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Ulrike.

Aktionstag Glücksspielsucht

Der bundesweite Aktionstag Glücksspielsucht findet in diesem Jahr am Mittwoch, 28. September 2016, statt. In Herne nimmt die lokale Selbsthilfegruppe daran teil. "Ich werde am Mittwoch von 15 bis 21 Uhr in der Lebenshilfe Herne an der Viktor-Reuter-Straße 19 sein, um dort mit Betroffenen in Kontakt zu kommen", sagte Ulrike, die Gründerin der Gruppe. Ulrike ist selber glücksspielsüchtig aber seit zwei Jahren spielfrei. "Ich habe sieben Jahre lang selber gespielt und habe es nach zwei stationären Rehas geschafft, nicht mehr zu spielen", so Ulrike.

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Es ist wie bei den trockenen Alkoholikern, man muss immer aufpassen, dass man nicht wieder abrutscht.". Die Herner Gruppe hat außer Ulrike noch fünf weitere Mitglieder, alles Männer. An dem Aktionstag wird auch ein Suchtberater der Diakonie anwesend sein, "wer will kann sich dann mit ihm unterhalten", sagte die 58-Jährige. "In der Gruppe ist ein großes Vertrauensverhältnis entstanden. Wir kennen uns alle mittlerweile so gut, dass über alles gesprochen wird." So sind einige Mitglieder rückfällig geworden, doch "sie wissen, dass in der Gruppe darüber frei gesprochen werden kann. Heimlichtuerei ist bei uns nicht nötig.

Glücksspielsucht sei in der Gesellschaft nicht so akzeptiert, wie zum Beispiel Alkoholismus. "Wir hören oft: Warum lässt du das nicht einfach sein, da dauernd zwei Euro in den Automaten zu werfen." Der Süchtige habe die Kontrolle verloren, so Ulrike. "Ich habe mir selber immer wieder vorgenommen, nicht zu spielen. Nach der Arbeit bin ich dann aber aus dem Zug am Bahnhof Herne gestiegen und direkt in die Spielhalle gegangen. Man ist da wie fremdgesteuert."

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Ihr ging es noch nicht einmal darum Geld zu gewinnen. Das Spielen war eher eine Flucht. "Viele, viele Monate habe ich gedacht, ich kann hier alles hinter mir lassen, ich fühlte mich wie unter einer Käseglocke", so Ulrike. "Es war super, irgendwann hat sich das Gefühl aber verändert. Ich habe über sieben Jahre jeden Monat zwischen 500 und 600 Euro verspielt." Irgendwann hat sie erkannt, dass es so nicht weitergehen kann. Ihr Glück sei damals gewesen, dass sie keinen Überziehungskredit bekommen habe. "Meine Bank konnte genau sehen, wo ich Geld abgehoben habe. Damals standen auch in den Spielhallen Geldautomaten. Mein Sachbearbeiter hat den Kredit nicht genehmigt." Dann sei sie wach geworden. "Ich bin zu meiner jüngsten Schwester gegangen und habe mich geoutet. Sie ist dann erst einmal mit mir Lebensmittel einkaufen gegangen. Ich hatte kein Geld mehr, auch nicht für die Miete." Sie holte sich Hilfe bei der Diakonie. Seitdem ist Ulrike spielfrei. Die Selbsthilfegruppe trifft sich jeden Mittwoch von 19.15 bis 20.30 Uhr bei der Lebenshilfe, Viktor-Reuterstraße 19. Kontakt zu Ulrike: 0178 / 2327306

| Autor: Patrick Mammen