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Eislaufen am Hoelkeskampring 1954.

Eislaufen statt Fußball

Am Donnerstag (19.1.2017) warnte die Stadtverwaltung an dieser Stelle davor, Eisflächen auf Gewässern zu betreten, da die Eisschichten bei weitem noch nicht ausreichen, um einen Menschen zu tragen. halloherne-Fotograf Stefan Kuhn hat sich aus diesem Anlass in die Tiefen der Archive begeben: Im Januar 1954 erfasste eine Kältewelle Europa: in einer mehrwöchigen Frostperiode, die bis in den Februar dauerte, sanken die Temperaturen auch in Herne auf minus 15 Grad. 17 Tage in Folge herrschte in unserer Stadt Dauerfrost. Auf dem Rhein-Herne-Kanal wurde die Binnenschifffahrt eingestellt, die Schiffe lagen in den Häfen fest.

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So sah es 1954 auf dem Rhein-Herne-Kanal aus.

Auch der Bahnverkehr war betroffen. Allein die 90 Weichenheizungen im Herner Stadtgebiet verschlangen täglich eine Tonne Brikett, um nicht einzufrieren. Brände infolge überhitzter Öfen und geplatzte Wasserleitungen beschäftigten in diesen Tagen wiederholt die Feuerwehr. Unter der Überschrift Eisdecke im Hafen und auf dem Schloßteich war in der Herner Zeitung vom 27. Januar zu lesen: „Der Rodelschlitten ist gegen Schlittschuhe eingetauscht worden und auf dem Teich am Schloss Strünkede haben die Schulbuben die Eisdecke längst auf ihre Festigkeit überprüft. Zwar drohen noch die Verbotsschilder und von Seiten der Stadt fehlt es auch nicht an mahnenden Stimmen, aber unsere Jungen glauben, dass in diesem Fall die Vorsicht doch etwas übertrieben sei.“

Eiszeit 1954 in Herne.

Am Tag zuvor gab Stadtdirektor Wilhelm Grobe der Feuerwehr den Auftrag, eine Eisbahn anzulegen. Dazu wurde der städtische Sportplatz an der Düngelstraße unter Wasser gesetzt. Um 13 Uhr rückte die Feuerwehr an und wenige Stunden später stand die Eisfläche - zur Freude der Jugendlichen. Der 1930 eingeweihte Fußballplatz, auf dem DJK Elmar und der BV Herne-Süd spielten, erfuhr während des zweiten Weltkrieges enorme Schäden und war in der Nachkriegszeit als "Aschenkippe" bekannt. Der Sportplatz wurde zur Schlittschuhbahn und zum „Tummelplatz der Herner Jugend“. Der Herner Stadtanzeiger notierte dazu: „Da wird geschlindert und Schlittschuh gelaufen. Ja, sogar komplette Eishockey-Teams haben sich zusammengefunden und tragen ihre Wettkämpfe aus…“

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Das historische Aufmacher-Foto aus dem städtischen Bildarchiv zeigt den Blick vom späteren Hölkeskampring über den zugefrorenen Sportplatz von "Elmar" und "Herne-Süd" in Richtung katholischem "Dreiklang" Vereinsheim St. Joseph, Antonius-Waisenhaus und Herz-Jesu-Kirche. Vor dem Vereinshaus verläuft heute die Franz-Düwell-Straße, auf dem Sportplatz stehen Eigentumswohnungen (ehemalige Heiland-Mitarbeiter-Wohnungen). Auf den Fotos aus der WAZ ist der Moment festgehalten, als die Feuerwehr unter dem Blick zahlreicher Schüler den Platz flutete.

| Autor: Stefan Kuhn