugendlichen heraus, die in das Programm passen könnten." Die Beamten suchen dann den Kontakt zu den Familien der Jugendlichen. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir von den Eltern größtenteils mit offenen Armen aufgenommen worden sind", so Wiegold.

Peter Kranke.

Ist der Kontakt hergestellt - und die Eltern sagen ihre Mitarbeit zu - kommen die Sozialarbeiter wie Peter Kranke - zum Einsatz. "Ich stelle zunächst einmal klar, dass ich kein Polizist bin, sondern Sozialarbeiter. Ein Polizist hat eine Strafverfolgungspflicht und ich habe eine Schweigepflicht. Wenn das den Familien klar ist, kann auch Vertrauen entstehen", so Kranke. "Kein Jugendlicher wird mir erzählen, was er für einen Unsinn macht, wenn er denkt, dass ich das den Kollegen weitererzähle."

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Zum Kurve Kriegen Email-Kontakt.

v.l. Ralf Jäger, Frank Dudda.
| Autor: Patrick Mammen