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Die Crator Stage.

Erlebnisbericht der Festival-Reporterin Daniela Arndt

30 Jahre Rock am Ring

Rock am Ring fand am Wochenende (5. bis 7. Juni 2015) zum 30. Mal statt. Der Veranstaltungsort war dafür zum ersten Mal der Flugplatz Mendig, und nicht wie gewohnt der Nürburgring. Headliner waren unter anderem die Toten Hosen, The Prodigy und die Foo Fighters. 90.000 Fans waren da, um das Festival zu feiern - darunter auch viele aus dem Ruhrgebiet.

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Tag 1: Mittwoch (3. 6.2015) - Anreise

Schon am Mittwoch Abend war es voll auf den Parkplätzen. Glück hatte, wer eine Ausfahrt weiter gefahren ist, denn von dort aus kam man zu Parkplätzen, die näher am Campinggelände lagen. Der Weg zum Gelände war beschwerlich, da die Veranstalter Schotter auf der Erde verteilt hatten, um Schlamm vorzubeugen. Diverse Karren und Bollerwagen gingen unterwegs kaputt, immer wieder lagen einzelne Räder auf dem Weg. Voll bepackt mit Zelten und Ausrüstung dauerte die Strecke bis zum Einlass etwa eine halbe Stunde.

Tätowierungen sah man fast an jedem bei Rock am Ring.

Nachdem man sein Festival-Bändchen erhalten und die Taschenkontrolle passiert hatte, ging es auf Zeltplatz-Suche. Diese gestaltete sich jedoch schwierig, da auch auf dem Campinggelände eigentlich schon alles voll war. Viele liefen planlos umher, während es langsam dunkel wurde. Dabei zeichnete sich eine allgemeine Verärgerung über die knappe Platz-Bemessung ab. Einige reservierten große Flächen für Freunde, oder hatten drei Pavillons aufgebaut. Letztlich fanden dann doch alle, die Mittwoch angereist waren, noch einen Platz für ihr Zelt. Der Zusammenhalt der Festival-Fans zeigte sich schon hier. Zelte wurden noch zwischen andere gequetscht, man rutschte, man teilte sich die Pavillons, so dass schließlich alle einen Platz zum Schlafen hatten.

Tag 2: Donnerstag (4. 6.2015) - Probleme auf dem Camping-Gelände

Am Donnerstag - dem Feiertag kamen die meisten Besucher. Bei etwa dreißig Grad Celsius mussten viele allerdings lange auf Zeltplätze warten. Über die Nacht auf Donnerstag mähten die Bauern ihre Felder, um mehr Platz für die Camper zu schaffen.

Devil Horns - die am meisten genutzte Geste bei Rock am Ring.

Wartezeiten gab es nicht nur bei den Zeltplätzen. Auch an den Ausgabestellen für Wasser bildeten sich lange Schlangen. Bis zu zwei Stunden warteten die Leute darauf, ihre Kanister auffüllen zu können. Manche holten sich Stühle, um in der Hitze nicht stehen zu müssen. Auch bei den Toiletten ergaben sich Wartezeiten von einer halben Stunde. Dafür waren die Toiletten jedoch gut ausgestattet, mit Waschbecken und Spülung, und wurden regelmäßig geputzt.

Schilder basteln war eine beliebte Aktivität bei Rock am Ring.

Trotz der Probleme war die Stimmung aber schon am Donnerstag ausgelassen. Flunky-Ball-Turniere wurden auf fast jedem Weg ausgetragen, von überall tönte verschiedene Musik, und die Leute nahmen die Schwierigkeiten gelassen. Die meisten Fans dekorierten ihre Pavillos und bastelten Schilder. Andere hatten ihre Gitarren mitgebracht und spielten beim Grillen.

Tag 3: Freitag (5. Juni) - Festival-Auftakt

Zum Festival-Auftakt am Freitag waren die Temperaturen extrem hoch. Dreißig Grad Celsius und wärmer holten die Menschen früh aus ihren Zelten. Einige nutzten die frühen Stunden zum Duschen. Drei Euro kostete ein Dusch-Gang. Dafür waren die Duschen aber ordentlich, in einem großen Zelt mit einzelnen Kabinen.

Das Festival-Gelände war im Gegensatz zum Camping-Gelände sehr weitläufig und gut geplant. Durch die Größe entstand kein Gedränge. Außerdem verteilten sich die Stände gut über die ganze Fläche. Es gab gratis Getränke, Sonnenbrillen und Klebe-Tattoos. Die drei Bühnen waren recht nah beieinander, aber nicht so, dass die einzelnen Konzerte durch andere Musik gestört wurden. Die Hauptbühne, die Volcano-Stage hieß, war direkt beim Nordeingang. Links davon lag die Crator-Stage, auf der kleinere Bands spielten. Rechts von der Volcano-Stage gab es dann noch das Alternatent, ein Zelt, wo Alternative Rock von kleinen Bands gespielt wurde.

Die Fans hoben einander auf die Schultern, um besser sehen zu können.

Die Donots eröffneten das Festival auf der Volcano Stage, und sofort war die Stimmung gut. Die deutsche Band machte sich, wie auch später die Toten Hosen, gegen Nazis stark, was die Menge mit Jubel und Applaus belohnte. Trotz der Hitze blieb es den ganzen Tag über voll an der Volcano-Stage. Nach weiteren kleineren Bands wie Yellow Card, Bad Religion, A Day To Remember und den Broilers spielte dann der erste Headliner Rise Against, gefolgt von der zweistündigen Show der Toten Hosen.

