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Ernährung: Fleisch oder Grünzeug?

Gesunde Ernährung

Neulich hörte ich im Radio, wie die Gesundheitsredakteurin Schreckliches verkündete: Der deutsche Durchschnittsbürger verzehrt pro Jahr 87 kg Fleisch. Das sind etwa 250 g pro Tag. So ganz viel ist das gar nicht, mit zwei Curry-Würstchen hat man dieses Limit schon fast erreicht. Was mich dann aber doch erstaunte war nicht diese Nachricht. In einem Nebensatz ließ die Redakteurin einfließen, dass eine vegetarische und sogar eine vegane Ernährung gesund seien, ganz so, als seien das unzweifelhafte Grundtatsachen.

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Daran sieht man mal wieder, wie Journalisten mit begrenztem Hintergrundwissen Gefahr laufen, Klischees zu verbreiten. Eine normale und ausgewogene vegetarische Ernährung dürfte sicher völlig unproblematisch sein. Eine weltanschaulich aufgeblasene Ernährungsideologie wie das Veganertum wie selbstverständlich als gesund einzustufen, halte ich jedoch für höchst fragwürdig. In kaum einem Bereich des Ernährungsmarktes tummelt sich die chemische Industrie so ausgelassen wie bei den Produkten für Veganer. Wer glaubt, man könne veganen Schnitzel- und Filet-Ersatz ohne Einsatz chemischer Tricks herstellen, ist naiv. Ebenso ist die Substitution von Grundstoffen, die in rein pflanzlicher Nahrung nicht enthalten sind, ohne den Einsatz von Chemie unmöglich. Freilich, nicht jede Form von Chemie ist gesundheitlich problematisch. Überhaupt, das Zubereiten einer Mahlzeit ist immer der Einsatz chemischer und physikalischer Prozesse. Durch Hitze werden viele Naturstoffe verändert, manche gar zerstört. Der Einsatz von Gewürzen ist Chemie, nichts anderes.

Nur, unser Organismus ist ein hochkomplexer Apparat, in dem multiple chemische und physikalische Prozesse ablaufen. Dieses Räderwerk hat die Natur in vielen Millionen von Jahren konstruiert. Dabei hat sie jedes Lebewesen in optimaler Weise an sein Biotop angepasst. Für ein Pferd oder ein Rind ist eine ausschließlich vegetarische Ernährung normal. Einen Tiger kann man mit Salat und Grünkern sicher nicht gesund erhalten.

Man sollte außerdem nicht verkennen, dass Begriffe wie Freundlichkeit, Mitgefühl, Ehrlichkeit und Anstand in der Natur nicht vorkommen. Das sind rein menschliche Werte. Neulich sah ich in einem Tierfilm über Afrika, wie Hyänen eine noch lebende Antilope fraßen, der sie zuvor die Beine gebrochen hatten. Die Hyänen machten nicht den Anschein, als hätten sie dabei moralische Bedenken.

Wenn man sich fragt, welche Ernährungsform für den Menschen natürlich ist, sollte man überlegen, wie das ursprüngliche Biotop des Menschen ausgesehen haben mag. Landläufig wird der Mensch in seiner Urform gerne als Jäger und Sammler gesehen. Während evolutionärer Abläufe ist auch das ein Klischee, das einer genauen Betrachtung nicht standhält. Zu dem Zeitpunkt, als die Evolution unseren Stoffwechsel fertig entwickelt hatte, war der Mensch gewissermaßen ein nackter Affe, mehr nicht. Er verfügte nur über die Werkzeuge seines Körpers, also Arme mit Händen, Beine mit Füßen und ein Gebiss. Kleidung und Werkzeuge sind Entwicklungen einer Zivilisation, mit deren Hilfe sich der Mensch den Zwängen der Natur entziehen konnte.

Schaut man sich den menschlichen Körper an, wird einem schnell bewusst, dass das Ruhrgebiet nicht das natürliche Biotop des Urmenschen war. Hier ist es für den nackten Affen schlicht zu kalt. Das menschliche Gebiss ist auch nicht sehr geeignet, einen Büffel zu zerfleischen. Um ein Karnickel zu fangen, dürften auch sportlich gestählte Urmenschen zu langsam gewesen sein. Das ursprüngliche menschliche Biotop musste also das ganze Jahr über warm sein und über eine reichliche Flora und Fauna verfügen, wie sie in der Nähe des Äquators vorkommt. Bei Betrachtung des menschlichen Stoffwechsels fällt zudem auf, dass wir auf die Zufuhr bestimmter essentieller Aminosäuren angewiesen sind, die nur in tierischen Organismen hergestellt werden. Es ist also anzunehmen, dass unsere Vorfahren sich überwiegend von pflanzlichen Rohprodukten ernährt haben. Ihr Jagdinstinkt dürfte sich auf das Fangen von Fröschen und ähnlichem Kleingetier beschränkt haben. Wenn sie aus einem Bienenstock die Waben mit Honig erbeutet haben, war ihnen die eine oder andere ausgebrütete Made sicher willkommen.

Es ist richtig und im Grunde banal, dass unser Organismus nicht an eine Überversorgung mit Fleisch von Säugetieren angepasst ist, wie wir sie heutzutage vielfach praktizieren. Ein Anteil von circa 10 Prozent tierischer Produkte in unserer Nahrung sind absolut ausreichend. Vergiften wird man sich mit moderater Zufuhr von Schinken und Wurst jedoch auch nicht. Und ehrlich, an eine Ernährung, wie die der Menschen im Entwicklungsstadium des nackten Affen könnte ich mich nur schwer gewöhnen.

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Wer aus welchen weltanschaulichen Gründen auch immer sich vegan, koscher oder sonst wie ernähren möchte, soll das tun. Er soll mir nur nicht seine Ernährungsvorstellungen unter dem Deckmantel der Gesundheit unterjubeln.

| Autor: Dr. Gerd Dunkhase von Hinckeldey