Während der Shows reichten die Ordner immer wieder Wasser in die Menge. Außerdem teilten die Besucher, was sie hatten: Sonnencreme, Wasser, Essen. So hatte die Menge genug Kraft, sich bei jedem neuen Act von der Bühnenshow mitreißen zu lassen und mitzuspringen, -singen, -tanzen und -schreien.

Die Toten Hosen veranstalteten eine große Show mit Pyro-Technik und Konfetti.

Die Toten Hosen schlossen den Freitag mit einer großen Show mit Pyro-Technik und Konfetti ab. Passend zum Ende des Konzertes kam dann der Platzregen, der eigentlich für Samstag angesagt war. Mit dem Regen kam auch das Gewitter und der Sturm, der viele Pavillons zum Einsturz brachte. Vom Gewitter selbst bekamen die meisten nicht viel mit und erfuhren erst am nächsten Morgen, wie groß letztlich das Ausmaß war.

Tag 4: Samstag (6. Juni) - Der Tag nach dem Sturm

Am Samstag Morgen zeigte sich das Ausmaß der Zerstörung: defekte Pavillons, eingestürzte Zelte und Müll-Berge mit kaputten Stühlen und anderen Dingen, die unter den zusammengestürzten Zelten begraben worden sind. Nach und nach verbreitete sich auch die Nachricht, dass ein Blitz eingeschlagen war und es Verletzte gab. Die Informationen waren jedoch sehr unterschiedlich. Vom Festival-Team konnte auf Nachfragen hin niemand eine Antwort auf die Frage geben, was genau passiert war. Es hieß jedoch unter den Campern, dass ein Blitz in den Backstage-Bereich eingeschlagen ist, beim VIP-Camping, und dass 30 Menschen verletzt wurden, davon drei schwer.

Die Festival-Besucher feierten ihre Lieblingsbands.

Aufgrund der nächtlichen Ereignisse verbrachten die meisten den Tag damit, aufzuräumen und ihre nassen Sachen irgendwie zu trocknen. Gegen Nachmittag wurde es dann schwül-warm. Die Stimmung auf dem Festival-Gelände konnte das Wetter aber nicht trüben. Neben Royal Republic spielten auf der Volcano-Stage vor allem Slash featuring Miles Kennedy. Während einer beeindruckenden Show rockten sie vor allem auch die alten Songs von Guns'N'Roses, da Slash früher Gitarrist dort war. Headliner am Samstag waren The Prodigy auf der Volcano Stage. Außerdem spielten den ganzen Tag Hip Hop Bands auf der Crator Stage, zum Beispiel Trailerpark, Deichkind und K.I.Z.

Matt Wallst begeisterte mit seiner Band Three Days Grace das gesamte Alternatent.

Tag 5: Sonntag (7. Juni) - Finale

Am Sonntag schien wieder die Sonne, und ein kühler Wind machte den Tag erträglich. Die meisten bauten bereits am Morgen ihre Zelte ab und brachten alles in ihre Autos. Mittlerweile hatte das Festival-Team den Schotter zumindest an den Weg-Rändern weggeräumt, so dass die Wagen einfacher gezogen werden konnten.

Die Besucher sahen sich manche Shows auch bequem von den Wiesen aus an.

So ging es dann ein letztes Mal zum Festivalgelände. Bei vielen machte sich die Erschöpfung durch die letzten Tage bemerkbar. Sie saßen lieber auf der Wiese und sahen die Shows auf den Bildschirmen, anstatt mitten in der Menge zu stehen und mitzufeiern. Auf der Crator Stage spielten am Sonntag Rock und Metal Bands wie Papa Roach, Parkway Drive und Lamb of God.

Die Foo Fighters gaben das Abschieds-Konzert auf der Volcano Stage.

Headliner für die Show zum Abschied waren die Foo Fighters. Sie spielten zweieinhalb Stunden unter einem farblich intensiven Sonnenuntergang und später sternenbehangenen Nachthimmel. Den Einstieg machten Dave Grohl und seine Nirvana-Gedächtnis-Band mit ihrem Hit Everlong. Sonst spielten sie bis auf Wheels alle großen Hits und endeten schließlich mit The Best. Außerdem gaben Dave Grohl und die Gitarristen starke Soli, und einige Cover-Songs, gesungen von Schlagzeuger Taylor Hawkins, zum Besten. Nach den Foo Fighters fuhren viele nach Hause. Die, die bis Montag geblieben sind, blieben hauptsächlich für den zweiten Headliner Slipknot, die noch bis halb zwei spielten.

Fazit:

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Insgesamt hat Rock am Ring den Umzug nach Mendig gut verkraftet, auch wenn es einige Probleme auf dem Camping-Gelände gab. Dafür waren die sanitären Anlagen und der Lidl eine gute Ergänzung zum Festival-Gelände, was gut gemacht war. Musikalisch ist und bleibt Rock am Ring stark. Für Fans der Rock-Musik blieb nichts zu Wünschen übrig.

Der Haupteingang zum Festival-Gelände bei Nacht.
| Autor: Daniela Arndt